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Kater Karlo („geboren“ am 12. Februar 1925) ist eine von Walt Disney im Jahr 1925 erdachte und erschaffene Comic- und Zeichentrickfigur und noch vor Micky Maus der älteste Charakter aus dem Micky-Maus-Universum. Im US-amerikanischen Original wird er unter den Namen Bootleg Pete (veraltet), Pegleg Pete (ebenfalls veraltet) und Black Pete (aktuell) geführt. Karlo ist ein anthropomorpher, massig gebauter und krimineller Kater mit cholerischem Charakter und seit 1930 der erklärte Erzfeind von Micky Maus. Er erscheint als fest etablierte und kontinuierlich auftretende Disneyfigur in Comics, Cartoon-Serien und sogar Computerspielen.

Geschichte

Debüt als Cartoonfigur

Karlo feierte als „Bootleg Pete“ (dt. „Schmuggler-Pete“) in der Cartoon-Serie Alice Comedies, die von 1923 bis 1957 lief und insgesamt 57 Episoden umfasste, am 12. Februar 1925 sein Debüt. Er tritt zum ersten Mal in Episode Nummer 15, Alice Solves the Puzzle, auf. In der Kurzfilm-Serie ist er Alice’ Erzfeind und erscheint als anthropomorpher, diebischer Bär, der sich unter anderem auf das Aneignen seltener Kreuzworträtsel spezialisiert hat. Er geht dabei recht rücksichtslos vor und auch sonst begeht er zahlreiche kleinere Straftaten (vor allem Schmuggel, später auch Raubüberfälle). Aufgrund seines Holzbeins erhielt der Bär von frühen Disney-Fans den Spitznamen „Pegleg Pete“ (dt. „Holzbein-Pete“). Von 1927 bis 1928 trat er noch als Bär in einigen Kurzepisoden mit Oswald, dem lustigen Hasen auf. Danach wurde er, zugunsten einer Umgestaltung zum Charakter „Black Pete“ (aka „Kater Karlo“) aufgegeben. Kater Karlo, vormals bekannt als „Bootleg Pete“, ist somit noch vor Micky Maus mit aktuell 97 Jahren der älteste, kontinuierlich auftretende Walt-Disney-Charakter.[1]

Vom Bär zum Kater

Nachdem Karlo im November 1928 zum ersten Mal Micky Maus begegnete, wurde er in einen anthropomorphen Kater umgezeichnet: Für Disney war es nur logisch, dass ein Kater viel besser zu einer Maus als deren Erzfeind passt. Außerdem ist sein englischer Originalname, „Black Pete“ (dt. sinnbildl. „Schwarzer Peter“), eine Anspielung auf den weit verbreiteten Aberglauben, dass schwarze Katzen Unglück bringen.

Karlos Comic-Debüt

Karlo erfuhr sein Comicdebüt am 12. April 1930 in dem Zeitungsstrip „Micky Maus im Tal des Todes“, wo sich hinter einem Fenster erstmals seine Silhouette abzeichnete. Karlos erster Zeichner in diesem Comic war Win Smith, der jedoch noch in derselben Geschichte durch Floyd Gottfredson ersetzt wurde. In den darauffolgenden Abenteuern von Gottfredson ist der kriminelle Kater ein fäusteschwingender Handlanger des nicht minder kriminellen Rechtsanwalts Balduin Beutelschneider. Bis 1934 bildeten die beiden ein festes, sehr gefährliches Duo. Wenig bekannt ist, dass Balduin Beutelschneider und Kater Karlo einen gemeinsamen schöpferischen „Vorfahren“ haben, nämlich niemand Geringeres als Bootleg Pete. Balduin sieht den Konzeptzeichnungen zu Bootleg Pete bis heute überraschend ähnlich (bloss schlanker).[2]

Karlo und Micky

Micky Maus wurde 15. Mai 1928 „geboren“, also 3 Jahre später als Karlo. Seinen ersten Auftritt als Gegner von Micky unter dem Namen „Black Pete“ hatte Karlo 1928 in den berühmten Kurzfilmen Steamboat Willie (wo er Kapitän eines Raddampfers ist) und The Gallopin' Gaucho (wo er erstmals auf Minnie Maus trifft und sie bedrängt). Diese beiden Trickfilme läuteten den Beginn einer ewig währenden, offenen Feindschaft zwischen Micky und Karlo ein: In den frühen Disney-Cartoons waren beide lange Zeit Konkurrenten um die Gunst von Minnie, sehr zu ihrem Leidwesen. Bemerkenswert ist dabei besonders Mickys Charakterentwicklung: In den ersten Cartoons war dieser bis in die Nachkriegszeit unverhohlen frech und aufmüpfig gegenüber Karlo, während Karlo dem Mäuserich in den ersten Filmen noch aus dem Weg zu gehen versuchte.[3] Etwa ab 1930 nahm Karlos Wesen deutlich boshaftere und feindseligere Züge an, bereits in den ersten Comics bewies er eine kriminelle Ader. Der erste Comic, der Karlo als Verbrecher präsentiert, ist der bereits erwähnte „Micky Maus im Tal des Todes“ vom 12. April 1930. Es ist der zweite Micky-Maus-Comic von Walt Disney überhaupt und zeigt schon jetzt einen fast „ausgereiften“ Kater Karlo.

Beschreibung

Aussehen

Während seiner Debützeit von 1925 bis 1927 in der Kurzfilm-Serie Alice Comedies erscheint Karlo unter dem Namen „Bootleg Pete“ als anthropomorpher Braunbär mit auffallend langgezogener Schnauze, Holzbein und Augenklappe. Nach seinem zweiten Auftritt verschwindet die Augenklappe, sie wird durch einen Zylinderhut ersetzt. Diesen Hut trägt er jedoch nicht immer (zum Beispiel in der ersten Folge mit ihm nicht) und in späteren Episoden, etwa gegen Ende der Serie, trägt er öfters einen Cowboyhut. Von nun an wird er zudem mit Pistolengürtel um die Hüfte gezeigt. Diesen „Wildwest-Ganovenlook“ behält er bis zu seinem letzten Auftritt in der letzten Folge der Alice-Serie bei, in der Serie Oswald der lustige Hase hingegen trägt er bis Februar 1928 wieder Zylinderhut und Jackett.

Heute ist Karlo ein großer, anthropomorpher und wuchtig bis übergewichtig gebauter Kater mit schwarzem Fell, eher kleinen Ohren und kantigem Gesicht. In den ersten Kurzfilmen und Comics hat er noch einen Katzenschweif, der ab ca. 1941 fehlt. Bis 1929 trägt er einen Overall und Kapitänsmütze, danach erscheint er wieder im Cowboy-Outfit. Das erste Mal, dass der Zuschauer Karlo mit seinem später so vertrauten, vierschrötigen Gesicht zu sehen bekommt, ist in dem Kurzfilm The Cactus Kid aus dem Jahr 1930. Faszinierenderweise gebraucht Karlo in vielen frühen Cartoon- und Comic-Episoden von 1930 bis 1940 sein Holzbein, bis es ab ca. 1949 endgültig verschwindet. Seit etwa 1960 trägt er Hose, Jackett, Hemd (alternativ Pullover) und manchmal Krawatte (seltener Fliege). Einzig die weißen „Micky-Maus-Handschuhe“ sind ihm geblieben. Außerdem ist er Hutträger und Zigarrenraucher. Karlo beweist aber auch überzeugende Verkleidungskünste, mit denen er Umstehende auszutricksen vermag. Außerdem kann er auch sehr vornehm, in Smoking oder Sakko, auftreten, wenn es die Situation erfordert.

Charakter

Karlo nimmt schon in seinen ersten Auftritten eine klar antagonistische Rolle ein. In der Cartoonserie Alice Comedies debütiert er bereits als Kleinganove und Schmuggler, der mit der Serienprotagonistin Alice in Konflikt gerät. Schon jetzt offenbart er eine Rücksichtslosigkeit und Kriminalität, die er später als „Black Pete“ („Kater Karlo“ im Deutschen) ungefiltert übernimmt und sogar ausbaut. Bis in die späten 1960er Jahre wird Karlo als ausgesprochen gewalttätig und geradezu brutal porträtiert, erst gegen Mitte der 1980er Jahre lässt die Gewalttätigkeit ein klein wenig nach. Auch wird er bis in die späten 1990er Jahre als Freund des Alkohols gezeigt – mit Ausnahme des Kurzfilms Alice solves the puzzle, der zur Zeit der Prohibition in den USA (1930 - 1934) debütierte und deshalb als erster Disney-Film öffentlicher Zensur zum Opfer fiel.

Karlos Grundcharakter ist durchweg von Jähzorn, Rücksichtslosigkeit und Ungeduld geprägt. Er hat nur wenige echte Freunde, dafür umgibt er sich mit zahlreichen Kleinganoven, Mafiabossen und Räubern. Ab etwa 1960 beispielsweise verbündet er sich oft und gern mit den Panzerknackern und mit seinem Cousin, Kater Kralle. Mit Hilfe seiner körperlichen Überlegenheit, Gewaltbereitschaft und seiner nicht minder gefährlichen Verwandtschaft hat Karlo sich in der sogenannten Entenhausener Unterwelt und darüber hinaus einen Namen gemacht und genießt einen üblen Ruf, der ihm stets vorauseilt.

In der Serie Goofy & Max wird Karlo weniger als Verbrecher der Unterwelt dargestellt, sondern als dubioser Autohändler, der sich oft unlauterer Geschäftsmethoden bedient. Daneben möchte er nur seine Ruhe haben und nebenher etwas Reichtum und Ruhm anhäufen. Dieses verhindert sein Nachbar Goofy aber mit seiner tollpatschigen Art regelmäßig.

Verwandtschaft

Seit etwa 1960 hat Karlo eine Verlobte namens Trudi, die beiden verbinden ihr gemeinsamer Hang zu Verbrechen, ihre Gier nach Reichtümern und ihre Völlerei. Die beiden kennen sich schon seit ihrer Kindheit, wie in Trudis Debütgeschichte „Micky Maus und die Irokesenkette“ (Lustiges Taschenbuch (LTB) Nr. 9) aus dem Jahr 1960 deutlich wird. Erfunden und eingeführt wurde sie von dem italienischen Zeichner und Künstler Romano Scarpa. Sie tritt bislang nur in Comics auf. Trudi ist eine korpulente Katzendame mit nicht minder aufbrausendem und arglistigen Charakter. Sie ist oft altmodisch gekleidet und trägt gerne Damenhütchen, Rock und Bluse und sie hat eine Schwäche für kitschige Handtäschchen und teure Parfüms. Interessanterweise weiß sie sehr gut und geschickt mit Handfeuerwaffen umzugehen, ohne dass je erklärt würde, wo und wann sie dies gelernt hat.

In der Zeichentrickserie Goofy & Max ist Karlo mit einer resoluten Dame namens Karla verheiratet. Die beiden geben sich ständig ausgefallene Kosenamen, während sie sich mindestens genauso oft streiten. Karlo und Karla haben einen Sohn namens Karlo junior, zum Leidwesen des Vaters ist dieser der beste Freund von Nachbar Goofys Sohn Max. Des Weiteren haben Karlo und Karla eine überdrehte und vorlaute Tochter namens Karabinchen.

Ein Cousin von Karlo ist Kralle, ein weiterer anthropomorpher Kater. Er wurde 1977 im Sonderband LTB Jubiläumsedition 2 in der Geschichte „Wolfsmond“ eingeführt. Kralle ist besonders in den ersten Geschichten noch genauso wuchtig und untersetzt gebaut wie Karlo, bald darauf wird er deutlich hochgewachsener gezeichnet. Sein Markenzeichen sind seine auffallend buschigen, meist weit abstehenden Koteletten. Diese wechseln von Geschichte zu Geschichte ihre Farbe, von rot über schwarz zu weiß. Weiteres Markenzeichen ist der Labormantel, der moosgrün oder reinweiß sein kann. Kralle gilt als sehr intelligent und er nutzt seine Cleverness ausschließlich für kriminelle Zwecke. Er verfügt außerdem über ein gefährliches Talent als Stimmenimitator, am liebsten ahmt er die Stimmen von Inspektor Issel und Kommissar Hunter nach. Karlo, Trudi und Kralle tauchen vielfach als Trio auf, besonders im LTB, zum ersten Mal in LTB Nr. 130.

Karlo hat zwei Neffen, Peter und Paul. Die beiden Katerbuben sind Zwillinge, aufgeweckt und spitzfindig und nicht sehr gut auf Micky zu sprechen. Sie wurden relativ spät, gegen Ende 1991, eingeführt. Ein weiterer, selten erwähnter Neffe ist Kater Kamillo.

Synchronisation

Comics, Media und Merchandise

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anne Magnussen, Hans-Christian Christiansen: Comics & Culture: analytical and theoretical approaches to comics. Museum Tusculanum Press, Kopenhagen 2000, ISBN 9788772895802, S. 169.
  2. Floyd Gottfredson, Gary Groth, David Gerstein (Hrsg.): Walt Disney's Mickey Mouse - Volume 2: "Trapped on Treasure Island". Fantagraphics Books, Seattle 2011, ISBN 9781606994955, S. 16 u. 248.
  3. Edwin M. Bradley: The First Hollywood Sound Shorts, 1926–1931. McFarland, Jefferson 2005, ISBN 1476606846, S. 96, 100, 152–153.