Benutzer:Carbenium/Ansichten/Sichter
Über das Sichterprivileg
- „Alles Große in der Welt geschieht nur,
- weil einer mehr tut als er muss.“ (Klaus Landfried)
Es mag ja sein, daß in den Regeln zur Sichtung nichts verlangt wird und quasi ein Freibrief sind, das Hirn vor dem Sichten in den Standby-Modus zu schalten. Wenn man aber auch nur zwei Sekunden über die Formulierungen, die das Wort "offensichtlich" enthalten, nachdenkt, so wird man zu der Erkenntnis kommen, dass eben diese Richtlinien die Funktion des Sichtens ad absurdum führen:
Denn offensichtlichen Vandalismus erkennt jeder Depp, auch wenn man ihn im Fließtext vorfindet und er nicht durch die Versionsunterschiedfunktion hervorgehoben ist. Da braucht es nicht die Medienkompetenz eines gelernten Wikipedianers und des ganzen softwaremäßigem Aufwandes der GSV... Das Sichten sollte mit wachem und kritischem Verstand erfolgen – beim Editieren eines Artikels gibt es ja auch keine Richtlinie, die es erlaubt, das Hirn auszuschalten. Denn es ist eben gerade der nicht so offensichtliche Vandalismus,[A 1] der gefährlich und für den Ruf des Projektes schädlich ist. Gerade vor dem Hintergrund, dass einem Außenstehenden mehr Sicherheit suggeriert wird, als letztlich real existiert, wenn man nur richtliniengehorsam nach Schema F vorgeht. Jeder, der sichtet, sollte sich klar machen, daß er mit dem Versionsunterschied, den er sichtet, dem Artikel einen korrekturgelesenen Anstrich verleiht und damit die gesamte WP nach außen repräsentiert! Denn ein unbedarfter mehr oder weniger medieninkompetenter anonymer Nachschlager wird nicht zwischen der WP und ihren einzelnen Autoren unterscheiden (können). In diesem Artikel von heise geht es zwar nicht um Sichtung, aber der Transfer sollte trivial sein. Das dort geschilderte Problem würde durch eine unachtsame oder ahnungslose Sichtung sogar noch verschärft werden.
Wenn wir aber jetzt den Sichter von jeglicher Verantwortung freisprechen, dann müßten wir aber auch anfangen, sowas wie sei mutig und ignoriere alle Regeln in Frage zu stellen, denn diese Prinzipien fußen ebenso auf gesundem Menschenverstand und einem gewissen Verantwortungsgefühl wie das Privileg, Artikel sichten zu dürfen. Man kann WP:IAR übrigens nicht nur dazu gebrauchen, eigene Nachlässigkeiten zu rechtfertigen, sondern man kann es auch „nach oben hin“ auslegen: Wenn Richtlinien zu lasch oder gegen den gesunden Menschenverstand sind, lege sie ruhig strenger aus. Wenn man also keine Ahnung von einem Thema hat und sich die Eindeutigkeit der Richtigkeit eines Edits nicht aus reiner Logik, dem restlichen Kontext, mit Hilfe gesunden Menschenverstandes oder durch Kurzrecherche nach andere Referenzen (beispielsweise auch in der WP) herleiten läßt – oder wenn man gerade zu faul ist, nachzuschauen, was auf einer neuen extern verlinkten Seite geschrieben steht usw.[A 2] – sollte man den Mauspfeil von der Sichten-Schaltfläche fern halten. Als Laie kann man beispielsweise nicht beurteilen, ob es sich z.B. in einem Mathematikartikel um einen Vandalismusakt handelt, wenn eine 2 gegen eine 3 ausgetauscht wird. In solchen Fällen lasse man das - wie gesagt - einfach ungesichtet liegen; der nächste Spezialist hat das bestimmt auf seiner Beobachtungsliste stehen.
Und wenn ein und dieselbe Person zwei um 180° gegensätzliche Änderungen in ein und demselben Artikel mit seinem „Sichterstempel“ absegnet (wie jüngst erlebt), widerspricht jeglicher Logik. Bitte bedenken: Quark bleibt Quark, auch wenn er richtlinienkonform produzierte wurde.