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Die Tomatenrede

Die “Tomatenrede” ist eine Rede von Helke Sander, die sie am 13. September 1968 bei der 23. Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) in Frankfurt, Main hielt. [1]

Helke Sander bei der Berlinale 2019

In der Rede kritisierte Sander sie die Genossen im Saal und die Politisierung des Privatlebens. Sie forderte eine Erweiterung des herkömmlichen Politikbegriffs durch Einbeziehung und Erfahrung der Bedürfnisse von Frauen und Mütter.[2] Nachdem sich die Männer weigerten mit der Aktivistin zu diskutieren, warf eine weitere Studentin, Sigrid Rüger, Tomaten gegen das Podium und trifft dabei den Kopf vom SDS- Mitglied Hans-Jürgen Krahl.  Somit wurde aus der Rede von Helke Sander die bekannte Tomatenrede und erregte damit auch öffentliche Interesse.[3]

Hintergrund

In den 1960er Jahren bildete sich in der deutschen Bundesrepublik eine „neue, autonome Frauenbewegung“ welche hauptsächlich aus Aktivistinnen der deutschen 68er Studentenbewegung hervorgegangen sind. Die Frauen stehen grundsätzlich für eine Veränderung und Umgestaltung der patriarchalischen Geschlechterordnung. Helke Sander gründete im Januar 1968, mit sechs anderen Frauen den „Aktionsrat zur Befreiung der. Frauen“, welcher sich mit der finanziellen, sozialen und politischen Ungleichheit der Geschlechter auseinandersetzt. Außerdem gründeten Sie die „Kinderläden“, welche als Einrichtung zur alternativen Kinderbetreuung dienen.[4]

Inhalt der Rede

In der Rede von Helke Sander bei der 23. Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes SDS spricht die Aktivistin über ihr Leben als frau in der Männerwelt. Sie kritisiert die Männer, dass Sie Frauendiskriminierung ignorieren und die alleinige Zuständigkeit der Frauen für Kindererziehung und Haushalt.[5]

Sander forderte, dass Kindererziehung nicht mehr als private Aufgabe der Mütter, sondern als gesellschaftliche Frage zu betrachten. Somit sprach sie auch gegen das Politikverständnis der SDS- Delegierten da die Männer das Private als Teil des un- oder vorpolitischen Raums sehen. Mit der Aussage: „Das Private ist politisch“ forderten die Frauen eine Erweiterung des Politikmodels und behaupteten, dass der SDS das Spiegelbild einer männlich geprägten Gesellschaftskultur sei.[6]

Wirkung

Auf der 23. Delegationsversammlung des SDS in Frankfurt war auch ein Fernsehteam des Südwestfunks mit dabei und haben die Geschehnisse auf der Veranstaltung mitgefilmt. [7] Das ehemalige SDS Mitglied und heutiger Verleger Karl Dietrich Wolff behauptete, dass nach diesem Tomatenwurf die Zeitungen darüber berichten werden. [8] Durch die mediale Verbreitung gilt die Tomatenrede von Helke Sander als Initialzündung einer Frauenbewegung in der alten Bundesrepublik. [9] In den Universitätsstädten Deutschlands bildeten Frauen Weiberräte sowie „Aktionsräte zur Befreiung der Frauen“, welche auf die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufmerksam gemacht haben. Auch selbst verwaltete Kindergärten wurden von den Frauen gegründet.[10] 1971 kam es zu einem weiteren Mobilisierungsschub der Frauen. Insbesondere richteten sich die Frauen für die Streichung des § 218 Strafgesetzbuch der die Abtreibung unter Strafe stellte. Die Journalistin Alice Schwarzer veröffentlichte in der Zeitschrift Stern einen Bericht wo 374 prominente Frauen bekannt geben dass sie gegen diesen § 218 verstoßen haben und abgetrieben haben. [11]

Literatur

Sarah Colvin: Ulrike Meinhof and west german terrorism: language, Violence, and Identity. Camden House. 2009 ISBN 1571134158

Einzelnachweise

  1. Berichte - Detail - Startseite - Katholischer Deutscher Frauenbund. Abgerufen am 25. August 2019.
  2. Einführung Rede von Helke Sander (Aktionsrat zur Befreiung der Frauen) auf der 23. Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) am 13. September 1968 in Frankfurt/Main / Bayerische Staatsbibliothek (BSB, München). Abgerufen am 25. August 2019.
  3. Berichte - Detail - Startseite - Katholischer Deutscher Frauenbund. Abgerufen am 25. August 2019.
  4. Zusammenfassung Rede von Helke Sander (Aktionsrat zur Befreiung der Frauen) auf der 23. Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) am 13. September 1968 in Frankfurt/Main / Bayerische Staatsbibliothek (BSB, München). Abgerufen am 25. August 2019.
  5. WELT: Vor 40 Jahren: Neue Frauenbewegung begann mit drei Tomaten. 10. September 2008 (welt.de [abgerufen am 25. August 2019]).
  6. PDF Rede von Helke Sander (Aktionsrat zur Befreiung der Frauen) auf der 23. Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) am 13. September 1968 in Frankfurt/Main / Bayerische Staatsbibliothek (BSB, München). Abgerufen am 25. August 2019.
  7. Der befreiende "Tomatenwurf" von 1968 - Beginn der neuen Frauenbewegung. Abgerufen am 29. September 2019 (deutsch).
  8. WELT: Vor 40 Jahren: Neue Frauenbewegung begann mit drei Tomaten. 10. September 2008 (welt.de [abgerufen am 29. September 2019]).
  9. Der befreiende "Tomatenwurf" von 1968 - Beginn der neuen Frauenbewegung. Abgerufen am 29. September 2019 (deutsch).
  10. René Lüchinger: Emanzipation der Frau: Befreiende 68er Bewegung. 28. August 2018, abgerufen am 29. September 2019.
  11. PDF Rede von Helke Sander (Aktionsrat zur Befreiung der Frauen) auf der 23. Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) am 13. September 1968 in Frankfurt/Main / Bayerische Staatsbibliothek (BSB, München). Abgerufen am 29. September 2019.