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Die Geschichte des Denkmals Knochenkarl
(von Heinz Esken)
Wir schreiben das Jahr 1936. Der Grubenvorstand der Gewerkschaft ver. Constantin der Große beschließt, ein “Plastisches Kunstwerk” errichten zu lassen. Es soll vor dem Gebäude der Haufptverwaltung in Bochum an der Herner Straße zur Aufstellung kommen. Gedacht ist an eine Figur, einen Bergmann, der an die Toten des Weltkrieges erinnern soll.
Rund ein Viertel der Belegschaftsmitglieder wurden im Verlauf des 1. Weltkrieges einberufen. Als Gefallen wurden 1918 bei Kriegsende 443 Arbeiter und 32 Angestellte betrauert.
Den Auftrag für das Kunstwerk erhielt Professor Joseph Enseling von der Folkwang Schule in Essen. Um das Denkmal wurde eine Schmuckanlagen nach Plänen des Architekten Fritz Grasshoff geplant.
Professor Enseling fand in der Belegschaft der Zeche das geeignete Modell. Es war der Hauer Karl Mieling, geboren am 22. Juni 1908 in Bochum. Karl Mieling besuchte die Volksschule von 1914 bis 1922 und fing dann am 22. Juni 1922 als Tagesarbeiter bei Constantin an. Ab 1. August 1925 ging er als Schlepper nach unter Tage. Lehrhauer wurde er ab 15. Juli 1928 und dann ab 01. November 1934 als Hauer.
Wegen seines markanten Körperbaus hatte Karl Mieling auf der Zeche den Spitznamen “Knochen-Karl”. Karl Mieling erzählte:
“1936/1937 wurde ich oftmals mit einem Auto nach Essen gefahren.Das war für mich sehr schön. Mein Anteil an der Arbeit für das Denkmal war das Stehen in verschiedenen Posen. Geld habe ich dafür nicht bekommen, mein Lohn lief ja weiter”.
So war das Künstlerauge auf einen Parade-Bergmann gestoßen.
Mit dem Standort im östlichen Hofstede, hier an der Herner Straße / Ecke Vierhaus Straße, entstand ein Stück Grün mit der Einsicht von der Straße her. Die Beschreibung lautete: Auf der Plattform erhebt sich die schlichte Gestalt eines Bergmanns, der sich auf die Hacke stützt; zu Füßen eine Grubenlampe.
Die Weihe des Ehrenmals geschah an einem Sonntag Morgen, am 01. August 1937. Die Rede hielt Direktor Bergassessor Windmöller. Dabei war die “Gefolgschaft” der Zeche und die Bevölkerung von Hofstede, Ehrengäste, das Direktorium, Knappen in ihrer schmucken Tracht, geziert von weißen Federbüschen. Die Werkskapelle spielte den Badenweiler Marsch und die Werkssänger sangen “Nun schweige jeder von seinem Leid“.
Im Bochumer Anzeiger vom 02. August 1937 war zu lesen:” Dieses Ehrenmal, eine Schöpfung des Professors Enseling in Essen, macht durch seine schlichte Größe, seine ausdrucksvolle Symbolik auf jeden Beschauer einen nachhaltigen Eindruck“.
Für die Kumpels gab es nach der Denkmalseinweihung für das Standbild nur einen Namen: “Knochen-Karl”. So kam es auch bei den Bochumer Bürgern im Volksmund an.
1940 erwähnte die WAZ unter der Überschrift “Plastische Kunstwerke in Bochum”: “Recht eindrucksvoll ist das Denkmal, das die Gewerkschaft Constantin der Große ihren Gefallenen vor dem Verwaltungsgebäude in Hofstede gesetzt hat. Die Figur des überlebensgroßen Bergmanns ist wie aus dem Leben modelliert, atmet seelisches Empfinden”.
In der Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Zeche Constantin im August 1949 war neben einem Foto der Denkmalsfigur zu lesen: “Unser dankbares Gedenken gilt an erster Stelle all den Werksangehörigen, die bei der Arbeit oder im Kriege ihr Leben hingeben mußten”.
Aus der Gewerkschaft Constantin wurde 1955 eine Aktiengesellschaft. 1960 dann die Zusammenlegung mit der [Hannover-Hannibal]. Schließlich kam die Vereinigung aller Krupp-Bergwerke und der Stahlseite zu Hütten- und Bergwerke Rheinhausen AG. 1965 wieder Herauslösung und Gründung der Fried. Krupp Bergwerke AG. Endstation Ende 1969 mit Einbringung des Unternehmens in die Ruhrkohle AG.
Das Baufeld Constantin hat rund 125 Jahre Kohle gefördert. Anfang der 70er Jahre die Stilllegung. Nur das Geäude der Hauptverwaltung blieb noch für einige Jahre stehen und mit ihm das Denkmal “Knochen-Karl”.
Doch das Hauptverwaltungsgebäude, der Wetterschacht mit dem [[1]] und die umliegenden Werkstätten kamen zum Abriß. Damit verschwand auch unser Denkmal. Die Forschung in der Nachbarschaft nach dem Verbleib von “Knochen-Karl” blieb lange ohne Erfolg. Auch offizielle Anfragen brachten kein Ergebnis.
1983 wurde das Denkmal im Hibernia-Park, dem damaligen Sitz der Bergbau AG Lippe in Herne, entdeckt. Nun begann ein schwieriger, langer Weg. Das Gelände hier an Hernerstraße gehört der damaligen Ruhrkohle AG. Aber wer hatte viel Geld, um das große Grundstück für eine Denkmalrückholung zu erwerben?
Nun folgten Informationsbesuche, Beschreibungen, Angaben zu Entstehung des Denkmals, Gespräche und Anträge.
Landesminister Dr. Christioph Zöpel verprach anläßlich einer Ortsbegehung aktive Hilfe. Zunächst für das Grundstück. Wir waren sehr dankbar, daß die [[2]] dann die Immobilie übernahm. Die Grundlage war nun vorhanden.
Im September und Oktober 1987 wurde das Gelände an der Herner Straße Ecke aufbereitet und für das Denkmal zur Verfügung gestellt. Die Bruchsteinmauer an den Bürgersteigen konnte neu errichtet werden. Leider war es nicht möglich, mit dem vorhandenen Material die Mauerwand hinter dem Denkmal neu aufzubauen. Aber wir haben ja Bäume als natürlichen Hintergrund.
Am 14. Oktober 1987 wurde “Knochen-Karl” in Herne vom Sockel gelöst und an dieser Stelle neu verankert.
Das Denkmal wurde verhüllt. Die Reden formuliert.
Am Samstag dem 07. November 1987, war die Übergabe an die Bewohner vorgesehen. Der Oberbürgermeister verschickt Einladungen.
Wir wußten, was uns noch fehlte. Natürlich Karl Mieling, das Modell. Wir fanden ihn in seinem Alterssitz in Idstein / Taunus und holten ihn mit einem PKW ab. Seine Teilnahme war die Überraschung an dieser neuen Einweihung. Jetzt erfuhr er auch von der Odyssee des Denkmals.
Die Bergmannskapelle spielte. Nun waren die Ansprachen zu hören:
Rainer Kolligs für den Bergbau, OB Heinz Eickelbeck für die Stadt Bochum, Dr. Christoph Zöpel für das Land NRW.
Unter den Klängen des [Glückauf, der Steiger kommt]…” vollendete Karl Mieling mit der Enthüllung der Statue das jahrelange Suchen und die Rückführung unseres Denkmals “Knochen-Karl”.
Das war, das ist der Abschluß. Aber nicht ganz. Mit einer weiteren Initiative von Heinz Esken konnte erreicht werden , daß die U-Bahn-Haltestelle gegenüber den Stationsnamen “Zeche Constantin” erhielt.
Und noch etwas…Matthias Mieling, ein Großneffe von Karl Mieling, unserem “Knochen-Karl”, schrieb vor Jahren ein Gedicht, woraus wir einige Zeilen gerne vortragen. Sie lauten:
“Männer fuhren in die Erde, tief hinein in ins Mark. Pflichtgefühl, ja und auch Ehre, machte sie einst stark. Tief dort unten, in dem Dunkel, wartet die Kohle satt. Staub und Hitze, quälende Enge, das Licht, es flackerte matt. Stempel wurden von Hand gesetzt, geschnitten Balken und Bohle. Durstig der Hauer, trank warmen Tee, biß kräftig in Mutters Brot. Dicht beieinander lag das Leben und oftmals auch der Tod. Mit müden Gliedern ging es zum Korbe, endlich war Schicht. Die Fördermaschine zog Tag für Tag Mensch und Kohle ans Licht”
An die Zeche, an den [1 Constantin], erinnert ein Gas-Belüftungsrohr hinter diesem Denkmal im Gebüsch.
GLÜCKAUF!
Heinz Esken
An der 1987 eingeleiteten Rückholung waren folgende Herren direkt – in zeitlicher Folge – beteiligt:
Heinz Esken (Verwaltungleiter der Bergbau AG Lippe und ehemaliges Mitglied des Rates der Stadt Bochum) Heinz Lutz (Vorsitzender Bauausschuß Stadt Bochum) Dieter Bongard (designierter Oberstadtdirektor der Stadt Bochum) Dr. Christoph Zöpel (Landesinneminister) Fritz Ziegler (Vorstandsmitglied der Ruhrkohle AG) Rainer Kolligs und Kollegen (Vorstands BAG Lippe) Helmut Ahuis (Stadtbaurat Bochum) das Grünflächenamt der Stadt Bochum
Links WAZ-Bericht vom 11.10.2012 WAZ-Bericht vom 14.10.2012 Ruhrnachrichten vom 14.10.2012 Artebeau Lokalkompass REVAG [[3]]