Benutzer:Bahnmoeller/Jüdischer Friedhof Jenfeld

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136 Juden haben auf dem kleinen Friedhof Jenfelder Straße in Wandsbek ihre letzte Ruhe finden sollen. Doch davon kann keine Rede sein. Das 1887 angelegte (1942 geschlossene) Areal in unmittelbarer Nähe der Eisenbahnlinie Hamburg-Lübeck ist in der Folge durch Geländeabtretungen und Bebauungen, durch Mißachtung und Verwahrlosung mehrfach in erheblichem Maße entwürdigt und in Mitleidenschaft gezogen worden. Von einst 136 Gräbern sind jetzt nur noch an die 100 auffindbar. [1]


Friedhof Jenfelder Straße Als Nachfolger des alten Friedhofs (an der Königsreihe in Wandsbeck) 1887 eingerichtet, diente der Platz bis 1942 als Begräbnisstätte. Von dem einstigen Grundstück in imposanter Größe und beschaulich anmutender Baumlandschaft ist nur noch eine pflegeleichte Rasenfläche mit einzelnen Originalgrabsteinen und einer Linden-Reihe geblieben. Im Sommer 1887 wurde der Friedhof seiner Bestimmung übergeben. Eine hohe Mauer umfasste den Friedhof und das Reserveland (bis zu 1000 Gräbern). Neben regulären Gemeindemitgliedern, die in Wandsbek wohnten, konnten sich auch jene als freiwillige Mitglieder Grabplätze sichern, die fortgezogen waren oder deren nahe Angehörige dort begraben waren. Ein Begräbnis kostete rund 100 Mark. Ab 1919 konnten auch die im Judentum umstrittenen Urnenbeisetzungen stattfinden, ein Hinweis auf die liberale Haltung der Gemeinde. Insgesamt fanden 143 Bestattungen statt, darunter auch Elias Philipp. Der Gemeindevorsteher und angeheiratete Onkel von Sigmund Freud war 1898 auf dem Grindelfriedhof beerdigt worden. Bei dessen Auflassung 1937 wurde exhumiert und die sterblichen Überreste auf andere jüdische Friedhöfe überführt. 1942, das letzte Grab: die Urne von Mary Pünjer. Sie war Häftling im KZ Ravensbrück und bei einer Selektionsmaßnahme ermordet worden. 103 Gräber sind heute noch auffindbar. Die Inschriften der 44 noch erhaltenen Grabsteine sind in hebräischer und deutscher Sprache (Rückseite); die 59 Kissenplatten sind auf Deutsch beschriftet.

Nach dem Zwangsverkauf des Grundstücks an die Hansestadt Hamburg im Jahre 1943 überließ diese das Gelände Organen der Reichsverwaltung. Auf dem Reserveland wurde eine Lagerhalle für Kartoffeln nebst Zufahrtsstraße errichtet. Der Friedhof war Baustelle und Arbeitsort geworden und damit der Schändung und Störung der Totenruhe preisgegeben. Das Rückerstattungsverfahren vor dem Landgericht Hamburg begann 1953 und zog sich bis 1959 hin. Die Jewish Trust Corporation Hamburg ließ das wichtige religiöse Gebot der ewigen Totenruhe außer Acht, denn es wurde eine Umbettung vereinbart; allerdings nur bei jenen Gräbern, deren Liegezeit noch nicht 25 Jahre betrug. Beim Thema Exhumierungen hatte der Hamburger Gemeindevorstand anfangs dem Einspruch des früheren Wandsbeker Gemeinderabbiners Simon Bamberger nachgegeben, wobei allerdings Überführungen auf den Ohlsdorfer Friedhof diskutiert wurden. Zwei Jahre später kam es doch zu Umbettungen innerhalb des Friedhofsgeländes. 39 Gräber wurden exhumiert. 13 Gräber blieben unberührt; sie befinden sich unter der Kartoffelhalle oder sind bei deren Bau zerstört worden. Die damalige Sachlage ähnelte dem Konflikt anlässlich des Verkaufs des jüdischen Friedhofs in Ottensen (in den 1950er Jahren). An die Jüdische Gemeinde in Hamburg wurde 1959 schließlich nur ein größeres Teilstück des Geländes, das einst als Friedhof gedient hatte, rückerstattet. Die Kartoffelhalle steht bis heute, nunmehr ungenutzt. In Ausdehnung und Kompaktheit wirkt sie mindestens ebenso groß wie das traurige Stück Rest-Friedhof. Eingezwängt zwischen dem verfallenden Gebäude und einem Firmengelände, stellt der Friedhof, auf dessen gestörte Ruhe auch die erneuerten Kissengrabtafeln hinweisen, eine der letzten Originalspuren der deutsch-jüdischen Geschichte in Wandsbek dar. [2]


53° 34′ 40,9″ N, 10° 6′ 36,3″ O

  • Joachim Huse, Elif Jusufi, Anja Frers, Jacqueliene Seidl; Ein heiliger Rest - Der jüdische Friedhof an der Jenfelder Straße Festschrift 700 Jahre Jenfeld - Hamburger Wochenblatt Verlag Seite 66