Benutzer:DeepBlueDanube/Norbert Gürke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Norbert Gürke (* 14. März 1904 in Graz; † 29. Juni 1941 in Wien[1]) war ein Völkerrechtler, der in der NS-Zeit an den Universitäten München und Wien lehrte.

Leben

Gürke wurde in Graz,[2] als Sohn eines Ingenieurs geboren.[3]

Ausbildung

Nach der Matura in Wien-Wieden 1922 studierte er bis 1924 Mathematik und Physik an der Technischen Universität Wien, liess sich anschliessend zum akademischen Turn- und Sportlehrer ausbilden. 1926 bis 1927 studierte er Staatswissenschaften an den Universitäten Wien und Innsbruck sowie ab 1927 Rechtswissenschaften an der Universität Zürich wo 1929[2], 1930[4] oder am 10. Februar 1932 bei Fritz Fleiner promovierte.[3]

Beruflicher Werdegang

Anschließend arbeitete er bei Karl Gottfried Hugelmann in Wien über Nationalitätenrecht des alten Österreich.[3][2]

Nachdem Gürke am 1. Oktober 1930 der NSDAP beigetreten war, wirkte er dort von Oktober 1931 und Mai 1932 als Sachbearbeiter für Staatsrecht und Staatsverfassung und seit Dezember 1932[3] oder 1933[2][4] als Leiter der Abteilung Rechtspolitik der Ostland Wien, NSDAP-Landesleitung für Österreich.[3][2][4] Außerdem er war 1931 Gründungsmitglied der "Südostdeutschen Forschungsgemeinschaft" und zu dieser Zeit Mitglied des sogenannten Spannkreises.[3]

Im Juli 1933 ging Gürke, der dann am 3. Februar 1934 aus Österreich ausgebürgert wurde, nach München und wurde ab 1. Oktober 1933 am Institut für Politik und öffentliches Recht der Universität München Assistent von Otto Koellreutter, dessen Tochter Inge er im September 1934 heiratete.[3][2] und bei dem er im November 1935 habilitierte.[3][1] 1935 wurde Gürke Privatdozent in Breslau, 1937 an der Universität München zum außerordentlichen Professor ernannt.[3][1] Mit dem Wintersemester 1939 wechselte er , seit 1938 SS-Sturmbannführer, als ordentlicher Professor für Völkerrecht, Staatsrecht, Staats- und Volkstheorie an die Universität Wien,[3][4] auf den Lehrstuhl von Ludwig Adamovich senior[2].

Bereits am 4. Dezember 1939 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst,[3] den er im April 1940 antrat[4]. Gürke starb 1941 an den Folgen einer im Juni 1940 in der Marneschlacht erlittenen Verwundung in einem Lazarett in Wien an Blutvergiftung.[3]

Lehren

Ganz im Sinne der Ideologie des Nationalsozialismus lehrte Gürke, das Völkerrecht sei als politisches Recht von der „völkischen Gemeinschaft“ her zu denken. Das Volk wird nach seinem Verständnis als „lebendige Einheit“ verstanden.

Gürke erklärte, dass alle völkerrechtlichen Begriffe „innenpolitisch bedingt“ seien (vgl. Gürke: Volk und Völkerrecht. Tübingen 1935 - zugl. Habilitationsschrift an der Universität München).

Er vertrat im Völkerrecht antisemitische Positionen. Eines der Pamphlete, die er herausbrachte, trug den Titel Der Einfluß jüdischer Theoretiker auf die deutsche Völkerrechtslehre (erschienen in Heft 6 der Reihe Das Judentum in der Rechtswissenschaft).

Nach Kriegsende wurden Gürkes Schriften Der Nationalsozialismus, das Grenz- und Auslanddeutschtum und das Nationalitätenrecht (Braumüller, Wien 1932), Volk und Völkerrecht (Mohr, Tübingen 1935), Der Einfluß jüdischer Theoretiker auf die deutsche Völkerrechtslehre (Dt. Rechts-Verl., Berlin 1938) und Grundzüge des Völkerrechts (Spaeth & Linde, Berlin 1942) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[5]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c Herwig Schäfer, Juristische Lehre und Forschung an der Reichsuniversität Straßburg 1941-1944, S. 90.
  2. a b c d e f g Michael Stolleis: Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland: Bd. 3 Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur, 1914-1945. C. H. Beck, 1999, ISBN 978-3-406-37002-1, S. 294.
  3. a b c d e f g h i j k l Reinhard Müller: Norbert Gürke. In: Homepage des Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich. Institut für Soziologie, Karl-Franzens-Universität Graz, 2015, abgerufen am 19. Januar 2016 (Kurzbiografie).
  4. a b c d e Lothar Becker: Schritte auf einer abschüssigen Bahn: Das Archiv des öffentlichen Rechts (AöR) im Dritten Reich. Mohr Siebeck, 1999, ISBN 978-3-16-147212-1, S. 90.
  5. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-g.html

Weblinks


Kategorie:Rechtswissenschaftler (20. Jahrhundert) Kategorie:Hochschullehrer (Ludwig-Maximilians-Universität München) Kategorie:Hochschullehrer (Universität Wien) Kategorie:Korporierter in der DG Kategorie:NSDAP-Mitglied Kategorie:Deutscher Kategorie:Geboren 1904 Kategorie:Gestorben 1941 Kategorie:Mann