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Friedrich Hermann Schubert (*26. August 1925 in Dresden; † 30. Juni 1973 in Frankfurt am Main, Freitod) war ein deutscher Historiker.

Leben

Frühe Jahre und Studium

Schubert entstammte einem bürgerlichen Elternhaus. Sein Vater Otto Schubert war Architekt und Professor an der Technischen Hochschule in Dresden, seine Mutter Veronika Schubert (geb. Strüver) leitete eine Schule. Die Volksschulzeit verbrachte er von 1932 bis 1936 auf der 19. Volksschule Dresden. Im Anschluss besuchte er bis 1944 das humanistische Vitzthum-Gymnasium in Dresden.[1]

Zwei Jahre später verließ er die Sowjetische Besatzungszone und nahm das Studium der Geschichte und Volkswirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München auf. Bereits während seines Studiums erhielt er die Möglichkeit für Archivstudien nach Stockholm zu gehen, wo er 1949 als Stipendiat studierte. 1952 schloss er schließlich sein Studium mit der Promotion zum Dr. phil. ab.[2]

Wissenschaftlicher Werdegang in München

Mit einer Biographie über den Humanisten Ludwig Camerarius wurde Schubert bei Franz Schnabel promoviert. Mit Abschluss seines Studiums begann er seine Arbeit als hauptamtlicher wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, in der er bereits während seines Studiums tätig war. Dort war er bis kurz vor seiner Berufung nach Kiel an der Edition der deutschen Reichstagsakten beteiligt. Er habilitierte sich 1959 unter seinem akademischen Lehrer Schnabel. Im Anschluss war er als Privatdozent an der Universität München tätig. Zwei Jahre später wurde er mit der kommissarischen Vertretung der ordentlichen Professur für Neuere Geschichte betraut, welche mit der Emeritierung Schnabels frei geworden war.[3]

Schuberts Zeit in Kiel

1963 entschloss sich die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel das Fach Mittlere und Neuere Geschichte auszubauen. Zu diesem Zweck wurde ein dritter Lehrstuhl eingerichtet[4]. Im Gutachten der Berufungskommission über Schuberts Qualifikation heißt es, er sei "zwar an Jahren jung", habe "sich aber als arbeitssamer und sehr gut beschlagener junger Gelehrter ausgewiesen". [5] Außerdem habe ihm seine "lebendige Art des Vortragens [...] in München in kurzer Zeit einen starken Lehrerfolg gebracht"[6].

Vom 01. Oktober 1963 bis zum 31. März 1968 lehrte Schubert als ordentlicher Professor in Kiel. 1967 erhielt er einen Ruf an die Universität Hamburg, den er jedoch nicht annahm. Wenig später wurde Schubert ein weiteres Mal berufen; diesmal an die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Nachdem die Bleibeverhandlungen mit der Universität Kiel erfolglos blieben, nahm Schubert schließlich 1968 den Ruf nach Frankfurt am Main an.

Frankfurt reizte Schubert besonders, da seine speziellen Forschungsgebiete zu jener Zeit die frühneuzeitliche Reichs- und Verfassungsgeschichte sowie die Geschichte der Staatstheorie in Deutschland und Westeuropa waren. Er begründete seine Entscheidung für Frankfurt gegenüber dem Kultusministerium damit, dass Frankfurt dank seiner Bibliotheken und Archive mehr zu bieten habe als Kiel.[7]

Wirken Schuberts bis zu seinem Selbstmord

1968 trat Schubert seinen Dienst am Historischen Seminar in Frankfurt am Main an. In etwa zeitgleich wurde ihm die Leitung der "Deutschen Reichstagsakten – Mittlere Reihe" bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften übertragen, wo er fortan mit der Edition der Reichstage Maximilians I. betraut war.

Während der Studentenproteste Ende der 1960er-Jahre kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Schubert und der aufbegehrenden Studierendenschaft. Schuberts bürgerliche Lebenshaltung und sein damit einhergehendes Einstehen für das überkommende Universitätswesen sorgten für Konfliktsituationen mit den Studierenden. Schubert konnte jedoch trotz dieser Proteste das Historische Seminar in Frankfurt nachhaltig prägen. In seinem Nachruf schreibt Erich Angermann über die Situation vor Schuberts Selbstmord: "Schwierigkeiten solcher wie auch persönlicher Art überforderten in den letzten Jahren permanent die Lebenskraft einer nach außenhin erfolgsbegünstigten und glänzenden Persönlichkeit und führten zuletzt unvermutet zum Zusammenbruch ihrer Widerstandskraft"[8].

Neben der für ihn belastenden Situation am Historischen Seminar, führten vor allem private Gründe dazu, dass Schubert sich am 30. Juni 1973 in Frankfurt am Main das Leben nahm.[9]

Werk

Geschichte des politischen Calvinismus

Schuberts erste umfangreiche Arbeit beschäftigte sich mit dem kurpfälzischen Politiker und Calvinisten Ludwig Camerarius. Die Dissertation erschien nach siebenjähriger Arbeit unter dem Titel "Ludwig Camerarius, 1573-1651. Eine Biographie" und lieferte eine vollständige Biographie des bis dahin wenig bekannten Humanisten.[10] In München hatte Schubert das Glück, eine sehr umfangreiche Quellenlage vorzufinden.

Camerarius diente für Schubert insbesondere als Zeuge für das "Denken und Wollen der Evangelischen vor und in dem Dreißigjährigen Kriege"[11]. Auch spätere Untersuchungen Schuberts beschäftigten sich mit dieser Thematik. Darunter eine 1955 erschienene Untersuchung über "Die Pfälzische Exilregierung".

Die deutschen Reichstagsakten

Aus der Arbeit an der Edition der Reichstagsakten der Jahre 1512-1518 erwuchs sein neues Forschungsgebiet, welchem sich Schubert in den folgenden Jahren unter anderem in seiner Habilitationsschrift widmete. Unter dem Titel "Die deutschen Reichstage in der Staatslehre der frühen Neuzeit" erschien 1966 ein gewichtiges Werk darüber, wie der Reichstag von seinen Zeitgenossen gesehen wurde.

Anders als vorhergehende Untersuchungen über die deutschen Reichstage, analysierte Schubert als Erster den Niederschlag der deutschen Reichstage in Beschlusssammlungen, Reden sowie in staatstheoretischen Texten des In- und Auslandes. Seine Darstellung berücksichtigt dabei immer auch die allgemeinen politischen Entwicklungen. Seine Arbeit endet in etwa mit dem Westfälischen Frieden.[12]

Unvollendete Schriften

Aus der Beschäftigung mit den deutschen Reichstagen erwuchs bei Schubert ein neues Forschungsinteresse. In seinen letzten Jahren hielt er vermehrt Vorlesungen und Seminare zum Problem der "Volkssouveränität". Insbesondere die Rolle der Volkssouveränität im Heiligen Römischen Reich beschäftigte ihn. Zu diesem Thema hinterließ Schubert ein fast abgeschlossenes Manuskript.[13]

Leistungen

Mit seiner Dissertation über den Humanisten Ludwig Camerarius gelang Schubert ein Klassiker über die Geschichte des politischen Calvinismus und auch seine Habilitationsschrift kann als Standardwerk angesehen werden. Schubert verfolgte einen vergleichenden Ansatz und versuchte in seinen Gesamtdarstellungen stets transnational zu arbeiten. Damit gab er wichtige Impulse zur Neuorientierung der deutschen Geschichtswissenschaft in den 1960er und 1970er Jahren.[14]

Schriften (Auswahl)

Monographien

  • Ludwig Camerarius. 1573-1651. Eine Biographie. Kallmünz/Obf. 1955.
  • Die deutschen Reichstage in der Staatslehre der frühen Neuzeit. Univ., Habil.-Schr. u.d.T.: Friedrich Hermann Schubert: Die deutschen Reichstage im Denken des 16. und 17. Jahrhunderts. München 1959. (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 7.) Göttingen 1966.

Aufsätze

  • Zur Charakteristik des Ludwig Camerarius, in: Personhistorisk Tidskrift Bd. 49, 1951, S.59–82.
  • Die pfälzische Exilregierung im Dreißigjährigen Krieg. Ein Beitrag zur Geschichte des politischen Protestantismus, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Bd. 102, 1954, S.575–680.
  • Volkssouveränität und Heiliges Römisches Reich, in: Historische Zeitschrift Bd. 213, 1971, S.91–122.

Literatur

  • Erich Angermann: Ein abgebrochenes Lebenswerk. Zum Tode Friedrich Hermann Schuberts, in: Historische Zeitschrift Bd. 218, 1974, S.354–363.
  • Geschichte der Philosophischen Fakultät. Teil 2, bearb. von Karl Jordan und Erich Hofmann (Geschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel (1665-1965), 5,2.) Neumünster 1969, hier: S.99.
  • Otto Vossler: Nachruf auf Friedrich Hermann Schubert, in: Marianus Czerny/Erwin Madelung: Nachrufe auf Erwin Madelung, Friedrich Hermann Schubert, Max Horkheimer, Matthias Gelzer, Boris Rajewsky. (Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main, 12,4.) Wiesbaden 1975, S.143-149.
  • Wolfgang Weber (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Lehrstuhlinhaber für Geschichte von den Anfängen des Faches bis 1970. Frankfurt a.M., u.a. 1984.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Angermann 1974, S.354.
  2. Vgl. Schindling 2007, S.615.
  3. Vgl. Personalakte Schuberts, Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt.811, Nr.12253.
  4. Vgl. Jordan 1969, S.99.
  5. Gutachten vom 25.03.1963, Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt.811, Nr.12253.
  6. Brief des Dekans der Philosohphischen Fakultät vom 27.12.1962, Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt.811, Nr.12253.
  7. Brief Schuberts an Dietrich Krantz vom 28.01.1968, Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt.811, Nr.12253.
  8. Angermann 1974, S.355.
  9. Vgl. Schindling 2007, S.616.
  10. Vgl. Vossler 1975, S.144.
  11. Ebd., S.147.
  12. Vgl. Angermann 1974, S.357f.
  13. Vgl. ebd., S.359.
  14. Vgl. Schindling 2007, S.615f.