Benutzer:Coolio21/Aufstand im Warschauer Ghetto
Warschauer Ghettoaufstand
Zwischen dem 19.4.1943 und dem 16.5.1943. Er beschreibt den Kampf des ZOB, ZZW gegen die Deutschen.
Vorgeschichte
Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem deutschen Überfall auf Polen. Im Blitzkrieg konnten die Deutschen, sowie ab dem 17.9 die sowjetischen Soldaten, Polen einnehmen. Nach nicht einmal einen Monat am 28.9 kapitulierte die Hauptstadt des Landes, Warschau. Inzwischen waren schon hohe Politiker aller Parteien geflohen. Die jüdischen gingen häufig in die Sowjetunion und dort hauptsächlich in das Jerusalem von Litauen, nach Wilna. So waren die Mitglieder der jüdischen Parteien, vor allem die der Linken und der Zionisten, kopflos. Doch gingen die Parteien und Organisationen Allgemeiner jüdischer Arbeiterbund (Bund), Poalei Zion, HaSchomer HaTzair, Gordonia, Akiba und Betar in den Untergrund. Sie gründeten kleine Gruppen von 5-10 Mitgliedern, die untereinander diskutierten oder Parteiarbeit leisteten. Als die meisten Führer nach der deutschen Besetzung nach Warschau zurückkehren, konnten sie zum Teil anfangs ihre Anhänger- und Mitgliederzahl erweitern. Schon im Oktober 1939 verfuhren die Besatzer mit den Juden in Polen so wie mit den Juden in Deutschland, ihre Geschäfte wurden kenntlich gemacht oder sie wurden auf offener Strasse verprügelt. Noch im Jahr der Besetzung wurde ein sogenannter Judenrat eingerichtet. Er wurde von Adam Cherniakow geführt, der schon vor dem Krieg in der Kehilla, dem jüdischen Parlament aktiv war. Der neugegründete Rat konnte nicht richtig arbeiten, sie konnten fast keine karikativen Einrichtungen unterstützen, die Mitglieder wurden zum Instrument der deutschen Besatzer. Schon 1939 wollten sie ein Ghetto in Warschau errichten lassen. Ein Judenratsmitglied namens Samuel Ziegelboim, ein Mitglied des Bund, rief eine Demonstration ein und hielt eine Ansprache, die einer der ersten öffentlichen Proteste im besetzten Polen war. Erst ein Jahr später, am 15. Oktober 1940, wurde das Ghetto gegründet. Auf 2,4 % der Fläche Warschaus sollten circa 30 % der Bewohner leben. Im Ghetto waren auch andere Organisationen aktiv, wie das Joint Distribution Commmittee (JDC), eine amerikanischen Hilfsorganisation, das Toz für ärztliche Hilfe sowie das Centos für Unterstützung von Kindern. Die größte Hilfsorganisation war aber die jüdische Selbsthilfe (Zytos). In dieser Zeit wurden auch die ersten aktiven Selbstschutzgruppen erweitert oder gegründet wie zum Beispiel der Tsukunft-Shturm, oder Swit von revisionistischen Offizieren. Der bewaffnete Aufstand war noch nicht aktuell, noch lebten mehr als 550.000 Menschen in dem Ghetto. Die Parteien und Hilfsorganisationen versuchten die Gefahr von Typhus und Fleckfieber einzudämmen. Auch die Suppenküchen waren ein wichtiger Aspekt in den ersten Jahren der Widerstandsarbeit. Doch hatten die meisten Menschen auch mit der Hilfe zuwenig zu Essen, nur 15 % der Bewohner wurden satt. So starben auch viele Menschen an Folgen des Hungers. Alleine im Juni 1942 starben 100.000 Juden im Ghetto.
Als immer mehr Menschen zur Zwangsarbeit geschickt worden oder starben, wurde den politischen Führern und ihren Anhängern klar, dass die Deutschen nicht „nur“ 20.000 Juden umbringen wollen. So warben alle politische Richtungen für ihre Organisationen. Der Bund hatte eine Miliz mit 500 Mitgliedern im Jahr 1941, Swit war dagegen eine Kaderorganisation. Die Zionisten, bei ihnen die starken sozialistischen Gruppen Dror und Hashomer Hazair arbeiteten eng zusammen. Die Kommunistische Partei befand sich im Wiederaufbau, nachdem sie von Stalin liquidiert worden war. Im März 1942 wurde die erste Überparteiliche Widerstandseinheit, die Antifaschistische Front, gebildet. Sie wurde von den zionistischen Jugendgruppen und der Kommunistischen Partei (PPR) getragen. Der anti-zionistische und anti-kommunistische Bund wurde nicht Mitglied, da man den Kommunisten nicht vertraute. Die beiden Führer des Bundes, Wiktor Alter und Henrik Erlich, waren nämlich in sowjetischer Gefangenschaft, in der sie später auch starben. Der neugegründete Block aus Hechalutz und PPR hatte eine Kampforganisation mit circa 500 Mitgliedern. Doch hatten sie fast keine Waffen und waren nicht einsatzbereit. Im Juli begannen die großen Deportationen, die Widerstandsgruppen verloren fast ihre gesamte Basis. Der Bund war am schlimmsten betroffen, er verlor 90 % seiner Miliz. Nach dem Ende im Oktober 1942 lebten nur noch 50.000 Menschen im Ghetto. Im gleichen Zeitraum wurde die jüdische Kampforganisation ZOB (Zydowska Organizacja Bojowa) gegründet. Der Hashomer Hazair ist zuzuschreiben, dass sie anti-kommunistische und anti-bundistische Gruppierungen an einem Tisch vereinigen konnte. Die Kampforganisation wurde nach dem Vorbild des FPO aus Wilna gebildet. Im ZOB waren also der Antifaschistische Block, das heißt, Hasomer Hazair, Dror, Gordonia, Akiba, Poale Zion und die PPR vertreten. Der Bund wurde ebenfalls Mitglied. Zudem wurden zwei politische Arme gebildet: einmal das Nationalkomitee (Zydowski Komiete Naradowny ZKN), das das alte Antifaschistische Komitee war, und das Koordinationskomitee (Zydowski Komitet Koordynacjny, KK), das die Zusammenarbeit mit dem Bund organisieren sollte.
Liste von Mitgliedern des Koordinationskomitees:
- Poale Zion:
- Hersz Berlinski
- Bund
- PPR:
- Michal Rozenfeld
- Edward Fondaminski
- Allgemeine Zionisten:
- Menachem Kirszenbaum
- rechte Poale Zion
- Jochanan Morgenstern
- Hashomer Hazair:
- Arie Wilner
- Dror:
- Cywia Lubetkin
- Gordonia:
- Eliazer Geller
Nach Verlust vieler Mitglieder durch Deportationen musste der ZOB neue Mitglieder aufnehmen, bei dem er im Gegensatz zur ZZW nicht jeden aufnahm. In den folgenden Monaten versuchten beide Widerstandgruppen sich Waffen zu organisieren. Der ZZW hatte Kontakte zu Henryk Iwanski, einem christlichen Polen, der in der Heimatarmee kämpfte und als einer der wenigen den Juden bei der Waffenbeschaffung half. Der ZOB bekam keine Waffen von der Heimatarmee und wenige Waffen der linken Volksarmee. Sie mussten sich größtenteils die Waffen auf dem Schwarzmarkt kaufen, von Geld das sie von Kollaborateuren und dem Judenrat erpresst hatten. In dieser Zeit wurden auch häufig Kollaborateure, meistens Ghettopolizisten, hingerichtet. Mit diesem Mittel versuchte sich der ZOB weiteren Respekt zu verschaffen. Auch richteten sie Fabriken für Molotowcocktails ein, die im folgenden Aufstand als Hauptwaffe eingesetzt wurden. Noch 1964 wurden 100.000 Zünder für Molotowcocktails im Gebiet des Ghettos gefunden.
18. Januar 1943
Die höchsten deutschen Stellen wollten, dass das Ghetto zum Ende 1942 vollständig aufgelöst wird, dies wurde dann in das Jahr 1943 verlegt. Am 18. Januar marschierte der Befehlshaber von Sammern-Frankenegg mit seinen mindestens 1.000 Soldaten in das Ghetto ein. Der ZOB und der ZZW hatten aber in letzten Monaten ihre Strukturen, Ausbildung und ihr Waffenlager verbessert. Der ZOB kämpfte mit 1.250 Kämpfern und der ZZW mit 150. Da sich keiner zur Deportation meldete, mussten die Truppen weiter ins Ghetto herein. So wurden sie zum Beispiel an der Gesiastraße und am Zalmenhof von Kämpfern erwartet, unter ihnen auch der Anführer Mordechaj Anielewicz. Die Deutschen wurden bis zum 22. Januar mit Partisanentaktiken angegriffen. Die Widerständler konnten die Soldaten zwar nach 4 Tagen aus dem Ghetto vertreiben, doch hatten sie 80 % ihrer Kämpfer verloren, in den 50 Gruppen hatte nur jeder Zehnte eine Pistole. In den nächsten Monaten bereiteten sich fast alle Menschen im Ghetto auf die Liquidation vor. Auch kauften sich nun viele Bewohner Waffen und gründeten sogenannte „wilde Gruppen“. Die Heimatarmee schickte nun eine größere Lieferung mit 50 Pistolen, Gewehre besaß der ZOB fast keine. Der ZZW wurde durch Henryk Iwanski gut versorgt, sie hatten sogar ein paar Maschinenpistolen und –gewehre. Am 18.4.1943 umstellten polnische Polizei und deutsche Truppen das Ghetto.
Widerstandsgruppen
Das Restghetto wurde in vier Kampfgebiete eingeteilt:
- Zentralghetto, geleitet von: Mordechai Anielewicz, Michal Rozenfeld, Jochanan Morgenstern, Israel Kanal. Die Kampfgruppenführer waren Zacharia Artsein, Ber Braudo, Aron Bryskin, Jozef Farber, Mordechai Growas, Leib Gruslac, Simon Kaufman, Leib Rotblat, Benjamin Wald, Fondaminski, Dawid Hochberg und Henrik Zylberberg.
- Gebiet der Bürstenfabrik, angeführt von Marek Edelman und Hersz Berlinski. Die Kampfgruppenleiter waren Jurek Blones und Jacob Praszke.
- Fabrikgelände (Produktives Ghetto), angeführt von Isaac Blaustein, Hersz Kawe, Meir Majerowicz, David Nowodworski, Wolf Rozowski, Joshua Winogron, Adam Szwarcfus und Eliazer Geller.
- Muranowskiplatz, der vom ZZW verteidigt wurde. Sie wurden durch die ehemaligen Offiziere Abraham Rodla, Arie Rodal, David Apfelbaum und Pawel Frenkiel angeführt, zudem hatten sie in den anderen Gebieten eine Kampfgruppe.
Ideologie
Viele Mitglieder der am Aufstand beteiligten Widerstandsorganisationen hatten ihre Familie und viele Freunde verloren. Als meist noch Jugendliche verloren sie im Laufe von ein bis zwei Jahren alles was sie kannten. Auch sahen sie viele Menschen zu Tode vegetierten, und dass die Deutschen nicht eingeschritten sind. Auch sahen diese jungen Menschen ein, dass sie wahrscheinlich diesen Krieg nicht überleben würden. Aber sie wollten der Welt zeigen, dass die Juden kämpfen und sich nicht wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen. Zudem waren sie durch die Gleichgültigkeit in den alliierten Ländern verwirrt. Sie hatten radikale Ansichten und meinten, dass berühmte Juden Selbstmord begehen sollten, um die Welt aufzurütteln. Womöglich der Hauptaspekt war es, auch den Menschen heimzuzahlen, von denen sie gequält worden. „Wenigstens einen mitnehmen.“. Was die zum Teil selbstmörderische Aufopferung erklären würde.
Waffen
Das ZOB war im Gegensatz zum ZZW nur notdürftig ausgestattet. Im Aufstand hatte jeder Kämpfer nur einen Revolver mit 10-15 Schuss, vier oder Granaten und Molotowcocktails. Sie mussten die Waffen für bis zum fünffachen Preis auf dem Schwarzmarkt kaufen, die Volksarmee wollte oder konnte nur wenige Waffen liefern, die Heimatarmee nahm die Kämpfer nicht ernst. Zu den Waffen kamen noch circa 2-3 Gewehre pro Gebiet, ein Maschinengewehr und eine Maschinenpistole war im Zentralen Ghetto. Der ZZW besaß aus den Kontakten zum polnischen Widerstand 21 Maschinenpistolen, 8 Maschinengewehre und mindestens 30 Gewehre.
Der Aufstand
Tag 1
Abends am 18.4.1943 wurde das Ghetto von Polizei, deutschen Soldaten und Askaris umstellt. Am nächsten Tag, dem 19.4. (Pessach), sollte die endgültige Liquidierung beginnen. Der ZOB und ZZW wollten an diesem Tag Verhandlungen über eine Fusion der beiden Organisation besprechen. Diese Verhandlungen wurden abgesagt, da sich beide Gruppen nun in verstärkter Alarmbereitschaft befanden. So blieb die Aufteilung der Gebiete wie vorher. Um 5 Uhr am 19.4 marschieren die Soldaten in geordneter Form von dem Nalewki-Tor mit Gesang, unter dem Befehl von Sammern-Frankeneggs, in das Ghetto hinein. Der Plan war, das Zentrale Ghetto in zwei Teile zu spalten, indem die Kolonnen einerseits bis zum Muranowski-Platz vorrücken sollten und eine zweite Kolonne zur Kreuzung Zamenhof-, Gesiastraße gelangen sollte. Doch genau dies waren strategisch wichtige Punkte der Widerstandskämpfer. Die ZOB-Kämpfer griffen die Deutschen an der Ecke Gesia-, Nalewkistraße an. Alleine dort waren drei Gruppen (Artenstein, Rotblat und Zylberberg) konzentriert. Die Deutschen und ihre verbündeten Truppen wurde mit Maschinengewehrschüssen, Granaten und Molotowcocktails überrascht. Die Kämpfer konnten sich schnell von Haus zu Haus bewegen. Sie hatten alle Häuser miteinander verbunden, so boten sie ein schweres Ziel. Die Angegriffenen mussten sich nach einiger Zeit vom Kampfplatz entfernen. Ein zweiter Kampf war an der Milastraße und der Zamenhofstraße entfacht. Auch dort konnten die Deutschen gegen die Juden nicht weiter vorgehen. Unter Gruslac, Braudo, Bryskin und Growas wurden die Deutschen zurückgeworfen. Sie zogen sich erst einmal zurück. Vom ZZW kämpften die Gruppen von Chaim Federbusz, Binsztok und Janek Pika in diesen Straßen. Am Mittag wurde das deutsche Kommando an Jürgen Stroop übertragen. Zudem kämpften sie Nachmittags an dem Muranowski-Platz gegen den ZZW, der einige gepanzerte Fahrzeuge zerstören konnte. Der ZZW hisste auch eine polnische Fahne und eine Fahne mit dem Davidstern. Gegen Abend zogen sich die Deutschen zurück. An diesem Tage sind eine unbekannte Zahl, bestimmt aber um die 40, an deutschen Soldaten getötet worden. Der ZOB verlor einen Soldaten.
Tag 2
Der Kampf wurde am zweiten Tag vor allem am Muranowski-Platz weitergeführt, denn die Deutschen wollten unbedingt die Fahnen einholen. Doch konnten sich die ZZW-Kämpfer gut verteidigen, denn sie wurden von der anderen Seite versorgt. Sie benutzen dazu einen Tunnel, den sie im Hauptquatier angelegt hatten. Die Kämpfe brachen auch im Zentralghetto wieder aus, auch versuchten die Deutschen in das Bürstenmachergebiet zu marschieren. Als 300 Deutsche auf dem Weg zum Bezirk waren explodierte eine Bombe, drei Meter vor dem Tor zum Bezirk. Um die 80 Soldaten starben. Auch in den folgenden Stunden gelang es den Nazis nicht, im Bürstenmacherbezirk Fuss zu fassen. Stroop befahl den Angriff der Luftwaffe, die fast alle Häuser zerstörte. Das Produktive Ghetto unter dem Befehl von Eliazer Geller wurde ebenfalls angegriffen. Bei Einbruch der Dunkelheit zogen sich die Deutschen aus dem Ghetto wieder zurück, diesmal waren mindestens 22 Kämpfer gefallen und 100 Deutsche starben.
Tag 3
In den nächsten Tagen gingen die Kämpfe weiter. Im Produktiven Ghetto konnten die Widerstandskämpfer die deutschen Soldaten mit ihren Waffen in die Flucht schlagen und viele Zivilisten vor der Deportation schützen. Die Deutschen fingen an, systematisch Flammenwerfer gegen Widerstandsnester einzusetzen. Der Bürstenmacherbezirk wurde, nachdem er am vorherigen Tag fast ganz zerstört wurde, vom ZOB geräumt, 5 Kampfgruppen gingen in der Nacht zum 22.4. in das Zentrale Ghetto. Dort kämpften die Einheiten mit noch guter Verfassung. Noch immer waren die Zamenhofstraße und die Franciszkanastraße die umkämpftesten.
Die folgenden Tage
Nachdem der Kampf um den Muranowski-Platz 4 Tage dauerte, waren die meisten Kämpfer verletzt oder tot, 20 von ihnen flohen aus dem Tunnel zur anderen Seite. Das Hauptquartier mit den Fahnen wurde eingenommen und 80 Kämpfer hingerichtet. Mittlerweile wurden viele Teile des Ghettos in Flammen gesetzt, Anielewicz und seine Kämpfer mussten sich einen neues Hauptquartier suchen, da das alte auf der Milastraße zerstört wurde. Auch im Produktiven Ghetto wurde diese Technik von den Deutschen angewandt.
Am 23.4. wurde die Milastraße 18 das neue Hauptquartier des ZOB. Dies bedeutete eine Änderung ihrer Taktik: Vorher kämpften die Widerständler größtenteils in Häusern und griffen die Deutschen aus einem Hinterhalt an, nun gingen sie in unterirdische Bunker und starteten nur gezielte Aktionen, weil ihnen die Munition ausging. Auch mussten sie die Taktik ändern, da die Deutschen unter Jürgen Stroop die Soldaten nicht in Kolonnen marschieren ließen. Es wurden kleine Gruppen gebildet, die die Bunker aufspüren sollten. Zunächst gingen die Kämpfe am 24.4 im Produktiven Ghetto weiter, dort konnten sich ZZW- und ZOB-Kämpfer immer noch in den Häusern Nowolipkistraße 21 und 41 sowie auf der Lesznostraße 74, 76 und 78 halten. Doch auch dort wurden viele Häuser zerstört und die Kämpfer zogen sich zurück.
Am 27.4 kam es zu einem der letzten größeren Gefechte: Kämpfer im Produktiven Ghetto griffen SS-Männer an, die Juden zum Umschlagsplatz bringen wollten. Viele Deutsche zogen sich zurück und die Kämpfer unter Geller befreiten hunderte Juden. Auch kämpften auf dem Muranowski-Platz alte ZZW-Einheiten aus dem Zentralghetto und dem Bürstenmacherbezirk. Nun kam auch eine Gruppe der Heimatarmee, mit dem Kommandeur Iwanski, um den Kämpfern zu helfen. Ende April entschloß der ZOB aus dem Ghetto zu fliehen. Zwar konnten sie noch einige Panzer zerstören, hatten aber keine Rückzugslinien. Die ersten 40 Widerständler verließen am gleichen Tag das Ghetto. Möglichst viele Deutsche sollten am Tag der Arbeit getötet werden, wurde als Befehl am Tag der Arbeit vom ZOB ausgegeben. So starben an diesem Tag noch einige Deutsche, am Abend wurde noch die Internationale gesungen. Da alle anderen größeren Bunker entdeckten wurden, gingen fast alle Einheiten in den Bunker auf der Milastraße 18, am Ende lebten dort um die 500 Menschen. Diese hofften auf Hilfe von der anderen Seite, denn sie hatten Simche Rathauser und Zalman Friedrich als Boten zu Icaack Zuckerman geschickt, der die Arbeit zu anderen Organisationen koordinieren sollte. Sie konnten aber keine andere Gruppe dafür gewinnen. Anfang Mai waren die wilden Gruppen immer aktiver geworden. Diese bestanden aus Personen, die sich keiner Organisation anschließen wollten oder konnten. So töteten sie als verkleidete Deutsche auf der Lesznostraße einige Angreifer.
Am 8. Mai wurde der Kommandobunker auf der Milastraße 18 durch die Deutschen entdeckt. Viele Personen begangen Selbstmord oder starben durch Gas, das die Deutschen hineinleiteten. In der Nacht zuvor war Marek Edelman mit einer kleinen Gruppe aus dem Bunker geflohen. Als nun die Hilfe von der anderen Seite eintraf, waren alle bis auf 5 oder 6 Menschen tot. Der ZOB verlor circa 80 % ihrer verbliebenden Kämpfer, 120 von ihnen starben im Bunker. Am 10.5 konnte Marek Edelman mit weiteren 40 Kämpfern aus dem Ghetto fliehen. Sie wurden in konspirativen Wohnungen versteckt oder gingen in die Wälder. Eine zweite Gruppe wurde von den Deutschen entdeckt und erschossen. Auch 140 ZZWler flohen in diesen Tagen aus dem Ghetto.
Epilog
In den Tagen nach der Flucht wurden die letzten der ehemals mehr als 1000 Bunker gefunden. Doch kämpften eine Einheit unter Zacharia Artstein vom ZOB und Josef Lopata weiter und hielt bis zum Juni 1943 Kontakt mit den Ausgebrochenen. Auch andere Kämpfer hielten sich noch Monate, obwohl der Kampf offiziell am 16.5 mit der Sprengung der Synagoge zu Ende war. Diese Kämpfer versteckten sich häufig tagelang, um dann gezielt kleine deutsche Patrouillen anzugreifen. Deutsche starben noch 1 Jahr nach dem Ende des Krieges im Ghetto aufgrund von Hinterhalten. Ein Widerstandskämpfer überlebte im Ghetto sogar bis zum Warschauer Aufstand.
Nach dem Ende der Kämpfe im Ghetto gingen viele Kämpfer in die Wälder. Einige wurden in der Zeit Partisanen, andere wiederum gingen nach Warschau und andere wurden schon früh getötet oder verraten. Daher lichtete sich der Kreis der Ghettokämpfer in den Monaten nach Ende des Kampfes. Auch die Widerständler in der Stadt lebten in dauernder Angst verraten zu werden. Auf den Straßen liefen Erpresser, sogenannte Schmaltzovniks, herum. Sie erpressten Juden um ihr gesamtes Geld und meldeten sie häufig bei der Gestapo. Die wenigen Überlebenden kämpften mit den Christen im Warschauer Aufstand. Es wurde eine ZOB-Einheit in der Volksarmee gegründet. Andere gingen zu der sozialistischen PAL. Als Juden durften sich diese Kämpfer immer noch nicht zu erkennen geben, denn es gab faschistische Gruppen der Polen im Aufstand, die sowohl Juden als Deutsche töteten. Nach dem Ende des Aufstandes versteckten sich die wenigen Kämpfer in den Trümmern Warschaus. Wenn sie als Juden erkannt wurden, sind sie durch die Deutschen hingerichtet worden. Nach dem Ende des Krieges in Polen und dem Tod von 6 Million Juden bereiteten sich viele Überlebende auf die Auswanderung vor, unter ihnen fast alle Ghettokämpfer. Auch Mitglieder des Bundes emigrierten in die USA, die Zionisten nach Israel. Es ist schwer abzuschätzen, wie viele Menschen im Ghetto auf beiden Seiten gekämpft haben. Auf jüdischer Seite bestimmt 1000, die Deutschen setzen insgesamt bestimmt ebenso viele Truppen ein. Verluste beider Seiten sind auch schwer abzuschätzen, es werden aber 75 % der Ghettokämpfer gefallen oder ermordet worden sein. Die Verluste der Deutschen sind ebenfalls schwierig zu berechnen, da Verbündete wie polnische Polizisten in fast keiner Statistik aufgeführt werden. Doch dürften auch von den Deutschen mindestens 300-500 gefallen sein, wenn nicht mehr.
Literatur
Deutsch
- Ainsztein, Reuben: Revolte gegen die Vernichtung, 1993 Berlin ISBN 3-924737-19-3
- Edelman, Marek: Das Ghetto kämpft, 1993 Berlin ISBN 3-0927170-05-4.
- Edelman, Marek: Der Hüter, 2002 München ISBN 3-406-48656-8.
- Goldstein, Bernard: Die Sterne sind Zeugen, 1992 Freiburg ISBN 3—922774-69-5.
- Kurzman, Dan: Der Aufstand, 1979 München
- Lustiger, Arno: Zum Kampf auf Leben und Tod, 2004 Köln ISBN 3-8996-269-9
- Meed, Vladka: Deckname Vladka, 1999 Hamburg ISBN 3-434-50468-0
Englisch
- Blatman, Daniel: For our freedom and yours, 2003 London ISBN 085303 458 3.
- Zukerman, Jitzacak: A surplus of Memory, 1993 Berkeley, Los Angeles, Oxford
Jiddisch
- Herts, J.Sh.: Di geshikhte vun a jugent, 1946 New York.
- Lubetkin, Zivia: In umkum und oyfstand, 1980 Tel Aviv
- Mark, Bernard: Der oystand in Varshever geto, 1958 Warschau