Benutzer:CTHOE/Unfertiges Lemma
Kaltwasserheilanstalt (Elgersburg)
Die Kaltwasserheilanstalt im thüringischen Elgersburg war die erste ihrer Art in Deutschland.
Geschichte
Ursprünge
Mit Wasser behandelten bereits die alten Griechen und Römer, zu deren Badekultur es gehörte. Allgemein bekannt sind die römischen Badeanlagen, besonders die Kaiserthermen und die Barbarathermen in Trier. Als Vater der Hydrotherapie, der Therapie unter Anwendung von Wasser, gilt der römische Ehrenbürger Antonius Musa, von dem berichtet wird, dass er 23 v. Chr. den Kaiser Augustus mit kalten Bädern geheilt hat.
Im Mittelalter gingen die Wasseranwendungen zurück, im 15. Jahrhundert glaubte man gar, Wasser bringe Infektionskrankheiten mit sich, eine Ansicht, die angesichts ungereinigter Gewässer und mangelnder Kläranlagen nicht sehr abwegig ist.
Erst im 18. Jahrhundert wurde die Wassertherapie wieder beliebter. Die niederschlesischen Ärzte Siegmund (1664-1742) und Johann Siegmund Hahn (1696-1773) werden als Begründer der Wassertherapie angesehen. 1773 fand Sebastian Kneipp (1821-1897), damals noch Philosophie-Student, in der Münchner Hofbibliothek ein Buch des letztgenannten Hahn und entwickelte daraus seine Therapie.
Der österreichisch-schlesische Naturheiler Vincenz Prießnitz (1799–1851) behandelte seine eigenen Beschwerden mit kalten Kompressen und hatte damit Erfolg. Er gründete ein Therapiezentrum, in dem er versuchte, seine Patienten mit drastischen Methoden abzuhärten. Beispielsweise schnallte er sie auf eisernen Liegen fest und ließ eisiges Wasser aus 6 m Höhe auf sie herabschütten.
Pfarrer Sebastian Kneipp wandte weniger heftige Methoden der Abhärtung an. Auch er hatte Kaltwasserbehandlung erstmals erfolgreich an sich selbst getestet. Um seine Tuberkulose zu behandeln, stieg er jeden Tag in die eiskalte Donau. Seine hydrotherapeutischen Maßnahmen ergänzte er durch die Pflanzenheilkunde.
Neben Laienmedizinern wie Sebastian Kneipp und Heinrich Friedrich Francke (Pseodonym J. H. Rausse) in (Bad) Stuer in Mecklenburg-Vorpommern waren dann auch Ärzte als „Wasserdoktoren“ ab 1822 mit ihren Wasserkuren erfolgreich:
- Theodor Hahn in St. Gallen
- Wilhelm Petri (Mediziner) in Koblenz-Bad Laubach am Rhein
- August Friedrich Erfurth in Feldberg (Mecklenburg)
- Josef Schindler in Tiefenbach/Böhmen
- Christoph Hartung, Wasserheilanstalt Dr. v. Hartungen in Riva/Gardasee und später im schlesischen Bad Gräfenberg
Diesen Therapien lag die Annahme zugrunde, dass zahlreiche Krankheitszustände in der Verweichlichung ihre Ursache hätten und durch Abhärtungsmaßnahmen der Verweichlichung entgegenzuwirken wäre.
Zum entscheidenden Durchbruch verhalfen der Hydrotherapie in Deutschland auf praktischer Basis Karl Friedrich Ferdinand Runge (1835–1882) in seiner Wasser-Heilanstalt in Nassau a.d. Lahn und in Österreich-Ungarn und auf wissenschaftlich-theoretischer Grundlage der Kurarzt und Naturheilkundige Wilhelm Winternitz, der in Kaltenleutgeben bei Wien selbst eine Wasser-Heilanstalt besaß und als erster Mediziner im deutschsprachigen Raum 1899 einen Lehrstuhl für Hydrotherapie als ordentlicher Professor an der Universität Wien erhielt.
Entwicklung in Elgersburg
Am 28. Mai 1837 eröffnete in Elgersburg die erste Kaltwasserheilanstalt Deutschlands. Diese nach dem prießnitzschem Kurprinzip geführte Anstalt wurde vom Landwirt Jacob Gräser unter Mitwirkung des Kaufmanns Emil Schmidt aus Erfurt gegründet. Der erste ärztliche Leiter war Dr. phil. Adolph Martini, der allerdings bereits 1840 nach Bad Liebenstein in die dortige neu errichtete Kaltwasserheilanstalt berufen wurde. Sein Nachfolger als Badedirektor wurde der Sanitätsrat Dr. med. Hermann Piutti (1812-1865). Damit begann die Entwicklung Elgersburgs zum Kurort, die dem Dorf 1837 den Namen Bad Elgersburg einbrachte. Der Ehefrau Piuttis, Maria Piutti (1818-1868), ist es zu verdanken, dass der Badeort die erste Kleinkinderbewahranstalt erhielt. Ihr zu Ehren wurde die Marienquelle benannt, die am Goethewanderweg Ilmenau-Stützerbach liegt.