Benutzer:Bernd Schwabe in Hannover/Studentenbewegung (Hannover)
Die Studentenproteste in Hannover waren Teil der Deutschen Studentenbewegung der 1960er Jahre. Als Initialzündung gelten die Demonstrationen gegen den Besuch des Schahs von Persien, Mohammad Reza Pahlavi, am 2. Juni 1967 in West-Berlin, während denen der hannoversche Student Benno Ohnesorg von dem Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen wurde (der wiederum 2009 als Stasi-Spitzel enttarnt wurde).
Die Träger der Studentenbewegung auch in Hannover waren:
- Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS, radikalste Gruppierung)
- Sozialdemokratischer Hochschulbund (SHB)
- Humanistische Studentenunion (HSU)
- die gewählten Studentenvertretungen
1967
Ohnesorgs Beisetzung erfolgte am 9. Juni 1967 in Begleitung von einem Schweigemarsch von rund 7.000 Studenten durch die Innenstadt Hannovers.
Wenig später wurde in Hannover der Kongress „Bedingung und Organisation des Widerstands“ durchgeführt unter Teilnahme u.a. von Rudi Dutschke, Jürgen Habermas, Knut Nevermann und Wolfgang Abendroth. Dieser Kongress rückte Hannover kurzzeitig ins Zentrum der bundesweiten Bewegung.
1968
Anti-Springerkampagne
Den Höhepunkt erreichten die politisch-studentischen Proteste in Hannover nach dem Attentat auf Rudi Dutschke am 11. April 1968 (Gründonnerstag) und gipfelten in der Anti-Springerkampagne: Während der Ostertage fanden Demonstrationen und Blockaden insbesondere vor dem Verlagsgebäude der Hannoverschen Presse statt, vor dem Anzeiger-Hochhaus am Steintor-Platz, wo seinerzeit auch die Bild-Zeitung des Springer-Verlages gedruckt und ausgeliefert wurde. Während dieser Demonstrationen kam es zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei mit zahlreichen Verletzungen und Verhaftungen.
Club Voltaire
Am 19. Mai 1968 gründeten neben anderen die hannoverschen Universitäts-Professoren Peter Brückner und Peter von Oertzen, der spätere Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg und der Kabarettist Dietrich Kittner den „Club Voltaire“ in der Nicolaistraße 11: Nach dem Beispiel anderer Republikanischer Clubs spielte der (am 12. September 1969 aufgelöste) Club eine wichtige Rolle bei der Koordination der studentischen Proteste in Hannover.
Anschließend demonstrierten neben Studenten auch Schüler, aber auch Gewerkschaften; im Lichthof des Welfenschlosses kam es am 28. Mai 1968 zu einem teach-in gegen die Verabschiedung der Deutschen Notstandsgesetze.
1969
Aus Anlass der Eröffnung der Hannover Messe kam es am 26. April 1969 noch einmal zu Demonstrationen und Streikaktionen. Ziel waren Reformen in der Bildung und im Hochschulwesen.
Im Juni 1969 begannen als einer der Ausläufer der Studentenproteste die Rote-Punkt-Aktionen in Hannover.
Langfristige Folgen
Neben einer nachhaltigen Veränderung der politischen Kultur in der gesamten Bundesrepublik führten die Studentenproteste auch in Hannover zu Demokratisierungsprozessen im Hochschulwesen. So wurde beispielsweise Oskar Negt nach Hannover berufen, alternative Jugendkulturen wie das Unabhängige Jugendzentrum Kornstraße etabliert und linke Parteien gegründet (sogenannte „maoistische K-Gruppen“).
Der von der Studentenbewegung angestrebte Zusammenschluss mit den „Arbeitnehmerschichten“ wurde jedoch nie erreicht.
Literatur
- H. Geiling: Das andere Hannover. Jugendkultur zwischen Rebellion und Integration in der Großstadt, 1996
- Historisches Museum am Hohen Ufer: „Mit 17 …“ Jugendliche in Hannover von 1900 bis heute, 1997, (Ausstellungskatalog), v.a. S. 117ff.
- A. Chr. Berlit: Notstandkampagne und Roter Punkt – Die Studentenbewegung in Hannover. 1967–1969, 2007
- G. Aly: Unser Kampf 1968, 2008
- G. Koenen, A. Veitel: 1968, Bildspur eines Kampfes, 2008
- Klaus Mlynek, in: Stadtlexikon Hannover, S. 611f.
- Walter Koch: Die Eroberung des Landtages von der Seeseite oder Das Ende der Musterknaben-Disziplin, Alektor Verlag, Stuttgart 1981
Siehe auch
- Online-Auftritt der Hannah-Arendt-Bibliothek [1]
Kategorie:Geschichte (Hannover) Kategorie:Studentengeschichte