Benutzer:Ditschie-wiki/Gottlob Friedrich von Gersdorf

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Leben

Gottlob Friedrich von Gersdorf war der Sohn von Nicolaus von Gersdorf (* 9. Juni 1629 in Doberschütz; † 23. August 1702 in Dresden)

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Gottlob Friedrich Graf von Gersdorf, Erbherr auf Baruth, Brettnig, Hauswalde, Kemnitz, Buchwalde, Rackel, Kreckwitz, Creba 2c. „wurde den 9. Oct. 1680 zu Dresden zur Welt geboren, und weil damals gleich in dieser Stadt die Pest zu wüthen angefangen hatte, wurde er nach Budißin in die Oberlausitz gebracht, da er kaum vierzehn Tage alt war. Bis in das drei zehnte Jahr befand er sich in dem Hause und unter der weisen Aufsicht seiner gottseligen Eltern, die ihn aufs sorgfältigste so wohl in der Gottesfurcht, als auch in allen standesmäßigen Wissenschaften erziehen ließen. An. 1693 wurde er zum Baron von Schweinitz, welcher seiner Mutter Schwester zur Gemahlin hatte, nach Berlin gebracht, wo er des durch seine Schriften bekannten Schulmanns, Herrn Grabows Privatunterricht genoß, und sich zuletzt des Tisches des berühmten Theologi, Herrn D. Spener, der sich damals als Probst zu Cöln an der Spree befand, bediente, von welchem er nachgehends stets gerühmt, daß er bei ihm viel Gutes gehört und gelernt habe. An. 1696 begab er sich von Berlin auf die berühmte Hessische Universität Giessen, wo er sich drei Jahre aufhielt und viele Proben von seinem Fleiße ablegte, auch unter dem berühmten D. Nicolao Hertio öffentlich disputirte. Von Giessen ging er nach Tübingen, auf welcher Universität er seinen academischen Fleiß noch zwei Jahre fortsetzte, und sodann sein Universitätsleben beschloß, nachdem er daselbst noch einmal öffentlich disputirt hatte. An. 1701 wandte er sich nach Regenspurg, wo er sich eine Zeitlang auf hielte, um von den vornehmsten Comitialgeschäften und den Gerechtsamen der Reichsstände Unterricht zu erlangen. Er machte sich deshalb mit verschiedenen vornehmen Gesandten bekannt,und fand sonderlich bei dem damaligen Chursächs. Gesandten, Graf Georgen von Werthern, einen nahen Zutritt. An. 1702 ging er mit seinem Vetter, dem Fürstl. Merseburgischen Geheimen Rath und Canzler, Herrn von Einsiedel, nach Wien, wo er dem Chursächs. Belehnungs actui beiwohnte. Er blieb etliche Monate in dieser Kaiserl. Residenzstadt und ward wegen der hohen Verdienste seines Vaters überall wohl aufgenommen, auch bei Kaiser Leopoldo insbesondere zu einer allergnädigsten Audienz gelassen. Er würde vielleicht noch länger zu Wien geblieben seyn, und hernach von dar seine Reise in fremde Lande angetreten haben, wenn er nicht die trauervolle Nachricht von seines Vaters Absterben bekommen hätte. Er mußte daher nach verrichteter kurzen Reise in Ungarn nach Dresden zurückkehren, um sich mit seinen Geschwistern wegen der väterlichen Verlassenschaft zu vergleichen.

„König Augustus II hatte die Gnade vor ihn, daß er ihn noch vor Ausgang des Jahrs zum würkl. Hof- und Justitienrathernannte, mit der Erlaubniß, seine vorgenommenen Reisen dem ohngeachtet noch zu vollenden. Diesem zufolge ging er An. 1703 nach Holland, von dar er entschlossen war, auch nach England und Frankreich überzugehen. Allein der damals neu angegangene Spanische Successionskrieg verhinderte ihn an der Fortsetzung seiner Reise. Er mußte daher mit Anfang des 1704ten Jahrs nach Dresden zurückkehren, wo er sodann in der Landesregie rung als würkl. Hof- und Justitienrath seinen Sitz einnahm, auch zugleich sich der Besorgung seiner ihm zugefallenen ansehnlichen Güter in der Oberlausitz unterzog. An. 1710 wurde er nach Wetzlar zu Fortsetzung der höchst beschwerlichen und ver wirrten Visitation des dasigen Kaiserl. Reichs-Cammergerichts abgesendet, in welcher mühsamen Arbeit er mit allgemeinem Ruhm 3 Jahr und 8 Monate zubrachte, indem er allererst An. 1714 nach Dresden zurückkam, nachdem er den endlichen Schluß der obgedachten Visitation völlig abgewartet. An. 1715 wurde er von dem Könige zum Cammerherrn ernannt, auch in eben diesem Jahre nach Eisleben geschickt, um allda mit dem Fürstl.Schwarz burgischen Hause eine gewisse Sache in Richtigkeit zu bringen, welches auch nach Wunsch geschahe, worauf er nach Dresden zurückkehrte. An. 1717 trat er mit Genehmigung des Königs als Geheimer Rath in Fürstl. Merseburgische Dienste, darin er aber kaum zwei Jahre stund, weil er solche An. 1719 freiwillig wieder quittirte und sich auf seine Güter begab, um allda sein Leben in stiller Ruhe hinzubringen. Allein ganz unvermuthet ward er von dar An. 1721 nach Dresden berufen und zum wirkl.Geheimen Rath ernannt, auch in solcher Qualität den 15. März in allerhöchster Gegenwart des Königs in Pflicht genommen.

„Je mehr er nun hierdurch Gelegenheit kriegte, sowohl seine Treue und Redlichkeit, als auch die von Gott verliehenen trefflichen Gaben an den Tag zu legen, je mehr ward er auch von dem glorwürdigen König Augusto II eines ganz besondern gnädigen Vertrauens, absonderlich in dessen letztern Jahren ge würdiget, welches auch nach desselben Absterben den jetzt regierenden König August III bewog, ihn bei dem Antritte seiner Regierung An. 1733 nicht nur in der Würde eines wirklichen Geheimen Raths zu bestätigen, sondern auch noch überdies zum Conferenzminister zu erklären. An. 1738 ward er durch seine kränklicheu Umstände veranlasset, um die Erlassung seiner Dienste anzuhalten, allein der König wollte ihm solches nicht anders zugestehen, als mit Beibehaltung seines Sitzes im geheimen Consilio, und daß er, so viel es seine Gesundheitskräfte zulassen würden, den Sessionen in Person beiwohnen, oder wenigstens sein Bedenken auf Erfordern schriftlich ablegen möchte. Ob er nun gleich von dieser Zeit an seine meiste Zeit auf seinen Gütern in der Oberlausitz, und besonders zu Baruth zubrachte, so kam er doch zu verschiedenen malen nach Dresden und legte in dem geheimen Consilio seine patriotische Gesinnung durch weise Rathschläge an den Tag. Dieses geschah sonderlich in den betrübten Zeitläuften An. 1744 und 1745, da das Churhaus Sachsen mit dem Preussischen Hofe in große Irrungen gerieth, die endlich gar in einen öffentlichen, obwohl kurzen Krieg ausbrachen. Es wurde ihm sogar während der Preussischen Invasion nebst noch drei andern Conferenzministern bei Abwesenheit des Königs sowohl die Regierung, als das Friedenswerk aufgetragen, welches letztere er mit besonderm Eifer zu befördern suchte. Der König hatte damals bereits seine getreuen Dienste in solche Achtung gezogen, daß er ihn bei seinem letzten Reichsvicariate An. 1745 mit allen seinen ehelichen Nachkommen in des Heil. Röm. ReichsGrafenstand erhoben.

„Er hat sich zweimal vermählt. Die erste Gemahlin, die er sich den 2. Oct. 1704 beigelegt, war Johanna Sophia verwittwete von Wiedebach, eine einzige Tochter Wilibalds von Houwald, Hochfürstl. Sachsen-Merseburgischen Geheimen Raths und Oberamtspräsidenten des Markgrafenthums Niederlausitz, Herrn der Herrschaft Straupitz, welche ihm vier Söhne und eine Tochter geboren, davon die Tochter und zwei Söhne in zarter Kindheit wieder verstorben sind. Der ältere Sohn, Namens Heinrich Friedrich, verlor An. 1726 durch einen unglücklichen Schuß sein Leben in dem 17ten Jahre seines Alters, von dem jüngern, Nicolaus Wilibald, wird alsbald Rede sein. Nachdem die erste Gemahlin den 28. April 1725 das Zeitliche verlassen, vermählte er sich den 12. Sept. 1727 zum andernmal mit Eleonora Elisabeth, weiland Johann Georgens von Zehmen auf Lauterbach, Königl. Poln. und Churfürstl. Sächsischen Geheimen Raths und Cammerpräsidenten dritte Tochter, die er als Wittwe hinterlassen,ihm aber keine Kinder geboren hat.

„Er war übrigens ein tugendhafter und gottesfürchtigerHerr, der dem Höchsten mit vielem Eifer diente, Wahrheit und Redlichkeit liebte, den Armen viel Gutes that und seine hohen Aemter mit möglichster Treue und ohne allen Eigennutz verwaltete. Seine Liebe zur Gottseligkeit verleitete ihn, dem schein baren Wesen der Herrnhutischen Religionsneuerungen ziemlichen Beifall zu geben, ob er wohl dieselben öffentlich niemals vertheidigte. Im übrigen meinte er es sowohl mit Gott als seinem Nächsten aufrichtig. Wie er mitten in der irdischen Herrlichkeit sich nicht scheuete, derselben Eitelkeit zu erkennen und öfters zu sagen, daß er mit seinem Hause dem HErrn dienen wollte, so verbat er auch vor seinem Ende sehr ernstlich allen Ruhm, den man ihm etwan nach seinem Tode geben möchte, weshalben er auch diese merkwürdigen Worte schriftlichhinterließ: „Ich bitte ganz ängstlich, sich alles Lobes, dessen ich mich in Wahrheit unwürdig erkenne, schlechterdings zu enthalten. GOtt stelle mich nur an jenem Tage unter seine Auserwählten, so werde ich mehr Lob und Ehre erhalten, als ich auf Erden hätte fassen können.“ Nachdem er sich eine Zeitlang etwas unpäßlich befunden, ver spürte er bei seinem Aufstehen den 16. Nov. 1751, nachdem er die Nacht vorher ganz wohl geruhet, eine Lähmung in der linken Hand, welche sich nachgehends in dem ganzen Arme ausbreitete. Es fanden sich hierauf heftige Kopfschmerzen ein, und obgleich diesfalls alle Hülfsmittel angewendet wurden, so wollte sichs doch zu keiner Besserung anlassen. Als sich die Kopfschmerzen verminderten, stellte sich dagegen den vierten Tag ein beständiger Schlaf ein, von welchem er nur dann und wann erwachte, daer denn über nichts klagte, sondern von lauter geistlichen Dingen redete. Der Schlaf überwältigte ihn aber in seinen Gesprächen gar bald wieder, und nahm so zu, daß er endlich in solchem den 24. Nov. 1751 frühe auf seinem Schlosse zu Baruth sanft und selig verschied, nachdem er sein Alter etwas über 71 Jahre gebracht. Es sind ihm den 7. April 1752 in allen Kirchen auf seinen Gütern Gedächtnißpredigten gehalten worden, wobei man an die Armen jedes Orts 50 Thaler ausgetheilet hat.

Schriften (Auswahl)

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Literatur

Einzelnachweise