Benutzer:Birte Jensen/Fierrabras (Frühneuhochdeutscher Prosaroman)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Fierrabras (oder Fierabras) ist ein Frühneuhochdeutscher Prosaroman, der erstmalig 1533 bei Hieronymus Rodler, dem Hofdrucker Johanns II., in Simmern gedruckt wurde. Es handelt sich um eine Bearbeitung des altfranzösischen Stoffes Fierabras der Chanson de geste. Als deutscher Prosaredaktor des Stoffes gilt Johann II. (Pfalz-Simmern).[1] Der Text ist dem Sagenkreis um Karl den Großen zugehörig und thematisiert den Heidenkampf.

Überlieferung

Zur genauen Entstehungszeit ist bisher nichts bekannt, daher ist die Datierung nur durch den Erstdruck von 1533 möglich.

Inhalt

Die Fehlende Kampfbereitschaft der Pairs

Fierrabras, Sohn des Balland, eines mächtigen Heiden, ist ein Riese und König von Alexandrina. Es ist bekannt, dass er Rom erobert und christliche Heiligtümer (unter anderem die Dornenkrone Christi und die Kreuzigungsnägel) geraubt hat. Er reitet mit dem Wunsch nach Kampf gegen Christen bis zur Stadt Montemor (am rechten Ufer des Mondego), wo er König Karls Wappen an einen Zaun geheftet findet. Er ist auf der Suche nach einem Kampf gegen einen Christen aus der Gefolgschaft Karls des Großen. Karl hört von dem vor der Stadt lagernden Kämpfer und erkundigt sich bei Richard wer der 'Türke' sei.  Dieser sagt, es sei ein Heide, über die Maßen reich und stark, sodass er keinen Menschen fürchte. Der Kaiser erfragt den Namen des riesenhaften Heiden und Richard nennt ihm den Namen Fierrabras und fügt hinzu, er sei gefürchtet, weil er den Christen viel Leid gebracht habe: Er tötete den Papst, Äbte, Mönche und Nonnen, raubte aus Kirchen, die Dornenkrone Christi und andere Heiligtümer. Das macht Karl sehr zornig, doch keiner der Fürsten möchte in den Kampf ziehen. Karl bittet Roland, gegen den Heiden zu kämpfen. Der macht Karl Vorwürfe, woraufhin dieser ihm mit seinem (verzierten) Handschuh das Gesicht blutig schlägt. Roland, Karls Neffe, greift an sein Schwert, doch Karl bezichtigt ihn des Verrats. Roland wird zwar von Otger beruhigt, Karl jedoch bleibt weiterhin zornig, da sich niemand bereit zum Kampf erklärt.

Der Kampf zwischen Olivier und Fierrabras

Olivier ist vom letzte Kampf gegen die Heiden noch stark verwundet, lässt sich aber, trotzdem die Pairs sichtlich bestürzt darüber sind, nicht von seinem Vorhaben, gegen den Heiden zu kämpfen, abbringen. Als Olivier den Heiden im Wald aufsucht, will dieser zunächst nicht gegen ihn kämpfen, da der Franzose zunächst nicht bereit ist, seinen Namen preiszugeben, als nächstes einen falschen Namen (eines unbedeutenderen Ritters) nennt und Fierrabras letztendlich dessen blutende Wunde bemerkt. Das Angebot, ein heilsames Balsam von seinem Gegner anzunehmen, schlägt er außerdem aus. Gott verhindert, durch Gebete Karls, schlimmere Verletzungen des französischen Helden. Olivier kann den Kampf gegen den Heiden dank seiner Stärke und der Hilfe Gottes gewinnen. Hilfreich ist außerdem, dass er die heidnische Arznei im Kampf erobern kann und in der Lage ist, sich zu heilen, bevor er den Trank vernichtet. Fierrabras erkennt durch seiner Niederlage seinen Irrtum und bittet den Sieger um Taufe und Schonung seines Lebens.

Oliviers Kampf gegen den Heiden Brulland und die Entführung Oliviers

Fierrabras bekennt seinen Irrtum, kündigt an, seine Untaten wiedergutzumachen und bittet um Erbarmen. Oliver hat Mitleid und verbindet Fierrabras Wunden. Der Verwundete weist ihn an, schnell sein Pferd und seine Schwerter zu nehmen und zu Karl zu reiten, da 50.000 Heiden im Wald stünden. Olivier unternimmt noch den Versuch, den Heiden mit sich zu nehmen, dieser ist jedoch zusammen mit dem Helden, zu schwer für das Pferd. Fierrabras bleibt unter einem Baum, abseits des Weges zurück, während Olivier erneut gegen Heiden kämpft. Er wird jedoch gefangengenommen und hinweggeführt. Karl und seine Pairs stoßen zum Kampf dazu; Wilhelm Gaitiere kommt darin um. Karl zieht sich wenig später aus Angst vor einem Hinterhalt zurück, während einige seiner Helden ebenfalls gefangen genommen werden.

Karl begegnet Fierrabras

Auf dem Rückweg findet Karl Fierrabras unter einem Baum liegen. Fierrabras schrwört auch Karl gegenüber seinem Glauben ab, bittet um Taufe und gibt an, er sei mehr um das Schicksal Olivers besorgt, denn um sein eigenes. Karl lässt ihn von einem Grafen in die Herberge führen. Ungewappnet erscheint der riesenhafte Mann nun als schöner Mensch und lobt Olivier wegen seines Siegs. Fierrabras Wunden beginnen nach dem Entkleiden wieder zu bluten und er wird ohnmächtig. Herzog Neimas und Erzbischof Turpin werden mit Fierrabras Taufe betraut. Er wird auf den Namen 'Florent' getauft, wird sich aber weiterhin bei seinem alten Namen nennen. Die Ärzte vermuten, in zwei Monaten sei er wieder ganz gesund. Karl freut das, ist aber zugleich traurig über die Gefangennahme seiner Getreuen.

Gefangenschaft der Franzosen

Die Gefangenen werden bis nach Agrimore geführt, wo Fierrabras Vater als Anführer der Heiden, genannt Ballant, herrscht. Die Nachricht von der Gefangennahme seines Sohnes lässt ihn klagen. Die Gefangenen Franzosen werden ihm vorgeführt und er kündigt seine Rache an. Oliver kann den Vettern von Frankreich zu einem Plan raten, der zu ihrer Befreiung führen soll. Sie entwaffnen die Heiden. Ballant fragt Oliver nach seiner Identität; der lügt erneut und spielt seine Herkunft herunter, nennt sich Angie, Sohn eines armen Edelmannes aus Lothringen. Der Heide ist empört, da er fünf der wichtigsten Männer Karls gefangen zu halten glaubte. Zunächst werden die Franzosen jedoch in ein Gefängnis gesperrt. Dort gibt es nicht nur giftige Tiere, sondern es strömt auch Wasser hinein, weshalb sich die Helden auf eine Marmosäule retten müssen.

Die Befreiung der Helden durch Floripes

Die Klagen der Gefangenen werden von Floripes, Frierrabras' Schwester, gehört, die insbesondere von Olivers Klage erbarmt wird. Die schöne Jungfrau, die überdies Christentum und Christen gegenüber positiv gesinnt ist, bringt sie in Erfahrung, wer dort gefangen ist und unternimmt die Befreiung. Als der Gefängniswärter sie nicht vorlassen will, erschlägt sie ihn kurzerhand. Ähnlich verfährt sie mit einer ihrer Bediensteten, nachdem diese die befreiten Franzosen in ihrer Kammer an ihren Vater hatte verraten wollen.

Die Boten Karls und der Kampf gegen Ballants Berater

Reynier von Genua, Olivers Vate, klagt gegenüber König Karl, dass er die Ungewissheit wegen seines Sohnes nicht länger aushalten könne. Karl ruft daraufhin Roland zu sich und verlangt von ihm, sich morgen zu rüsten und nach Angrinore aufzubrechen, um von Fierrabras Vater die geraubten Heiligtümer und seine Männer zurückzufordern. Auch dieses Mal findet sich kein Freiwilliger, jedoch brechen Roland, Naimas, Basin von Genaua, Dietrich von Ardenien, Otger von Dänemark und Reichard von Nordmannien zusammen mit Gui von Burgund am Folgetag gemeinsam auf.

In Angrione spricht der wütende Ballant zu seinen 15 Beratern, heidnischen Königen, und erklärt, Karl plane sein Land zu unterwerfen. Er schickt den grimmigsten der Berater als Boten nach Mormiond, um auszurichten, Karl solle das Land räumen und seinen Sohn freilassen oder er werde das Land mit 100.000 Mann überziehen und jedem Christen den Kopf abschlagen lassen. Er fürchtet zwar, getötet zu werden, kündigt aber an, dennoch zu reiten und vor seinem eigenen Tod möglichst viele Christen zu töten. Einige andere schließen sich ihm an und sie reiten in Richtung einer Brücke. Dort begegenen sie den Franzosen. Herzog Neimas sieht die Heiden zuerst; nach einer kurzen Beratung mit Roland reiten sie auf die Gegner zu. Marradas spricht Naimas an und fordert nach kurzem einen anderen Gegner, da sein Gesprächspartner ihm zu alt sei. Nach Widersagen kämpft Roland gegen ihn und schlägt ihm den Kopf ab. Aus Rache beginnen die Heiden den Kampf, werden allerdings getötet. Der einzige Überlebende reitet zurück zu Ballant, der zutiefst betrübt ist.

Die List zur Überquerung der Brücke und die Ankunft bei Ballant

Angestoßen von Naimas beginnt ein Gespräch darüber, ob man zurück zu Karl reiten solle. Roland schlägt vor, dass jeder einen abgeschlagenen Kopf in die Hand nehme und sie zu Ballant reiten. Naimas befürchtet, dass sie in diesem Fall alle getötet würden. Die anderen sind Rolands Meinung, deshalb reiten sie zusammen - jeder mit einem Kopf in der Hand - zur Brücke zu Mantribel. Dort halten sie an; Otger berichtet über die Konstruktion der Brücke und dass am Ende ein mit einer Streitaxt bewaffneter heidnscher Riese, genannt Gollaffer, warte, der einen jeden totschlage. Roland schreckt das nicht, Naimas jedoch schlägt eine List vor. Er reitet (als Ältester und bereits grauhaarig) voran, woraufhin die Brücke heruntergelassen wird. Der Pförtner fragt, wohin er wolle. Der Franzose gibt seinen Plan wahrheitsgemäß an und betont auch die Schwäche der Bewachung. Als der Pförtner die abgetrennten Köpfe sieht, beeindruckt ihn das merklich. Nichtsdestotrotz fordert er einen enormen Tribut zum Passieren der Brücke oder er werde sie alle enthaupten. Naimas beeindruckt das nicht; er geht zum Schein darauf ein und behauptet, die Nachhut käme wenig später nach und er Pförtner könne sich dann nehmen, was er benötige. Die List gelingt und die Franzosen kommen zu Ballant, der dieser nach kurzer Anhörung, öffentlich aufhängen lassen will.

Literatur

Textausgaben

  • Fierrabras. In: Buch der Liebe, Bd. 1. Hrsg. durch Johann Gustav Büsching und Friedrich Heinrich von der Hagen. Berlin 1809. S. 143-268.
  • Eine schöne kurzweilige Historie von einem Riesen Fierrabras genannt, und welche Kämpfe Kaiser Karl und seine Helden mit den Heiden stritten. Frankfurt a. M. 1845 u.ö. (Die deutschen Volksbücher. Gesammelt und in ihrer Ursprünglichen Echtheit wiederhergestellt von Karl Simrock, Bd. 7).
  • Anfang des Fierrabras nach der Ersten Ausgabe, Simmern 1533. In: Bobertag, Felix: Geschichte des Romans und der ihm verwandten Dichtungsgattungen in Deutschland, Abt. 1. Bis zum Anfange des XVIII. Jahrhunderts, Bd. 1 Breslau 1876, S. 95-100.
  • Fierrabras. Eine Geschichte aus dem Kreise der Karlssage. In: Osterwald, Wilhelm: Sang und Sage. Erzählungen aus Deutschlands Vorzeit. Kreuznach [ca. 1900] u.ö. (Deutsche Jugendbibliothek, Bd. 70/71), S. 174-311.
  • Fierrabras von Johann II. von Simmern. Hrsg. und mit einem Nach. versehen von Werner Wunderlich, Tübingen 1992 (Frühe Neuzeit, Band 8).

Forschungsliteratur

Weblinks

Digitalisate der Inkunabeln

Erstdruck: 1533 (Simmern: Rodler, Hieronymus)

  • Fierrabras (Staatsbibliothek München).|| Eyn sch#[oe]ne kurtzweilige Histori von || eym m#[ae]chtigẽ Riesen auß Hispaniẽ/ Fierrabras gnant/ der || eyn Heyd gewest/ vnd bei zeiten des Durchleuchtigsten großen Keyser Karls ge=||lebt ... || newlich auß Frantz#[oe]sischer sprach in Teutsch gebracht dar=||auß die groß vñ sterck gmelts Keyser Karls ... || sunderlich abzunemen.|| (Getruckt zů Siem̃ern/ durch Jheronimus Rodler/ Secretarius || daselbst. Vollendet vff den zweyten tag des Meyen.|| Jm jar als man zalt nach der geburt Cristi.|| M.D.xxxiij.||).
  • Fierrabras (Österreichische Nationalbibliothek), Eyn schöne kurtzweilige Histori von eym mächtigẽ Riesen auß Hispaniẽ, Fierrabras gnant... auß Frantzösischer Sprach in Teutsch gebracht (etc.).
  • Frankfurt a.M.: Ausst. 240 Nr. 1 - Fierrabras. Eyn schoene kurtzweilige Histori von eym maechtige[n] Riesen auß Hispanie[n] Fierrabras gnant der eyn Heyd gewest vnd bei zeiten des Durchleuchtigsten großen Keyser Karls gelebt ...; Aus einem Sammelband mit zwei Teilen; Vorbesitzer: Erasmus Schyb; Johann Hieronymus Mengerßhausen; Johann Maximilian Zum Jungen.

Nachdruck: 1564 (Frankfurt am Main: Rab, Georg d.Ä. und Han, Weigand [Erben])

  • Halle (Saale): Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Vonn Fierra=||bras/ dem Rysen auß Hispa=||nien/ der ein Heyd/ vnnd zur zeit deß || grossen Keyser Karls/ gelebt/ ein schön Hi=||story ... || Auß || Frantzösischer Sprach geteutscht/|| gantz kurtzweilig zu || lesen.|| Gedruckt zu Franckfurt am Mayn/ 1564.||(durch Georg || Raben/ vnd Weygand Hanen Erben.||) Titelbl. in Rot- u. Schwarzdr., Titelholzschn., Ill. (Holzschn.); Exemplar unvollständig, nur 111 Bl. vorhanden.

Einzelnachweise

  1. Werner Wunderlich: Der anonyme Autor des 'Fierrabras' (1533) und der 'Haymonskinder' (1535). In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Band 118, Nr. 3, 1989, ISSN 0044-2518, S. 193–202.