Benutzer:Billyhill/Baustelle/Portal:Sowjetisch-Russische Luftfahrt/Konstrukteure

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Nutzung und Einsatz

Ägypten

Die Luftstreitkräfte der vereinigten arabischen Republik (Al Quwwat al Jawwiya al Gomhouriya al Arabiye) erhielten die MiG-21 ab Anfang der 1960er Jahre.[1] Bei Beginn des Sechstagekrieges 1967 befanden sich 163 Flugzeuge der Versionen F-13 und PF/FL im Bestand Ägyptens, jedoch wurde der weitaus größte Teil durch den Überraschungsangriff Israels am 5. Juni am Boden zerstört. Auch in der Luft gab es während des Krieges und auch während der nachfolgenden Monate Verluste. So fand am 11. September 1970 ein größeres Zusammentreffen von MiG-21 mit israelischen Kampfflugzeugen statt, bei dem von den Israelis sieben MiG-21 bei nur einem Eigenverlust – eine Mirage III – abgeschossen wurden. Auch sowjetische Piloten flogen in ägyptischen Maschinen Kampfeinsätze. Obwohl diese sich meist auf die Deckung der Starts und Landungen von MiG-25-Aufklärern, die von der Sinai-Halbinsel ab März 1971 operierten, beschränkten, kam es bereits Ende Juli 1970 zu einem großen Luftkampf zwischen Israelis und Sowjets, den die israelischen Piloten mit vier Abschüssen ohne Eigenverluste für sich entscheiden konnten.

Nach Ende des Sechs-Tage-Krieges ersetzte Ägypten seine Verluste durch die neueren MiG-21PFM, die später durch die Versionen M und MF ergänzt wurden. Die ebenfalls beschafften Aufklärer MiG-21R modifizierte man durch Verlegung der Kameraausrüstung vom externen Behälter ins Rumpfinnere zur Version RF. Die ČSSR lieferte zusätzlich 26 als S-103 bezeichnete Lizenzbauten der MiG-21F-13. Insgesamt verfügten die ägyptischen Streitkräfte vor Beginn des Jom-Kippur-Krieges 1973 über etwa 200 MiG-21, deren Zahl sich nach Beginn der Kampfhandlungen jedoch ebenfalls drastisch reduzierte. Genauere Verlustzahlen sind nicht bekannt, da die Angaben von westlicher, östlicher und arabischer Seite stark voneinander abweichen.

Während der anschließenden israelisch-ägyptischen Annäherung und der daraus resultierenden Kämpfe zwischen Libyen und Ägypten 1977 erzielten die ägyptischen Piloten mehrere Luftsiege gegen einfliegende libysche Verbände, verloren aber bei weiteren Kämpfen mindestens eine MiG-21 durch Mirage 5. Noch 1979 schoss eine ägyptische MiG-21 eine libysche MiG-23 ab.

Ab Anfang der 1980er Jahre führte Ägypten regelmäßige Modernisierungsmaßnahmen seines MiG-21-Bestandes mit westlicher Technik durch. Die nötigen Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten wurden im Ausland durchgeführt, der größte Teil erfolgte bis 1990 in der Flugzeugwerft Dresden. Noch bis vor kurzem (Stand 2008) wurden und werden die ägyptischen MiG-21 im Ausland, speziell Tschechien, Rumänien und der Ukraine gewartet, so dass Ägypten – die chinesische Version F-7 eingeschlossen – noch über einen Bestand von etwa 100 Flugzeugen der Versionen RF, MF und UM verfügen dürfte.

Albanien

Die Luftstreitkräfte Albaniens (Forcat Ushtarake Ajrore Shqipetare) hatten zwar keine MiG-21 in ihrem Bestand, allerdings lieferte die Bundesrepublik Deutschland zum Anfang der 1990er Jahre mehrere Tumanski-R-11F-, R-11F-2-S- und R-11F-2-SK-Triebwerke aus Beständen der aufgelösten NVA für die zehn 1970 von China gelieferten F-7A, deren Antriebe durch die lange Betriebszeit schon sehr gelitten hatten. Nachdem von der albanischen Regierung 2005 die Abschaffung aller Flächenflugzeuge innerhalb der Luftstreitkräfte beschlossen worden war, wurden sämtliche F-7A im darauffolgenden Jahr stillgelegt.[2]

Algerien

Die Luftstreitkräfte des prosowjetischen Algeriens (Al Quwwat al Jawwiya al Jaza'eriya) erhielten die MiG-21 ab 1965 in Form von 37 F-13.[3] Die meisten gingen während des Sechstagekrieges verloren. Israel konnte fünf Stück erbeuten, die versehentlich auf einem von israelischen Truppen eroberten Flugplatz landeten. Sie wurden in Israel und den USA eingehenden Tests unterzogen. Wahrscheinlich wurden später auch FL, PFM, R, M und MF an die QJJ geliefert. Etwa 1976/77 wurde die Flotte noch durch MiG-21bis und zweisitzige UM erweitert. In Hochzeiten waren etwa 120 Flugzeuge einsatzbereit. Ab Mitte der 1990er Jahre wurde die MiG-21 durch MiG-29 beziehungsweise später durch Su-30 ersetzt, wobei einige Flugzeuge wahrscheinlich in Zahlung gegeben wurden. Gerüchte über die Aufwertung von 20 MiG-21bis auf MiG-21-93-Niveau sind wahrscheinlich haltlos. Die letzten der rund 80 noch verbliebenen MiGs wurden 2003 außer Dienst gestellt

DDR

Die Einführung der ersten Serienversion MiG-21F-13 bei den Luftstreitkräften der NVA erfolgte zeitgleich mit der der anderen Staaten des Warschauer Vertrages, einschließlich der Sowjetunion. Von 1962 bis 1964 erhielten die LSK/LV insgesamt 76 Flugzeuge, mit denen die Jagdfliegergeschwader 8 und 9 sowie die dritte Staffel des JG-3 ausgerüstet wurden.[4] Ab 1965 waren die Schuldoppelsitzer MiG-21U-400 und U-600 verfügbar, so dass angehende Jagdpiloten nun nicht mehr direkt vom Unterschalltrainer L-29 auf die einsitzige F-13 umsteigen mussten. Die MiG-21F-13 wurde schon nach relativ kurzer Einsatzzeit von den moderneren MiG-21PF und PFM/SPS abgelöst und bis zum Anfang der 1970er Jahre an die Jagdfliegerschulen abgegeben. Einzig das JG-3 behielt seine dritte Staffel bis 1974. Im gleichen Jahr erfolgte noch die Aufstellung der Aufklärungsstaffel AFS-31 (später TAFS-47), deren F-13 mit AFA-39-Kameras anstelle des rechten Landescheinwerfers ausgerüstet waren. Diese Flugzeuge standen bis 1985 im Dienst. Die Trainer U-400 und U-600 wurden noch bis März 1990 beim Jagdfliegerausbildungsgeschwader 15 geflogen.

Der Einsatz dieser 1. Generation der MiG-21 war, bedingt durch die Neuheit der Konstruktion – die MiG-21 war der erste Mach-2-Jäger der DDR-Luftstreitkräfte – mit einigen technischen Problemen verbunden. Das Triebwerk R-11 F-300 überhitzte leicht und fiel in der Regel beim Abfeuern der Raketen aus, so dass es neu gestartet werden musste. Im Sommer 1974 wurde sämtliche Triebwerke dieser Ausführung wegen einiger gebrochener Kraftstoffpumpen-Antriebswellen gesperrt und sämtliche Wellen ausgetauscht. Beim Katapultieren in niedriger Höhe musste zuvor das Kabinendach manuell abgeworfen werden. Geschah das nicht, wurde die Haube leicht zur tödlichen Falle für den Piloten. Insgesamt verlor die NVA von den 120 eingesetzten F-13 und MiG-21U 39 durch Flugunfälle. Trotzdessen war das Flugzeug aufgrund des guten Masse-Leistungs-Verhältnisses und der leichtgehenden Steuerung bei den Piloten beliebt.

Die zweite Generation der MiG-21-Reihe wurde ab 1964 bei den LSK eingeführt und umfasste als Erstes 53 MiG-21PF, die über ein Funkmessvisier RP-21 „Safir“ verfügten und im Gegensatz zur F-13, die ein reiner Schönwetterjäger war, auch bei schwierigen metereologischen Bedingungen eingesetzt werden konnte. Die Kanonenbewaffnung war durch Luft-Luft-Raketen ersetzt die Reichweite durch zusätzliche Rumpftanks erhöht worden. Die späteren Maschinen dieser Version verfügten über eine verbesserte Funkmess- und Elektronikausrüstung und wurden daher NVA-intern als MiG-21PFM betitelt, obwohl erst die spätere Variante diese Bezeichnung offiziell erhielt. Die letzten MiG-21PF wurden 1987/88 ausgemustert, nachdem sie vorher noch mit Tarnbemalung geflogen waren und bei Grundüberholungen immer wieder kleinere Modifikationen erhalten hatten. 19 Flugzeuge gingen während der Dienstzeit verloren, dabei kamen sieben Menschen ums Leben.[5] Zwölf MiG-21PF sowie vier Schuldoppelsitzer MiG-21U wurden ab 1988 zu einer vorgesehenen Abgabe an den Iran in der Flugzeugwerft Dresden grundüberholt und mit einer Wüstentarnung versehen. Die polititsche Wende verhinderte diese Transaktion, lediglich zwei Schulmaschinen – die ehemalige 288 und 290 – erreichten ihren Bestimmungsort.

1966/67 wurden etwa 84 MiG-21PFM, im NVA-Jargon aufgrund des neuen Landesystems als MiG-21SPS bezeichnet, eingeführt, gefolgt von etwa 55 SPS-K mit Kanonenbewaffnung. Bei Auflösung der NVA standen noch 45 SPS/SPS-K im Truppendienst. Als zweisitziges Pendant zur Schulung dienten ab 1968 17 MiG-21US, von denen 1990 noch 13 vorhanden waren.

Die dritte Generation der MiG-21 erreichte die LSK erstmals in Form von 87 MiG-21M, die von Dezember 1968 bis Oktober 1970 geliefert wurden. Die einzelnen Maschinen wiesen geringfügige Unterschiede zueinander auf waren in Naturmetall belassen worden, erhielten aber Anfang der 1980er Jahre durchweg einen Tarnanstrich. Zwölf dieser MiG-21M des JG-8 wurden im Oktober 1973 samt technischem Personal und Piloten mit sowjetischen Transportern nach Syrien verbracht, um als Waffenhilfe die während des Jom-Kippur-Krieges erlittenen Verluste auszugleichen. Auf dem Flughafen Aleppo wurden die MiGs mit einer Wüstentarnung und syrischen Hoheitszeichen versehen, von den Piloten des JG-8 eingeflogen und an die syrische Armee übergeben. Bei Auflösung der NVA waren noch 56 MiG-21M beim JG-2 sowie – als Aufklärer genutzt – bei der TAFS-47 und TAFS-48 im Einsatz. Von 1972 bis 1975 erreichte die leistungsstärkere Version MiG-21MF in Form von 62 Flugzeugen die NVA. Sie wurden schon ab Werk in NVA-üblicher Tarnung ausgeliefert, ausgenommen die letzten zwölf Maschinen, die aus einem ursprünglich nach Vietnam bestimmten Baulos stammten und deshalb entsprechende Bemalung und Hoheitszeichen aufwiesen. Die Auflösung der NVA erlebten noch 47 MiG-21MF, die allesamt verschrottet oder an Museen abgegeben wurden. Die zur MiG-21M/MF gehörigen Schuldoppelsitzer MiG-21UM erhielt die NVA von 1971 bis 1978 in einer Stückzahl von 37, von denen 1990 noch 36 vorhanden waren.[6]

Die letzte und leistungsstärkste Version der NVA, war die der 4. MiG-Generation zugehörige MiG-21bis, die ab 1975 geliefert wurde. Es wurden Maschinen mit unterschiedlicher Geräteausrüstung geflogen, die NVA-intern als MiG-21bis Lasur und MiG-21bisSAU unteschieden wurden. Die MiGs flogen eine zeitlang beim JG-9, wurden aber später allesamt an das JG-8 abgegeben, das somit ab den 1980er Jahren der einzige mit dieser Version ausgerüstete Verband der LSK/LV war. 1990 wurden 14 Lasur und 27 SAU in den Bundeswehrbestand übernommen und 1992/93 ausgemustert.

  1. Holger Müller: MiG-21 im Einsatz Teil 2: Naher Osten und Afrika in Flieger Revue Extra Nr. 23, Möller 2008, ISSN 0941/889X, S. 10–13
  2. Holger Müller: MiG-21 im Einsatz: Europa 1 in Flieger Revue Extra Nr. 34, Möller 2011, ISSN 0941/889X, S. 64–66
  3. Holger Müller: MiG-21 im Einsatz Teil 2: Naher Osten und Afrika in Flieger Revue Extra Nr. 23, Möller 2008, ISSN 0941/889X, S. 14/15
  4. Detlef Billig, Manfred Meyer: Flugzeuge der DDR - I. Band bis 1962., TOM Modellbau, Friedland, 2002, ISBN 3-613-02197-6, S. 76–78
  5. Detlef Billig, Manfred Meyer: Flugzeuge der DDR - II. Band bis 1972., TOM Modellbau, Friedland, 2002, ISBN 3-613-02241-9, S. 42/43
  6. Detlef Billig, Manfred Meyer: Flugzeuge der DDR - III. Band bis 1990., TOM Modellbau, ,Friedland 2003, ISBN 3-613-02285-0, S. 36–51