Benutzer:ChoG/Kritik bei weltanschaulichen Themen und Organisationen

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Immer wieder kommt es bei Artikeln zu weltanschaulichen Themen (Positionen, Theorien, Organisationen, Personen) zu länglichen Diskussionen über angebliche Einseitigkeit und einen angeblichen Mangel an Kritik. Da sich der Ruf nach Belegen inzwischen herumgesprochen hat, werden häufig durchaus Belege beigebracht – aber es handelt sich dann meist um mindestens ebenso POV-lastige Quellen.

Beispiele: So soll im Artikel über das Christentum angeführt werden, dass es Menschen gibt, die Religion im Allgemeinen kritisch sehen. In einem Artikel über die wissenschaftliche Disziplin der Theologie muss erwähnt werden, dass andere der Theologie jegliche Wissenschaftlichkeit absprechen. In einem Artikel über eine Missionsgesellschaft wird verlangt, darauf hinzuweisen, dass ein humanistischer Verband Mission generell kritisch sieht und ebendiese Missionsgesellschaft (wie bei Bedarf auch alle anderen) für ihre Arbeit kritisiert hat. Es muss unbedingt angeführt werden, dass einige Journalisten sich über die geringfügigen Berührungspunkte eines designierten Bundespräsidenten mit evangelikalen und pfingstlerischen Organisationen echauffiert haben (was immerhin über einen Zeitraum von ca. 1 Woche ein kleines Echo in den Medien fand).

Ich denke, dass diese Art der Kritik nicht in einen Lexikon-Artikel gehört. NPOV, Neutralität oder Ausgewogenheit wird nicht durch das Aufzählen aller abweichenden Positionen erreicht.

Wann ist Kritik gerechtfertigt und gehört dann auch in einen Artikel?

  • Wenn die Kritik ein wirklich breites Echo in den Medien oder in der Sekundärliteratur gefunden hat und aufgrund dessen auch zu einem späteren Zeitpunkt immer wieder aufgegriffen und mit dem Artikel-Thema verknüpft wird. – Nicht relevant ist der Sturm im Wasserglas, für den sich später nie wieder jemand interessiert. Auch nicht relevant ist die Kritik einer kleinen, vergleichsweise unbedeutenden Zeitschrift, die womöglich noch zu einem anderen weltanschaulichen Lager gehört.
  • Wenn es sich bei der zu kritisierenden Tatsache um eine Straftat handelt, die öffentlich geworden ist.
  • Wenn eine Person oder Organisation Dinge über sich behauptet, deren Wahrheitsgehalt von anderen begründet angezweifelt werden. Wichtig dabei ist, dass es sich um substantielle Kritik handelt, die statt der angezweifelten Behauptungen andere Fakten auf den Tisch legt. – Ein allgemeines „Das kann ich mir nicht vorstellen“ genügt nicht.

Wann ist Kritik nicht gerechtfertigt und gehört auch nicht in einen Artikel?

  • Wenn es sich um Kritik an inhaltlich dargelegten Wertungen, weltanschaulichen Haltungen und Meinungen handelt, und wenn dabei nicht eine der oben genannten Bedingungen erfüllt ist.
  • Wenn es sich um die Meinung einer Minderheit handelt, die dem überwiegenden Echo in den Medien und der Sekundärliteratur entgegen steht. – Solche Gegenmeinungen könnte man immer finden. Wenn sie für die Person oder Gruppe, die sie geäußert hat, relevant ist, kann sie in deren Artikel erwähnt werden, nicht aber im Artikel des kritisierten Gegenstands, weil diese Position dafür zu geringfügig ist.
  • Wenn die Kritik von einer Gegenpartei kommt, deren abweichende Auffassung offensichtlich ist. – Man kann ja auch nicht jeder Position einer politischen Partei (z. B. CDU) die abweichenden Haltungen der Gegenparteien (z. B. SPD, Grüne, Linke, NPD, Graue Panther, MLPD,…) als Kritik gegenüberstellen (obwohl das faktisch richtig wäre).

Ein Wikipediaartikel soll in erster Linie darstellen, was es über seinen Gegenstand zu wissen gibt. Bei einer Kirche, religiösen Gruppierung oder Missionsgesellschaft sucht man zunächst geschichtliche Daten, Arbeitsfeld und Arbeitsweise, spezifische Schwerpunkte, Zielsetzungen, Standpunkte oder Werte. Bei einer Person interessiert Entsprechendes, dazu sicherlich noch biographische Stationen und wichtige Publikationen. Kritik muss nur in den Blick gerückt werden, wenn sie ein anhaltendes Echo in den Medien oder anderer Sekundärliteratur gefunden hat. Es ist für den Artikelgegenstand im Grunde völlig irrelevant, wenn eine Person oder Gruppe mit abweichender weltanschaulicher Position sich über einzelne Positionen kritisch äußert. Wenn das zur Hauptaufgabe jener Gegner gehört, kann es in deren Artikel erwähnt werden (à la „Ein Schwerpunkt der Arbeit von xy ist die kritische Begleitung von Gruppierungen/Personen mit abweichender Weltanschauung, wie z. B. ab, cd, ef…“).

Allein die Überschrift „Kritik“ ist übrigens in den meisten Fällen bereits ein Fehlgriff. Meistens wird es sich um Gegenpositionen handeln. Und damit wären diese Abschnitte auch ehrlicher überschrieben.

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