Benutzer:Books-are-my-love-language/Schwedische Sprache

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Syntax

Allgemein

Als germanische Sprache weist die schwedische Sprache sowohl Ähnlichkeiten mit der englischen als auch mit der deutschen Syntax auf. Schwedisch hat, wie alle nordgermanischen Sprachen, eine Grundwortstellung Subjekt-Verb-Objekt (SVO), zu der im Hauptsatz eine V2-Stellung hinzukommt. Das Schwedische hat also mit dem Deutschen gemeinsam, dass der Hauptsatz mit einem beliebigen Satzteil beginnen kann und das finite Verb an zweiter Position folgt (d. h. beide Sprachen sind Verbzweit-Sprachen). Die Wortstellung im Satzinneren und in Nebensätzen hingegen ist im Schwedischen anders als im Deutschen.[1]

Adjektive stehen im Schwedischen in der Regel vor dem Substantiv, das sie bestimmen, obwohl diese Wortstellung in der Poesie auch umgekehrt sein kann. Während alle anderen germanischen Sprachen mit Ausnahme des Englischen eine attributive Adjektivkongruenz haben, unterscheiden sich die skandinavischen Sprachen von den kontinentalen germanischen Sprachen dadurch, dass sie zusätzlich auch eine prädikative Adjektivkongruenz haben[2]:

Beispiel
Studenten är lat. Der Student ist faul.
Studenterna är lata. Die Studenten sind faul-PL.

Substantive, die andere Substantive qualifizieren, werden fast immer spontan zusammengesetzt (wie im Deutschen). Das letzte Substantiv bildet dabei den Kopf. Sowohl für den Numerus als auch für die Bestimmtheit der Substantive werden Flexionsmorpheme am Substantiv verwendet[3]:

Beispiel
häst-ar-na Pferd-e-die

Eine weitere syntaktische Eigenschaft des Schwedischen, die alle skandinavischen Sprachen gemeinsam haben, ist die Platzierung des Objekts nach dem unbestimmten Verb und vor den Adverbien der Zeit, des Ortes, der Art und Weise und anderen Inhaltsadverbien[4]:

Beispiel
Han hade hittat pengarna under sängen igår. Er hatte das Geld gestern unter dem Bett gefunden.

In dieser Hinsicht gibt es keinen Unterschied zwischen Hauptsätzen und eingebetteten Sätzen: das Objekt folgt immer auf das unbestimmte Verb, es sei denn, es steht an erster Stelle.[5]

Außerdem gibt es im Schwedischen, genau wie in allen anderen skandinavischen Sprachen, das possessive Reflexivpronomen sin.[6]

Beispiel
Han tvättade sin bil. Er hat sein Auto gewaschen. (er = sein)
Han tvättade hans bil. Er hat sein Auto gewaschen. (er ≠ sein)

Der Schwedische Hauptsatz in einem Feldermodell

Traditionell wird die Wortstellung des Schwedischen mithilfe eines Feldermodells (das in dieser Form auf Paul Diderichsen zurückgeht) wie in folgender Übersicht dargestellt. Die Position, die hier Fundament heißt, entspricht dem deutschen Vorfeld, die Positionen Verb(1) und Verb(2) entsprechen der Satzklammer des Deutschen, nur dass der zweite Teil des Prädikats schon vor dem Objekt kommt. Einheiten, die im Fundament (Vorfeld) stehen, fehlen dann an ihrer Grundposition im Satzinneren (dies gilt auch für das Subjekt). Die obligatorische Besetzung von Fundament und Verb(1) im Hauptsatz ist genau das, was als das Verbzweit-Phänomen bezeichnet wird. Der danach folgende Bereich ist der, der als Subjekt-Prädikat-Objekt-Stellung bezeichnet wird.

Funda-
ment
Verb
(1)
Sub-
jekt
Satz-
adverbial
Verb
(2)
Objekt Art und
Weise
Ort Zeit
Jag läser inte en bok i parken idag
Jag ska inte läsa en bok i parken idag
Idag ska jag inte läsa en bok i parken
Idag har jag inte läst en bok i parken
Jag läser boken tyst idag
Jag äter alltid en fralla till frukost
Till frukost äter jag en fralla
Vad heter du

Fundament

Das Fundament (auch als Vorfeld oder linke Peripherie bezeichnet) ist der Anfangsteil des Satzes, der den höchsten Teil der Satzstruktur darstellt. Es enthält mehrere Projektionen von Merkmalen, die die Stellung des Satzes in seinem Kontext regeln. Wie das Englische muss auch das Schwedische ein sichtbares Subjekt in allen finiten Sätzen haben, es ist aber egal, ob es sich dabei um ein expletives oder ein reales Subjekt handelt.[7]

Verbphrasen

Die schematische Wortstellung der Verbphrasen im Schwedischen (und allen anderen modernen skandinavischen Sprachen) ist im Folgenden an einem Beispiel dargestellt.

Beispiel
Verb Objekt Adverbiale
lämna bilen hemma i morgon
lassen Auto-das zu Hause morgen

Unklar ist noch, wie die Adverbiale strukturell dargestellt werden. Da die Berechnung des Satzes jedoch mit dem Verb beginnt und dieses zuerst mit dem internen Argument verschmilzt, müssen die Adverbiale in Spec-VP stehen. Da sowohl das nicht-finite Verb als auch das Objekt den Adverbialen vorausgehen, wird angenommen, dass sowohl das Verb als auch das Objekt in eine höhere Position bewegt werden. Um zu bestimmen, wo das Verb und das Objekt stehen, muss auch die Position des externen Arguments berücksichtigt werden. Allgemein wird davon ausgegangen, dass das externe Argument als Spezifizierer des kleinen v verbunden wird. Außerdem wird angenommen, dass das Objekt von einer Spec-vP angezogen wird, die niedriger ist als das externe Argument. Das Verb wird vermutlich von einem höheren Kopf außerhalb der vP angezogen, wobei v als Zwischenstation dient.[8]

Object Shift

In allen skandinavischen Sprachen, und damit auch im Schwedischen, kann ein Objekt unter bestimmten Bedingungen im Mittelfeld vor der Negation und den anderen Satzadverbialen stehen. Im Gegensatz zum Isländischen ist dies in festlandskandinavischen Sprachen jedoch nur für pronominale Objekte möglich. Der Object Shift wird für jede phonologisch sichtbare Nicht-Adjunkt-Kategorie verhindert, die die Objektposition in vP c-kommandiert.[9]

Grammatisches Beispiel
Jag kysste henne inte tOB. Ich küsste sie nicht.
Ungrammatische Beispiele
*... att jag henne inte kysste tOB. ... dass ich sie nicht küsste.
*Jag skrev det inte upp tOB. Ich schrieb es nicht auf.
*Jag talade henne inte med tOB. Ich sprach ihr nicht mit.
*Jag gav den inte Elsa tOB. Ich hab es nicht Elsa.
*Jag gav henne inte den. Ich gab ihr nicht es.
*Jag gav henne den inte. Ich gab ihr es nicht.

In den ungrammatischen Beispielen wird der Object Shift durch die Anwesenheit eines Verbs, einer Partikel, einer Präposition oder eines anderen Arguments verhindert. Das pronominale indirekte Objekt kann allein oder zusammen mit dem direkten Objekt verschoben werden. Eine wichtige Voraussetzung für den Object Shift ist, dass das verschobene Objekt kein Fokus ist.[10]

Nebensätze

Nebensätze können mit Konjunktionen eingeleitet werden, z. B. att („dass“) (geschrieben ohne vorangehendes Komma). In Nebensätzen steht das Satzadverbial immer vor dem Verb bzw. den Verben und unmittelbar nach dem Subjekt. Anders gesagt, alle Verben stehen im Nebensatz in der Position 2 des Feldermodells (analog dazu, dass sie im Deutschen dann am Satzende stehen, wo die deutsche „Position 2“ sich befindet). Nebensätze sind also typischerweise keine Verbzweitsätze. Dieser Unterschied kann auch anhand der Negation demonstriert werden: Die Verneinung eines Satzes wird meistens durch das Wort inte ausgedrückt, und dieses steht im Hauptsatz (Verbzweitsatz) nach dem finiten Verb:

Jag heter Sven. Ich heiße Sven.
Jag heter inte Sven. Ich heiße nicht Sven.

Da im Nebensatz das finite Verb aber eine Position weiter innen im Satz einnimmt, erscheint die Negation im Nebensatz nun davor:

Alla vet att jag inte heter Sven. Alle wissen, dass ich nicht Sven heiße.
Han svarade att han inte skulle komma hem tidigare. Er antwortete, dass er nicht früher nach Hause kommen würde.

Fragesätze

Ja/Nein-Fragen haben genauso wie im Deutschen die Form eines Verb-Erst-Satzes. Hierbei bleibt einfach das Fundament unbesetzt, alle Satzteile folgen also nach dem finiten Verb. Bei Fragen, die nicht mit Ja oder Nein zu beantworten sind, wird ein Fragewort vorangestellt. Das Fragewort muss also im Fundament erscheinen, z.B.: Vad har du läst idag?

Funda-
ment
Verb (1) Subjekt Satz-
adverbial
Verb (2) Objekt Art+
Weise
Ort Zeit
Har du inte läst tidningen idag ?
Vad har du läst idag ?

(Deutsch: Hast du nicht Zeitung gelesen heute? / Was hast du gelesen heute?)

Einzelnachweise

  1. Anders Holmberg & Christer Platzack: The Scandinavian Languages (2012).
  2. Anders Holmberg & Christer Platzack: The Scandinavian Languages (2012).
  3. Anders Holmberg & Christer Platzack: The Scandinavian Languages (2012).
  4. Anders Holmberg & Christer Platzack: The Scandinavian Languages (2012).
  5. Anders Holmberg & Christer Platzack: The Scandinavian Languages (2012).
  6. Anders Holmberg & Christer Platzack: The Scandinavian Languages (2012).
  7. Anders Holmberg & Christer Platzack: The Scandinavian Languages (2012).
  8. Anders Holmberg & Christer Platzack: The Scandinavian Languages (2012).
  9. Anders Holmberg & Christer Platzack: The Scandinavian Languages (2012).
  10. Anders Holmberg & Christer Platzack: The Scandinavian Languages (2012).