Benutzer:Chris41189/St. Antonius Wickrath
Die Kirche St. Antonius ist Pfarrkirche der Pfarre St. Matthias in Mönchengladbach-Wickrath. Nach der Zerstörung des Vorgängerbaus gegen Ende des zweiten Weltkrieges, erfolgte 1954 die Neueinweihung.
Historie
Otto III. (Hochstaden) lässt 1200 - 1205 in Wickrath eine romanische Pfeilerbasilika errichten, die am 5. Februar 1205 eingeweiht wird und den Namen St. Salvator (lat. "Heiland") trägt. Alte Urkunden berichten jedoch noch von einem Vorgängerbau, der bereits im Jahr 971 existiert haben muss.
Nach einer wechselvollen Geschichte ist mittlerweile Heinrich von Hompesch der neue Herr von Wickrath. Seine Frau gründet 1491 das Kreuzherrenkloster (damals: Kreuzbrüderkloster). In der Erbfolge ging Wickrath später an die Grafen von Quadt über, die zum Protestantismus wechselten. Wie es damals üblich war, wurde dieser Wechsel auch Vorgabe für die Bevölkerung und die Kirchen (z.B. in St. Nikolaus, Wickrathberg geschehen). In dieser Zeit soll das Patronat auch auf St. Antonius, den die Familie sehr verehrte, übergegangen sein.
Als Klosterkirche durfte St. Salvator weiterhin katholisch bleiben, wenn auch erst nach rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen dem Grafen und dem Kloster. Trotz des Konfessionswechsels wurden die Verstorbenen der Grafenfamilie weiterhin in der Gruft unter der Kirche beigesetzt, zuletzt 1790.
1794-1813 regierten die Franzosen im linksrheinischen Gebiet und damit auch in Wickrath. In den neuen Gegenden des Reiches wurden im Rahmen der Säkularisierung die Klöster und Kirchen aufgehoben. Auch das Kreuzherrenkloster konnte von den Brüdern nicht weiter bewohnt und musste größtenteils freigegeben werden. Lediglich der Pfarrer durfte noch in einem Seitenflügel wohnen bleiben.
Am 26. Februar 1945 erlebte Wickrath ab 14:15 Uhr den dunkelsten Tag seiner Geschichte: Bei strahlendem Sonnenschein flogen zwei Bombergeschwader an und luden ihre Bombenlast auf die Ortsmitte ab. Kirche und Pfarrhaus wurden vollständig zerstört. Im Keller des Pfarrhauses fanden der Oberpfarrer Dr. Lohmann, Kaplan Esser und weitere 16 Wickrather den Tod, die sich zum vermeintlichen Schutz dorthin geflüchtet hatten.
Am 15. August 1954 wird der Grundstein zur neuen St.-Antonius-Kirche gelegt. Nach zweijähriger Bauzeit erfolgt im September 1956 die Weihe.
Der Kirchenraum
Die St. Antoniuskirche weist einen langgestreckten, achteckigen Raum auf. Hier wird das Oktogon des Aachener Doms zitiert. Auch zeigt sich die Zahl 8 (die ursprünglich eingeplante Taufkapelle sollte achteckig werden und der Kirchturm ist achteckig erbaut). Die Zahl bildete für die Baumeister des Mittelalters ein Abbild des vollendeten und endgültigen Himmels. Die sieben Wochentage + einen weiteren erinnern an den ersten Tag der neuen Woche, an dem Christus von den Toten auferstanden ist: Der Beginn der neuen Schöpfung, des neuen Himmels und der neuen Erde.
Der Vorgängerbau war geostet, das heißt, dass der Altarraum im Osten (zum Marktplatz) stand. Der heutige Bau ist im Zuge des Wiederaufbau Wickraths nach dem zweiten Weltkrieg gewendet worden, um das Portal zum Marktplatz hin zu öffnen.
Die Sakramentsfenster
Sakramente sind Zeichen und Riten, die auf besonderer Weise die Nähe Gottes den Menschen zeigen und zusprechen. Wie bei den sieben Gnadengaben des Heiligen Geistes taucht hier wieder Zahl 7 auf. Sieben ist die Zahl, in der Göttliches und Menschliches zusammenkommt als Summe der göttlichen Zahl 3 (Vater - Sohn - Heiliger Geist) und der menschlichen Zahl 4.
Jedes Fenster enthält das Kreuz, das Bild unseres Lebens ist. Es fasst alle Richtungen und Gegensätze zusammen und gibt ihnen eine Mitte. Im Kreuz überschneiden und verbinden sich die horizontalen Richtungen, in denen der Mensch lebt und in die er ausgreift: die horizontale und vertikale oder den Welt- und Menschenbezug und die Ausrichtung auf Gott von der Erde aus. So wird der Mensch selbst zum Kreuzzeichen.
Altar
Ursprünglich war der christliche Altar ein Tisch, wie er für das Abendmahl notwendig ist, das erstmals Gründonnerstag gefeiert wurde. Durch ein verändertes Liturgieverständnis erhielt er im Laufe der Jahrhunderte die Form eines Opfersteins bis hin zur Ausgestaltung als Wandkonsole für die Altaraufbauten mit dem Tabernakel. Erst die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils bezeichnet den Altar wieder als das, was er ursprünglich war, nämlich "Tisch des Herrn".
Der Altar in der Wickrather Antoniuskirche war ursprünglich Teil eines größeren Altars, der ursprünglich direkt vor der Rückwand stand. Im Zuge der Umsetzung der Liturgiereform wurde er verkürzt und an seinen heutigen Platz weiter nach vorne versetzt. Der ursprünglich auf ihm befindliche Tabernakel wurde abgetrennt und an seinen neuen Platz überbracht. Die Bohrlöcher sind noch heute im Altar erkennbar.
Ambo
Für die Verkündigung des Wortes Gottes gibt es einen zweiten Tisch: den Ambo. Damit ist ein erhöhter Ort gemeint, denn das Wort Ambo ist mit einem griechischen Wort verwandt, das "hinaufsteigen" bedeutet. Vom Ambo aus werden die Lesungen, die Antwortpsalmen, der österliche Lobgesang auf die Osterkerze (Exsultet) und die Fürbitten vorgetragen.
Der Ambo der Kirche ist vorne mit einer Taube und sieben silberfarbenen Platten geschmückt. Die Taube ist ein altes christliches Symbol für den Heiligen Geist. Die silbernen Platten erinnern an die sieben Gaben des Geistes: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Gottesfurcht und Frömmigkeit.
Kirchturm und Glocken
Schon von weitem ist der Kirchturm über den Dächern Wickraths zu sehen. Er drückt Festigkeit und Wachsamkeit aus - bildet Schutz und vermittelt das Gefühl von Sicherheit. Wer vor dem Turm steht, dessen Blick wird nach oben gelenkt zum Himmel. Der Kirchturm ist so eine architektonische Lösung, den Himmel nicht aus dem Blick zu verlieren. Die achteckige Bauweise gibt die Symbolik der der Zahl 8 wieder: Rettung und Wiedergeburt. Am Fuße des Turmes sollte ursprünglich die Taufkapelle entstehen, die klassischerweise achteckig gebaut wird. Auf dem Dach des Turms befindet sich ein Wetterhahn - in der christlichen Symbolik als Mahner. Der Hahn soll nicht nur die Windrichtung anzeigen, sondern auch daran erinnern, dass wir den Herrn im Alltag nicht verleugnen, so wie es Petrus einst tat.
Im Turm hängen vier Glocken:
Die größte Glocke (2,5t) ist dem Allerheiligsten Heiland (St. Salvator) geweiht und erinnert an das Ursprungspatronat der Vorgängerkirche. Sie trägt die Inschrift "Mortuos plango" (Ich beweine die Toten) und wurde auf den Ton "d" gestimmt.
Die zweite Glocke (1,32t) ist Maria gewidmet, trägt die Inschrift "Pacem dabo" (Ich gebe Frieden) und klingt in "fis".
Die dritte Glocke (0,8t) ist dem Heiligen Josef geweiht, beschrieben mit "Vivos voco" (Ich rufe die Lebenden) und auf "a" gestimmt.
Die vierte Glocke (0,58t) ist dem Patron unserer Kirche, dem Heiligen Antonius, geweiht. Sie trägt die Inschrift "Fulgure frango" (Ich bändige den Blitz) und auf "h" gestimmt.
Die vier Töne ergeben das Salve-Regina-Motiv.
Die Glocken wurden am 14. Dezember 1947 geweiht und hingen zunächst frei neben der Notkirche (heute: Adolf-Kempken-Halle), bevor sie in den neuen Glockenturm eingesetzt wurden.
Wie der Turm ein optisches Signal ist, so geben die Glocken ein akustisches und erinnern nicht nur an die Uhrzeit, sondern auch an die Gebetzeiten.
Siehe auch
Homepage der Pfarre St. Matthias
Weitere Kirchen der Pfarrei
Herz-Jesu (Wickrathhahn)
Christus König (Beckrath-Herrath)
Kategorie: Kirchen Kategorie: Bistum Aachen Kategorie: GdG Mönchengladbach-Süd
Kategorie:Kirchengebäude in Mönchengladbach
Kategorie: erbaut in den 1950er Jahren