Benutzer:Baiofs/Kyujo-Zwischenfall
Datum | 14. August 1945 bis 15. August 1945 |
---|---|
Ort | Tokio, Yokohama |
Casus Belli |
|
Ausgang | Putsch fehlgeschlagen |
Konfliktparteien | |
---|---|
Japanische Putschisten |
Regierung des japanischen Kaiserreiches |
Befehlshaber | |
Kenji Hatanaka ✝ Weitere Anführer
|
Kantarō Suzuki Weitere Anführer
|
Truppenstärke | |
18.000 Rebellen 687 Offiziere |
25.000 Soldaten |
Verluste | |
Anführer begeht Suizid |
2 Tote |
Der Kyūjō-Zwischenfall (japanisch 宮城事件, Kyūjō Jiken) war ein versuchter militärischer Staatsstreich im Kaiserreich Japan am Ende des Zweiten Weltkriegs. Er ereignete sich in der Nacht vom 14. auf den 15. August 1945, kurz vor der Bekanntgabe der Kapitulation Japans vor den Alliierten. Der Putschversuch wurde von der Stabsabteilung des japanischen Kriegsministeriums und zahlreichen Mitgliedern der kaiserlichen Garde unternommen, um die Kapitulation zu verhindern.
Die Offiziere ermordeten Generalleutnant Takeshi Mori von der Ersten Division der kaiserlichen Garde und versuchten, einen Befehl zur Besetzung des Tokioter Kaiserpalastes (Kyūjō) zu fälschen. Mit Hilfe der 2. Brigade der kaiserlichen Garde-Infanterie versuchten sie, Kaiser Hirohito unter Hausarrest zu stellen. Es gelang ihnen jedoch nicht, die Regionalarmee Ostdistrikt und das Oberkommando der kaiserlichen japanischen Armee davon zu überzeugen, die Aktion voranzutreiben, sodass der Plan, das japanische Kaiserhaus zu stürzen, fehlschlug. Anschließend beging der Anführer des Putschversuches, Kenji Hatanaka, ritualisierten Suizid. Infolgedessen wurde das Kommuniqué über die Absicht der japanischen Kapitulation wie geplant fortgesetzt.
Hintergrund
Akzeptierung der die Potsdamer Erklärung
Am 26. Juli (Berliner Ortszeit) gab die Potsdamer Konferenz eine Erklärung über die Bedingungen für die Kapitulation Japans ab. Als die Potsdamer Erklärung über Kurzwelle in Japan eintraf, brachte Außenminister Shigenori Tōgō dem japanischen Kaiser Hirohito eine Kopie. Nachdem er die Erklärung Punkt für Punkt durchgelesen hatte, fragte der Kaiser Tōgō, ob diese Bedingungen „unter den gegebenen Umständen das Vernünftigste seien, was man erwarten könne“. Tōgō bejahte dies und auch der Kaiser sagte: „Ich stimme zu. Im Prinzip sind sie akzeptabel.“ Ende Juli waren die anderen Minister jedoch nicht bereit, die Erklärung zu akzeptieren.
Am 9. August 1945 beschloss die japanische Regierung als Reaktion auf die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, die Kriegserklärung der Sowjetunion und den faktischen Verlust der Gebiete im Pazifik, die Potsdamer Erklärung zu akzeptieren. Am selben Tag trat der Oberste Kriegsführungsrat vor dem japanischen Kaiserhof zusammen. In diesem Rat schlugen Premierminister Kantarō Suzuki, Marineminister Mitsumasa Yonai und Außenminister Shigenori Tōgō Hirohito vor, die Potsdamer Erklärung anzunehmen und bedingungslos zu kapitulieren.
Nach Beendigung der Sitzung im Luftschutzbunker berief Suzuki den Obersten Kriegsführungsrat erneut ein, nun als Reichskonferenz, an der auch Kaiser Hirohito teilnahm. Ab Mitternacht des 10. August tagte die Konferenz in einem unterirdischen Luftschutzkeller. Hirohito stimmte der Meinung von Tōgō zu, was zur Annahme der Potsdamer Erklärung führte. Anschließend übermittelte der japanische Gesandte in der Schweiz und in Schweden den Beschluss an die Alliierten.
Unruhen in der Armee
Das Kriegsministerium erfuhr von der Entscheidung der Konferenz und rief bei solchen Offizieren, die weiterhin Widerstand leisten wollten, eine heftige Reaktion hervor. Um 9 Uhr beschweren sich die Stabsoffiziere in der Sitzung des Kriegsministeriums erfolglos bei Kriegsminister Korechika Anami; mehrere Offiziere weigern sich, seinen Kapitulationsbefehlen zu folgen und bleiben weiter bewaffnet. Nach Mitternacht am 12. August übertrug ein Radiosender aus San Francisco (KGEI) die Antwort der Alliierten, und es wurde angedeutet, dass die Alliierten die Forderung der kaiserlichen japanischen Regierung nach „Schutz der kokutai“ abgelehnt haben und demnach die Autorität des Kaisers dem Hauptquartier der Alliierten unterordnen wollen – eine besondere Form der militärischen Besatzung, die auch im gefallenen Deutschen Reich angewandt wurde. Das Außenministerium interpretierte diesen Satz als „Einschränkung der Souveränität“ und die japanische Armee ging sogar noch weiter und verstand ihn „eher als Versklavung“. Ab 15 Uhr stimmten die Teilnehmer des kaiserlichen Familienrates grundsätzlich der Kapitulation Japans zu; der Kabinettsrat, der zur gleichen Zeit stattfinden sollte, stimmte nicht zu. Auch der Oberste Rat für die Kriegsführung war mit dem Problem des Schutzes der kokutai befasst. Nach diesen Verfahren beschlossen einige Armeeoffiziere, dass zum Schutz der kokutai ein Staatsstreich erforderlich sei. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Kerngruppe dieser Offiziere bereits einige Truppen in Tokio vorbereitet.
Am späten Abend des 12. August 1945 sprach Major Kenji Hatanaka zusammen mit den Oberstleutnants Masataka Ida, Masahiko Takeshita, Masao Inaba, Oberst Okikatsu Arao und Kriegsminister Korechika Anami und bat ihn, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Annahme der Potsdamer Erklärung zu verhindern. General Anami weigerte sich dem Staatsstreich seine Zuneigung oder Ablehnung zu erklären; er wolle noch „abwarten“. Auch wenn ihnen klar war, dass sie eigentlich auf Anamis Unterstützung angewiesen waren, beschlossen Hatanaka und die anderen Rebellen die Planung fortzusetzen und einen Staatsstreich auf eigene Faust durchzuführen. Hatanaka verbrachte einen Großteil des 13. August und den Morgen des 14. August damit, Verbündete zu sammeln, die höheren Stellen im Ministerium um Unterstützung zu bitten und seinen Plan zu verfeinern.
Kurz nach der kaiserlichen Konferenz in der Nacht vom 13. zum 14. August, auf der die Kapitulation schließlich beschlossen wurde, führte Anami zwei Gespräche, in denen er sich gegen die Kapitulation aussprach. Er fragte Yoshijirō Umezu, den Chef des Generalstabs der Armee, ob „der Krieg auch auf die Gefahr eines Staatsstreichs hin fortgesetzt werden sollte“, worauf Umezu antwortete: „Wir können jetzt nichts anderes tun, als die Entscheidung des Kaisers zu befolgen.“ Dann traf Anami in einem Waschraum auf Oberst Saburo Hayashi und fragte ihn nach der Möglichkeit, „einen großen amerikanischen Konvoi anzugreifen, von dem es heißt, er befinde sich außerhalb von Tokio.“ Hayashi wies Anamis Vorschlag zurück, indem er die kaiserliche Entscheidung bekräftigte und darauf hinwies, dass es sich bei dem Konvoi nur um ein Gerücht handele. Schließlich stellte sein Schwager, Oberstleutnant Masahiko Takeshita, Anami zur Rede und schlug ihm zunächst vor, zurückzutreten, was zum Sturz der Regierung führen würde, und dann den Staatsstreich zu unterstützen. Auf den ersten Vorschlag erwiderte Anami, dass der Sturz der Regierung das kaiserliche Edikt nicht aufhalten würde, während er auf den zweiten Vorschlag antwortete, dass er sich zuerst an das Heeresministerium wenden wolle.
Im Armeeministerium verkündete Anami die Einhaltung des kaiserlichen Edikts. Dann versammelte sich eine Gruppe hoher Armeeoffiziere, darunter auch Anami, in einem nahe gelegenen Raum. Alle Anwesenden waren besorgt über die Möglichkeit eines Staatsstreichs, um die Kapitulation zu verhindern – einige der Anwesenden dachten sogar daran, einen solchen zu starten. Nach einem Schweigen schlug General Torashirō Kawabe, stellvertretender Chef des Generalstabs der kaiserlichen japanischen Armee, vor, dass alle anwesenden hochrangigen Offiziere eine Vereinbarung unterzeichnen sollten, mit der sie den Kapitulationsbefehl des Kaisers ausführen würden: „Die Armee wird bis zum Schluss in Übereinstimmung mit dem kaiserlichen Beschluss handeln.“ Sie wurde von allen anwesenden hochrangigen Offizieren unterzeichnet, darunter Anami, Hajime Sugiyama, Yoshijirō Umezu, Kenji Doihara, Torashirō Kawabe, Masakazu Kawabe und Tadaichi Wakamatsu. Diese schriftliche Vereinbarung der ranghöchsten Offiziere der Armee und die Ankündigung von Anami wirkten wie eine gewaltige Brandmauer gegen jeden Versuch, in Tokio einen Staatsstreich anzuzetteln.