Benutzer:Darcy Joan/Jennifer Reeder

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Jennifer Reeder

Jennifer Reeder (*1973 in Ohio) ist eine US-amerikanische Videomacherin, Filmregisseurin und Drehbuchautorin. Ihre Arbeiten entwerfen eine dezidiert feministische Perspektive und wurden auf zahlreichen internationalen Festivals und Kunstschauen präsentiert. In visuell kühnem Stil bedient Reeder sich bei den Konventionen populärer Genres wie Superhelden-Filme, Highschool-Movies aber auch Magischem Realismus, um Geschichten über zwischenmenschliche Beziehungen und die Verarbeitung von Traumata zu erzählen.[1] Oftmals stehen Teenagerinnen im Zentrum ihrer Filme.[2]

"Die Zeit des Heranwachsens ist eine Zeit einer dauernden Entwicklung. Junge Leute experimentieren mit Musik, mit Kultur, mit Mode. Die Cheerleader, das Maskottchen, das Goth Girl, die einzelgängerische Feministin sind für mich Ikonen, die man als Teenager durchprobiert … Einen Film darüber zu machen, bietet so viele Möglichkeiten, um großartige Musik einzubauen, um mit Kostümen zu experimentieren, um kulturelle und soziale Fragen zu verhandeln, wie man das in nur wenigen anderen Genres kann. Ich mag Teenagerfilme. Es gibt noch ein paar weitere Teenagerfilme, die ich in mir habe."[3] – Jennifer Reeder

Schaffen

Reeder wuchs in Columbus (OH) auf. Sie studierte zunächst an der Ohio State University, bevor sie nach Chicago zog, um inspiriert von feministischen Künstlerinnen wie Maya Deren oder Martha Rosler Video an der School of the Art Institute of Chicago zu studieren. Während des Studiums arbeitete sie für die Video Databank. 1996 schloss sie das MFA-Studium mit dem Video White Trash Girl #1 – The Devil Inside ab. In dem Video spielt Reeder die Anti-Superheldin "White Trash Girl", die mit ihrer Gang von Außenseitern misogynistische Männer auseinandernimmt. Ästhetisch an low-budget Trashfilmen orientiert, torpediert das Video vorherrschende Geschlechts- und Klassenverhältnisse und polemisiert gleichzetig gegen die Unterscheidung zwischen E- und U-Kultur.[4] Das Video wurde 1997 für den Videokunstpreis des ZDF nominiert.[5]

Reeders Arbeiten wurden unter anderem in Werkschauen im Reykjavík Art Museum, im Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive[6], in La Casa Encendida (Madrid)[7] und dem Moderna Museet (Stockholm) präsentiert. Zu den Filmfestivals und Kunst-Biennalen, die ihre Filme ausgewählt haben, gehören das Ann Arbor Film Festival, Anthology Film Archive, die Berlinale, die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, das Kasseler Dokfest, das Kurzfilm Festival Hamburg, der Stuttgarter Filmwinter sowie die 48. Biennale di Venezia, MoMA PS1 (New York, NY)[8] und die Whitney Biennial 2000 (Whitney Museum of American Art).[9]

Reeders Kurzfilm A Million Miles Away (2014) feierte auf dem International Film Festival Rotterdam Weltpremiere, war dort nominiert für einen Tiger Award und erhielt auf anderen internationalen Filmfestivals zahlreiche Auszeichnungen. In dem thematisch und stilistisch verwandten Kurzfilm Blood Below the Skin (2015) nimmt sich Reeder dem Highschool-Ritus der Prom Night an, wie sie in vielen US-amerikanischen Teenager-Filmen als Motiv für den Übergang von Adoleszenz zum Erwachsenenalter auftaucht (Sophia Coppolas The Virgin Suicides, Tamra Davis' Not a Girl, Gil Jungers 10 Dinge, die ich an Dir Hasse), und gibt diesem Klischee einen feministischen Twist. Obwohl ein Film mit eigenständigem Plot, kann Blood Below the Skin durchaus als Skizze zu Knives and Skin (2019) gesehen werden.[10]

"Knives and Skin zeigt zwar die bekannten Cliquenkonstellationen: die Footballspieler, die Cheerleader, die aus der Schulband und die Nerds. Doch statt eine platte Liebesgeschichte zu zeigen, macht [Jennifer Reeder] wichtige feministische Statements zu sexueller Selbstbestimmung, „Nein heißt Nein“ und Diversity. Sie lässt ihre Protagonistinnen langsam erstarken, sich solidarisieren und handeln – in einer Welt, in der ihnen selbstbezogene Eltern keinen Halt bieten und viele Männer immer noch Macht demonstrieren wollen."[11]

Knives and Skin, Reeders zweiter Langspielfilm, wurde vom US-amerikanischen Branchenblatt Filmmaker zu einem der meist erwartesten Filme 2019 gekürt (noch vor Filmen von Jim Jarmusch und Martin Scorsese).[12] Knives and Skin feierte Weltpremiere auf der Berlinale und US-Premiere auf dem Tribeca Film Festival. Der Film "inszeniert eine mysteriöse Welt, akzentuiert von Popsong-Chören, und unterzieht Genre-Elemente aus magischem Realismus, Musical, absurder Komödie und Film noir einer Neuinterpretation."[13] Aufgrund Reeders surrealer Bildsprache wird Knives and Skin in Rezensionen oftmals mit den Arbeiten von David Lynch, insbesondere mit Twin Peaks, und mit der Serie Stranger Things verglichen. Reeder selbst gibt an, niemals Stranger Things gesehen zu haben und viel eher von John Waters oder dem Film River's Edge (1986) inspiriert zu sein.[14] Ihre Vorliebe für das Spiel mit dem Abjekten, präsent durch Körperflüssigkeiten wie Blut und Schleim, erinnern zudem an das Werk von David Cronenberg, den sie auch als Einfluss nennt.[15] In Knives and Skin benutzt Reeder viele Kunstgriffe, die schon in ihren Kurzfilmen zum Markenzeichen geworden sind: magisch wirkende Überblendungen, schriftliche Textelemente, Close-Ups, detailliertes Set-Design, phantastische Kostüme, vibrierende Farben und allen voran A-Cappela Chöre, die Popsongs singen und dadurch aus der Handlung ausbrechen und diese gleichzeitig kommentieren.

"The musical scenes are meant to be both transcendent and transgression. In those scenes there is great beauty but also great sorrow which is hard to do with only spoken dialogue. I have used singing scenes in other films so I understand how powerful they can be. Even on set while we were shooting those scenes, we all felt quite moved. …

I wanted to create a very specific world for [Knives and Skin] - one that hovers just above reality. We created this very intentionally with the lighting and framing and costumes and make up and music and set design. Every detail is intentional. Film is art and so for me it must be treated with attention to the experience."[16] – Jennifer Reeder

Jennifer Reeder ist derzeit Associate Professor in Moving Image und Leiterin des Art Department der School of Art and Art History an der University of Illinois, Chicago.[17]

Filme (Auswahl)

  • White Trash Girl, 1995
  • The Heart and Other Small Shapes, 2006
  • Accidents at Home and How They Happen, 2008
  • Seven Songs About Thunder, 2010
  • Tears Cannot Restore Her; Therefore I Weep, 2010
  • And I Will Rise If Only to Hold You Down, 2011
  • One Thousand Ways to Skin It, 2011
  • Girls Love Horses, 2013
  • A Million Miles Away, 2014
  • Crystal Lake, 2015
  • Blood Below the Skin, 2015
  • Signature Move (Auftragsarbeit Regie; Drehbuch Fawzia Mirza), 2017
  • All Small Bodies, 2017
  • Knives and Skin, 2019

Auszeichnungen (Auswahl)

2014: A Million Miles Away

Ann Arbor Film Festival (Eileen Maitland Award)[18]

Chicago Underground Film Festival (Best Short)[19]

Encounters (Grand Prix)

Internationale Kurzfilmtage Oberhausen (Zonta-Preis)[20]

Internationale Kurzfilmtage Winterthur (Hauptpreis Internationaler Wettbewerb)[21]

Vienna Independent Shorts (Elfi-Dassanowsky-Preis)[22]


2015: Blood Below the Skin

Encounters (Grand Prix)

Chicago Underground Film Festival (Best of the Fest)[23]


2017: Signature Move

FilmOut San Diego (Best Direction)[24]

L.A. Outfest (Grand Jury Award - Outstanding American Narrative Feature)


2019: Chrystal Lake

Chicago Underground Film Festival (Made in Chicago)[25]

Jury-Teilnahmen (Auswahl)

2017 Internationale Filmfestspiele Berlin; Sektion Generation

2018 Chicago International Film Festival; Live Action Short

2019 Kurzfilm Festival Hamburg; Internationaler Wettbewerb

Weblinks

http://www.thejenniferreeder.com/

https://artandarthistory.uic.edu/profile/jennifer-k-reeder

https://vimeo.com/jenniferreeder

https://www.arte.tv/de/videos/079413-002-A/jennifer-reeder/

Lecture California College of the Arts



  1. Jennifer Reeder. Abgerufen am 11. August 2019.
  2. Independent Magazine. Abgerufen am 11. August 2019.
  3. "Ich mag Teenager-Filme". Abgerufen am 12. August 2019.
  4. Laura Kipnis: "Laura Kipnis with Jennifer Reeder. The Interview." In: Matt Wray und Annelee Newitz (Hrsg.): White Trash: Race and Class in America. Routledge, New York und London, S. 119.
  5. Interview Reeder. Abgerufen am 11. August 2019.
  6. BAMPFA. Abgerufen am 11. August 2019.
  7. La Casa Encendida. Abgerufen am 11. August 2019.
  8. MoMA PS1. Abgerufen am 11. August 2019.
  9. Whitney 2000. Abgerufen am 11. August 2019.
  10. "Ich mag Teenager-Filme". Abgerufen am 12. August 2019.
  11. Rache auf der Collegejacke. Abgerufen am 12. August 2019.
  12. The 50 Most Anticipated American Films 2019. Abgerufen am 12. August 2019.
  13. Knives and Skin. Abgerufen am 11. August 2019.
  14. Jennifer Reeder auf facebook
  15. Adam Ray Palmer: Chat With … Jennifer Reeder. Abgerufen am 12. August 2019.
  16. Adam Ray Palmer: Chat With … Jennifer Reeder. Abgerufen am 12. August 2019.
  17. Jennifer Reeder. Abgerufen am 11. August 2019.
  18. Ann Arbor. Abgerufen am 11. August 2019.
  19. UnderGroundFilmJournal. Abgerufen am 12. August 2019.
  20. Kurzfilmtage Oberhausen. Abgerufen am 11. August 2019.
  21. Kurzfilmtage Winterthur. Abgerufen am 11. August 2019.
  22. Vienna Shorts. Abgerufen am 11. August 2019.
  23. Chicago Underground. Abgerufen am 11. August 2019.
  24. FilmOut. Abgerufen am 11. August 2019.
  25. Chicago Underground Awards. Abgerufen am 11. August 2019.

Kategorie:Filmregisseur Kategorie:Drehbuchautor Kategorie:Videokünstler Kategorie:Videokunst Kategorie:Feministische Kunst Kategorie:Berlinale Kategorie:Kurzfilm