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Ernst Heinrich Kurt Lange (* 27. Oktober 1876 in Schlawa – 15. September 1952 in der Walkmühle (Eisenberg (Thüringen)) war ein deutscher Unternehmer und Verleger.

Leben

Ernst Heinrich Lange war ein Sohn des Gasthausbesitzers, Likörfabrikanten und Landwirts Heinrich Carl Erdmann Lange (1843–1890) und seiner Frau Maria Pauline (1850–1928) aus Schlawa. Er war mit Milda Luise Erler (*15.09.1886 in Leipzig – Mitte der 1950er Jahre in Leipzig) verheiratet. Aus der Ehe entstammen die beiden Töchter Ruth Lange (1912-2002) und Edith Lange (1916-1994). Sein jüngerer Bruder war der Kommunalpolitiker Georg Lange (1883–1964), ein Cousin war der Mediziner Georg Hauffe (1872-1936)[1].

Im Jahr 1930 kaufte Ernst Lange die im dem touristisch beliebten Eisenberger Mühltal in Thüringen gelegene Walkmühle einschließlich einiger Hektar Wald und verbrachte dort die zur Erholung notwendige Freizeit. Nach 1945 war die Walkmühle private Anlaufstation der weiteren Familie, später war sie bis 1990 ein Erholungsheim des FDGB. Seit 1992 wird die den Nachkommen gehörende Walkmühle von einem Pächter als Ausflugslokal und Tagungshotel betrieben.

Verlagshaus Lange & Meuche

Schon im Juli 1904 stieg er der junge Buchhändler Erst Lange bei der Wigandsche Buchhandlung als Inhaber ein und errichtete zum 1. August 1907 mit dem Buchhändler Paul Meuche eine offene Handelsgesellschaft in Leipzig. Dieses Datum markiert den Beginn einer kongenialen wirtschaftlichen Beziehung von Ernst Lange und Paul Meuche[2]. In der folgenden Zeit gelang es den beiden Verlegern, einige bedeutsame Leipziger Verlage ohne eigenen Nachfolger wirtschaftlich zu übernehmen und in das wachsende Firmenkonglomerat Lange & Meuche einzugliedern.

Das Verlagshaus Lange & Meuche vereinte ganz unterschiedliche Verlage unter einem Dach. Abel & Müller; Anton A. & Co. ; Fritz Casper, H. R. Dohrn, A. Engelhardt, Ewald & Co. Nachf., L. Fernau (Verlag Auerbachs deutscher Kinderkalender), Leipziger Verlag, Verlag Ferdinand Lomnitz (General-Vertrieb für Vaterländische Geschichte), Paul Meuche (Jaeger-Versand), Friedrich Rothbarth, Schmidt & Spring (Jugendfreund-Verlag), Friedrich W. Trotzky, Maximilian Wendel, Georg H. Wigand (Eigentümer ab 1891 Ferdinand Lomnitz).

Friedrich Rothbarth Verlag

Seit dem 2. Juni 1909 gehörte der Verlag Friedrich Rothbarth den Inhabern Ernst Lange und Paul Meuche. Der wirtschaftliche Erfolg dieses Verlages hing ganz entscheidend von der verlegerischen Tätigkeit für die aufstrebende Schriftstellerin der leichten Literatur, Hedwig Courths-Mahler ab. Ab 1912 erschienen die Buchausgaben ihrer Romane vor allem in diesem Verlag; Während des 1. Weltkrieg hatte der Verlag begonnen, die Romane von Courths-Mahler im Postkartenformat zu drucken und zum Versand an die Front gleich mit dem Vermerk „Für Feldpostsendungen“ zu versehen. Zu Hundertausenden gingen diese literarischen Briefe an die Front. In den 1920er Jahren brachte der Rothbarth Verlag dreiviertel ihrer Romane als Buch heraus. Dabei kooperierte der Rothbarth Verlag eng mit den ebenfalls zu Lange & Meuche gehörenden Verlagen Ewald & Co. Nachfolger und dem Verlag moderner Lektüre G.m.b.H. (Berlin).

Verlag Georg Wigand

Bei dem 1913 übernommenen Verlag handelt es sich um das Unternehmen von Georg Wigand (1808-1858), dem jüngeren Bruder von Otto Friedrich Wigand (1795-1870). Viele Jahre nach dem Tod von Georg Wigand übernahm im Jahr 1874 der jüngste Sohn Martin Wigand das Geschäft und führte es bis zu seinem Tode am 10.01.1891. Seit 1. Februar 1891 befand sich die Firma Georg Wigand im Besitz von Ferdinand Lomnitz (12.12.1862 in Naumburg - † 21.08.1913 in Leipzig). Nach dem Tod des letzten Einzeleigentümers übernahm am 28.11.1913 eine offene Gesellschaft mit den beiden Verlagsbuchhändler Paul Meuche und Ernst Lange als Gesellschaftern den Verlag. Eine besondere Stärke dieses Verlags war die Publikation durch Abbildungen und vor allem auch künstlerischen Zeichungen illustrierter Bücher. Hauptsächliche Geschäftszeige waren ein Kunstverlag, Belletristik und der Originalverlag von Ludwig Richter [3].

Verlag Abel & Müller

Der Leipziger Verlag Abel & Müller verlegte vor allem illustrierte Jugendschriften etwa aus dem Milieu der deutschen Kolonien wie von Friedrich Meister: Nimm dich in acht, Herero! (1904), Burenblut (1903), In verdeutschen Südsee sowie deutsche Übersetzungen der Bücher von J. F. Cooper: Lederstrumpfgeschichten. Der Wildtöter, Der letzte der Mohikaner. Der Verlag wurde wahrscheinlich nach dem 1. Weltkrieg von Lange & Meuche übernommen.

Verlag H. R. Dohrn

Der Dresdner Verlag H. R. Dohrn verlegte beispielsweise heute zu hohen Preisen antiquarisch gehandelte Bücher von Leopold von Sacher-Masoch wie "Venus im Pelz", "Grausame Frauen. Hinterlassene Novellen" (1901); von Johannes Jühling "Die Inquisition" (1903) und Rudolf Quanter "Die Folter in der deutschen Rechtspflege sonst und jetzt" (1903). Auch der Dohrn Verlag wurde wahrscheinlich nach dem 1. Weltkrieg von Lange & Meuche übernommen.

Verlag L. Fernau

Der Leipziger Verlag L. Fernau verlegte – ebenso wie der Verlag A. Anton & Co. – ab 1919 Werke des mitteldeutschen Märchenschriftstellers Johannes Gottwalt Weber, teils illustriert von Paul Baumgarten oder Albert Ebert. Zum Angebot des Verlags gehörte ab 1875 insbesondere "Auerbachs Deutscher Kinder-Kalender. Eine Festgabe für Knaben und Mädchen jeden Alters". Auerbachs Kinder-Kalender erschien ab Mitte der 1920er Jahre im ausgegründeten "Verlag von Auerbachs Deutschem Kinder-Kalender Leipzig (Fernau)".

Verlag A. Anton & Co.

Der Verlag A. Anton & Co. war ein Kinderbuchverlag. Schon im Jahre 1910 werden hier Andersens Märchen (Druck: Otto Wigandsche Buchdruckerei Leipzig) in einer illustrierten Fassung publiziert. Ab 1920 verlegte der Verlag die Bücher des Illustrators Fritz Baumgarten in recht hohen Auflagen. Aus diesem Verlag entwickelte sich im Jahre 1949 der von Ferdinand Schroll geführte Titania Verlag mit Sitz in Stuttgart.

Illustrierte Zeitschriften

Technische Erfindungen wie die Schnellpresse, die Fadenheftung und die großflächige Durchsetzung der Photographie eröffneten im einen neuen Markt für periodisch erscheinende Illustrierte Zeitschriften. In diesen wachsenden Markt der Illustrierten stieg das Verlagshaus insbesondere durch Paul Meuche als Redakteur mit zahlreichen ähnlich ausgerichteten Produkten ein. Durch die Kombination von Buchverlag und Illustrierter konnte Lange & Meuche einzelne Romane durch den Vorabdruck doppelt verwerten. Zwischen 1925 und 1936 erschienen über 30 Romane von Hedwig Courths-Mahler bei periodischen Erzeugnissen wie „Im traulichen Heim“ [4].

Ewald & Co. Nachf.

Reine Romanzeitschriften gab es in Deutschland schon seit 1866; letztlich sind auch die Werke von Karl May (1842-1912) auf diesem Wege erstmals bekannt geworden und haben lange Jahre den Raum besetzt, den anschließend Hedwig Courths-Mahler mit ihren Werken eingenommen hat. Insofern stieg der Verlag Ewald & Co. mit seinem literarischen Zugpferd Courths-Mahler in einen vorbereiteten Markt ein, der sich zudem ab Mitte der 1920er Jahre und damit nach der Inflation im Umbruch befand.

Die meisten illustrierten Produkte wurden bis in die 1930er und teilweise sogar bis in die 1940er Jahre produziert. Durch die Kriegswirtschaft sowie den Tod von Paul Meuche im November 1944 ist diese gesamte Produktlinie kurz vor dem Kriegsende zusammengebrochen.

Buch- und Zeitungsdruck

Da Lange & Meuche den Ertrag der Verlagsarbeit unter einem Dach abzuschöpfen verstanden, haben sie die ab 1906 wieder verschmolzenen Unternehmen der Verlagsbuchhandlung von Otto Wigand (Otto Friedrich Wigand, 1795-1870) und der Buchdruckerei von Walther Wigand als GmbH in das Verlagskonglomerat Lange & Meuche integriert und dann hausintern als Druckerei beauftragt.

Buchdruckerei Otto Wigand

Die Firmen- und Familiengeschichte von Otto Wigand und seinen drei Söhnen ist von besonderem gesellschaftlichem Interesse, weil Karl Marx im Jahre 1867 „Das Kapital“ bei der Buchdruckerei von Otto Alexander Wigand (1823 – 1882), dem Sohn des bekannten Verlagsbuchhändlers Otto Friedrich Wigand, in Leipzig erstmal drucken ließ[5]. Wahrscheinlich konnten sie das zum 1. Juli 1906 neu als Gesellschaft aufgestellte Unternehmen „Otto Wigand Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei m. b. H.“ nach dem Tod der letzten Eigentümerin Thekla Wigand (*1870) übernehmen. Damit ist die für den Druck des Kapitals verantwortliche Druckerei letztlich in das Eigentum von Lange & Meuche übergegangen und in deren Firmenkonglomerat aufgegangen. Damit wurde am Beispiel der bahnbrechenden Marx´schen Schrift unmittelbar aufgezeigt, wie der Kapitalismus funktioniert. .


Kategorie:Deutscher Kategorie:Unternehmer Kategorie:Verleger Kategorie:Geboren 1876 Kategorie:Gestorben 1952 Kategorie:Mann

  1. Familienunterlagen Lange
  2. Musikverlagswiki unter www.musikdrucke.htwk-leipzig.de/wordpress/?p=632
  3. Musikverlagswiki unter www.musikdrucke.htwk-leipzig.de/wordpress/?p=626
  4. Andreas Graf, Hedwig Courths-Mahler. Portrait. München 2000, S. 76 und S. 88-90
  5. Inge Kießbauer: Wer druckte „Das Kapital“ von Karl Marx? S. 107-122