Benutzer:Elya/Kall

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Die Kalltalgemeinschaft war ein ein Siedlungsexperiment einer Gruppe progressiver Künstler aus Köln in den Jahren 1919 bis 1921. Sie zogen in das Dorf Simonskall bei Hürtgenwald in der Eifel, um den Traum einer proletarischen Schriftsteller- und Künstlerkolonie und mit gemeinsamer künstlerischer Produktion zu verwirklichen. Publikationsorgan der Gruppe wurde die Kalltalpresse, die zum Teil in Simonskall auf einer Handpresse entstand. Kern der Gruppe waren Franz Seiwert sowie Käthe Jatho-Zimmermann und ihr Mann Carl Oskar Jatho, als Autor der Kalltalpresse trat außerdem der Maler und Bühnenbildner Hans Nitzsche in Erscheinung.

Vorgeschichte und Kontext

Franz Seiwert hatte das Ehepaar Jatho noch während des Weltkriegs anlässlich der Vortrags- und Diskussionsabende von Kriegsgegnern 1916 in deren Kölner Wohnung (Moltkestraße 8) kennengelernt. Hans Nitzsche gelangte über Jathos Bruder Heinz Jatho in die Gruppe.

Den erweiterten Freundeskreis bildeten Mathilde von Mevissen, die Schauspieler Aribert Wäscher und Hans Schweickart, Otto Freundlich, Angelika und Heinrich Hoerle, Marta Hegemann und Anton Räderscheidt. Vermutlich gehörte auch Irene Mermet dazu, die spätere Lebensgefährtin von Ret Marut (= B. Traven) und Mitherausgeberin der anarchistischen Zeitschrift Der Ziegelbrenner.[1]

Die unmittelbare Nachkriegszeit in Köln war geprägt von einer kurzen revolutionären Phase, abgelöst von der britischen Besatzungsmacht seit Anfang Dezember 1918. Eine Vielzahl an radikalen, sozialrevolutionären oder anarchistischen Strömungen lässt sich nachweisen, darunter die Kölner Dada-Bewegung um Johannes Theodor Baargeld und Max Ernst. Die Gruppe um die Jathos wird in diesem Zusammenhang als eine der frühesten „Gemeinschaftsbildungen, die aus der Betroffenheit durch den Krieg erwuchs“ beschrieben[1]

Ansiedlung in Simonskall

Ziel: „kommunitäre Wohnerfahrung“ und künstlerische Produktion, Umgehen der Pressezensur der britischen Besatzungsmacht


Publikationen der Kalltalpresse


Literatur

  • Die Kalltal-Presse 1919-1921. Eine Künstlergemeinschaft in Hürthgenwald-Simonskall. Geschichtsverein Hürthgenwald e.V., Hürthgenwald 1994.
  • Reinhard Schilf: Die Kalltalpresse 1919–1921 in: Gertrude Cepl-Kaufmann, Gerd Krumeich, Ulla Sommers (Hg.): Krieg und Utopie. Kunst, Literatur und Politik im Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg. Begleitband zur Ausstellung 2006, Bunkerkirche Düsseldorf, Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter. Klartext Verlag, Essen 2006, S. 146–154.
  • Reinhard Schilf (Hrsg.): Experiment Kalltalgemeinschaft. Die Kölner Progressiven in Simonskall 1919–1921; Rheinische Edition, 2008; ISBN 978-935221-97-9.

Einzelnachweise

  1. a b Uli Bohnen, Dirk Backes, Alexandra Gross: Max Ernst und die Kölner Szene 1917–1921, in: Wulf Herzogenrath (Hrsg.): Max Ernst in Köln. Die rheinische Kunstszene bis 1922. Rheinland-Verlag, Köln 1980. ISBN 3-7927-0542-7, S. 131.