Handlanger
Ein Handlanger (mhd. hantlanger) ist eine ungelernte Hilfskraft (Hilfsarbeiter, Zuarbeiter, Handlungsgehilfe u. Ä.). Der Duden definiert Handlanger sowohl als ungelernter Arbeiter, Hilfsarbeiter insbesondere im Baugewerbe und abwertend für „jemand, der nur untergeordnete Arbeit für andere verrichtet“. In einer weiteren Bedeutung wird ebenso pejorativ auch jemand als Handlanger bezeichnet, „der sich ohne Skrupel zum Zuarbeiter oder Helfer bei einem verwerflichen Tun gebrauchen lässt“.[1]
Begriffsgeschichte und Übertragung
Das Wort wurde im 15. Jahrhundert für einen „willfährigen Gefährten“ zunächst für Zuarbeiter in Bauberufen etabliert. Der letztere Teil des Kompositums leitet sich von langen für ‚ausstrecken, reichen, greifen‘ ab.[2] Während etwa das Pierer's Universal-Lexikon den Begriff 1859 noch als „Arbeiter ohne Profession“ definierte, „welche den Maurern die beim Bauen nöthigen Materialien herbeischaffen, das Sieben des Sandes u. Einmachen des Kalkes besorgen; auf 2–3 Maurer rechnet man einen H[andlanger].“[3] wird er in Meyers Großes Universiallexikon 1907 bereits im übertragenen Sinne – noch eher positiv konnotiert, jedoch schon mit leichter Ironie – als „vielfach gebrauchte sprichwörtliche Redensart“ bezeichnet, „nachdem Kaiser Wilhelm II. in einer Rede vom 26. Febr. 1897 in Bezug auf seinen Großvater gesagt hatte: »in dessen Nähe durch Gottes Führung so mancher brave, tüchtige Ratgeber war, der die Ehre hatte, seine Gedanken ausführen zu dürfen, die aber alle seine Handlanger (andre Lesart: Werkzeuge seines erhabenen Willens) waren«.“[4]
In diesem übertragenen Sinn wird heute eher abwertend eine die Absichten oder Aufträge eines Anderen ausführende und erfüllende Person bezeichnet. Dabei nimmt der Handlanger die Rolle eines ausführenden Werkzeuges der übergeordneten Person ein (gleichsam die der Hand in Beziehung zum denkenden, planenden und entscheidenden Geist), deren Willen und Befehl sie gehorcht. Der Ausdruck bezeichnet auch Menschen, die untergeordnete, oft unangenehme oder „schmutzige“, tendenziell mitunter auch kriminelle oder halbkriminelle Aufgaben für ihre Vorgesetzten oder Auftraggeber ausführen. Insbesondere in Medien wird der Begriff häufig auch für Kriegsverbrecher, Befehlsempfängern oder Kollaborateuren Hitlers gebraucht, etwa Martin Bormann,[5] Philippe Pétain[6] oder Joachim von Ribbentrop.[7] Die von Guido Knopp geleiteten Dokumentarserien Hitlers Helfer und Hitlers Krieger – vom ZDF 1998 erstausgestrahlt – behandelten teilweise höchst unterschiedliche Persönlichkeiten, wie die Feldmarschälle Erwin Rommel, Wilhelm Keitel, Erich von Manstein, Friedrich Paulus und Admiral Wilhelm Canaris.[8]
Beispiele für Handlanger im Bereich des fiktiven Erzählens
Zudem bezeichnet Handlanger eine literarische Rolle in Romanen, Comics und Filmen, womit hier ein gewissen- und skrupelloser Untergebener gemeint ist. Solche Handlanger inszenieren Delikte und erledigen Dienstbotenaufgaben zum Schaden des jeweiligen Helden. Als Gegenfigur kann auf der Seite des Helden die Figur des Sidekicks angesehen werden.
Beispiele für berühmtgewordene Handlanger sind etwa:
- Odd Job, Beißer und Schnickschnack als Handlanger der James-Bond-Gegenspieler Goldfinger, Karl Stromberg (bzw. Hugo Drax) und Scaramanga,
- Luca Brasi als Handlanger von Don Vito Corleone in Der Pate,
- Mister Smee als Handlanger von Captain Hook in Peter Pan,
- Bob the Goon als Handlanger des Jokers in Batman oder
- Emil Antonowsky als Handlanger von Clarence Boddicker in RoboCop.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Handlanger in duden.de; abgerufen am 29. März 2019
- ↑ Handlanger in DWDS; abgerufen am 29. März 2019
- ↑ Handlanger; In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 953. Online in zeno.org
- ↑ Handlanger in Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 756. Online in zeno.org
- ↑ Jagd auf Hitlers Handlanger – Die vielen Leben des Martin Bormann; Spiegel online vom 6. Dezember 2012
- ↑ Hitlers Handlanger; Süddeutsche.de vom 29. Mai 2019
- ↑ Hitlers Helfer: Albert Speer und Joachim von Ribbentrop; orf.at vom 5. Juli 2015
- ↑ ZEITGESCHICHTE: Hitlers Handlanger in FOCUS Magazin, Nr. 42 (1998)