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Michael Wilhelm Theodor Behrend (* 21. Februar 1789 in Liessau bei Dirschau; † 30. Juni 1851 in Berlin) war ein deutscher Kommerzienrat.
Leben
Theodor Behrend wurde als Sohn des Hofbesitzers Michael Gerhard Behrend (* 3. Oktober 1755 in Käsemark; † 21. Januar 1820 in Danzig) und dessen Ehefrau Dorothea Elisabeth (* 8. Juni 1762 in Lichtenau; † unbekannt), eine Tochter des Landwirts Michael Tornier aus Groß Lichtenau, geboren.
Als er sieben Jahre alt war, verkauften seine Eltern 1795 ihren Hof für 30.000 Taler und zogen nach Danzig. dort besuchte er bis 1797 die Elementarschule St. Katharinen und dann bis März 1803 die Bürgerschule St. Petri; zusätzlich erhielt er Privatstunden in Englisch und Französisch, die die Grundlage für seine Bildung legten. 1805 begann er eine Lehre zum Kaufmann im Handelshaus von Jakob Kabrun in Danzig; während der Ausbildung nahm er weiterhin Stunden, um sein sprachliches Wissen zu vertiefen, dazu begann er Violine zu spielen. Er verkehrte oft im Haus des Generalsuperintendenten Karl Friedrich Theodor Bertling (1754–1827), dieser vermittelte ihm den Sinn für Literatur und Dichtkunst; bei diesem nutzte er auch den Unterricht des Französisch-Lehrers der Kinder des Generalsuperintendenten.
Nach der Belagerung von Danzig in den Jahren 1806 bis 1807 hatten sich die Vermögensverhältnisse seiner Eltern negativ entwickelt, weil sein Vater das Vermögen überwiegend in ländliche Hypotheken investiert hatte, nun jedoch keine Zinszahlungen mehr erfolgten, so dass er den Eltern im Alter von 18 Jahren nicht mehr länger zur Last fallen wollte. 1808 wurde der spätere französische General Clemens Cerrini de Monte Varchi gemeinsam mit dem Artilleriehauptmann Friedrich Gustav Schilling bei seinen Eltern untergebracht. Nach Beendigung seiner Ausbildung zum Kaufmann trat er als Sekretär in die Dienste eines französischen Kommissars für Verpflegungsmittel und bereiste als Unterkommissar die verschiedenen französischen Lager. Später wechselte er zu einem französischen Kriegskommissar und erlernte hierbei die Organisation der französischen Kriegskanzlei in der Republik Danzig.
Als im März 1809 der Krieg zwischen Frankreich und Österreich ausbrach, verliess er das verarmte elterliche Haus und begleitete einen französischen Waren-Transport nach Leipzig als Aufseher. Von dort aus ging er nach Regensburg, um im französischen Hauptquartier eine bezahlte Beschäftigung zu finden; als er dort ankam, war der Hauptquartier bereits nach Wien verlegt worden, allerdings lernte er einen französischen Kriegskommissar kennen, der kein Deutsch verstand und auf dem Weg in das Hauptquartier war, so das er unentgeltlich als Sekretär und Dolmetscher mitgenommen wurde. In Wien kam er Anfang Juni 1809 an und traf einen französischen Major wieder, den er bereits aus Danzig kannte und der ihm eine Stelle als Sekretär beim Wiener Platzkommandanten General Meriage verschaffte. Kurz darauf wurde er Dolmetscher beim Kriegsrat am Wiener Platz. Nachdem Ende 1809 der Friede von Schönbrunn geschlossen worden war, wurden die französischen Büros in Wien geschlossen und er reiste als Führer eines Munitionstransportes weiter nach Paris, dort traf er am 5. April 1810 ein. In Paris bekam er eine Anstellung mit einem geringen Monatseinkommen aber freier Kost und Logis beim Weinhändler Jean Baptist Avignent und blieb bei diesem bis Mai 1812; in dieser Zeit beteiligte er sich an einem literarischem Wettbewerb und erhielt hierfür ein Geschenk in Form sämtlicher franzsöischer Klassiker. Während seines Aufenthaltes lernte er auch Bertrand Barère kennen, der zur Zeit der französischen Revolution Mitglied des Revolutionstribunals war; bei diesem lernte er dann auch die Maler Jacques-Louis David, François Gérard, Antoine-Jean Gros und Anne-Louis Girodet-Trioson kennen, die sich dort regelmäßig trafen.
Mitte Mai 1812 wurde er durch Vermittlung eines Freundes mit der Ehefrau des französischen Vizekonsuls Couteaux in Stralsund bekannt, die im Auftrag ihres Ehemannes einen Kanzler für das Konsulat in Rostock einstellen sollte. Weil er ein besseres Gehalt erhalten sollte, sowie freie Wohnung und Verpflegung kündigte er seine Stellung bei dem Weinhändler und reiste nach Stralsund; hinzu kam, dass der Konsul kein kaufmännisches Geschäft tätigen durfte, aber er als Sekretär konnte diese Geschäfte tätigen und sollte dann eine entsprechende Gewinnbeteiligung erhalten.
1812 strandete ein Konvoi von dreizehn russischen Handelsschiffen am Strand der Insel Rügel und die Franzosen nahmen die Schiffe in ihren Besitz und löschte innerhalb von vierzehn Tagen die Ware, die aus Hanf, Flachs und Pottasche bestand. Der Vizekonsul erhielt von Marschall Charles Pierre François Augereau die Waren zu verkaufen, so dass er Marschall 100.000 Franc, der Generalgouverneur von Stralsund 60.000 Franc, der Konsul in Rostock 40.000 Franc und Theodor Behrend 8.000 Franc erhielt. Er nahm sich daraufhin einige Wochen Urlaub und reiste im Dezember 1812 mit 2.000 Talern zu seinen Eltern nach Danzig. Nach Beendigung seines Urlaub liess er seine Barschaft bei seinen Eltern und kehrte nach Rostock zurück und nahm seine Tätigkeit, unter anderem auch als Hofmeister des Konsuls für dessen sechsjährigen Sohn, wieder auf.
Im Verlauf der Jahres 1813 wurde die französische Armee in Russland geschlagen, dies führte dazu, dass sich der französische Konsul mit seiner Familie fluchtähnlich von Rostock über Kiel, Stade, Bremen und Kassel nach Paris zurückzog; dort trafen sie Ende Juni 1813 ein. Theodor Behrend blieb dabei in seiner Stellung als Hauslehrer des Sohnes des Konsuls. Aufgrund der weiteren Entwicklung wurde ihm jedoch nach einigen Monate kein Gehalt mehr gezahlt und er erhielt nur noch freie Wohnung und freie Verpflegung.
Nachdem am 31. März 1814 die alliierten Truppen mit dem russischen Zaren und der Preußenkönig mit ihren Garden in Paris einzogen, begrüsste er diese mit lautem Jubel. Kurz darauf erhielt er einen Brief von Jakob Kabrun, der ihn aufforderte, für ihn eine Reise durch Holland und England zu machen und ihm Aufträge für preußische Landesprodukte zu verschaffen. Während er die Reise durchführte und einige Geschäftsabschlüsse erreichte, erfuhr er von dem plötzlichen Tod des Geschäftsinhaber Jakob Kabrun. Daraufhin brach er seine Reise ab und kehrte nach Danzig zurück. Weil keine Erben und auch kein Geschäftspartner die Handlung weiter führen konnte, machte er den Vorschlag, das Geschäft zu übernehmen, allerdings scheiterte er damit, weil er in Danzig als Geschäftsmann unbekannt war.
Am 1. Januar 1815 gründete er mit dem niederländischen Konsul von Almonde, mit einem gemeinschaftlichen Vermögen von 10.000 Talern, die Handelsfirma Almonde und Behrend. Aufgrund einer geschickten Geschäftsführung konnte sich im Laufe der Zeit das Vermögen des Unternehmens so sehr steigern, das er sich am 15. September 1828 von seinem Geschäftspartner gütlich trennte und das Geschäft unter seinem Namen auf alleinige Rechnung weiter führte. Kurz darauf nahm er seinen Bruder August sowie seine beiden Söhne Heinrich und Max als Teilhaber mit auf; bald darauf war es eines der ersten Häuser Danzigs. Er handelte sowohl mit Getreide als auch mit Holz und errichtete die erste Dampfmaschine in Danzig und liess die erste Dampf-Ölmühle bauen. Mit Errichtung dieser Ölmühle begannen die Landwirte in Danzig Rapssaat und Rübsamen in großen Mengen anzubauen; außerdem übernahm er 1845 die Danziger Gewehrfabrik, die Eisengießerei und die Maschinenfabrik in Günthershof bei Oliva; bei seinem Tod beschäftigte er 2.000 Arbeiter. Seine Söhne Heinrich und Max führten das väterliche Geschäft weiter fort.
1828 erfolgte seine Wahl zum Abgeordneten des Provinzialen Landtages der Provinz Preußen in Königsberg.
1848 wurde er in Danzig zum stellvertretenden Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung gewählt und veröffentlichte in dieser Eigenschaft die Broschüre Specialvotum in Sachen des einigen Deutschlands. Politisch bekannte er sich zur Partei der Konstitutionellen
Theodor Behrend heiratet 1816 in Elbing Henriette († 30. September 1844), die Tochter des Stadtrats Benjamin Silber, die 1844 starb. Von seinen Kindern sind namentlich bekannt:
- Heinrich Theodor Behrend (* 16. Juni 1817 in Danzig; † unbekannt);
- Rose Behrend (* 15. Dezember 1818 in Danzig; † 12. Juni 1842), verheiratet mit dem Liederkomponisten Friedrich Curschmann;
- Max Behrend (* 26. Juni 1822 in Danzig; † unbekannt), verheiratet mit der Tochter des Komponisten Michael William Balfe;
- Selma Behrend (* 25. März 1824 in Danzig; † unbekannt);
- Bernhard Behrend (* 1826; † 1828);
- Zoe Behrend (* 1827; † 1831);
- Karl Raimund (* 12. Juni 1832; † unbekannt);
- Walter Behrend (* 7. Juni 1836 in Berlin; † unbekannt);
- Melitta Behrend heiratete einen Ronstof aus Antwerpen.
1830 hatte er in Berlin das Bürgerrecht erworben und hielt sich in den Wintermonaten, gemeinsam mit der Familie in der Stadt auf. Hier beschäftigte er sich mit Musik und Dichtkunst sowie mit handelspolitischen, philosophischen, nationalökonomischen und rein politischen Wissenschaften. Er wurde Mitglied der Berliner Freihandelsvereins und gab einige Broschüren mit freihändlerischem Inhalt heraus.
Schriften (Auswahl)
Raimund Behrend: Aus dem Tagebuch meines Vaters Theodor Behrend in Danzig.Königsberg 1896.
Literatur
- Theodor Behrend in Neuer Nekrolog der Deutschen, 29. Jahrgang, 1851, 1. Teil. Weimar 1853. S. 523–530.
Schau'n mer mal
- http://www.danziger-seeschiff.de/TheodorBehrend.html
- https://archive.org/stream/ausdemtagebuchme00behruoft?ref=ol#page/n5/mode/2up
Einzelnachweise