Benutzer:D-Beathoven/20er - Die Tiroler Straßenzeitung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
20er - Die Tiroler Straßenzeitung
Das Logo des 20er - Die Tiroler Straßenzeitung.
Beschreibung Die Tiroler Straßenzeitung - ein Projekt auf Gegenseitigkeit
Erstausgabe Dezember 1998
Erscheinungsweise monatlich/10 Ausgaben pro Jahr
Verkaufte Auflage 13.000-20.000 Exemplare
Chefredakteur Uwe Schwinghammer
Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Tirol
Weblink 20er

20er - Die Tiroler Straßenzeitung

Der 20er ist eine österreichische Straßenzeitung aus Tirol mit Sitz in Innsbruck und wird von Menschen in sozialen Notlagen verkauft. Sie ist Teil des International Network of Street Papers (INSP).

Über die Zeitung

Entstehungsgeschichte

Mitte der 1990er Jahre wurde in Tirol der Bedarf gesehen, eine Straßenzeitung zu etablieren. Daher wurde im Jahr 1996 von Uwe Steger, Thomas Pupp, Andreas Focke, Hubert Katzlinger und Georg Willeit der „Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Tirol“ gegründet.[1] Das Konzept stand zu diesem Zeitpunkt bereits, jedoch war die Finanzierung noch unklar. Schließlich wurde der Verein vom ÖVP-Wirtschaftbund Tirol sowie von der Stadt Innsbruck unterstützt. Das Projekt konnte nun in die Tat umgesetzt werden und seit den ersten paar Ausgaben trägt sich das Projekt von selbst.[2] Als Name wurde 20er gewählt, da der Preis für ein Exemplar auf 20 Schilling festgesetzt wurde. Im Dezember 1998 ging die erste Ausgabe über die Ladentheke.

Ausrichtung

Die grundlegende Überlegung dahinter war und ist, „Menschen in sozialen Notlagen zu helfen, ihnen eine Perspektive zu geben und ein selbst erarbeitetes Einkommen möglich zu machen.“[3] Im Editorial der ersten Ausgabe heißt es dazu:

„Der zwanzger ist ein Projekt, das Menschen in sozialen Schwierigkeiten die Gelegenheit gibt, ihre Sprachlosigkeit zu überwinden und mit anderen in Kontakt zu treten.“[4]

Anfangs waren die monatlich erscheinenden Ausgaben inhaltlich als Themenhefte konzipiert. Das Selbstverständnis und der Anspruch der Zeitung war, als Sprachrohr für jene zu dienen, die den 20er verkauften. Sinkende Verkaufszahlen führten im Jahr 2004 dazu, dass die Zeitung erfolgreich neu konzipiert wurde. Anstatt der Themenhefte und der damit zusammenhängenden Sprachrohrfunktion wurde die inhaltliche Palette verbreitert. Der 20er versteht sich seitdem grundsätzlich als eine gewöhnliche Zeitung wie jede andere, jedoch mit einem besonderen Vertriebsweg.[5]

Die Redaktion besteht aus Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Ausmaß von eineinhalb Vollzeitäquivalenten. Zusätzlich kann die Redaktion auf einen Pool von etwa 20 freien Journalisten und Journalistinnen zurückgreifen. Die Zeitung betreibt Lokal- und Regionaljournalismus im Einzugsgebiet Tirol mit dem Schwerpunkt auf Innsbruck und Umgebung. Thematisch bewegt sich der 20er in den Bereichen Soziales (z.B. gesellschaftliche Randgruppen), urbanes Stadtleben, Ökologie und Kultur.

Der 20er finanziert sich einerseits durch die Zeitungsverkäufe, andererseits durch Inserate. Eine staatliche Subventionierung in Form von Presseförderung wäre zwar möglich, wird jedoch abgelehnt, um eine größtmögliche Unabhängigkeit zu bewahren.

Vertrieb

Der Vertrieb erfolgt durch Menschen in sozialen Notlagen wie z.B. Obdachlose oder Asylsuchende. Der Pool an Verkäufer und Verkäuferinnen hat sich seit der Gründung maßgeblich verändert: Verkauften die Zeitung anfangs hauptsächlich einheimische Obdachlose, so sind es heute zu einem großen Teil Asylsuchende und armutsgefährdete Migranten und Migrantinnen. Ein Grund war die 2010 eingeführte Bedarfsorientierte Mindestsicherung in Österreich. Durch die damit einhergehenden sozialen Verbesserungen war es für viele der damaligen Verkäufer und Verkäuferinnen nicht mehr nötig, die Zeitung zu verkaufen. Gleichzeitig stellte sich heraus, dass es noch andere gesellschaftliche Gruppen gibt, die armutsgefährdet sind und ein zusätzliches Einkommen benötigen.[6] Dass das Angebot vor allem von Asylsuchenden angenommen wird, liegt daran, dass sie vom Arbeitsmarkt in Österreich größtenteils ausgeschlossen sind.[7]

Das Einzugsgebiet der Zeitung ist ganz Tirol, der Schwerpunkt liegt in Innsbruck und Umgebung. Wie bei Straßenzeitungen üblich, erwerben die Verkäufer und Verkäuferinnen die Exemplare um einen bestimmten Betrag, um sie auf der Straße um den doppelten Preis zu verkaufen. Die Hälfte des Verkaufspreises kommt somit den Verkäufern und Verkäuferinnen zugute, die andere Hälfte der Zeitung selbst. Der Slogan des 20er, „Ein Projekt auf Gegenseitigkeit“, drückt genau dieses Verhältnis aus. Im Zuge der Euro-Umstellung wurde der Preis für ein Exemplar auf 2 € festgesetzt, im November 2018 ist der Preis auf 2,80 € angestiegen.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 20er - Die Tiroler Straßenzeitung 199 (2019), [1], abgerufen am 24.5.2019.
  2. Ebd.
  3. Tobias Leo, „A Place where the Light is constant“. Faktoren der Migration von Nigeria nach Europa und Integration durch den Verkauf von Straßenzeitungen am Beispiel von Tirol, in: historia.scribere 8, S. 111-140, hier S. 130-132, [2], abgerufen am 24.5.2019.
  4. 20er - Die Tiroler Straßenzeitung 1 (1998).
  5. Leo, Place, S. 131
  6. Ebd., S. 131 f.
  7. Ebd., S. 130.
  8. 20er - Die Tiroler Straßenzeitung 200 (2018), [3], abgerufen am 29.5.2019

Kategorie:Journalismus Kategorie:Straßenzeitung Kategorie:Kultur (Tirol) Kategorie:Medien (Tirol) Kategorie:Non-Profit-Organisation Kategorie:Soziales Engagement Kategorie:Obdachlosigkeit Kategorie:Armut Kategorie:Publikumszeitschrift (Österreich) Kategorie:Zeitung (Österreich) Kategorie:Deutschsprachige Monatszeitung Kategorie:Ersterscheinung 1998