Benutzer:C holtermann/AM-Einleitung

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Die anthroposophische Medizin (auch: anthroposophisch erweiterte Medizin, von altgriechisch

ἄνθρωπος

ánthrōposMensch‘ und

σοφία

sophίaWeisheit‘) ist eine holistische[1] komplementärmedizinische Richtung, die – nach eigener Darstellung – die „naturwissenschaftlich-akademische“ Medizin mit der Anthroposophie Rudolf Steiners verbinden will und heute in etwa 80 Ländern – mit Schwerpunkt in Zentraleuropa – praktiziert wird.[2][3]

Sie stützt sich zur Erforschung der „physischen, lebendigen, seelischen und der geistigen Phänomene“ nach eigenem Verständnis sowohl auf die Prinzipien der Naturwissenschaft als auch auf die anthroposophische „Geisteswissenschaft“, die eine Erweiterung der Erkenntnis durch Imagination, Inspiration und Intuition postuliert.[4] Auf diese Weise soll sich eine Erweiterung der ärztlichen Kunst ergeben, die das Verhältnis von „Leib, Seele und Geist“ des Menschen in seiner Beziehung zu den „Substanzen und Kräften in der Natur und im Kosmos“ – jeweils in seiner individuellen Schicksalssituation – diagnostisch verstehen und therapeutisch handhaben möchte. Anthroposophische Ärzte lehnen nach Angaben ihres Dachverbands medizinische Standard-Therapien nicht ab, sondern versuchen sie durch spezielle Methoden und Arzneimittel zu ergänzen.[5]

Erkrankungen erklärt die anthroposophische Medizin mit einem Ungleichgewicht des Nerven-Sinnes-Systems, des rhythmischen Systems und des Stoffwechsel-Gliedmaßen-Systems. Anthroposophische Therapien werden daher mit dem Ziel angewandt, das Gleichgewicht dieser System wiederherzustellen und so die Krankheit zu überwinden.

Die theoretischen Grundlagen der anthroposophischen Medizin stehen nach Ansicht vieler Kritiker im Widerspruch zu heutigen naturwissenschaftlichen Vorstellungen. Nach Einschätzung durch Autoren der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und verschiedene Reviewautoren liegen für die Anwendung anthroposophischer Heilmittel nur unzureichende Wirksamkeitsstudien vor. Zwar gibt es kontrollierte Versuche für die Behandlung von Tumorpatienten mit Mistelpräparaten, aber weder eine Wirkung auf die Tumorprogression noch auf die Überlebenszeit gelten als gesichert. Die deutsche Bundesärztekammer stellte 1993 in einem Memorandum fest, dass die Anthroposophische Medizin nicht zu den „objektiv wirksamen Behandlungsverfahren“ gehört.[6] In einem von Jörg-Dietrich Hoppe mitbegründeten „Dialogforum Pluralismus in der Medizin“ findet seit dem Jahr 2000 ein Diskurs zwischen der akademischen Medizin und den alternativen Medizinschulen unter anthroposophischer Mitwirkung statt.<ref>Dialogforum Pluralismus in der Medizin.

  1. Michaela Glöckler, Matthias Girke, Harald Matthes: Anthroposophische Medizin und ihr integratives Paradigma. In: Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart. Berlin 2011, ISBN 978-3-8305-1930-0, S. 517.
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  4. Darstellung der Anthroposophischen Medizin des „Dachverbands Anthroposophische Medizin in Deutschland“, abgerufen am 28. Juli 2015
  5. Manfred Anlauf, Lutz Hein, Hans-Werner Hense, Johannes Köbberling, Rainer Lasek, Reiner Leidl, Bettina Schöne-Seifert: Komplementäre und alternative Arzneitherapie versus wissenschaftsorientierte Medizin In: GMS Ger Med Sci 2015;13:Doc05. doi:10.3205/000209.