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Die Expositur Oberbibrach St. Johannes Evangelist ist eine Rokokokirche in der Gemarkung Oberbibrach der Gemeinde Vorbach. Gottesdienste werden von einem Pfarrer aus dem Kloster der Prämonstratenser in Speinshart gehalten, die Kirche gehört zur Diözese Regensburg.

Baugeschichte

Die heutige Kirche entstand während der Amtszeit des baufreudigen Speinsharter Abtes Dominikus von Lieblein in den Jahren 1761 – 1762. Die Pläne stammten vom Speinsharter Chorherren P. Hugo Strauß, der Architektur studiert hatte und als „Baudirektor“ im Stift und bei den dazugehörigen Kirchen die auszuführenden Arbeiten leitete und betreute. Der Bau begann mit dem Abriss der alten Kirche am 26. März 1761, unmittelbar nach dem Fest Verkündigung des Herrn. Die Mauerarbeiten wurden, wie schon bei zahlreichen anderen Baumaßnahmen, dem Bewährten Bibracher Maurermeister Adam Preißinger vergeben. Der Rohbau von Langhaus und Chor kam noch bis Ende 1761 unter Dach, jedoch ohne die beiden erst knapp zehn Jahre später ausgeführten Turmobergeschosse. Das Dachwerk, ein Kehlbalkendach mit liegender Stuhlkonstruktion und Hängewerk, fertigte ein namentlich nicht genannter Zimmermeister, wohl Johann Zinner von Moos, der 1755/1756 auch das Mansarddach der Speinsharter Kellerhauses ausgeführt hatte und dessen Sohn 1767 als Geselle die Holzsäulen unter der Oberbibracher Orgelempore setzte. Auch das Lattengewölbe war 1761/1762 schon eingezogen, so dass nach Einglasung der Fenster 1762 zeitig mit der Innendekoration durch den Stuckator Ulrich Lambeck aus Schlicht und den Auerbacher Maler Michael Wild begonnen werden konnten. Beide hatten schon 1754 – 1756 die Speinsharter Wallfahrtskirche am Barbaraberg ausgeschmückt. Die Wallfahrtskirche Barbaraberg ist nicht mehr erhalten. Sie stellten die sehr aufwendigen Dekorationen binnen zweier Jahre fertig.

Nach Ausrüstung wurde 1764 das Pflaster gelegt und das Gestühl teilweise aufgestellt, das der Speinsharter Klosterschreiner Jakob Steinl schon seit 1762 angefertigt hatte. Von ihm stammen auch die übrigen hochwertigen Schreinerarbeiten wie Kanzel, Kommuniongitter, aber auch Fenster und Türen. Er stellte ebenfalls 1765 die drei aus der alten Kirche übernommen Barockaltäre auf, für die man 1763 die Altarsteine gemauert hatte. Letzte Arbeiten zogen sich mit der Fertigung der Kreuzwegbilder durch Michael Wild oder der Rocailleschnitzereien an der Kanzel durch Ulrich Lambeck noch bis 1767 hin.

1768 wurde der Bau außen verputzt, auch die 1765 begonnen Reparaturen und Instandsetzungen von Schulhaus, Kirchhofmauer, Karner und Außenbereich des Friedhofs beendet. Die 1766 vorerst benedizierte Kirche weihte abschließend der Regensburger Weihbischof Ernst von Bernklau im Beisein des Abtes, des Konvents von Speinshart und zahlreichen Ehrengästen am 23. Oktober 1771 feierlich ein.

Der bis 1762 nur bis zum untersten Geschoss gediehene und mit einem Behelfsdach versehene Turmbau wurde 1781/1782 fertig gestellt. Mit dem Aufsetzen des Kreuzes 1782 war der Kirchenbau endgültig abgeschlossen.

1904 begann der Speinsharter Pfarrer Grassel mit der ersten umfassenden Innenrenovierung. Eine zweite umfassende Außen- und Innenrenovierung fand ab 1977 unter der Leitung von P. Wolfgang Bangert statt.

Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Innenraum

Der Oberbibracher Kirchenraum zählt mit seiner bemerkenswerten Innendekoration und seiner noch umfassend erhaltenen Ausstattungen zu den bedeutendsten Rokokokirchen der nördlichen Oberpfalz. Bei dem drei zu zwei Fensterachsen umfassenden, an den Raumecken abgeschrägten Langhaus handelt es sich um einen relativ niedrigen Saalraum, an den im Osten ein kleiner, stark eingezogener Altarraum anschließt. Das Langhaus wird an Seitenwänden und Raumecken durch eine breitgelagerte, toskanische Pilasterordnung gegliedert. In die Spiegeldecken mit hoher Kehle schneiden seitlich über den Fensterachsen Stichkappen ein, ebenso ein breiter über den Chorbogen, so dass der an sich geschlossen wirkende Saalraum mit einer stärker zergliederten Wölbfläche überspannt ist. Die Teiflächen sind unterschiedlich dekoriert, wobei insbesondere der Bereich von Kehle und Stichkappen sehr feingliedrig gestaltet ist.

Deckenspiegel

Der Deckenspiegel wird von einem großen, mit kräftigem Rahmen umfassten Hauptfresko ausgefüllt. Die Kehle darunter ist jeweils über der Pilastergliederung, im Wechsel zu den Fensterachsen, mit kleineren Fensterachsen ausgestattet. Die leicht hochformatigen Bilderflächen werden von stark konturiertem und mitunter aufgebogenem vor den Grund tretenden Stuckrahmen eingefasst, wobei sich die Formen der Bildrahmen jeweils in der Querachse entsprechen. Kehle und Stichkappe sind voneinander durch feine, aus lang gezogenen C- Schwüngen gebildete Stege entlang der Grate abgesetzt. Die Kappenflächen sind mit gefiederten Rocaillen verziert, deren Innenflächen ein Brokatmuster aufweisen. Durch die lockere, aber flächenüberspannende Stuckdekoration wirkt der gesamte Bereich unterhalb des Hauptfreskos, trotz der Unterteilung der Kehle, als eine zusammengehörige, rhythmisch gegliederte Zone. Auch die Schildflächen über den Fenstern sind hier einbezogen, einerseits gestalterisch, mit ihrer eigenwilligen Sturzbekrönung, vor allem aber formal mit den auf die Bildfolge aus dem Leben des Hl. Johannes bezogenen Inschriftkartuschen.

Wandfresken

Die Darstellungen aus dem Leben des Evangelisten, in denen seine besondere Rolle unter den Aposteln gewürdigt wird, bilden den Auftakt des umfangreichen Freskenprogramms. Die Abfolge der acht Szenen springt im vorderen Kirchenbereich von der einen auf die andere Seite, rückwärtig folgt sie hingegen kreisförmig dem sich ändernden Betrachterstandpunkt für das große Deckenfresko. Den Anfang macht südlich vor dem Chorbogen die Szene der Berufung des Apostels. Mit Andreas war er von Johannes den Täufer zu Christus gesandt worden; hinter diesem die zuvor berufenden Petrus und Andreas. Auf der Nordseite gegenüber, vor der Kulisse einer Pyramide, belehrte Christus seine Jünger über die unter ihnen entstandene Rangstreitigkeit. Südlich schließt das letzte Abendmahl an, bei dem Johannes als Lieblingsjünger an der Brust des Herrn ruht, vom Maler als Innenraumszene besonderes ausgestaltet. Mit Petrus und Jakobus war Johannes schließlich Zeuge der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor. Und als einziger Apostel stand er mit Maria unter dem Kreuz. Ihn wurde die Sorge für Maria anvertraut. Im rückwärtigen Kirchenbereich finden sich einige Szenen, die auf der Legende des Heiligen beruhen. So sein sehr anschauliches geschildertes Martyrium vor den Toren Roms, bei dem er in einen Kessel mit siedenden Öl geworfen wurde, diesem aber unversehrt entstieg. Auf der gleichen Seite die Szene, in der Johannes einen ihm gereichten Becher vergifteten Weines segnete, das Gift wird dabei durch die Schlange versinnbildlicht. Auf diese Überlieferung beruht das Patronat des Apostels über die Winzer und noch heute wird am Fest des Heiligen der Johanneswein gesegnet. Den Abschluss der Freskenreihe bildet der Tod des Hl. Johannes. Auf dem Sterbebett ist er von seinen Schülern umgeben, über ihm Christus mit dem Wundmalen und dem Kreuz als Zeichen des Triumphes über den Tod.

Deckenfresko

Den Höhepunkt der Ausmalung der Kirche bildet zweifellos das große Deckenfresko mit den Szenen aus der Apokalypse des Johannes. Das längliche Bildfeld ist seitlich zweimal eingezogen, so dass insgesamt drei Teilflächen entstehen. Dies wurde gestalterisch zur Ausbildung von drei überschaubaren, jeweils von veränderten Standpunkten aus richtig zur sehenden Hauptkompositionen genutzt, die ihrerseits wieder aus inhaltlich verknüpften Einzelszenen zusammengesetzt sind.

Visionen des Johannes

Den Ausgangs- und Endpunkt der Bilderzählung bilden die im vorderen Freskenbereich dargestellten Visionen, die der auf die Insel Patmos verbannte Apostel schaut. Vor einer durch mediterrane Bäume gekennzeichnetes Landschaftsbild erhält Johannes eine Weisung von einem Engel, die Kundgetanen Geschichte von der Endzeit der Welt niederzuschreiben. Neben ihm der Adler, sein Symbol, mit aufgeschlagenen Buch, in dem mit dem lateinischen Satz "ET VERBUM CARO FACTUM EST" (dt. "und das Wort ist Fleisch geworden") im Prolog des Johannesevangeliums auf den Beginn der Erlösung verwiesen wird. Im Bildhintergrund folgt in der Schlussvision der Offenbarung das Erscheinen des neuen Jerusalems, das in helles, silbriges Licht getaucht als Idealstadt wiedergegeben ist. Die Herabkunft der zwölftorigen Himmelsstadt stellt nach vollzogenem Weltgericht die Vollendung der Geschichte Gottes mit der Menschheit dar. Es ist nach der Erschaffung der Welt und der Erlösung die dritte große Bindung Gottes mit seiner Schöpfung.

Das neue Jerusalem

Dem Endgericht und der Herabkunft des neuen Jerusalem gehen die Erscheinung des großen Zeichens am Himmel und der Kampf der Engel gegen den Satan voraus. Die Vision, die auch formal eine Schlüsselstellung in der Apokalypse einnimmt, füllt den großen Mittelbereich des Freskos. Die großzügig angelegte Komposition wird von der lichtüberfluteten Erscheinung der apokalyptischen Frau beherrscht, auf die auch die umgebenen drei Einzelszenen zentriert sind. Auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen und den Mond unter ihren Füßen. Michael, der erste Engel Gottes, warf in einem Kampf mit dem Drachen diesen auf die Erde, wo er künftig den Erdkreis verführt und die übrigen Nachkommenschaft der Frau verfolgt. Gleichzeitig mit ihm gefolgt durch die himmlischen Mächte auch der Sturz der abgefallenen Engel.

Die apokalyptische Frau

Die apokalyptische Frau – hier im seltenen Typus der Maria Gravida dargestellt – ist auf dem Bild mit Maria als Mutter und Urbild der Kirche gleichgesetzt. Im Gegensatz zur lichtumkleideten Frau ist der um sie tobenden Engelssturz im Dunkleren, rötlich braunen Kolorit gehalten. Er ist so gemalt, dass er auch bei jeweils verändertem Standort richtig gesehen wird. Die vom Blitz getroffenen Körper der abgefallenen Engel drohen förmlich über den Bildrand zu stürzen. Die im südlichen Freskenabschnitt gezeigte Fesselung des Satans steht als bildliche Hinzufügung gleichnishaft für das Zwischenreich, das nach dem Fall Babylons für tausend Jahre errichtet wird, bevor der Satan noch einmal losgelassen wird, und vor dem Weltgericht unter der Herabkunft des neuen Jerusalems endgültig in die Hölle geworfen wird.

Anbetung der Hure von Babylon

Im hinteren Teil befindet sich die Anbetung der Hure von Babylon durch die vier Erdteile (Afrika, Asien, Europa, Amerika). Sie ist geschmückt mit Edelsteinen und kostbaren Gewändern, auf einem siebenköpfigen Drachen thronend. Prunksucht und Maßlosigkeit der Hure werden im Kleidung- und Schmuck ausgedrückt. Dem äußeren Aufputz steht jedoch ihre Zuchtlosigkeit entgegen, mit der sie sich an die entblößte Brust fast. Der drohende Untergang Babylons wird aber schon angekündigt durch einen über der Szene schwebenden Engel, der ein dreifaches Weh ausstößt. Diese Androhung geschah schon nach dem Öffnen des siebten Siegels, mit der ein Strafgericht Gottes im Gestalt furchtbarer Katastrophen über die Erde hereinbrach.

Vernichtung Babylons

Die endgültige Vernichtung Babylons folgt in der Szene daneben. Nach einer letzten Ankündigung des Falls mit der Aufforderung an die Getreuen Gottes, die Stadt zu verlassen, wird die Strafe durch den über der Stadt schwebenden Engel mit den Mühlstein vollzogen, auf dem in Latein "BABYLON CECIDIT" (dt. "Babylon ist gefallen") steht.

Als Topos für die Stadt verwendet Michael Wild hier eine Harfenansicht, einem im 18. Jahrhundert beliebtes Bildgenre. Der Vordergrund ist mit Personen im damals zeitgenössischer Kleidung ausgefüllt, die als Kapitäne mit Dreispitz und Umhang, als Händler und fremdländischer Kaufleute mit ihren verpackten Warenbündeln in ein Wehklagen über den Untergang ausbrechen.

Dem ist inhaltlich wie kompositorisch die Szene des von einem Säulenbaldachin überfangenen goldenen Altares gegenüber gestellt, auf dem ein Engel Weihrauch verbrennt, um so die Gebete der Heiligen vor Gott zu bringen. Hier ist als Anspielung auf die Gerechten und Märtyrer zu verstehen, die um das Gericht Gottes bitten.

Der Aufbau des symbolisch-zeitgeschichtlich zu interpretierenden Freskos ist geprägt durch die Gegenüberstellung vom himmlischen Jerusalem - Babylon, Reich Gottes – Herrschaft des Bösen, wobei als Bildlicher Mittel- und Höhepunkt der Sieg über den Satan in barockem, triumphalen Pathos dargestellt wird.

Chorbogen

Den Übergang von Langhaus zum Altarraum vermittelt der im Vergleich zur Langhausgliederung in seiner Größe reduzierte, in der Dekoration dafür umso aufwendiger gestalteten Chorbogen. Das gemauerte Gewölbe in Form eines mit Stichkappen durchsetzten Klostergewölbes ist mit einem mittigen Deckenfresko verziert, wobei dieses von einem über die Gewölbegrate hinweggezogenen kräftigen Stuckrahmen eingefasst wird. Die kleinen, seitlichen Gewölbeflächen sind sparsam mit aufgesetzten Rocaillen stuckiert. Das Deckenfresko zeigt in einem abschließendem Ältesten mit Harfen und goldenen Weihrauchschalen, die Gott anbeten, daneben das Lamm.

Ausstattung

Die Rückwand des Chors wird ganz vom Hochaltar ausgefüllt, der über hohem Sockel einen architektonischen Aufbau mit bekrönendem Auszug bildet. Das Altarbild zeigt den Heiligen Johannes auf dem Berg Patmos, das von Michael Wild geschaffen wurde. Rechts ist der Heilige Norbert mit Monstranz zu sehen und links der Heilige Augustin mit brennendem Herzen, die Ordensväter des Prämonstratenserordens.

Die Seitenaltäre entsprechen den Hochaltar in Qualität und Grundform, sie aber kleiner und einfacher gestaltet. Im linken Seitenaltar befindet sich eine barocke Muttergottes. Im Auszug ist der hl. Bartholomäus dargestellt. Im rechten Seitenaltar befindet sich der hl. Josef. Im Auszug ist der hl. Florian dargestellt.

Die 1762 vom Klosterschreiner Jakob Steinl gefertigte und vom Bildhauer Ulrich Lambeck 1767 nachträglich reich verzierte Kanzel gehört mit zu den besten Ausstattungsstücken. Der Kanzelkorb ist entsprechend aufwendig gestaltet, mit bewegten Voluten, geschnitzten Vasen und bekrönenden Putto, der die Gesetzestafeln hält.

Weblinks

Koordinaten: 49° 48′ 21,2″ N, 11° 46′ 22,4″ O