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Weitere Adaptionen, Kompatibilität zur ICF, andere Verfahren

Weitere Adaptionen des GBM

Oben genannte Erläuterungen beziehen sich vor allem auf die "Grundvariante" von FIL und MIB für Wohnen von Menschen mit geistiger Behinderung. Besondere Adaptionen liegen vor für zentrale Bereiche v.a. der Behindertenhilfe:

  • Werkstätte: Bestandteil des GBM ist hierbei eine spezielle Sicht der Arbeit in der Werkstätte für Menschen mit Behinderung (WfbM), die sich in einer Reihe arbeitsbezogener Bedarfsbereiche ausdrückt. Es findet sich dabei auch der Oberbegriff „(berufliche) Bildung“, was den Vorteil hat, schwer- und leichtbehinderten Menschen gleichermaßen gerecht zu werden. Zusätzlich kann hierüber ein arbeitsplatzbezogener Bildungsbedarf erhoben werden (für eine beliebige Zahl gesondert definierter Arbeitsplätze).
  • Tagesförderung: Die Bedarfsbereiche haben hier den Schwerpunkt auf Förderbereichen. Entsprechend sind - im Vergleich zur Grundversion - die Bereiche der Pflege/Selbspflege und der indirekten Leistungen entsprechend reduziert.
  • ambulant betreutes Wohnen: Die Formulierung der Erscheinungsbilder und Leistungen beziehen sich hier dem Schwerpunkt nach insbesondere auf lebenspraktische Selbständigkeit in der Selbstpflege, im Wohnen und in der Haushaltsführung.
  • Wohnen von Menschen mit körperlicher Behinderung: vergleichbar mit dem Bogen zum ambulant betreuten Wohnen; zusätzlich findet sich hier (für alle Lebensbereiche) die Möglichkeit der Doppelsignierung der "bildungsbezogenen Bereitschaft" (etwas zu tun, z.B. im Sinn der Selbstpflege) im Unterschied zur physischen Fähigkeit zur Ausführung.

Nicht ausdrücklicher Bestandteil des GBM ist die „Praxisbegleitung“, eine Form der Fortbildung und Beratung von Assistenten/innen, die auf Haischs Konzept der Arbeitsgruppe („Teammodell“) beruht[1] und der kontinuierlichen Beratung und Qualifikation natürlicher Arbeitsgruppen dienen soll, um einen gemeinsamen fachlichen Standard der Arbeit aufzubauen und zu pflegen. Da in diesem Arbeitsfeld nicht nur mit starkem Personalwechsel sondern auch mit unterschiedlicher Ausbildung und Motivation (Fachkräfte/Ehrenamtliche) zu rechnen ist, stellt dies einen besonderen Anspruch dar.

Andere Verfahren

Andere vergleichbare Verfahren der Bedarfserhebung und Assistenzplanung für die Behindertenhilfe im deutschsprachigen Raum wie z.B.

  • das "HMB" nach Metzler (Hilfebedarf von Menschen mit Behinderung[2]),
  • "SYLQUE" (System der Leistungsbeschreibung, Qualitätsbeschreibung, Qualitätsprüfung und Entgeltberechnung[3]),
  • "LEWO" (Lebensqualität in Wohnstätten für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung [4]), sowie
  • ICF-basierte Konzepte der "Funktionalen Gesundheit" (z.B. von INSOS[5]; siehe zur ICF unten),

widmen sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten ähnlichen praktischen Anliegen in der Bedarfserhebung und Assistenzplanung, arbeiten allerdings mit z.T. sehr unterschiedlichen methodisch-konzeptionellen Ansätzen.

Kompatibilität zur Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)

Der Merkmals- und Leistungskatalog des GBM (MIB, siehe oben) ist grundsätzlich kompatibel mit den beschreibenden Kategorien der ICF (hier besonders: die Kategorien der „Aktivitäten und Partizipation“, neben denen der „Körperstrukturen und –funktionen“ [6]). Die Liste der Merkmale im GBM lässt sich daher den Domänen und Kategorien der ICF zuordnen.
Da die ICF die Bereiche menschlicher Lebensführung - in beständigem Wechsel der Abstraktionsebene - unterschiedlich „auflöst“, beschreiben ihre Kategorien teils abstrakter und teils konkreter die Sachverhalte, die auch in der MIB aufgeführt sind. Beide Klassifikationen sind allerdings offen für weitere Differenzierungen – je nach dem praktischen Zweck der Anwendung (je nach Klientel, Förderinteresse, Forschungsinteresse usw.).
Der Anspruch „eine(r) gemeinsame(n) Sprache für die Beschreibung des Gesundheitszustands und der mit Gesundheit zusammenhängenden Zustände“ [7] sollte aufgenommen werden: Verfahren wie das GBM sollten sich auf diese gemeinsame Sprache als Klassifikationssystem beziehen.

Mit ihrer Konzeption „der funktionalen Gesundheit“ will die ICF allerdings auch das „Ausmaß der Funktionsfähigkeit eines Menschen“, das sich in dessen Aktivitäten zeigt, als eine „Wechselwirkung … zwischen Gesundheitsproblem und Kontextfatoren“ beschreiben[8]. Die „Funktionsfähigkeit“ gibt die abstrakte Tatsache wieder, dass die Person – in einem Lebensbereich, im Vergleich zu anderen und in einem bestimmten Ausmaß – nicht tut, "was von einem Menschen ohne Gesundheitsproblem (ICD) erwartet wird"[8]. Die „Beurteilungsmerkmale“, die die ICF dafür anbietet, reichen von „Problem nicht vorhanden“, „Problem leicht ausgeprägt“, „Problem mäßig ausgeprägt“, "Problem erheblich ausgeprägt" bis zu "Problem voll ausgeprägt". (in einer Skala von 0 bis 9). [9] In einer solchen Analyse der "funktionalen Gesundheit" geht es also um eine vergleichende Beurteilung der "Problematik", wie sie z.B. für ein öffentliches Gesundheitssystem interessant sein mag: als "Gründe für die Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung"[10] und als Einschätzung des Umfangs der Ansprüche an eine öffentliche Gesundheitsversorgung, die sich daraus ergeben könnten.
Ob überhaupt und in welchem bestimmten Sinn die Beeinträchtigungen in Gesundheit oder Teilhabe ein "Problem" für den Menschen selbst darstellen, bleibt dabei offen. Diese neue Variante defizitärer Betrachtung will den Menschen dagegen als Problem einschätzen: er kann sich nur bedingt oder gar nicht selbst helfen (siehe oben zur Selbständigkeit) und ist auf Unterstützung angewiesen. Der Begriff des individuellen Bedarfs ist fallen gelassen. Eine Assistenzplanung, die auf dem Konzept "funktionaler Gesundheit" aufbaut, wird notwendig „aufwandsorientiert“ (siehe oben) verfahren.


  1. Utz, H.E.: Arbeitsorganisation und Teamarbeit in der Betreuung und Assistenz. In: Haisch, W. Kolbe, (H. Hrsg.) (2013). Gestaltung der Lebens- und Arbeitsqualität in sozialen Diensten. Planung und Organisation. Centaurus, Freiburg, S. 297–327
  2. Metzler, H. (2001). Hilfebedarf von Menschen mit Behinderung. Fragebogen zur Erhebung im Lebensbereich „Wohnen“/Individuelle Lebensgestaltung. Forschungsstelle Lebenswelten behinderter Menschen: Tübingen
  3. Institut f. Technologie u. Arbeit;Verband Kath. Einrichtungen u. Dienste f. Lern- u. geistigbehinderte Menschen e.V. (Hrsg.)(1998) Einführung eines Qualitätsmanagementsystems (QMS) orientiert an SYLQUE: Handlungsanleitung für Wohneinrichtungen der Caritas-Behindertenhilfe. Freiburg im Breisgau: Lambertus
  4. Schwarte, N., Oberste-Ufer, R. (2001) LEWO II. Lebensqualität in Wohnstätten für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung. Ein Instrument für fachliches Qualitätsmanagement. Lebenshilfe-Verlag, Marburg
  5. Oberholzer, D. (2009). Das Konzept der Funktionalen Gesundheit. Grundlagen, Bedeutung und Einsatzmöglichkeiten am Beispiel der Behindertenhilfe. Herausgegeben durch INSOS. Schweiz; http://www.insos.ch/themen/funktionale-gesundheit
  6. World Health Organization (2005). Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, DIMDI ( Hrsg.). Genf
  7. World Health Organization (2005). Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, DIMDI ( Hrsg.). Genf , S. 11
  8. a b World Health Organization (2005). Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, DIMDI (Hrsg.). Genf, S. 23 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „icftun“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  9. World Health Organization (2005). Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, DIMDI ( Hrsg.). Genf , S. 27
  10. World Health Organization (2005). Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, DIMDI (Hrsg.). Genf , S. 9