Benutzer:Duschgeldrache2/DORV-Zentrum
Unter DORV-Zentrum versteht man ein ortsnahes Einzelhandelsgeschäft, welches von Bürgern in Eigenregie betrieben wird. Die Abkürzung DORV steht für „Dienstleistung und Ortsnahe Rundum Versorgung“. DORV-Zentren sind eine moderne Form des Tante-Emma-Ladens. Neben Einkaufsmöglichkeiten bieten sie weitere Dienste, wie Paketannahme, Geldautomaten, Wäschereiannahme, Apothekenservice, Reisebüro, Versicherungen, Behördenservice, Arztpraxen. Ziel ist es, in dörflichen Gegenden, wo heute keine entsprechenden Angebote mehr existieren oder diese bedroht sind, wieder eine entsprechende Versorgung herzustellen und so zum Erhalt der Dorfkultur beizutragen, da man sich durch bessere Versorgung auch ein Bremsen der Abwanderung verspricht. DORV-Zentren sind nicht auf Gewinn orientiert.
Ziele
Neben der Versorgung der lokalen Bevölkerung und dem Erhalt der Dorfkultur sind Ziele auch die Einbindung der vorhandenen Betriebe und so die Stärkung der lokalen und regionalen Wirtschaft, die Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte, die Förderung von Nachhaltigkeit und die Rücksichtnahme auf die demographische Entwicklung (zunehmender Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung).
DORV-Zentren schaffen auch Arbeitsplätze. Da sie jedoch nicht gewinnorientiert sind, entsteht hauptsächlich geringfügige Beschäftigung neben nur wenigen Vollbeschäftigten. So beträgt das Verhältnis in Barmen 6 geringfügig gegenüber 2 Vollbeschäftigten (Stand: Januar 2010).
5-Säulen-Modell
Das vom DORV-Zentrum Barmen entwickelte Konzept basiert auf 5 Säulen:
- Das DORV-Zentrum soll die Grundversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs, wie Lebensmitteln, Verbrauchsmaterialien, Reinigunsmitteln, Pflege- und Hygieneprodukten, sichern.
- Ebenso soll die Versorgung mit Dienstleistungen gesichert werden. Hierzu gehören beispielsweise Sparkasse, Post, Reisebüro, Versicherungen, Versandhandel, Stadtverwaltung, Kfz-Zulassung, Stadtwerke, Krankenkasse.
- Des weiteren werden Sozialleistungen bereitgestellt: Ärzte, Apothekenservice, Tagesmütter, Altenpflege, Hol- und Bringdienst, Sozialberatung und anderes mehr.
Das DORV-Zentrum soll jedoch nicht nur der Versorgung der Bürger dienen.
- Es soll auch die Kommunikation fördern, gemeinsamer Treffpunkt sein (Café).
- Es soll die lokale Kultur fördern, insbesondere als Veranstaltungsort für gemeinsame Aktivitäten.
Vieler dieser Leistungen werden in Zusammenarbeit mit Behörden und Unternehmen der Region erbracht.
Geschichte
Das erste DORV-Zentrum wurde 2005 in Jülich-Barmen gegründet, nachdem dort mit der Sparkasse das letzte Geschäft vor Ort geschlossen worden war. Durch Ausgabe von Bürgeraktien zu je 250 € und Privatkredite wurde das DORV-Zentrum finanziert. Im Laufe der Zeit kamen immer weitere Funktionen hinzu. Inzwischen gibt es Interesse auch in anderen Teilen Deutschlands, so dass das DORV-Zentrum Barmen auch andere Gemeinden beim Aufbau entsprender Zentren berät.
Auszeichnungen
Das DORV-Projekt Barmen wurde 2005 mit dem Robert-Jungk-Preis (3. Hauptpreis) ausgezeichnet.[1] 2009 erhielt das Projekt eine weitere Auszeichnung im Rahmen des Robert-Jungk-Preises.[2]
Der Beitrag »Aus dem Nichts« des freien Journalisten Christian Sywottek (veröffentlicht 2007 in der Zeitschrift brand eins) über das DORV-Projekt wurde 2007 mit dem 1. Preis des Journalistenpreises Bürgerschaftliches Engagement der Robert-Bosch-Stiftung ausgezeichnet.[3]
Siehe auch
Einzelnachweise
Weblinks
Literatur
- Manuela Braun: Die Rückkehr des Dorfladens. In: mobil. Das Magazin der Deutschen Bahn. Ausgabe 01/2010. G + J Corporate Editors GmbH, Hamburg. Artikel auf www.dorv.de (PDF, 429 KiB)
- Christian Sywottek: Aus dem Nichts. In: brand eins. Ausgabe 06/2007. brand eins Verlag GmbH & Co. oHG, Hamburg. Artikel auf brand eins Online