Benutzer:B.mcallister/Schwules Wien
Wien ist bekannt als eine Stadt der Musik, als eine Stadt der ausgeprägten Kaffeehauskultur und kann außerdem mit zahlreichen bekannten Sehenswürdigkeiten aufwarten. Darüber hinaus besitzt die österreichische Metropole aber auch eine sehr bewegte schwullesbische Geschichte, denn über Jahrhunderte wurde die Politik, aber auch die Kunst von Homosexuellen geprägt. Heute sind von den etwa 1,7 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen etwa 170.000 lesbisch oder schwul.
Über einen sehr langen Zeitraum war es für Schwule und Lesben nicht möglich, ihre Sexualität öffentlich auszuleben. Dadurch gibt es über lange Strecken der Geschichte nur äußerst wenige Unterlagen von Betroffenen, dafür aber umso mehr wissenschaftliche Untersuchungen bzw. Materialien von Verfolgungsbehörden. In dieser Verbotszeit konnten die Lesben und Schwulen vor allem Nischen rund um den Naschmarkt finden. Hier etablierten sich zahlreiche Lokalitäten, die es teilweise heute noch gibt bzw. die kurzzeitig durch die Boulevardpresse Bekanntheit erlangten.[1]
Der größte Teil der lesbischwulen Betriebe, Lokale und Organisationen hat sich rund um den Naschmarkt im 4., 5. und 6. Wiener Gemeindebezirk angesiedelt, wobei die Konzentration in Mariahilf (6. Bezirk) entlang der Linken Wienzeile zwischen Sezession und Pilgramgasse am stärksten ist.
Organisationen
Aber nicht nur die vielfältigen Lokale sondern auch Institutionen wie die HOSI Wien oder die Rosa Lila Villa sind erwähnenswert. Die Homosexuelle Initiative wurde 1979 gegründet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, homosexuelle Menschen zu beraten, Diskriminierung zu bekämpfen und an der gesellschaftlichen Akzeptanz mitzuwirken. Sie ist auch Herausgeber der LAMBDA-Nachrichten, eine Zeitschrift, die fünfmal pro Jahr erscheint und in allen Szenelokalen Wiens aufliegt. Anfang Juni 2010 übersiedelte die HOSI Wienn in neue Räumlichkeiten in der Nähe des Naschmarkts, wobei das neue Zentrum nach Franz Xaver Gugg benannt wurde, der als langjähriger Förderer der Homosexuellen Initiative Wiens bekannt ist. Ein weiteres Zentrum der schwullesbischen Szene Wiens ist die so genannte "Rosa Lila Villa", die sich an der Linken Wienzeile befindet. Das Haus wurde 1982 von Aktivisten und Aktivistinnen besetzt und nach einer Totalsanierung zu einer Wohn- und Beratungsstelle für Lesben und Schwule ausgebaut. In der Villa ist außerdem das Café-Restaurant Willendorf untergebracht, das sich zu einem beliebten Kommunikationsort entwickelt hat.
Sehr positiv ist auch die Arbeit verschiedenster Instituionen in Wien, die darum bemüht sind, Ungleichbehandlungen von Schwulen und Lesben auf gesellschaftlicher wie auch auch rechtlicher Ebene zu beseitigen. Die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen beispielsweise nimmt sich den Problemen von Schwulen, Lesben, Bisexuellen oder Transsexuellen an und versucht gemeinsam mit ihnen Problemkonstellationen zu besprechen und Anregungen zu geben, um die jeweilige Situation verbessern zu können. Außerdem hilft sie bei Amtswegen oder vermittelt auch zwischen Personen, wobei die Unterstützung kostenlos und anonym ist. Das QWien, das vor 2007 auch unter dem Namen Ecce Homo (Wien ist andersrum) bekannt war, setzt sich sehr stark mit der Schwulen- und Lesbenkultur auseinander. So konnte zum Beispiel das Festival "Wien ist andersrum" aufgebaut werden, bei dem ausschließlich schwule und lesbische Künstler und Künstlerinnen auf der Bühne stehen. Im Herbst 2006 organisierte das QWien darüber hinaus die Ausstellung "geheimsache:leben. Schwule und Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts". Aus der Recherche zur Ausstellung entstand dann die mittlerweile größte Bibliothek Österreichs zur schwullesbischen Geschichte und Kultur.
Szene
Nicht nur das Café Willendorf erfreut sich in der schwullesbischen Szene großer Beliebtheit. In unmittelbarer Umgebung der Villa befindet sich ein großer Teil der einschlägigen Lokalitäten, wo man sich auf einen Melange trifft: So etwa im plüschigen Café Savoy mit seinem gigantischen Spiegel, alten Marmortischen und abgesessenen Stühlen oder auch im Café Berg, das sogar über eine angeschlossene schwullesbische Buchhandlung verfügt. Die Buchhandlung Löwenherz wurde 1993 eröffnet und verfügt heute über mehr als 12.000 Titel, wobei der Schwerpunkt auf Schwulen- Lesben- und Transgenderliteratur liegt. Leckere Cocktails bekommt man in der trendigen Village Bar, ein Szene-Fixpunkt ist auch das Felixx, das mit vorzüglichen Weinen sowie einer ausgewogenen Cocktailkarte punktet.
Nachtschwärmer zieht es dann in die Why Not Clubdisco, die in den 70er-Jahren noch unter dem Namen "Brückenstube" bereits ein echter Geheimtipp war. In ganz neuem Glanz erstrahlt auch das Heaven Vienna, wo auch der jährliche "Rosenball" veranstaltet wird, eine einzigartige Show bietet außerdem "The Circus", Wiens größte Schwulenparty, die in unregelmäßigen Abständen in der Arena stattfindet und wo zahlreiche Top-DJs das tanzwütige Publikum unterhalten.
Einzigartig ist auch das Angebot an schwullesbischen Events in Österreichs Bundeshauptstadt. Jedes Jahr im Juni trifft sich die Szene am Vienna Pride mit seiner bekannten Regenbogenparade. Die Teilnehmer des Umzugs zeigen sich dann in ausgefallenen Outfits und demonstrieren so gegen die Diskriminierung von Homosexuellen bzw. Transgender-Personen. Nach der Parade gibt es dann die Schlusskundgebung am Rathausplatz mit zahlreichen politischen Statements und Live-Musik. Die größte europäische Benefizveranstaltung zugunsten HIV-infizierter Menschen ist der Life Ball, der seit 1992 von Gery Keszler und dem Verein AIDS Life organisiert wird und jedes Jahr unter einem anderen Motto steht. Die schillernde und extravagante Veranstaltung zieht alljährlich zahlreiche prominente Gäste nach Wien und die insgesamt 4000 Ticket sind äußerst begehrte Ware. Die Besucher tragen glamouröse Kostüme, nach der etwa zweistündigen Eröffnungsshow darf man sich dann auf kulinarische Köstlichkeiten und aufregende Life-Acts freuen. Ein weiteres Ballereignis ist der Wiener Regenbogenball, der als das Highlight der Ballsaison für die schwullesbische und Transgender-Community angesehen wird. Der Reinerlös des Abends, der ganz im Zeichen der klassischen Wiener Balltradition steht, kommt dann dem HOSI Wien zugute. Sehr bekannt ist auch das internationale Leder- und Fetischtreffen "Wien in Schwarz", das jedes Jahr um den Nationalfeiertag vom LMC-Vienna veranstaltet wird. Neben der bekannten Leder- und Fetischparty wird den Besuchern aber auch ein buntes Rahmenprogramm geboten. Ein kultureller Höhepunkt ist das Filmfestival "identities", das genderinteressierten Kinobesuchern alle zwei Jahre Filme mit homosexuellem Inhalt mit homosexueller Thematik präsentiert.
Tourismus
Die Wiener haben schwullesbischen Besuchern einiges zu bieten: So gibt es beispielsweise gay-friendly Hotels, Pensionen oder Appartements, in denen sich Homosexuelle nicht befürchten müssen Opfer von Diskriminierung zu werden und auf verschiedensten historisch-schwulen Stadtspaziergängen hat man die Möglichkeit, sich mit der schwulen Geschichte der Bundeshauptstadt auseinander zu setzen. Hier wandelt man dann auf den Spuren von Prinz Eugen von Savoyen, der als der bedeutendste Schwule der österreichischen Geschichte gilt, oder man begibt sich zum Sterbehaus von Franz Schubert, der mehr als zwei Jahre mit dem Dichter Johann Baptist Mayerhofer zusammenlebte.
Eingetragene Partnerschaft
Seit 1. Jänner 2010 gibt es darüber hinaus auch die eingetragene Partnerschaft in Österreich. Aus diesem Grund hat Wien alle Plätze, an denen heterosexuelle Heiraten stattfinden, auch für homosexuelle Paare geöffnet.