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Das Brecht-Haus in Berlin-Mitte
Literaturforum im Brecht-Haus Berlin, Veranstaltungssaal außen
Literaturforum im Brecht-Haus Berlin, Veranstaltungssaal innen
Literaturforum im Brecht-Haus Berlin, Gedenktafel

Das Literaturforum im Brecht-Haus ist ein Literaturhaus im Herzen Berlins, wo ein reger, internationaler Austausch zwischen Literaten, Wissenschaftlern und Kunstinteressierten stattfindet. Das Programm umfasst unter anderem Lesungen, Diskussionen, Buchvorstellungen, Musikdarbietungen, Tagungen und Seminare, aber auch Filmvorführungen und Ausstellungen. Das Brecht-Haus liegt an der Chausseestraße 125 in direkter Nachbarschaft des Dorotheenstädtischen Friedhofs. Die Wohnung in der Chausseestraße war die letzte Wohn- und Arbeitsstätte Bertolt Brechts und Helene Weigels . Neben dem Literaturforum befinden sich im gleichen Haus ebenfalls das Bertolt-Brecht-Archiv und die Brecht-Weigel-Gedenkstätte mit den ehemaligen Wohnräumen, beides Einrichtungen der Akademie der Künste.

Programm

Schwerpunkte der Veranstaltungen sind (ganz im Sinne Brechts) ein kritischer Austausch über Gesellschaft, Kunst und Politik, aktuelle wissenschaftliche Arbeiten, zeitgenössische Autoren und ihr Werk und die Förderung junger Talente. Vielfältige Veranstaltungsformate wechseln sich mit Themenreihen und Themenschwerpunkten ab. Immer wieder entstehen programmbegleitend Publikationen des Hauses, insbesondere zu den Brecht-Tagen. Eine Übersicht findet sich auf der Homepage des Literaturforums im Brecht-Haus, über die auch Bestellungen möglich sind. Auch „außer Haus“ führt das Literaturforum Veranstaltungen durch. Zu den wiederkehrenden Veranstaltungspartnern gehören u.a. die Akademie der Künste, das Berliner Ensemble, die Saarländische Landesvertretung, die Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz und das Naturkundemuseum .

Lesungen, Vorträge und Gespräche

Die Mehrzahl der Veranstaltungen sind Lesungen und Gespräche, die Neuerscheinungen aus den Bereichen Sachbuch und Belletristik thematisieren. Interessante Werke, spezielle Aspekte und Diskurse werden aufgegriffen, besprochen und vorgestellt. In der Regel sind die Autoren persönlich anwesend, um in Gespräch und Lesung in ihr Werk einzuführen. Die Moderatoren sind Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik, Kunst oder Wissenschaft. Immer wieder wird das Augenmerk auf neue Lesarten, internationale Forschungsdebatten und Entwicklungen in Gesellschaft und Politik gelegt. Autoren, ihr Lebenswerk und dessen Rezeption werden mit diesen Aspekten in Verbindung gebracht und in Einbezug des Publikums diskutiert.

Darüber hinaus gibt es folgende etablierte Veranstaltungsreihen: Annett Gröschner thematisiert bei Erzählte Zeit neue Biografien und diskutiert im Gespräch mit den Autoren die Vorgehensweisen und Probleme beim Verfassen einer Biografie. Der Lyriker und freie Schriftsteller Richard Pietraß lädt in der Reihe Dichterleben prominente Kollegen zum Gespräch ein und stellt ihr Werk vor. Ein ähnliches Format haben die Lebenszeugnisse-Veranstaltungen mit dem Historiker Wolfgang Benz. Der langjährige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin wendet sich im Gespräch mit Zeitzeugen wichtigen Aspekten deutscher Vergangenheit zu.

In Kooperation mit der Brecht-Weigel-Gedenkstätte der Akademie der Künste bietet das Literaturforum im Brecht-Haus die Möglichkeit an, einen Besuch der historischen Wohnräume Bertolt Brechts und Helene Weigels mit einem Vortrag über über deren Jahre nach der Rückkehr aus dem Exil zu verbinden. Die Termine dafür können unter folgender Email-Adresse vereinbart werden: brechtweigelgedenkstaette@adk.de.

Buchvorstellungen, Filme, Ausstellungen

Einen Einblick in das aktuelle Literaturgeschehen und die unüberschaubare Masse der Neuerscheinungen gewährt das Literarische Trio, eine Veranstaltung der Literaturkritikerin und Redakteurin Frauke Meyer-Gosau und Jörg Magenau, Autor und Literaturkritiker. In Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Literaturen diskutieren sie im Literaturforum im Brecht-Haus alle zwei Monaten mit einem prominenten Gast über aktuelle Publikationen und geben Lesetipps.

In Kooperation mit Das Magazin werden ebenfalls interessante Neuerscheinungen vorgestellt und Autoren eingeladen. Die Veranstaltungen moderiert der Literaturwissenschaftler Erhard Schütz.

Hin und wieder bereichern auch Filmvorführungen das Programm und werden in Veranstaltungen integriert.

Visuell profitiert der Veranstaltungsraum "Kleiner Saal" von den zahlreichen, wechselnden Ausstellungen, die sich verschiedenen Themen widmen und sich großer Beliebtheit erfreuen.

Tagungen und Themenwochen

Seit dreißig Jahren finden im Februar die Brecht-Tage statt: Internationales Fachpublikum kommt im Literaturforum im Brecht-Haus zusammen, um gemeinsam mit dem Publikum aktuelle wissenschaftliche Beiträge der Brecht-Forschung vorzustellen und zu diskutieren, wobei ein besonderer Fokus auf der Wirkung von Brechts Theater und seiner Beziehung zu Wissenschaft, Politik und Philosophie liegt. Die Ergebnisse werden in einer eigenständigen Publikation zusammengefasst.

Auch das Sommerprogramm, das ausgesuchten Autorinnen und Autoren gewidmet ist, bietet vielfältige Perspektiven und Ansätze für eine kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aspekten eines Werkes und dessen Rezeption. Zu zwei verschiedenen Schriftstellern gibt es je eine thematische Veranstaltungswoche, die sich aus Vorträgen, Diskussionen, Lesungen, Ausstellungen, Film- und Audiozeugnissen zusammensetzt. In der Vergangenheit galten diese Themenwochen zum Beispiel Bettina von Arnim, Walter Benjamin, Wolfgang Koeppen und Stefan Zweig.

Nachwuchs- und Autorenförderung

Im Rahmen der Autorenförderung stellt das Literaturforum im Brecht-Haus alljährlich in der Veranstaltungsreihe Berliner Manuskripte die Preisträger des Berliner Arbeitsstipendiums für Autorinnen und Autoren der Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten mit Arbeitsproben und Veröffentlichungen vor.

Doch auch der Nachwuchs kommt im Brecht-Haus nicht zu kurz: Einmal im Jahr (im Herbst) findet eine Romanwerkstatt für Schriftsteller und solche, die es werden wollen, statt. Gemeinsam mit einem Autor werden eigene Texte gesichtet, überarbeitet und bestenfalls fertiggestellt. Besonders willkommen sind Texte, die sich mit sozialen oder politischen Themen auseinandersetzen. Die Präsentation der Ergebnisse findet unter großem öffentlichem Interesse im Literaturforum im Brecht-Haus statt. Unter den Veröffentlichungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern befanden sich unter anderem: Johannes Groschupf Hinterhofhelden, Odile Kennel Was Ida sagt, Katerina Poladjan In einer Nacht, woanders und Mechthild Lanfermann Wer im Trüben fischt.

Gemeinsam mit LesArt, dem Berliner Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur, entstehen des Öfteren Bildungsveranstaltungen für Kinder und Jugendliche, die sich für Literatur und das Schaffen Brechts interessieren oder dafür begeistert werden sollen.

Geschichte

April 1977 bis Februar 1978: Errichtung der Gedenkstätte Brecht-Haus

Das Ministerium für Kultur der DDR erteilt den Auftrag für den Umbau und die originalgetreue Restaurierung des Gebäudekomplexes in der Chausseestraße 125. Die Rekonstruktion wird anhand vorliegender Fotos vorgenommen. Gestaltungselemente wie Eierstäbe, lesbisches Kyma, Konsolen, Überdachungen und profilierte Faschen werden nachgestaltet und als vorgefertigte Elemente angebracht. Ziel ist es, das Haus in seiner Einfachheit und Klarheit zu erhalten und mit einer lebendigen Gedenkstätte die kulturellen und politischen Leistungen Brechts zu würdigen.

9. Februar 1978

Das Haus wird der Öffentlichkeit übergeben. In ihm sind untergebracht: das Brecht-Zentrum der DDR, die Buchhandlung Brecht, das Sekretariat der Bertolt-Brecht-Erben, die Brecht-Weigel-Gedenkstätte (Wohn- und Arbeitsräume von Bertolt Brecht und Helene Weigel) sowie das Bertolt-Brecht-Archiv (BBA), das 1973 von der Akademie der Künste übernommen und 1974 durch das Helene-Weigel-Archiv erweitert wurde. Hausherr ist das Brecht-Zentrum (Leitung: Dr. Werner Hecht), das dem Ministerium für Kultur unterstellt ist.

8.-11. Februar 1978

Die internationalen Brecht-Tage finden zum ersten Mal statt.

1981

Das Informations- und Mitteilungsblatt des Brecht-Zentrums notate erscheint jährlich sechsmal mit 16 Seiten Umfang.

27. März 1981 bis 1990

Das Brecht-Zentrum verleiht alljährlich zum Welttag des Theaters die Helene-Weigel-Medaille (1981 neu gestiftet) für herausragende schauspielerische Leistungen. Die Preisträger sind unter anderem Ulrich Mühe und Carmen-Maja Antoni.

Mai 1984

notate wird vom Ministerium für Kultur der DDR gerügt. Grund: Der Abdruck zweier Interviews (in notate 3/1984) mit Heiner Müller, in denen er sagt: „[…] Unsere jetzige idyllische Periode, die ja gar nicht idyllisch ist, ist nicht rezipierbar, außer sehr flache Abbildungen in bestimmte Genres zu übersetzen“[1]

10. Juni 1990

Das Brecht-Zentrum ist mit sofortiger Wirkung eine eigene juristische Person und nicht mehr dem Ministerium für Kultur unterstellt. Die Buchhandlung Brecht und das Kellerrestaurant sollen privatisiert werden. Allen Mitarbeitern wird zum 31. Dezember 1990 gekündigt – sieben der Kündigungen werden wieder aufgehoben.

Oktober 1990

Mit Nr.4/90 erscheint die letzte Ausgabe von notate. „Die Entscheidung für eine Zeitung, die sich speziell mit dem Werk Brechts beschäftigt und seine Weiterwirkung im heutigen Theater auf der Erde verfolgt, konnte von vornherein nicht von marktwirtschaftlichen Überlegungen ausgehen. Die Leser in über fünfzig Ländern waren zu einem nicht geringen Teil Theaterleute, die für ihre Arbeit Unterstützung erhofften. Es waren gerade jene, die über wenige oder über keine Mittel verfügten und ihre Arbeit nur unter großen[sic] persönlichen[sic] Einsatz machten und machen. In nicht wenigen Ländern ist das Theater des ‚armen B.B.’ das Theater der Armen.“[2]

1. Januar 1991

Das Brecht-Zentrum wird in BrechtZentrumBerlin umbenannt. Die Leitung übernimmt Dr. Inge Gellert.

24. September 1992

Die Brecht-Erben untersagen die Namensträgerschaft. Seitdem wird das BrechtZentrumBerlin als Literaturforum im Brecht-Haus geführt. Trägerverein wird die Gesellschaft für Sinn und Form e.V.

1. Januar 1998

Therese Hörnigk übernimmt die Leitung des Literaturforums im Brecht-Haus.

1. Januar 2008

Ursula Vogel übernimmt die Leitung des Literaturforums im Brecht-Haus.

Die Gäste des Literaturforums seit 1998 – eine Auswahl

Bild

Karsten Bartel, Sibylle Bergemann (†), Daniela Comani, Arno Fischer(†), Sarah Haffner, Barbara Honigmann, Roger Melis(†), Nuria Quevedo, Cornelia Schleime, Sarah Schumann, Volker Sieben, Reinhard Stangel u.a.

Wort

Wolf Biermann, Thomas Brasch(†), Volker Braun, Günter de Bruyn, Wilhelm Genazino, Hans Magnus Enzensberger, Jonathan Franzen, Durs Grünbein, Stefan Heym(†), Wolfgang Hilbig(†), Brigitte Kronauer, Günter Kunert, Peter Rühmkorf(†), Peter Schneider, Ingo Schulze, Günter Wallraff, Christa Wolf(†) u.a.

Film, Theater, Musik

Frank Castorf, Marianne Hoppe(†), Wolfgang Kohlhaase, Sophie Rois, Otto Sander(†), Volker Schlöndorff, George Tabori(†), Katharina Thalbach, Michael Verhoeven u.a.

Wissenschaft, Politik, Medien, Verlage

Ulla Unseld-Berkéwicz, Christina von Braun, Lothar de Maizière, Jan Philipp Reemtsma, Hazel Rosenstrauch, Friedrich Schorlemmer, Wilhelm Freiherr Speck von Sternburg, Wolfgang Thierse, Richard von Weizsäcker u.a.

Moderation

Jakob Augstein, Sigrid Löffler, Jörg Magenau, Michael Opitz, Richard Pietraß, Jörg Plath u.a.

Fußnoten

  1. Dreigroschenheft – Informationen zu Bert Brecht „Sonderheft 25 Jahre Brecht-Haus Berlin“ 3/2003, S.36
  2. Dr. Werner Hecht, Leiter des Brecht-Zentrums: Dreigroschenheft – Informationen zu Bert Brecht „Sonderheft 25 Jahre Brecht-Haus Berlin“ 3/2003, S.39

Literatur

Quelle für den Abschnitt Geschichte (in Auszügen): Dreigroschenheft – Informationen zu Bert Brecht „Sonderheft 25 Jahre Brecht-Haus Berlin“ 3/2003, S.27-51

Weblinks

Literaturforum im Brecht-Haus

Dreigroschenheft

Brecht-Haus (Berlin)

Koordinaten: 52° 31′ 44,1″ N, 13° 23′ 5″ O



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