Benutzer:Carstor/Methysticodendron amesianum

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Als Methysticodendron amesianum wurden 1955 von Richard Evans Schultes Pflanzen der Art Brugmansia candida beschrieben, die er im kolumbianischen Tal Sibundoy bei den dort lebenden indigenen Bewohnern in Kultur fand. Die Pflanzen weichen so stark von anderen Engelstrompeten (Brugmansia) ab, dass sie Schultes als eigenständige Gattung beschrieb und sogar die Einordnung in die Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) nur mit Zögern vornahm.

Beschreibung

Schultes beschreibt Methysticodendron amesianum als im Habitus ähnlich den Arten der Engelstrompeten (Brugmannsia). Die Laubblätter sind jedoch schmal linealisch-bandförmig, 20 bis 26 cm lang und 1,3 bis 2,0 cm breit.

Auch die Blüten weichen von denen anderer Engelstrompeten ab. Die Krone ist für 3/5 bis 4/5 der Länge eingeschnitten und so in große Kronlappen geteilt. Die Kronröhre ist vollständig vom Kelch umschlossen, so dass der Eindruck von getrennt stehenden Kronblättern entsteht. Die möglicherweise verkümmerten Vermehrungsorgane lassen zudem eine genaue Zuordnung nicht zu.

Botanische Geschichte

Die Pflanzen wurden erstmals 1942 von Richard Evans Schultes bei einer Expedition durch die Putumayos Kolumbiens gefunden. In einem Dorf im Sibundoy-Tal fand er die Pflanze bei den indigenen Bewohnern in Kultur und glaubte, eine neue, den Engelstrompeten (Brugmansia) und Stechäpfeln (Datura) nahe stehende Gattung entdeckt zu haben. In den folgenden Jahren besuchte Schultes mehrere Male das Dorf, um weitere Exemplare der Pflanze zu studieren. Nach seinen Berichten wurde die Pflanze rein vegetativ vermehrt und in den Familien über die Generationen hinweg weitergegeben und beschützt. Erst 1953 gelang es, eine Pflanze in einem Botanischen Garten zu kultivieren und damit 1955 eine Erstbeschreibung zu veröffentlichen. Das Artepitheton amesianum ehrt den Botaniker und Lehrer Schultes' Oakes Ames.

Aufgrund der Eigenständigkeit der Merkmale platzierte Schultes die Pflanze in eine eigene Gattung, Methysticodendron, erwähnt die Ähnlichkeit zu Engelstrompeten und Stechäpfeln, weist aber darauf hin, dass seine Einordnung in die Familie der Nachtschattengewächse mit Zweifeln verbunden ist.

In einer Veröffentlichung zu den halluzinogenen Nachtschattengewächsen Amerikas aus dem Jahr 1979 fasst Schultes die bis dahin veröffentlichten Forschungsergebnisse zu diesen Pflanzen zusammen. 1969 wurde vermutet, dass es eine verkümmerte Form der Engelstrompeten-Art Brugmansia candida ist, was unter anderem die abnormal geformten Vermehrungsorgane der Blüten erklären könnte. Als Gründe für diese Veränderungen wurden von verschiedenen Autoren unter anderem eine durch Viren ausgelöste Monströsität, eine pleiotrope Genmutation oder aber eine Adesmie (getrennte Ausbildung von sonst verwachsenen Organen) angegeben.[1]

Obwohl Schultes in dieser Arbeit empfiehlt, den Namen Methysticodendron weiter zu benutzen, wird er oftmals als Synonym den Engelstrompeten untergestellt, so beispielsweise in der von William D'Arcy bearbeiteten Ausgabe zu den Nachtschattengewächsen der „Flora of Panama“ (1973)[2], sowie in Armando Hunzikers Werk „The Genera of Solanaceae“ (2001)[3].

In der 1999 von Richard Olmstead et al. veröffentlichten molekularbiologisch begründeten Systematik der Nachtschattengewächse nennt er die Methysticodendron als eigenständige Gattung, ohne ihren Status zu diskutieren. Die phylogenetischen Untersuchungen ordnen die Pflanzen mit den Engelstrompeten und den Stechäpfeln in eine Klade.[4] In der 2007 von Richard Olmstead und Lynn Bohs veröffentlichten Überblicksarbeit über die molekularbiologischen Untersuchungen der Nachtschattengewächse tauchen die Methysticodendron jedoch nicht mehr auf.[5]

Quellen

Einzelnachweise

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:

  1. Richard Evans Schultes: Solanaceous hallucinogens and their role in the development of New World cultures. In: The Biology and Taxonomy of the Solanaceae. Academic Press, London, 1979. S. 137–160.
  2. William G. D'Arcy: Family 170: Solanaceae. In: Robert E. Woodson, Jr., Robert W. Schery (Hrsg.): Flora of Panama, Teil IX, Annals of the Missouri Botanical Garden, Volume 60, Nummer 3, 1973.
  3. Armando T. Hunziker: The Genera of Solanaceae. A.R.G. Gantner Verlag K.G., Ruggell, Liechtenstein 2001. ISBN 3-904144-77-4.
  4. Richard G. Olmstead et al.: Phylogeny and Provisional Classification of the Solanaceae Based on Chloroplast DNA. In Solanaceae IV, Advances in Biology and Utilization, Editoren: M. Nee, D. E. Symon, J. P. Jessup, and J. G. Hawkes, Royal Botanic Gardens, Kew. 1999. Seiten 111-137.
  5. Richard G. Olmstead und Lynn Bohs: A Summary of Molecular Systematic Research in Solanaceae: 1982-2006. In: D.M. Spooner et al. (Hrsg.): Solanaceae VI: Genomics Meets Biodiversity, ISHS Acta Horticulturae 745, Juni 2007. ISBN 9-789066-054271.

Literatur