Benutzer:Blueser/Baustelle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Jugendforschung in der DDR

  • Geschichte
  • Methoden
  • Ergebnisse

Anders als in der alten Bundesrepublik (1949 bis 1990) sprach man in der DDR den Jugendlichen eine eigenständige Lebensauffassung und Kultur ab. Die Jugend wurde als Zeit der Indoktrination durch die Welt der Erwachsenen und der Jugendliche als künftiger Staatsbürger begriffen. Der Anteil der Jugendlichen im Alter von 14 bis 25 Jahren an der Gesamtbevölkerung in der DDR betrug durchschnittlich 18 Prozent. Aus den genannten Gründen legte die DDR-Führung auf regelmäßige wissenschaftliche Untersuchung der Entwicklung des politischen Bewußtseins und der Ermittlung von Entwicklungstrends der DDR-Jugend besonderes Augenmerk.

Die Jugendforschung in der DDR distanzierte sich von der “bürgerlichen Jugendpsychologie” als eindeutiger Ausdruck der Philosophie einer untergehenden Gesellschaftsordnung. Das methodische Vorgehen wurde als unwissenschaftlich und realitätsfern eingeschätzt, da es auf exakte empirische Untersuchungen verzichtete. Daher etablierte sich die Jugendforschung in der DDR seit Mitte der 1960er Jahre als eine eigenständige sozialwissenschaftliche Forschungsrichtung. Sie untersuchte die Jugend in der DDR ausschließlich mit quantitativen Methoden, vor allem in Längsschnittstudien, nach verschiedenen sozialdemographischen Kriterien.[1] Das Leipziger Zentralinstitut für Jugendforschung war eine der wenigen sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen in der DDR, welche sich dieser Aufgabe widmete. Von 1966 bis 1990 führte das Institut etwa vierhundert wissenschaftliche Untersuchungen durch. Ziel dieser Untersuchungen war es, gesicherte Aussagen über die tatsächliche Wirkung der politischen Erziehung auf Grundlage empirischer Studien zu erhalten, die zuverlässige sozialwissenschaftliche Forschungsergebnisse über politische Einstellungen und Verhaltensweisen der Jugendlichen ermöglichten[2].

  • „Pilzkopfstudie“ (1966)/Ergebnis: Langhaarige Beatanhänger sind nicht minder Intelligent, keine 100%ige Zustimmung zum Sozialismus
  • Studenten-Intervallstudium (ab 1966 als Bestandteil der Jugendforschung, ab Mitte der 1970er Jahre eigenständige Studie in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für Hochschulbildung der DDR zur Persönlichkeitsentwicklung, den Lebensbedingungen und politischen Einstellungen sozialistischer Studenten

Ab Anfang der 1970er Jahre erfolgte der Übergang zu Intervallstudien. Die Vorzüge der Intervallstudien lagen in ihrer Regelmäßigkeit und einer hohen Vergleichbarkeit begründet. Die Kontrolle über Durchführung und Auswertung der sozialwissenschaftlichen Jugendforschung in der DDR oblag der Abteilung Jugend beim Zentralkommitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland, dem Zentralrat der Freie Deutsche Jugend und dem Amt für Jugendfragen beim Ministerrat der DDR. Die Forschungsergebnisse unterlagen meist strengster Geheimhaltung und blieben meist ohne Rückkopplung gegenüber den Autoren. Veröffentlichungen gab es selten und nur zu bedeutungslosen Themen wie Berufsorientierung und Berufswahl. Die kritische Begleitung der Studien durch die DDR-Führung gipfelte nicht zuletzt in den Vorwurf mangelnder politischer Loyalität der Autoren. Im Nachhinein geäußerte Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Forschungsergebnisse sind allein schon aufgrund dieser Tatsache und dem methodischen Vorgehen unbegründet. Die Studien waren repräsentativ, weil über 1000 Jugendliche zu den Befragungen herangezogen wurden und eine planmäßige Auswahl der Jugendlichen erfolgte. Die Verläßlichkeit der Befragungsergebnisse wurde gesichert, indem die Befragungen anonym, schriftlich und im Gruppenverband durchgeführt wurden. [3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Cathleen Grünert und Heinz-Hermann Krüger: Jugendforschung in Deutschland von der Nachkriegszeit bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts AEW-Texte-Jugendforschung in Deutschland der Uni Halle
  2. Friedrich,W./Griese,H.: Jugend und Jugendforschung in der DDR, Opladen,1971
  3. Wilfried Schubarth: DDR-Jugend zwischen Anpassung und Aufbegehren [1]

weitere Quellen