Benutzer:Cú Faoil/Blutgruppen in der Tiermedizin
Blutgruppen, definiert durch unterschiedliche Antigene auf der Oberfläche der roten Blutzellen, kommen bei allen Säugetieren vor. Zwischen den einzelnen Tierarten bestehen aber starke Unterschiede in Anzahl, Vererbung und klinischer Relevanz der verschiedenen Blutgruppen.
Hunde
Dieser Teil wurde leicht geändert nach Blutgruppen beim Haushund in den ANR eingestellt. Cú Faoil RM 17:36, 31. Dez. 2008 (CET)
Bei Hunden wird die Blutgruppe durch fünf verschiedene voneinander unabhängige Loci kontrolliert, deren klinische Bedeutung in der Transfusionsmedizin unterschiedlich stark ausgeprägt ist und deren Allelfrequenzen zwischen den einzelnen Rassen stark schwanken können. Insgesamt ergeben sich dabei über 30 verschiedene mögliche Blutgruppen.
Nomenklatur
Früher wurden in der Literatur sechs Blutgruppen unterschieden und mit Buchstaben bezeichnet, was aber heute überholt ist. Das aktuelle System ordnet jeder Serie eine DEA-Nummer zu, wobei die Abkürzung "DEA" für Dog Erythrocyte Antigene steht. Für Transfusionen relevante Gruppen sind in der folgenden Tabelle angegeben:
Alter Name | DEA-Nummer | Häufigkeit (%) | Natürliche Antikörper? | Transfusionseffekt |
---|---|---|---|---|
A1 | 1.1 | 42 | Nein | Akute Hämolyse |
A2 | 1.2 | 20 | Nein | Akute Hämolyse |
B | 3.0 | 6 | Ja | Spätreaktion, nicht hämolytisch |
C | 4.0 | 98 | Ja | Keiner |
D | 5.0 | 23 | Ja | Spätreaktion, nicht hämolytisch |
Tr | 7.0 | 45 | Ja | Spätreaktion, nicht hämolytisch |
DEA 1.0-Serie
Die DEA 1.0-Serie kennt vier Allele (1.1, 1.2, 1.3 und Null), die zu vier möglichen Phänotypen gleichen Namens führen. Zwischen diesen Allelen herrscht eine lineare Dominanz; 1.1 ist das dominanteste, Null das rezessivste Allel. Ein Hund mit Phänotyp 1.1 kann also die Genotypen 1.1/1.1, 1.1/1.2, 1.1/1.3 oder 1.1/Null aufweisen.
Es existieren keine natürlich vorkommenden Antikörper gegen die Allele der DEA 1.0-Serie. DEA 1.1-negative Hunde, die eine DEA 1.1-positive Transfusion erhalten haben, werden dadurch aber sensibilisiert und können bei erneuter Transfusion von DEA 1.1-positivem Blut mit einer Hämolyse reagieren. Auch DEA 1.1-negative Hündinnen können nach Sensibilisierung bei ihren DEA 1.1-positiven Welpen eine maternal induzierte Hämolyse auslösen (analog zum Rhesusfaktor beim Menschen; Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ II). Klinisch relevant scheint dieser Mechanismus allerdings nur bei Hündinnen zu sein, die durch eine Bluttransfusion sensibilisiert worden sind.
DEA 3.0-Serie
Die DEA 3.0-Serie enthält die Allele 3.0 und Null, wobei 3.0 über Null dominant ist. Es existieren natürlich vorkommende Antikörper; erhält ein Null/Null Hund Blut vom Phänotyp 3.0, werden die erhaltenen Erythrozyten innerhalb von 3-5 Tagen eliminiert.
Der 3.0-Phänotyp ist selten, tritt aber vermehrt bei Greyhounds und japanischen Hunderassen auf.
DEA 4.0-Serie
Die DEA 4.0-Serie enthält die Allele 4.0 und Null, wobei 4.0 über Null dominant ist. Bei den (sehr seltenen) Null/Null-Hunden existieren natürlich vorkommende Antikörper gegen Blut vom Phänotyp 4.0, was aber klinisch nicht von Belang zu sein scheint. DEA 4.0-positive Hunde, die für alle anderen Serien negativ sind, gelten als universelle Spender.
DEA 5.0-Serie
Die DEA 5.0-Serie enthält die Allele 5.0 und Null, wobei 5.0 über Null dominant ist. DEA 5.0-positive Hunde sind eher selten; natürliche Antikörper kommen bei negativen Hunden vor. Erhält ein Null/Null Hund Blut vom Phänotyp 5.0, werden die erhaltenen Erythrozyten innerhalb von 3-5 Tagen eliminiert.
DEA 7.0-Serie
Die DEA 7.0-Serie enthält die Allele 7.0 und Null, wobei 7.0 über Null dominant ist. Möglicherweise existiert daneben noch ein zusätzliches Allel. DEA 7.0 ist kein echtes Oberflächenantigen der roten Zellen, sondern wird im Gewebe produziert und von den Erythrozyten absorbiert - daher ändert sich der 7.0-Status auch nach einer Knochenmarktransplantation nicht.
Die Mehrheit der Null/Null Hunde weist natürlich vorkommende Antikörper gegen den 7.0-Phänotyp auf. Solche Hunde eliminieren erhaltene 7.0-Erythrozyten nach einigen Tagen, wobei die Elimination im Vergleich mit der 3.0 und 5.0-Serie verlangsamt ist.
Juneja RK, Gerlach JA, Hale AS (2001): Biochemical Genetics and Blood Groups of the Dog. In: The Genetics of the Dog. CABI Publishing, Oxon, ISBN 0 85199 520 9 ; pp. 117-137
Katzen
Bei der Katze wird die Blutgruppe von einem Locus und drei Allelen kontrolliert. Diese Allele sind A, AB und B. A ist dominant über AB und B; AB ist dominant über B. Das AB-Allel kommt dabei extrem selten vor. Ein Null-Allel wie beim Menschen existiert nicht.
Phänotypisch existieren also die Blutgruppen A, AB und B. Die Blutgruppe A ist weitaus am häufigsten, gefolgt von Blutgruppe B und ganz zuletzt Blutgruppe AB. Katzen mit Blutgruppe B besitzen von Natur aus Antikörper gegen Blutgruppe A; A-Katzen besitzen umgekehrt B-Antikörper, aber in wesentlich tieferen Titern. Da kein Null-Allel vorhanden ist, gibt es bei Katzen keine universellen Spender. AB-Katzen sind auch keine universellen Empfänger; sie sollten nur mit AB- oder A-Blut transfundiert werden.
Neonatale Isoerythrolyse
Trägt eine Katze mit Blutgruppe B Welpen mit Blutgruppe A oder AB, kann analog zur Rhesus-Inkompatibilität beim Menschen das Immunsystem der Mutter die roten Blutzellen dieser Welpen angreifen und zu einer hämolytischen Anämie führen, welche oft tödlich verläuft. Aufgrund des Aufbaus des Plazenta kann dies zum grössten Teil dadurch vermieden werden, dass den Welpen das Kolostrum der Mutter entzogen wird und statt dessen ein Kolostrumersatz verabreicht wird. Dazu kann die Blutgruppe noch vor dem ersten Säugen anhand des Nabelschnurbluts bestimmt werden. Hat der Welpe Blutgruppe A oder AB, darf er kein Kolostrum von einem B-Muttertier erhalten.
Griot-Wenk et al. (1996): Blood type AB in the feline AB blood group system. Am J Vet Res 57(10):1438-42; PMID 8896680
Pferde
Ähnlich wie bei Hunden existieren bei Pferden mehrere unabhängige Loci, an denen jeweils mehrere Allele zur Auswahl stehen. Die Anzahl der möglichen Blutgruppen ist also auch hier im Vergleich zu Katzen und Menschen sehr gross.