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Schwimm-Club Wiking Herne 1921 e.V.

Der SC Wiking Herne 1921 e.V. ist der älteste Schwimmverein in Herne. Zu den Abteilungen Schwimmen und Triathlon gehören etwa 300 Mitglieder. Im Bereich Kinder- und Jugendschwimmen gibt es Anfängergruppen und die Gruppen der Wettkampfschwimmerinnen und Wettkampfschimmer. Zusätzlich ist der SC Wiking Mitglied bei Special Olympics Deutschland. In Kooperation mit einer Förderschule wird seit 2016 ein inklusives Trainng für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung angeboten. Teilnahme an den Special Olympics 2019 in Nordrhein-Westfalen.

Logo Schwimm-Club Wiking Herne 1921 e.V.

Der Mastersbereich des SC Wiking gehört im Schwimmsport zu den deutschlandweit erfolgreichsten Vereinen. Regelmäßig wurden hier in den letzten Jahren Goldmedaillen auf Welt- und Europameisterschaften erzielt. Ebenso wurden bereits zahlreiche Deutsche und Nordrhein-Westfälische Meistertitel der Masters gewonnen.

Entstehung und Entwicklung

Die erste Vereinsgründung eines Schwimmvereins in der Stadt Herne erfolgte  1921 unter dem Namen: „1. Schwimmverein Herne“. Zur Gründungsversammlung erschienen 75 Personen, die als Mitglieder dem Verein beitraten. Der erste gewählte Vorstand, Vorsitz Paul Rottmann,  umfasste 21 Funktionsträger. Bereits 1925 änderte der Verein seinen Namen in SC Wiking Herne e.V.[1] (SC Wiking Herne, 1996, S. 10).

Nach dieser sehr erfolgreichen Gründung erfolgte die Planung und Realisierung einer ersten Großveranstaltung am 20. August 1922 im Rhein-Herne Kanal vor 10.000 zahlenden Besuchern. In der Stadt Herne verfügte man über kein Schwimmbad.

Die Großveranstaltung wurde in der örtlichen Presse unter der Überschrift  „Schwimmfest des 1. Schwimmvereins Herne im Rhein-Herne-Kanal“[2] gebührend angekündigt und in dem Artikel erfahren wir, dass 22 Vereine mit 200 Schwimmerinnen und Schwimmern, die Frauen werden damit ausdrücklich benannt, an den Start gingen. Der Presseartikel kommentiert dabei ausführlich für alle Wettkämpfe im Detail, z.B., wer als kommender Sieger gesehen wird. Damit hatte die Presseankündigung der Schwimmveranstaltung einen hohen Stellenwert gegeben, der aktuell heute kaum für deutsche Meisterschaften zu erreichen ist.

Die Schwimmveranstaltung bestand aus einem Vorprogramm und 22 Wettkämpfen, die heute zum größeren Teil so nicht mehr stattfinden. Das Vorprogramm gestaltete der Oberhausener Damen-Schwimmverein mit einem „Wasserreigen“, den wir heute als olympische Disziplin „Synchronschwimmen“, 1984 erstmalig zugelassen, bezeichnen.[3]

Zu den 22 Wettkämpfen gehörten etwa die 1000 Meter für Damen und Herren (hier ohne Angabe des Schwimmstils), die 100 Meter Rücken für Damen und Herren, Staffeln, das Kunstspringen von der Kanalbrücke oder das Streckentauchen über 50 Meter. Hier schaffte der Sieger 45 Meter in 46 Sek.[4] Weiterhin zählten das Rettungsschwimmen, Kinder- und Jugendwettbewerbe, ein Juniorenseitenschwimmen, eine heute nicht mehr im Schwimmsport bekannte Technik, die jedoch bei Kampftauchern Relevanz besitzt,[5] oder Wasserball zum Wettkampfprogramm.

Der Schwimmsport in Herne entwickelte sich in der Weimarer Zeit sehr dynamisch. Bereits 1923 wurde mit dem SV Neptun Herne ein weiterer Schwimmverein gegründet, der in den kommenden Jahrzehnten immer in sportlicher Konkurrenz zum SC Wiking stand.

Der Stellenwert des Schwimmsports in Herne führte bereits 1928 zur Eröffnung des ersten Herner Sommerbades. In der Eröffnungsveranstaltung am 3. Juni 1928, die von der Stadt Herne in Verbindung mit dem SC Wiking, dem SV Neptun und den Freien Schwimmern ausgerichtet wurde, erreichte das neue Freibad einen nicht mehr überbotenen Besucherrekord von 7000 Zuschauern.[6] In den Folgejahren veranstaltete der SC Wiking jährliche Schwimmwettkämpfe. Damit hatte die Stadt Herne im Kontext vergleichbar großer Städte den Entwicklungsnachteil in Bezug auf die Etablierung von Schwimmvereinen ausgeglichen. Es fehlte jedoch immer noch ein entsprechendes Hallenbad für das Wintertraining. Mit diesem Problem hatte der SC Wiking noch in der frühen Nachkriegszeit zu kämpfen. In Deutschland führte der Deutsche Schwimmverband deshalb seit Beginn der 1950er Jahre auch Wettbewerbe für „Vereine ohne Winterbad“ (VoW) durch. Teilnahmeberechtigt waren hier Vereine, die im Umkreis von zehn Kilometern über kein sportgerechtes Hallenbad verfügten.[7]

Fragmente aus der NS- Zeit

Über diese Zeit finden sich in den Festschriften des SC Wiking keine Angaben auf weitere sportliche Aktivitäten. Ein wichtiger Hinweis erwähnt jedoch die Verbrennung aller Vereinsunterlagen. Die Aktion erfolgte im Hof der Alt-Herner Gaststätte „Ömmes Knapp“, die 1971 abgerissen wurde (Gutberlet, 1971).[8]

Das Forschungsdesiderat der NS Politik des Magistrats der Stadt Herne im Hinblick auf den Schwimmsport ist weiterhin gegeben. Ein Aktenbeleg (Abb. 3) konnte im Kontext jedoch im Stadtarchiv Herne erschlossen werden. Es ist ein Antrag und Beschluss des Magistrats der Stadt Herne vom 7. August 1935. Der Antrag lautet: „Juden dürfen in Herne die städtischen Bäder nicht mehr benutzen, desgleichen auch nicht die Sport- und Tennisplätze. In anderen Städten sind diese bereits für Juden gesperrt“.[9]

Sportlich erfolgreicher Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte ab 1946 die Neukonstituierung des Vereinslebens. 28 Personen trafen sich in der bekannten Gaststätte Ömmes Knapp, um das Vereinsleben und das Schwimmtraining wieder zu aktivieren. Kommissarischer Vorsitzender wurde Adalbert Kunze, der zu den Gründungsmitgliedern von 1921 gehörte. Ab 1947 wurde dann bereits die erste Stadtmeisterschaft nach der Kriegszeit ausgeschrieben, die der  Konkurrenzverein des SC Wiking, der SV Neptun Herne, gewann. In den drei Folgejahren siegte jedoch der SC Wiking und gewann den legendären Bergmannspokal, der 2018 dem Heimatmuseum Unser Fritz in Herne als Dauerleihgabe übergeben wurde.[10]

Ein Zeitzeugenbericht schildert die ehrgeizige Wettkampfvorbereitung auf die Stadtmeisterschaften im SC Wiking um Revanche für die Niederlage 1947 zu nehmen:

„Stundenlang saßen die Wikinger in Straßenbahnen und Autobussen und bevölkerten Hallenbäder in Gladbeck, Erkenschwick und Gelsenkirchen. Eine Trainingsfahrt am Sonntagmorgen nach Gladbeck dauerte gewöhnlich einschließlich Hin- und Rückfahrt 6 – 7 Stunden. Oft wurden auch Sondertrainingsstunden angesetzt. Dann fuhr die gesamte sogenannte Herrenmannschaft in einem „Spezialtransporter“ (hier handelte es sich um den Beerdigungswagen eines Vereinsmitglieds) zusammengepfercht nach Gelsenkirchen.“[11]

Erfolge Masters: Rekorde und Goldmedaillen ohne Staffeln

Stand 2019:

Weltrekorde, Europarekorde, Deutsche Rekorde[12]

Helga Reich, mehrfache Welt- und Europameisterin der Masters

Hannelore Röse (28.07.1942): 16 Weltrekorde, 15 Europarekorde, 81 Deutsche Rekorde

Helga Reich (31.01.1936): 3 Weltrekorde, 5 Europarekorde, 161 Deutsche Rekorde

Weltmeisterschaften

Weltmeisterinnen: Helga Reich und Hannelore Röse

Europameisterschaften

Europameisterinnen: Helga Reich, Hannelore Röse, Gabriele Brkowski

Europameisterschaft 2018: Helga Reich (Altersklasse 80) verteidigt bei den European Masters Championship in Slowenien im Freistil ihre führende Position in Europa. Die Ausnahmeschwimmerin des SC Wiking Herne krönt erneut ihre herausragenden Leistungen mit zwei Europameistertiteln und einer Silbermedaille. Gold gewann sie über 200 und 400 Meter Freistil und die Silbermedaille über 100 Meter, ebenfalls im Freistil.

Deutsche Meisterschaften

Deutsche Meisterinnen nach 1945: Gabriele Brkowski, Petra Duda, Renate Christ, Kintrop, Tanja, Helga Reich

Weblinks

www.sc-wiking-herne.de/

Einzelnachweise

Literatur

Bädergeschichte bewahren (o.J.). In Herner Bädergesellschaft mbH. Zugriff am 25. Januar 2019 unter http://www.herner-baeder.de/historie/

Brauer, M. (2017). Der Schwimmunterricht geht baden. In Stuttgarter-Zeitung.de. 6. Juni.

Deutscher Schwimm-Verband e.V. Referat Masterssport (Hrsg.). (2018). Wer wir waren, wer wir sind. Die Entwicklung des Masterssports in Deutschland. Kassel.

Einwohnerentwicklung von Herne (Version 2019). In  Wikipedia. Zugriff am 25.Januar 2019 unter https://de.wikipedia.org/wiki/Einwohnerentwicklung_von_Herne

Germany at the 1912 Summer Olympics. (Version 2018). In  Wikipedia. Zugriff am 25.Januar 2019 unter https://en.wikipedia.org/wiki/Germany_at_the_1912_Summer_Olympics#Swimming

Gutberlet, R. (1971). Die Chronik des SC Wiking. In SC Wiking Herne (Hrsg.), 50 Jahre Schwimm-Club Wiking Herne. Festschrift (S. 7 – 28). Herne. (Selbstverlag. Stadtarchiv Herne. Bestand: SC Wiking).

Herner Anzeiger (1921 bis 1923). Tageszeitung. Bestand: Stadtarchiv Herne.

Jahrbuch 2017 des Schwimm-Club Wiking Herne 1921 e.V. (2018). Herausgegeben durch den SC Wiking Herne 1921 e.V. durch P. Piasecki. Herne: Budde (Stadtarchiv Herne. Bestand: SC Wiking).

Koller, C. (2008). Stadt und Sport (Einleitung). In: C. Koller, Sport als städtisches Ereignis. Ostfildern, 7-27 (Zitiert nach: University of Zurich, Zurich Open Repository and Archive, 1 – 18).

Krüger, M. & Langenfeld, H. (2010). Sportgeschichte im Rahmen der deutschen Sportwissenschaft. In M. Krüger & H. Langenfeld (Hrsg.), Handbuch Sportgeschichte, (S. 12-19). Schorndorf: Hofmann.

Luh, A. (2010). Entstehung des modernen Sports in Deutschland im 20. Jahrhundert – ein Überblick. In M. Krüger & H. Langenfeld (Hrsg.), Handbuch Sportgeschichte, (S. 187 - 198). Schorndorf: Hofmann.

Luh, A. & Gissel, N. (Hrsg.). (2018). Neue Forschung zur Kulturgeschichte des Sports. Jahrestagung der dvs-Sektion Sportgeschichte vom 21.-22. September 2017 in Bochum. Hamburg: Czwalina.

Massnahmen gegen die Juden. (1935). Stadtarchiv Herne, Aktenbestand: Magistrat, 7. August.

Neller, M. (2018). So schön und so bedroht. Das Schwimmbad ist in vielen deutschen Städten der Ort, an dem alle Geschichten von Kindheit und Jugend zusammenlaufen. Trotzdem schlossen allein im vergangenen Jahr 200 Badeanstalten. In  WELT AM SONNTAG, 8. Juli. S. 33-34.

Olympia Lexikon. Stockholm 1912 (o.J.). Zugriff am 6. Februar 2019 unter https://www.olympia-lexikon.de/Schwimmen

Piorr, R. (2018). Junge Hernerin starb an Folgen eines Weltrekordversuchs. In Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Herne & Wanne-Eickel, 18. August.

SC Wiking Herne (Hrsg.) (1996). 75 Jahre Schwimm-Club Wiking Herne. Festschrift. Herne. (Selbstverlag. Stadtarchiv Herne. Bestand: SC Wiking).

Seitenschwimmen (Version 2018). In Wikipedia. Zugriff am 25.Januar 2019 unter https://de.wikipedia.org/wiki/Seitenschwimmen

Sommerbad Herne. Band I. Sammelakte. Stadtarchiv Herne.

Stieglitz, O., Martschukat, J. (2012). Sportgeschichte, Version: 1.0. In Docupedia- Zeitgeschichte, 27. 2.2012. Zugriff am 22.Januar 2019 unter http://docupedia.de/zg/Stieglitz_martschukat_sportgeschichte_v1_de_2012

Tochtrop, M. (2018). Ungewöhnlicher Schwimm-Pokal wandert ins Heimatmuseum. Eine Bergmannsfigur mit Grubenleuchte winkte 1947 dem Stadtmeister im Schwimmen. Der SC Wiking durfte sie nach dreimaligem Gewinn 1950 behalten. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Herne & Wanne-Eickel, 24.Juli.  

Vereine ohne Winterbad (Version 2016). In Wikipedia. Zugriff am 25.Januar 2019 unter https://de.wikipedia.org/wiki/Vereine_ohne_Winterbad

  1. SC Wiking Herne (Hrsg.): 75 Jahre Schwimm-Club Wiking Herne. Festschrift. Selbstverlag, Stadtarchiv Herne. Aktenbestand: SC Wiking Herne 1996.
  2. Schwimmfest des 1. Schwimmvereins Herne im Rhein-Herne-Kanal. In: Herner Anzeiger. Band 1922. Stadtarchiv Herne, Bestand: Herner Anzeiger 19. August 1922.
  3. Schwimmfest des 1. Schwimmvereins Herne im Rhein-Herne-Kanal. In: Herner Anzeiger. Band 1922. Stadtarchiv Herne, Bestand: Herner Anzeiger 19. August 1922.
  4. Schwimmfest des 1. Schwimmvereins Herne im Rhein-Herne-Kanal. In: Herner Anzeiger. Band 1922. Stadtarchiv Herne, Bestand: Herner Anzeiger 22. August 1922.
  5. Seitenschwimmen (Version 2018). In: Wikipedia. Abgerufen am 25. Januar 2019.
  6. Sommerbad Herne. Band I. Sammelakte. Stadtarchiv Herne.: Sommerbad Herne. Band 1. Stadtarchiv Herne, Bestand: Sammelakte Sommerbad Herne 1928.
  7. Vereine ohne Winterbad (Version 2016). In: Wikipedia. Abgerufen am 25. Januar 2019.
  8. Gutberlet, R.: Die Chronik des SC Wiking. In SC Wiking Herne (Hrsg.), 50 Jahre Schwimm-Club Wiking Herne. Festschrift. Hrsg.: SC Wiking Herne. Selbstverlag, Stadtarchiv Herne. Bestand: SC Wiking 1971, S. 7 - 28.
  9. Massnahmen gegen die Juden. Stadtarchiv Herne, Aktenbestand: Magistrat 7. August 1935.
  10. Tochtrop, M.: Ungewöhnlicher Schwimm-Pokal wandert ins Heimatmuseum. Eine Bergmannsfigur mit Grubenleuchte winkte 1947 dem Stadtmeister im Schwimmen. Der SC Wiking durfte sie nach dreimaligem Gewinn 1950 behalten. Hrsg.: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Herne & Wanne-Eickel. 24. Juli 2018.
  11. SC Wiking Herne (Hrsg.): 75 Jahre Schwimm-Club Wiking Herne. Festschrift. Selbstverlag, Stadtarchiv Herne. Bestand: SC Wiking 1996, S. 15.
  12. Deutscher Schwimm-Verband e.V. Referat Masterssport (Hrsg.): Wer wir waren, wer wir sind. Die Entwicklung des Masterssports in Deutschland. Kassel 2018.