Benutzer:ChoG/Basisgemeinde Wulfshagenerhütten

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{{Löschantragstext|tag=27|monat=September|jahr=2015|titel=Basisgemeinde Wulfshagenerhütten|text=''PR-Eintrag ohne nachgewiesene Relavanz. Besondere Beachtung verdient die Bewerbung der Holzspielzeuge.'' [[Benutzer:Gleiberg|Gleiberg]] ([[Benutzer Diskussion:Gleiberg|Diskussion]]) 23:24, 27. Sep. 2015 (CEST)}} ----</noinclude>

Die Basisgemeinde Wulfshagenerhütten ist eine christliche Kommunität in Wulfshagenerhütten, Schleswig-Holstein, und gehört zu den wenigen durch lateinamerikanische Vorbilder inspirierten Basisgemeinden in Deutschland.[1] Die Gemeinschaft betreibt eine genossenschaftlich geführte Holzwerkstatt, in der u. a. bewegungspädagogische Geräte nach Elfriede Hengstenberg und Emmi Pikler hergestellt werden.[2]

Aus der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten heraus wurde 1990 die Basisgemeinde Berlin-Prenzlauer Berg gegründet. In Kosowa, Ukraine, bestand eine Lebensgemeinschaft von 1996 bis 2001.

Geschichte

Anfänge in Kornwestheim

Die Anfänge der Kommunität reichen in die 1960er Jahre zurück. Der Begründer Gerhard Weber war zu der Zeit evangelischer Gemeindepfarrer in Kornwestheim bei Stuttgart. In seiner Kirchengemeinde gab es einen ökumenischen Gesprächskreis. Die 68er- und die Friedensbewegung wären prägende Einflüsse. Hohe Arbeitslosenzahlen im Einzugsbereich der Kirchengemeinde lösten existenzielle Fragen aus. Für Weber waren Glaube und Politik nicht zu trennen. Er betätigte sich im Stadtrat von Kornwestheim, erkannte aber, dass Veränderungen beim Einzelnen beginnen müssen.[3] Bei den Teilnehmern des Gesprächskreises wuchs durch Impulse aus gemeinsamem Bibelstudium, Taizé und einem Besuch bei der Katholischen Integrierten Gemeinde München die Sehnsucht nach einem ganzheitlichen Leben in der Nachfolge Jesu.[1]


Die Gründung der Basisgemeinde nahm in den 1960er-Jahren ihren Anfang in den Überlegungen des Begründers vom Leben christlicher Gemeinde nach urchristlichem Vorbild.

Es wurden Gesprächs- und Arbeitskreise gebidlet; zusätzliche Inspiration kam von globalen Entwicklungen wie der Weltmissionskonferenz in Bangkok (1972), bei der ein fehlendes Profil der Christen in den Industrienationen gegenüber der eigenen Gesellschaft und der weltweiten ungerechten Wirtschaftsordnung angeprangert wurde. Der Kontakt mit gelebten Beispielen von christlicher Gemeinschaft, wie dem evangelischen Bruderorden in Taizé, der Integrierten Gemeinde München und das Beispiel der Bruderhofgemeinschaften führte zu einer Konkretisierung der Vorstellungen.

Kornwestheim

1975 wurden in Kornwestheim (bei Stuttgart), dem damaligen Wirkungsort Webers als evangelischer Gemeindepfarrer, erste Wohngemeinschaften gegründet, die ein Gegenentwurf zu so gesehenen gängigen gesellschaftlichen Normen des hierarchischen Denkens, der Ausgrenzung und des Konsums sein sollten. Es war der Versuch herauszufinden, wie christliches Leben in der gegenwärtigen Welt aussehen kann, das sich bewusst am Beispiel der ersten Christen orientierte. Schon in dieser Phase war die Schaffung einer gemeinsamen Arbeit von zentraler Bedeutung. Aus diesen ersten Schritten einer ganzheitlichen Nachfolge erwuchs die Entscheidung, den nächsten Schritt zu wagen und einen neuen Ort zu suchen, an dem die Rahmenbedingungen für ein ganzheitliches Gemeindeleben gegeben wären. Im Januar 1983 zogen 15 Erwachsene und 8 Kinder von Kornwestheim nach Wulfshagenerhütten (bei Kiel) in einen ehemaligen Gutshof.

Wulfshagenerhütten

Wichtiges Ziel in Wulfshagenerhütten war der Aufbau einer gemeinsamen Arbeit und der Anspruch, das gemeinsame Leben mit anderen Menschen zu teilen. Durch den gemeinsamen Tagesablauf, die Geschwisterlichkeit, das Leben in Wohngruppen und das gemeinsame Wirtschaften setzte man den in Kornwestheim begonnenen Weg fort. Die Verbindung zu Bruderhöfen in England und den USA eröffnete dann die Möglichkeit, die dort hergestellten Holzspielzeuge in Deutschland zu verkaufen. In dieser Zeit entstand ein weitgespanntes Netz aus Kontakten mit Menschen, denen man auf Fachmessen, in Kindergärten, bei Verkaufsfahrten und den damit unterwegs verbundenen Übernachtungen bei Bekannten, Freunden und anderen Verwandtschaften, begegnete. Im April 1986 erhielt das politische Profil der Gemeinde einen neuen Anstoß, als ein Besuch aus El Salvador mit einem persönlichen Erfahrungsbericht über das Leiden des dortigen Volkes die Gemeindeglieder erreichte. Kurz darauf ereignete sich die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl und der Gemeinde wurde klar, dass ein verstärkter politischer Ansatz gefordert war. Die Teilnahme an der monatlichen Mahnwache vor dem Kernkraftwerk Brokdorf ist seit dem ein fester Bestandteil der Gemeindeaktivitäten. Ende 1989 übernahmen die Bruderhöfe die Vertretung ihrer Produkte wieder selbst und die Basisgemeinde unternahm den Bau eines Werkstattgebäudes.

Berlin-Prenzlauer Berg

Im Sommer 1990 gründeten einige Gemeindeglieder eine weitere Gemeinschaft in dem Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Sie nahmen intensiv an den dortigen Auseinandersetzungen zwischen Anwohnern und Investoren teil. Eine bewegte Zeit, in der die Gemeindeglieder mit Brandanschlägen, die im Zuge der berüchtigten „Heißen Räumungen“ verübt wurden, und den sozialen Spannungen, die in den Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs deutlich wurden, konfrontiert waren. Es wurde ein Nachbarschaftszentrum gegründet, als Ort für gelebte Solidarität, gewaltfreien Widerstand, Hilfe zur Selbsthilfe und für Feste. Seit 1993 gibt es auch einen stadtteilbezogenen Kindergarten, sowie einige Jahre später eine Kleiderkammer für sozial Schwache und Bedürftige.

Kosowa, Ukraine

1996 erfolgte die Aussendung einer Familie nach Kosowa (Dibschtsche) in der West-Ukraine, wo ein Haus bezogen wurde. Die soziale und wirtschaftliche Not der Menschen motivierte Versuche etwa zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Mit Unterstützung aus Deutschland wurden eine Näherei und eine Zahnarztpraxis eingerichtet. Später wurde Land gepachtet und auf einem ehemaligen Kolchos-Gelände Landwirtschaft betrieben. Nach 15 Jahren übergab die Basisgemeinde das Projekt in ukrainische Hände.

Christliche, ökologische und politische Ausrichtung

Das Leben und Arbeiten ihrer Mitglieder soll an der Bergpredigt Jesu ausgerichtet sein und beinhaltet politisches Engagement.

Zur Zeit leben in der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten ca. 50 Menschen – Familien und Alleinstehende, Frauen und Männer – generationenübergreifend zusammen. Das Zusammenleben folgt dem biblischen Vorbild der ersten Christen. Gemeinsame Güter sollen so aufgeteilt werden, dass die Bedürfnisse eines jeden erfüllt sind. In den Arbeitsbereichen Werkstatt, Hauswirtschaft, Kinderbetreuung, Verwaltung und Hausmeisterei teilen sich Gemeindeglieder die anfallende Arbeit, sodass jeder gemäß seinen Gaben und Fähigkeiten sinnvoll eingebunden ist. Die Tätigkeiten und das Zusammenleben sollen am „Auftrag Gottes” ausgerichtet sein. Die Basisgemeinde versteht sich als ein Ort, der suchende Menschen in allen Lebenslagen und Situationen willkommen heißt. Das politische Engagement orientiert sich an dem Ziel der sozialen Gerechtigkeit und der empfundenen Verantwortung für die Schöpfung Gottes.

Die Basisgemeinde Wulfshagenerhütten versteht den biblischen Auftrag der Nächstenliebe als Aufforderung, aktiv an einer gerechteren Realität mitzuarbeiten. Als Arbeitgeber bemüht sie sich, sozialverträglich zu arbeiten und zu wirtschaften und ihren Mitarbeitern stabile Arbeitsplätze zu bieten. Als Mitglied im intereuropäischen friedenskirchlichen Netzwerk „Church and Peace“ unterhält man Kontakt zu anderen Gemeinschaften, die sich weltweit für den Frieden einsetzen.

Es wird sich bemüht, so klima-und umweltfreundlich wie möglich zu wirtschaften. Eine Solaranlage erzeugt Strom, die Gebäude auf dem Gelände werden mit Holzresten beheizt. Zusätzlicher Elektrizitätsbedarf wird mit Ökostrom aus den Elektrizitätswerken Schönau gedeckt. Einen praktischen Ausdruck findet die Gütergemeinschaft zum Beispiel in einer Art Carsharing für 50 Personen, mit dem die Gemeinschaft einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Ressourcenschonung leisten möchte.

Holzspielzeugproduktion

Seit 30 Jahren stellt die Basisgemeinde Holzspielgeräte für Kindertagesstätten, Schulen und Therapieeinrichtungen her. Vorrangiges Anliegen ist die Langlebigkeit und die Stabilität der Produkte, die Reparaturfähigkeit und die ökologische Verträglichkeit des Materials. Die Bewegungsgeräte orientieren sich an der pädagogischen Arbeit von Emmi Pikler und Elfriede Hengstenberg.

Literatur

  • Dietrich Becker-Hinrichs: „Und sie hatten alles gemeinsam“ – Die Basisgemeinde Wulfshagenerhütten. In Praktische Theologie. Band 23, Heft 1, 1988, Seiten 14–17, ISSN (Online) 2198-0462, ISSN (Print) 0946-3518, DOI: 10.14315/prth-1988-0107

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Dietrich Becker-Hinrichs: „Und sie hatten alles gemeinsam“ – Die Basisgemeinde Wulfshagenerhütten. In Praktische Theologie. Band 23, Heft 1, 1988, Seiten 14–17, ISSN (Online) 2198-0462, ISSN (Print) 0946-3518, DOI: 10.14315/prth-1988-0107, S. 14
  2. Elisabeth C. Gründler: Kindern ihre Zeit lassen. In: Junge Kirche. 69. Jahrgang, Nr. 4/2008, S. 20–22 (online)
  3. Klaas Hartmann: Leben nach dem Neuen Testament. In: Evangelische Zeitung. Ausgabe 26/2008, 25. Juni 2008 (online)

Material-Sammlung

Der evangelische Pfarrer Gerhard Weber war der Gründer der Basisgemeinde in Kornwestheim: http://oeak.de/okumenische-projekte/zeugen-gottes-in-berlin/gerhard-weber/

Geschichtlich entstand die Basisgemeinde im Zusammenhang mit der ersten Ölkrise und der Friedensbewegung Ende der 1970er Jahre in der Johanneskirche in Kornwestheim: http://www.ev-kirche-kornwestheim.de/2719.html. Damit hat sie als als eine in einer besonderen Situation entstandene Kommunität durchaus ein stolzes Alter. Und dass seither immer wieder über sie geschrieben wurde (nicht nur am Anfang, sondern auch in den 1980ern, 1990ern und auch noch nach 2000), würde ich als zeitüberdauernde Rezeption deuten.

Ich erinnere auch noch einmal an die in der LD angeführte Auflistung bei Google Books, die in den unterschiedlichsten Büchern Bezüge zur Basisgemeinde Wulfshagenerhütten aufzeigt – darunter sogar ein Titel wie „Anarchismus 2.0“ – und den ausführlichen Artikel in einer renommierten theologischen Zeitschrift: Dietrich Becker-Hinrichs: „Und sie hatten alles gemeinsam“ – Die Basisgemeinde Wulfshagenerhütten. In Praktische Theologie. Band 23, Heft 1, 1988, Seiten 14–17.

Kategorie:Christliche Lebensgemeinschaft Kategorie:Tüttendorf