Benutzer:Elceng th/Lehrerbildung in der DDR
Die Lehrerbildung in der DDR erfolgte als einphasiger Bildungsgang, so dass es im Gegensatz zum zweiphasigen Lehramtsstudium in der BRD keine Trennung von theoretischer Unterrichtung und Lehrpraxis gab. In jedem Studienjahr galt es mehrwöchige Praktika zu absolvieren sowie das Große Schulpraktikum am Ende des Studiums. Das Studium fand an Universitäten und Hochschulen statt und schloß nach der Anfertigung und Verteidigung einer Diplomarbeit mit dem akademischen Grad Diplomlehrer ab. Eine Ausnahme hiervon machte die Ausbildung der Lehrer für die unteren Klassen (Unterstufenlehrer der Polytechnischen Oberschule) und Erzieher, wofür es ein dreijähriges, später vierjähriges Fachschulstudium an einem Institut für Lehrerbildung zu absolvieren galt, für das kein Abitur Zugangsvoraussetzung war. Die erzieherischen und pädagogischen Berufe waren somit in der DDR akademische Berufe mit dementsprechenden Anforderungen.
Die Ausbildung der Lehrer galt als fachlich gut, praxisnah und hervorstechend auf Methodik zugeschnitten, so daß die Absolventen auf Belange und Probleme des realen Schulalltags vorbereitet wurden. Eine didaktische Qualifizierung in einer Reflexion über die Auswahl der Lerngegenstände war nicht vorgesehen, da der Staat diese strikt vorgab.
Allgemeines
Ausbildung der Diplomlehrer
Aufbau und Ablauf des Studiums
Für den Ablauf eines Studienjahres galten die Anweisungen und Festlegungen des MfHF. Für sämtliche Diplomlehrerstudiengänge war der Rahmenablaufplan in Kraft.
1. Semester | ||
Lehrveranstaltungen | 17 | Wochen |
Prüfungen | 1 | Woche |
Vorlesungsfreie Zeit (Selbststudium, Exkursionen, Laborarbeiten usw.) |
3 | Wochen |
2. Semester | ||
Lehrveranstaltungen | 16 | Wochen |
Prüfungen | 2 | Wochen |
Ferienlagerpraktikum | 4 | Wochen |
Exkursionen in Biologie und Geographie | ||
3. Semester | ||
Lehrveranstaltungen | 13 | Wochen |
Prüfungen | 1 | Woche |
Vorlesungsfreie Zeit | 3 | Wochen |
4. Semester | ||
Lehrveranstaltungen | 16 | Wochen |
Pädagogisch-psychologisches Praktikum | 3 | Wochen |
Prüfungen | 2 | Wochen |
Praktika Biologie, Geographie, Sport | ||
5. Semester | ||
Lehrveranstaltungen | 17 | Wochen |
Prüfungen | 1 | Woche |
Vorlesungsfreie Zeit | 3 | Wochen |
6. Semester | ||
Lehrveranstaltungen | 16 | Wochen |
Fachpraktikum | 4 | Wochen |
Prüfungen | 2 | Wochen |
Beginn der Diplomarbeit | ||
7. Semester | ||
Lehrveranstaltungen | 16 | Wochen |
Prüfungen | 2 | Wochen |
Diplomarbeit | 3 | Wochen |
8. Semester | ||
Ferstigstellung der Diplomarbeit | 3 | Wochen |
Großes Schulpraktikum | 13 | Wochen |
Prüfungen und Verteidigung der Diplomarbeit | 6 | Wochen |
Großes Schulpraktikum
Das große Schulpraktikum galt als entscheidender Abschnitt des Studiums für künftige Lehrer an der allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule. Es fand im 8. Semester statt und dauerte 13 Wochen einschließlich seiner Auswertung. Die Studenten mußten ihr fachliches, pädagogisches und politisches Wissen und Können nachweisen und sollten zudem zu einem höheren Verwantwortungsbewußtsein für den Ganztagsprozeß von Bildung und Erziehung geführt werden. Die Tätigkeit der Studenten war voll auf die möglichst selbständige Planung, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung des Unterrichts in ihrem Hauptfach und Nebenfach konzentriert. Als zentrale Anforderung wurde gestellt, auf der Grundlage des verbindlichen Lehrplanwerks systematische Erfahrung im Lehren zu sammeln und zu lernen, einen lebendigen, interessanten, wissenschaftlichen und parteilischen Unterricht zu erteilen. Des weiteren bestand ein wesentlicher Aufgabenbereich darin, als Assistent eines Klassenlehrers an der Beratung und Lösung alltäglicher Probleme des Schullebens mitzuwirken. Im Mittelpunkt sollte dabei die Arbeit mit den Schülern während des ganztägigen Erziehungs- und Bildungsprozesses stehen.
Um eine hohe Effektivität des großen Schulpraktikums zu erreichen, wurden fachlich-methodischer Anspruch und zeitlicher Ablauf unter stetig steigenden Anforderungen an die Studenten gestaltet. Die allgemeine Gliederung sah folgendermaßen aus:
- In der 1. Woche sollten die Studenten vom Direktor und von ihrem Mentor mit der Schule, den Klassenleitern, den Fachlehrern, der FDJ-Leitung und den Klassen vertrautgemacht werden. In den vorgesehenen Einsatzklassen mußte außerdem 12 bis 15 Stunden hospitiert werden. Ferner hatten die Studenten die aktuellen Bildungs- und Erziehungspläne ihrer Einsatzklassen zu studieren und unter Berücksichtigung von Hinweisen der Mentoren die Planung der Stoffeinheiten vorzunehmen, die ab der 2. Woche erteilt werden sollten.
- In der 2. Woche erteilten die Studenten Unterricht in den zwei Fächern ihrer Fächerkombination. Die Anzahl der Stunden wurde von 6 Wochenstunden schrittweise so erhört, daß mit der 4. oder 5. Praktikumswoche höchstens 16 Wochstunden gelehrt wurden. Der Grad der Selbständigkeit von Vorbereitung und Planung steigerte sich kontinuierlich, begleitet von einer fortlaufenden Hospitationstätigkeit der Studenten.
- Von der 3. Woche an erfolgte in enger Verbindung mit der Lehre die Einbeziehung der Studenten in den außerunterrichtlichen Bildungs- und Erziehungsprozeß. Das bedeutete Unterstützung von Pionier- und FDJ-Veranstaltungen sowie die Durchführung von nachmittäglichen Arbeitsgemeinschaften. Des weiteren galt es, mit dem Klassenleiter und dem Elternaktiv zusammenzuarbeiten und Elternbesuche, Elternabende etc. durchzuführen.
- In der letzten Woche führten Direktor und Mentor mit den Studenten die Auswertung der Ergebnisse des großen Schulpraktikums durch. Während eines Abschlußgesprächs wurde die schriftliche Beurteilung bekanntgegeben und erläutert.
Allgemeine Schwerpunkte des Studiums
Fachwissenschaftliche Ausbildung
Pädagogik
Psychologie
Methodiken der Unterrichtsfächer
Pädagogische Praktika
Wahlweise-obligatorische Ausbildung
Fremdsprachliche Ausbildung
Studentensport
Sprecherziehung
Technik der Arbeit mit audiovisuellen Unterrichtsmitteln
Einführung in die Logik
Kulturell-ästhetische Bildung und Erziehung
Marxismus-Leninismus
Zivilverteidigung
Zur fachwissenschaftlichen Ausbildung
Das Fachstudium wurde in drei Pahsen unterteilt. In der ersten Phase, die die ersten zwei Semester umfasste, wurde neuere deutsche Literatur, also die Literatur seit Beginn des 15. Jahrhunderts gelehrt. Insbesondere die analytische Reflexion erzählender Texte, aber auch werkimmanente und intertextuelle Textzugänge standen im Erkenntnisvordergumnde.
Mathematik
Physik
Chemnie
Biologie
Geographie
Polytechnik
Geschichte
Staatsbürgerkunde
Russisch
Englisch
Französisch
Kunsterziehung
Musikerziehung
Sport
Ausbildung der Erzieher
Ausbildung der Pionierleiter
Ausbildung von Kindergärtnerinnen
Qualifizierung von Leitungskadern
Quellen
- Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik, herausgegeben vom Ministerium für Volksbildung – Hauptabteilung Lehrerbildung
Lehrerbildung in der DDR. Dokumente und gesetzliche Bestimmungen. 1972, in der Fassung von 1976