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Schützen am Gebirge ist eine burgenländische Gemeinde im Bezirk Eisenstadt-Umgebung.

Geografie

Schützen am Gebirge ist eine Talsiedlung an der Wulka. Das Gemeindegebiet hat Anteil am Ruster Hügelland, an der Pforte zwischen dem Eisenstädter Becken und dem Becken des Neusiedler Sees und am Leithagebirge.

Im Westen des Ortes entsprang einst eine kalte Schwefelquelle. Sie versiegte, nachdem bei Grabungsarbeiten im Zuge der Ortskanalisierung die unterirdische Wasserader beschädigt wurde.

Geschichte

Bevölkerungs-
entwicklung
Datum Einwohner
1785 1065
1828 1160
1843 1181
1863 1315
1869 1260
1880 1225
1890 1355
1900 1387
1910 1304
1920 1349
1923 1325
1934 1438
1939 1676[1]
1946 1197
1951 1321
1961 1291
1990 1316
2005 1401

Die Anfänge

Die erste urkundliche Erwähnung von Lvev (= Lövö; ungarisch für Schützen) stammt aus dem Jahr 1211, bezieht sich allerdings auf eine Wüstung im Süden des heutigen Gemeindegebietes. Im Jahr 1317 gab es bereits ein oberes Schützen (ungarisch Felsö Lövö), was die Existenz eines zweiten, unteren Schützens nahelegt. Dies ist auch durch eine Urkunde aus dem Jahr 1399 belegt, in der beide als Zubehör der Burg Oslip genannt werden.

Etwa um die Jahrhundertwende verödeten offensichtlich beide Orte, denn im Jahr 1403 befand sich auf deren Gebiet das neue Dorf Gschies oder Gschieß, das sich zum heutigen Schützen entwickelte. Dieser Name taucht erstmals in einer Urkunde von 1390 auf.

Um 1500 war der Ort beinahe verödet, und die einstige Bevölkerungszahl wurde erst 1527 wieder erreicht. Doch schon 1529 brach mit dem ersten Türkenkrieg ein weiteres Übel über Gschieß herein, da es aufgrund seiner strategischen Lage mehrmals von den Türken verwüstet wurde.

Frühe Neuzeit

Zur Zeit der Reformation schloss sich der damalige Ortspfarrer einer protestantischen Gruppierung an und konnte sich trotz der Gegenreformation bis 1584 halten, obwohl bereits zwei Jahre zuvor ein katholischer eingesetzt wurde. Auch die Gemeinde war zu dieser Zeit gespalten.

1605 kamen die Türken im Rahmen der Bocskai-Rebellion zurück und steckten neben Gschieß auch zahlreiche andere Dörfer um den Neusiedler See in Brand. Dabei richteten sie im Ort ein wahres Blutbad an; beispielsweise ist belegt, dass eine Mutter samt ihrem Kind in der Kirche verbrannte. Mit dem Frieden von Wien im Jahr 1606 hielt die Normalität wieder Einzug.

Erst 1683 kamen die Türken im Rahmen der Zweiten Wiener Türkenbelagerung zurück, doch dieses Mal hatte sich die Ortsbevölkerung rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Gschieß selbst wurde erneut verwüstet - alle 3 Altäre der Kirche wurden durch Feuer zerstört.

Da sich Gschieß im Besitz der katholischen Fürsten Esterházy befand, plünderten die Kuruzen 1705 den Ort. Obwohl diese bis 1706 von den kaiserlichen Truppen vertrieben worden waren, streiften in der Folge Räuberbanden durch die Gegend.

Während dieser Kriege brach mehrmals die Pest im Ort aus, und zwar 1644, 1646, 1653, 1679 und 1713.

Moderne

Vom 11. Juli bis zum 10. November 1809 war Gschieß von französischen Truppen besetzt. Während der Napoleonischen Kriege marschierten immer wieder Armeen durch die Gemeinde, das letzte Mal geschah dies am 5. Dezember 1810.

Im Revolutionsjahr 1848 wurde die so genannte Erbuntertänigkeit aufgehoben; und im Jahr 1852 entstand das erste Grundbuch der Gemeinde. In dieses wurden die Bauern als Eigentümer eingetragen.

Nach dem Ausgleich mit Ungarn gehörte Gschieß zur ungarischen Reichshälfte und musste aufgrund der Magyarisierungspolitik den ungarischen Namen Sercz annehmen; dieser ist nichts anderes als die ungarische Übersetzung des vorherigen. Trotzdem wurden bis 1906 die Sitzungsprotokolle des Gemeinderats in deutscher Sprache verfasst, danach erst gelang es, das Ungarische gegen den Widerstand der Bevölkerung durchzusetzen. Auch danach stellte sich der Gemeinderat, wann auch immer möglich, den Plänen der ungarischen Regierung in den Weg: So wurde beispielsweise noch am 10. Februar 1910 die Aufforderung des Komitates Ödenburg, in den Landesverband der Gemeinden Ungarns einzutreten, einstimmig abgelehnt.

Das große Feuer

Am 31. Juli 1911 brach das schlimmste Feuer in der Geschichte des Ortes aus. Dessen Ausbreitung geschah so rasch, dass nimemand daran dachte, etwas anderes als das nackte Leben zu retten. Die Feuerwehren von zehn Gemeinden kamen Sercz zu Hilfe, doch es war vergebens: Vom Ort blieb nur noch ein Trümmerhaufen übrig. Selbst die Obstbäume wurden ein Raub der Flammen, und von 227 Wohnhäusern blieben nur 67 verschont. Insgesamt hat das Feuer, das angeblich beim Spielen von Kindern mit Streichhölzern ausgebrochen sein soll, nach damaligen Schätzungen einen Schaden von nahezu einer Million Kronen angerichtet.

In der Folge war die Not so groß, dass die Behörden eine Hilfsaktion einleiten mussten. Der Gemeinderat ließ in den umliegenden Gemeinden eine Sammlung durchführen, um Mittel für den Wiederaufbau heranzuschaffen. Auch nach dem Brand ließ das Pech nicht von den Abbrandler von Gschieß ab: Die obdachlosen Bewohner wurden von Regen und Hagel terrorisiert. Doch nicht für alle war es eine Katastrophe: Zwischen 300 und 400 Handwerker fanden beim Wiederaufbau der zerstörten Häuser Arbeit.

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Im ersten Weltkrieg, der von 1914 bis 1918 wütete, hatte die Gemeinde 58 Gefallene und 17 Vermisste zu beklagen.

1920 setzte eine große Teuerung ein, da viele Lebensmittel nach Österreich, wo eine Hungersnot herrschte, geschmuggelt wurden. Daraufhin verknappten sich auch die eigenen Reserven, wodurch die Preise auf das Vierfache stiegen. Gegen die Abtrennung des Burgenlandes von Ungarn legte der Gemeinderat schriftlich Protest ein. Die Einwohner fürchteten vor allem, dass Ungarn im Falle eines Anschlusses an Österreich die Getreidelieferungen verweigern und sie dem Hunger aussetzen würde. 1921 besetzten ungarische Freischärler den Ort, mussten dann aber dem Druck weichen.

In der Folge wurden die Eingriffe, die von der Magyarisierungspolitik der vergangenen Jahrzehnte her rührten, rückgängig gemacht. Die Sitzungsprotokolle des Gemeinderates wurden wieder in deutscher Sprache abgefasst, und die Gemeinde erhielt vorerst ihren früheren Namen Gschieß zurück. Am 9. Juni 1924 bewilligten die Behörden schließlich die Umbenennung des Ortes in seinen heutigen Namen Schützen am Gebirge; fast zwei Jahre nachdem der Gemeinderat den Antrag einstimmig angenommen hatte. Die Umbenennung war ein Wunsch der Bewohner, da mit dem alten Namen Gschieß sehr viel Spott getrieben worden war.

Naziherrschaft und Zweiter Weltkrieg

Nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland kam es zu radikalen Veränderungen: Die Organe der Gemeinde wurden bis zum Ende der Naziherrschaft nicht mehr gewählt, sondern von der NSDAP bestellt. Zusätzlich wurde ein Reichsarbeitsdienstlager im Ort eingerichtet, wodurch die Einwohnerzahl in die Höhe schnellte.

Gegen Ende des zweiten Weltkriegs wurde Schützen am Gebirge von den Nazis zur Festung ausgebaut. Dazu wurden zunächst mehrere Panzersperren in und um den Ort errichtet. Als die Rote Armee im März 1945 näherrückte, wurde außerdem noch die Wulkabrücke gesprengt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich mehrere Einheiten der Waffen-SS und etwa 60 Volkssturm-Männer in der Gemeinde, die den Russen fanatisch Widerstand leisteten.

Insgesamt ließen beim Kampf um Schützen etwa 200 Russen ihr Leben; die Zahl der deutschen Gefallenen ist nicht bekannt. Im Ort selbst hinterließ das Gefecht deutliche Spuren: Zahlreiche Häuser wurden von der russischen Artillerie in Brand geschossen; auch der Kirchturm, in dem sich deutsche Scharfschützen verschanzt hatten, bekam mehrere Treffer ab. Um 15 Uhr des 1. Aprils 1945 hatten die Russen Schützen vollständig erobert.

Insgesamt hatte der Krieg 45 Schütznern das Leben gekostet; 46 wurden vermisst.

Nachkriegszeit bis Gegenwart

Doch das Leid der Ortsbevölkerung ging auch nach der Befreiung weiter, denn die sowjetischen Soldaten plünderten den Ort und vergewaltigten zahlreiche Frauen. Obwohl diese Phase nur wenige Tage lang andauerte, machten sich die Russen durch dieses Vorgehen auf Dauer unbeliebt. Erst im Jahr 1955, in dem Österreich mit dem Staatsvertrag seine Freiheit wiedererlangte, kehrten die Besatzer in ihre Heimat zurück.

Der mühsame Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Häuser dauerte Jahre. Am 26. November 1950 fanden, noch unter russischer Besatzung, die ersten freien Gemeinderatswahlen seit langem statt. Die überwiegend landwirtschaftliche Bevölkerung begann damit, mit den verbliebenen Geräten eine neue Existenz aufzubauen. Bis etwa 1960 lebte der Großteil der Einwohner von Land- und Viehwirtschaft.

Mit dem beginnenden wirtschaftlichen Aufschwung der 60er Jahre änderte sich das schlagartig: Der Ackerbau begann, sich auf wenige Betriebe zu konzentrieren, die die erforderlichen Traktoren und Zusatzgeräte besaßen. Auch die Viehhaltung ging rasant zurück: Von anfänglich über 500 Pferden und Rindern blieben nur wenige übrig, und 1970 verschwand die letzte Kuh des Ortes.

Der Weinbau gewann immer mehr an Bedeutung, und die dafür zur Verfügung gestellte Fläche war bis 1986 ständig im Wachsen begriffen. Der Preisverfall der 80er Jahre und insbesondere der Glykolwein-Skandal 1985 setzten den Winzern aber immer mehr zu, und viele Söhne waren nicht bereit, den Betrieb ihrer Eltern weiterzuführen. So sank die Weinbaufläche in Schützen seither kontinuierlich ab.

Der 1967 vom Gemeinderat gefasste Beschluss, das gesamte Ortsgebiet zu kanalisieren, wurde ab 1968 in die Tat umgesetzt. Unglücklicherwiese ereignete sich dabei am 24. Juni 1971 ein verhängnisvoller Zwischenfall: Bei Grabungsarbeiten wurde die Wasserader, die den so genannte Schwefelbrunnen, eine seit Jahrhunderten bekannte Heilquelle, versorgte, beschädigt. Seit diesem Tag ist die Quelle versiegt.

Im Anschluss daran wurden die Straßen asphaltiert und mit Gehsteigen versehen, was das Ortsbild nachhaltig veränderte.




Literatur

Prof. Franz Theuer & zahlreiche Co-Autoren: Chronik der Gemeinde Schützen am Gebirge (1996)


Quellen

Weblinks