Benutzer:Debuglevel/Docufy/PI-Klassifikation

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Die PI-Klassifikation ist eine Methode zur Klassifikation und Definition von Informationen. Sie wurde von Prof. Dr. Wolfgang Ziegler (Hochschule Karlsruhe) entwickelt. Sie entstand um in der Technischen Dokumentation Informationseinheiten (dort auch als Topics oder Module bezeichnet) in Content Management Systemen einfacher zu verwalten.

Überblick

Die Abkürzung "PI" bezeichnet "Produkt“ und "Information" beziehungsweise "Informationsart". Nach diesen beiden Dimensionen können Topics eindeutig klassifiziert werden. Jedes Topic kann dabei nur jeweils einer Produktklasse und einer Informationsklasse zugeordnet sein. Dadurch erhält ein Topic eine eindeutige Adresse in einem definierten Informationsraum. Damit Topics in diesem Informationsraum adressiert werden können, wird dieser zunächst entlang der beiden Dimensionen "Produktklasse" und "Informationsklasse" definiert. Die PI-Klassifikation erleichtert es, die Topics zu verwalten und aufzufinden, sowie sie wiederzuverwenden und die Verarbeitung (insbesondere bei vielen Produktvarianten) zu automatisieren.

In der Regel kommen aber noch zusätzliche Dimensionen hinzu, die weitere Merkmale der Produkte abbilden und einer genaueren Klassifizierung der Topics dienen. (MK: was jetzt? reichen nur zwei, oder doch mehrere?)

Die Produkt- und Informationsklassen werden normalerweise in Form einer Typologie modelliert, die Beziehungen zwischen den jeweiligen Einträgen abbildet. (MK: keine Ahnung was was bedeuten soll.)

Produktklassen

Produktklassen sind meist Erzeugnisse eines Unternehmens und deren Bestandteile. Dies können beispielsweise ein Fahrzeug und seine einzelnen Bauteile (z. B. Tür, Scheinwerfer, Spiegel) sein. Aber auch eine Software und ihre Bestandteile (z. B. Benutzerverwaltung, Import, Export) oder Wissensbereiche (z. B. Elektrotechnik, Psychologie, Linguistik) oder Veranstaltungstypen (z. B. Training, Kundentreffen) können Produktklassen sein. Jeder Gegenstand oder abstraktes Konzept kann also eine Produktklasse darstellen, sofern über ihn Topics erfasst werden sollen. Die Produktklasse ist somit das Thema oder der Gegenstand eines Topics.

Jede Produktklasse darf innerhalb eines Informationsraums nur einmal vorkommen. Stellt sich im Zuge der Modellierung eines Informationsraums heraus, dass sich Redundanzen bilden (können), sollten diese mittels extrinsischer Merkmale differenziert werden.

Informationsklassen //TODO ab hier

Die Informationsklasse beschreibt die Art der Information, welche ein Topic erfasst. Ein Informationsraum enthält eine definierte Menge an Informationsklassen, wobei sich jede Informationsklasse klar von den anderen Informationsklassen abgrenzt. Informationsklassen können beispielsweise "Beschreibung (einer Komponente)", "FAQ (zu einer Komponente)" oder "Agenda (einer Veranstaltung)" sein.

Um dies zu erreichen, muss der formale, inhaltliche und sprachliche Aufbau des Topics einer Informationsklasse genau definiert sein. So soll z. B. eine Handlungsanleitung aus einzelnen Handlungsschritten bestehen, die durchnummeriert sind (Kriterium „Form“) und jeweils vor einem Handlungsschritt auf Gefahren hinweisen (Kriterium „Inhalt“), die ggf. bei der Schrittausführung auftreten könnten. Darüber hinaus soll eine Handlungsanleitung in klarer, verständlicher Sprache ohne Verwendung von Konjunktiv gehalten sein (Kriterium „Sprache“).

[Wie die Topics stilistisch geschrieben werden sollten hat doch nichts mehr mit den Informationsklassen zu tun?]

Variantenreichtum der Produkte

Sehr viele Produkte müssen auf die Bedürfnisse der Zielgruppen abstimmt und zugeschnitten werden. Ausgehend von einer Grundform oder Standardausprägung eines Produkts werden kundenspezifische Abwandlungen vorgenommen, damit ein Produkt den Erwartungen des Kunden voll entspricht.

Das einfachste Beispiel ist die Konfiguration eines Fahrzeuges, die vor dem Kauf vorgenommen werden kann. Dabei wird ausgewählt, ob ein PKW z. B. automatisches oder mechanisches Getriebe haben soll, die Anzahl der PS oder die Beschaffenheit der eingebauten Klimaanlage. Jedes Merkmal kann theoretisch den Informationsgehalt eines Topics beeinflussen. Je nachdem, welche Merkmale der Kunde bei der Konfiguration seines zukünftigen Autos ausgewählt hat, sieht die Gesamtdokumentation des Fahrzeugs unterschiedlich aus. Dabei spielt nicht nur eine Rolle, welche Kapitel und Unterkapitel überhaupt enthalten sind, sondern dass der Inhalt der Kapitel genau auf die ausgewählten  Merkmale zugeschnitten ist.

Stellen wir uns etwa vor, dass ein Autositz eines Fahrzeugs entweder mit oder ohne Sitzheizung hergestellt wird. Ohne Differenzierung müsste ein Topic „Autositz bedienen“ Informationen zum Anschalten der Heizung enthalten, was bei einem Kunden, der keine Sitzheizung besitzt, zu überflüssigen Informationen im Fahrzeughandbuch führen würde. Damit dies nicht passiert, wird die Handlungsanleitung „Autositz bedienen“ als zwei Topics (Varianten) erstellt: „Autositz mit Sitzheizung bedienen“ und „Autositz ohne Sitzheizung bedienen“.

Bis hierhin hat das alles eigentlich nichts mit PI zu tun.

Solch eine Differenzierung erfolgt im Rahmen der PI-Klassifikation über sogenannte extrinsische Merkmale, die den sogenannten intrinsischen Merkmalen gegenüberstehen. Auf die Unterschiede zwischen den beiden Merkmalsgruppen geht der folgende Abschnitt ein.

Intrinsische und extrinsische Merkmale

Produktklassen und Informationsklassen werden auch als intrinsische Merkmale bezeichnet (intrinsisch: "innerlich", "von innen her kommend"). Die intrinsischen Merkmale eines Topics kommen demnach in der PI-Klassifikation „von innen“. Sie beschreiben, welches Thema (die Produktklasse, bspw. eine Sitzheizung oder eine Tür) das Topic behandelt und wie genau die Informationen zu diesem Thema (die Informationsklasse, bspw. eine Handlungsanweisung oder Beschreibung) geartet sind.

Neben den intrinsischen Merkmalen gibt es auch extrinsische Merkmale (extrinsisch: "von außen kommend"), die das Topic weiter charakterisieren. Ein extrinsisches Merkmal kann beispielsweise die Produktvariante beschreiben (z. B. ob eine Sitzheizung drei oder fünf Heizstufen hat). Abhängig davon unterscheidet sich der Inhalt des Topics.

Es muss jedoch nicht jede variierende Eigenschaft eines Produktes ein extrinsisches Merkmal darstellen. Variationen, die sich nicht auf den Inhalt der Topics auswirken, werden in der PI-Klassifikation nicht erfasst (bspw. wirkt sich ein automatisches Getriebe gegenüber einem manuellen Getriebe auf die Bedienung aus; die Farbe der Lackierung wirkt sich hingegen nicht aus und wird nicht erfasst).

Extrinsische Merkmale können sich (wie im oberen Beispiel) auf die Produktklasse oder auch auf die Informationsklasse beziehen und diese weiter differenzieren (bspw. verschiedene Zielgruppen wie Mechaniker oder Fahrer; Ausgabeformate wie digital oder Print).

Praktischer Nutzen und Anwendung

Durch die Anwendung der PI-Klassifikation wird erreicht , dass jede Information, die in einem definierten Informationsraum erfasst wird, eine genaue und eindeutige „Adresse“ erhält. Dadurch wird es möglich, alle Informationen dieses Informationsraums effizient zu verwalten und automatisiert zu verarbeiten.

Weitere Vorteile sind die mit der Entwicklung einer PI-Klassifikation oft einhergehende Standardisierung der Informationsprodukte und die Optimierung der zugrunde liegenden Redaktionsprozesse.

Verwaltung der Topics

Bei der Verwaltung von Topics können zwei wichtige Aspekte hervorgehoben werden: Das (schnelle und zuverlässige) Auffinden (1) sowie die Wiederverwendung (2) von den bereits vorhandenen Informationseinheiten.

Durch die Vergabe einer genauen und eindeutigen Adresse über die Produkt- und Informationsklasse), die in der Praxis der Content Management Systeme meist über den Mechanismus der Metadaten erfolgt, ist das Auffinden einer Informationseinheit schnell möglich, und es wird sichergestellt, dass zu jeder Adresse wirklich nur eine Informationseinheit – ohne Dubletten und Redundanzen – existiert.

Wurde ein Topic einmal aufgefunden, kann es in einem anderen Informationsprodukt wiederverwendet werden, ob durch manuelle Zusammenstellung oder automatische Konfiguration. Dies wird dadurch ermöglicht, dass die Topics von vorne herein möglichst kontextfrei formuliert werden und ihr Thema in einer in sich geschlossenen Form beleuchten.

Automatische Konfiguration von Informationsprodukten

In vielen Content Management Systemen wurden spezielle Werkzeuge zur automatischen Zusammenstellung von Inhalten der Informationsprodukte entwickelt. Dabei wird die Struktur eines Informationsprodukts auf abstrakter Ebene durch Vergabe von Produkt- und Informationsklassen definiert. Zusätzlich kann hinterlegt werden, welche speziellen Eigenschaften (extrinsische Merkmale) das zu beschreibende Produkt aufweist. Bei einem Fahrzeug können es etwa Eigenschaften des Fensters (automatischer vs. manueller Hebemechanismus), der Kupplung (mechanisch vs. automatisch) usw. sein.

Anschließend findet eine automatische Konfiguration des Informationsprodukts statt, indem das Content Management System nach Topics sucht, welche die in der Struktur vorgegebenen Produkt- und Informationsklassen aufweisen und außerdem in der Variante existieren, die den hinterlegten Zusatzeigenschaften entspricht.

Damit die Konfiguration erfolgreich ist, müssen alle Topics korrekt klassifiziert sein, zu jeder Adresse darf es nur ein Topic geben und alle benötigten Topicvarianten müssen im System erfasst sein.

Als Ergebnis des automatischen Konfigurationsvorgangs entsteht im Idealfall ein vollständiges fertiges Informationsprodukt, ohne dass der Redakteur in die Erstellung manuell eingreifen muss.

In der Praxis ist es jedoch meistens so, dass nach der automatischen Konfiguration bestimmte Topics noch fehlen – z. B. weil das Produkt bestimmte neue Produktkomponenten enthält, zu denen noch keine Topics erfasst wurden. Die Arbeit des Redakteurs besteht nun darin, die identifizierten Lücken zu befüllen. Durch die bereits vorhandene Grundstruktur des Informationsprodukts wird die Aufgabe des Redakteurs aber gut planbar schnell umsetzbar.

Standardisierung der Informationsprodukte

Ein weiterer Vorteil ist die Standardisierung der Informationen im Anwendungs- und Geltungsgebiet eines Informationsraums. Da die Informationsarten strikt definiert sein müssen, d. h. ein Topics  sich durch bestimmte, vorgegebene formale und inhaltliche Merkmale auszeichnen muss, entstehen durch die Anwendung der Vorgaben gleichartige (im Hinblick auf Struktur, Informationstiefe, Stil) Topics.

Sowohl die Erstellungs- als auch die Aktualisierungsprozesse solcher standardisierten Topics können durch Verwendung der Vorgaben, etwa in Form eines Redaktionsleitfadens, optimiert und die dabei anfallenden Aufwände reduziert werden. Dies ist der Vorteil auf der redaktionellen Seite, d. h. dort, wo die Aufwände zur redaktionellen Bearbeitung von Informationen (Erstellung und Aktualisierung) entstehen.

Links zu Duden:

(http://www.duden.de/rechtschreibung/intrinsisch)

 (http://www.duden.de/rechtschreibung/extrinsisch)

Zieglers Grundlagen-Buch kann man natürlich als Quelle angeben:

Prof. Dr. Petra Drewer, Prof. Dr. Wolfgang Ziegler.

Technische Dokumentation.

Eine Einführung in die übersetzungsgerechte Texterstellung und in das Content-Management.

2., überarbeitete und aktualisierte Auflage, 2014 Vogel Buchverlag Würzburg

Außerdem kann man noch die zwei Vortragsfolien mit angeben, die ich als PDF an die Mail angehängt habe. Heruntergeladen habe ich sie unter:

http://i4icm.de/fileadmin/content/Steinbeis/PI-Class/Downloads/PI_Fan_pub_tekom_JT_2015.pdf

http://i4icm.de/fileadmin/content/Steinbeis/PI-Class/Downloads/PI_ist_Klasse_Public.pdf