Benutzer:Enzian44/Monarchia Sicula
Mit Monarchia Sicula, auch Legazia apostolica, wird die besondere Form des Verhältnisses von Staat, genauer gesagt von Herrscher und Kirche im Königreich Sizilien bezeichnet, das auf das Legatenprivileg des Papstes Urban II.[1] für den Grafen Roger I. von Sizilien zurückgeführt wird. Vorrechte des sizilischen Königs in weltlichen wie in geistlichen Angelegenheiten wurden auch im Vertrag von Benevent zwischen Hadrian IV. und Wilhelm I. von Sizilien festgeschrieben, teilweise auf die Insel Sizilien beschränkt. Eine besondere Rechtsstellung der sizilischen Könige wurde schon von zeitgenössischen Juristen wie Huguccio erkannt. In der angiovinischen und aragonesischen Periode gehen solche Eingriffe zurück, erst die Entdeckung des Textes des Legatenprivilegs durch Giovan Luca Barberi, einen führenden Mitarbeiter der Finanzbehörde, und dessen Zusammenstellung derjenigen kirchlichen Benefizien, über die das regio padronato (königliches Patronatsrecht) ausgeübt werden konnte, machte aus dem Konzept der Monarchia eine Leitlinie politischen Handelns, das besonders in den Sacre regie visite ausgeübt wurde, in denen sowohl Kirchenzucht wie wirtschaftliche Verhältnisse überprüft und dokumentiert wurden.[2]
Der erste kuriale Kritiker war Cesare Baronio im 11. Band seiner Annales Ecclesiastici, der das Privileg Urbans für eine Fälschung der Aragonesen oder Spanier hielt und die staatskirchenrechtlichen Ansprüche der Könige für eine unberechtigte Anmaßung. Der Band durfte in Spanien nicht veröffentlicht werden.[3] Eine längere Auseinandersetzung zwischen dem Heiligen Stuhl und der Regierung Siziliens um diese Vorrechte war die sogenannte Controversia Liparitana.
Aufgehoben wurden diese Vorrechte schließlich durch Pius IX. im Jahre 1864, auch wenn die Publikation bis 1867 aufgeschoben wurde, und der italienische Einheitsstaat verzichtete 1871, also nach der Annektion des Kirchenstaates, in Artikel 15 des Garantiegesetzes endgültig auf diese königlichen Vorrechte.
Anmerkungen
- ↑ It. Pont. VIII, S. 25f. Nr. 81.
- ↑ Paolo Collura: Le Sacre regie Visite alle chiese della Sicilia, in Archiva Ecclesiae 22-23, 1980, S. 443–451
- ↑ Horst Enzensberger: Beiträge zum Kanzlei- und Urkundenwesen der normannischen Herrscher Unteritaliens und Siziliens, Kallmünz 1971, S. 8f.
Literatur
- Hans-Jürgen Becker: Monarchia Sicula. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 728 f.
- Franz Jacob Sentis
- F. Scaduto
- E. Caspar
- Déer
- Gaetano Catalano: Studi sulla Legazia Apostolica di Sicilia. Reggio Calabria 1973
- Salvatore Fodale: L‘Apostolica Legazia e altri studi su Stato e Chiesa. Editrice Sicania, Messina 1991.
- Salvatore Vacca (Hrsg.): La Legazia Apostolica. Chiesa, potere e società in Sicilia in età medievale e moderna. Presentazione di Cataldo Naro. SalvatoreSciascia Editoe, Caltanisestta – Roma 2000.
Weblinks
- Johann Peter Kirsch: Monarchia Sicula. In: Catholic Encyclopedia, Band 10, Robert Appleton Company, New York 1911.
- Monarchia Sicula. Publikationen in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii.