Benutzer:Bernd Schwabe in Hannover/Lateinschule (Hannover)

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Lageplan von 1787 (Ausschnitt) mit den Umrissen (von rechts) des Alten Rathauses, der Marktkirche und der Hohen Schule;
kolorierte Handzeichnung in der digitalen Sammlung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek

Die Lateinschule in Hannover war eine im Mittelalter ursprünglich für die Zöglinge der Fürsten und anderer Adliger gegründete Lateinschule, aus der später die ersten hannoverschen Gymnasien hervorgingen.[1]

Geschichte

Bereits im 13. Jahrhundert wurde im Jahr 1267 eine „schola in honovere“ erwähnt. Diese fungierte zunächst als „Fürstenschule“ und gehörte anfänglich in den ausschließlichen Machtbereich der Burgmannen der Burg Lauenrode.[1] Die außerhalb der hannoverschen Stadtbefestigung auf der Burg eingerichtete Schule wurde daher auch als „Burgschule“ bezeichnet, wurde aber wohl auch schon von hannoverschen Schülern besucht.[2]

Für das Jahr 1282 ist erstmals eine städtischer Einfluss auf die Burgschule nachweisbar, als vier Bürger neben vier Burgmannen dem Landesherrn ihre Wahl des Rektors präsentierten.[2]

Gut drei Jahrzehnte später gestattete der Landesherr dem Rat der Stadt Hannover 1315 die Errichtung einer Schule, die dann neben dem Pfarrhaus an der Marktkirche[2] fertiggestellt wurde.[1] Nach weiteren Jahrzehnten erreichte der Rat 1348 die nahezu alleinige Aufsicht über das dortige Unterrichtswesen, die von einem - geistlichen - Ratsschreiber wahrgenommen wurde. Dieser verfügte nach Ansicht der Ratsherren, die ja oftmals selbst keine Lateinschule besucht hatten, „wohl über die entsprechenden Kenntnisse“.[2] Mit dem Privileg des Jahres 1348 erhielt Hannover zudem das Recht, weitere Schulen einzurichten.[1]

Im 15. Jahrhundert war die akademische Vorbildung der geistlichen Lehrer, von denen keiner über eine über das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg hinausreichende Reputation verfügte, sehr unterschiedlich. Von den 21 nachgewiesenen Geistlichen hatten 5 keinen akademischen Grad erworben, weiter 5 nach zwei Studienjahren an Universitäten den „Baccalarius“-Titel erhalten und lediglich 11 den Magister-Titel nach vier Jahren Studium.[2]

Anfang des 16. Jahrhunderts waren auch die hannoverschen Lehrer der Reformationsbewegung gegenüber aufgeschlossen. So wirkte der Schulmeister Georg Scharnekau 1527 als einer ihrer Wortführer.[2] Der zeitweilig gefangengesetzte Walter Hoker,[3] der nach der Reformation als Pastor in Pattensen arbeitete, lehrte „unter den Augen seines altgläubigen Landesherrn“ das evangelische Abendmahl.[2]

Über die Größenordnung der hannoverschen Lateinschule gibt es lediglich einen indirekten Hinweis aus einem Eintrag im Ratsprotokollbuch von 1521, der die Bestimmung des Rates festhielt, dass der Lehrer maximal 100 - zahlende - Schüler annehmen durfte.[2] Zu ihnen zählte beispielsweise der aus der alteingessessenen hannoverschen Patrizierfamilie stammende später Fernhandelskaufmann Gebhard von Windheim (1576–1655).[2]

Die Lateinschule um 1725 als kolorierte Zeichnung durch den Chronisten Johann Heinrich Redecker
Inschriften "1583" über zwei wilden Männern mit dem Wappen der Stadt Hannover, darunter der Hinweis „Renovat: 1726“;
Zeichnung von Redecker in seiner Historische Collectanea von der Königlichen und Churfürstlichen Residenz-Stadt Hannover ..., um 1725

1575 wurde das Schulgebäude durch ein Feuer weitgehend zerstört, 1583 dann neu errichtet.[4]

1599 regelte der Magister Christian Beckmann zugleich mit dem von ihm in Druck gegebenen Schulordnung zugleich den Lebenswandel seiner Schüler, denen damit Würfel- und Kartenspiele verboten wurden sowie Kaltbaden, Eislaufen und Schneeballschlachten.[2]

Im Zuge der Reformation richtete Hannover zusätzlich zu der Lateinschule die städtische „Schreib- und Rechenschule“ ein; sie war für jene Kinder gedacht, die keine Ausbildung zum Gelehrten anstrebten. Daneben eröffnete Hannover dann auch einige Parochialschulen.[1]

Im 17. und 18. Jahrhundert etablierten sich in Hannover ergänzend einige Freischulen, in denen kein Schulgeld gezahlt werden musste.[1]

Aus dem Jahr 1787 stammt eine Zeichnung eines ungenannten Urhebers, der die „Hohe Schule“ und die Umrisse eines angrenzenden parkähnlichen Gartengeländes nördlich gegenüber dem Turm der Marktkirche zeigt.[5]

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Stadt nahezu das gesamte, inzwischen veränderte und ausgebaute Schulwesen an sich gezogen.[1]

Bekannte Persönlichkeiten

Lehrer

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Waldemar R. Röhrbein: Hannover, eine welfische Landstadt, in ders.: Hannover. Kleine Stadtgeschichte, 2., überarbeitete Auflage, Regensburg: Verlag Friedrich Pustet, 2015, ISBN 978-3-7917-2720-2 und ISBN 3-7917-2720-6, S. 11–32 (Abschnitt Von der Fürsten- zur Stadtschule); als e-book ISBN 978-3-7917-6066-7; Google-Books
  2. a b c d e f g h i j k l Siegfried Müller: Das Innere der Stadt, in Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Geschichte der Stadt Hannover, Band 1: Von den Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, Hannover: Schlütersche, 1992, ISBN 978-3-87706-351-4 und ISBN 3-87706-351-9, S. 103, 114, 115, 119, 133, 161, 198, 199; Google-Books
  3. Karljosef Kreter: Städtische Geschichtskultur und Historiographie. Das Bild der Stadt Hannover im Spiegel ihrer Geschichtsdarstellungen von den Anfängen bis zum Verlust der städtischen Autonomie, Dissertation 1996 an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Hannover, S. 158 u.ö.; als PDF-Dokument von der Seite repo.uni-hannover.de
  4. Sabine Wehking: DI 36, Stadt Hannover, Nr. 149† / Lateinschule, Köbelingerstraße / 1583 auf der Seite der Deutschen Inschriften Online (DIO)
  5. Plan der Gebäude an der Marktkirche und am Rathaus in Hannover nebst Jahreszahl zum Plan aus der digitalen Sammlung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek