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Thursday Next (wörtlich übersetzt „Donnerstag Nächster“) ist die Protagonistin in einer Reihe von Romanen des walisischen Autors Jasper Fforde.
Die Bücher spielen in einer Parallelwelt. Dort lebt Thursday Next im englischen Swindon und gehört dem paramilitärischen Special Operations Network sowie Jurisfiktion an. Ihre Abteilung SpecOps-27 ist hauptsächlich betraut mit dem Fangen von Fälschern und Schmugglern illegaler Buchkopien; Literatur wird als nationaler Schatz begriffen.
Viele der Vorkommnisse wirken bizarr, sind jedoch innerhalb des von Fforde geschaffenen Universums völlig normal. Nicht nur gelangen fiktive Charaktere aus Büchern in die „wirkliche Welt“, es kommt auch zu Zeit-Anomalien und genetischen Unfällen.
Die Romane mischen Science-Fiction mit Fantasy-Elementen. In Bezug auf den skurillen Humor stellt man sie Douglas Adams oder Monty Python gegenüber. Aufgrund ihres dystopischen Charakters ist die Geschichte auch mit Werken wie Brazil oder Fahrenheit 451 vergleichbar.
Die fiktive Welt der Romane
Während die physische Geographie unserer und Thursdays Welt die selbe zu sein scheinen, unterscheidet sich die Historie in manchen Aspekten enorm. In Großbritannien gibt es einen auf Lebenszeit regierenden Präsidenten, das Land führt seit mehr als 100 Jahren den Krimkrieg gegen das noch immer zaristische Russland, Wales hat seine Unabhängigkeit erklärt und existiert als prokommunistische „Volksrepublik Wales“, und Literatur wird so ernst genommen, dass es zwischen den Anhängern verschiedener literarischer Strömungen zu Straßenkämpfen kommt.
Mit dem alternativen geschichtlichen Verlauf einher ging die technische Entwicklung. Kürzere Reisen unternimmt man „archaisch“ mit der Eisenbahn oder dem Luftschiff, da der Düsenantrieb nie über einen Prototyp hinaus ging und somit moderne Flugzeuge unbekannt sind, während Tunnel durch den Erdmittelpunkt Paris, New York, Sydney und Tokio verbinden – laut Buch das „möglicherweise die größte Ingenierleistung, die sich die Menschheit je vorgenommen hatte“.
Geschichte und Technik Großbritanniens sind nach dem WW II stark von der Goliath Corporation geprägt. Sie unterstützte das Land beim Wiederaufbau. Unter dem Motto „von der Wiege bis zur Bahre“ durchwirkt sie sämtliche Wirtschaftszweige und ist in beiden Häusern vertretten.
Krimkrieg
Der Krimkrieg (Crimean war oder Crimea) in Jasper Ffordes Büchern wird wie der historische Krimkrieg zwischen dem zaristischen Russland und einer Koalition rund um Großbritannien geführt. Wie das Original im Jahr 1854 erklärt, kämpfen in dem fiktiven Krieg beide Seiten in einem 131 Jahre alten Stellungskampf um die Halbinsel Krim und die wichtigste Festung, die Hafenstadt Sewastopol. Im Jahr 1975 gelang es den britischen Truppen, die zaristischen Einheiten von der Halbinsel zu drängen und die Front nach Norden auf das Festland zu verlagern. Dort jedoch kam sie zum Stillstand und verharrt seitdem in Grabenkämpfen.
Thursday Next diente 1973 an der Front als Fahrerin eines gepanzerten Truppentransporters in einer Light Armoured Brigade. Dort verliebte sie sich in ihren späteren Mann, den damaligen Lieutenant Landen Parke-Laine. Bei einem misslungenen Angriff auf russische Artilleriestellungen wird der größte Teil ihrer Einheit, darunter ihr Bruder Anton, getötet. Mitverantwortlich für das Fiasko ist ihr Bruder, der die Truppe in eine falsche Richtung führte. Diese Szene ist eine modernisierte Form der Schlacht von Balaklawa. Next selbst wird für ihre Tapferkeit ausgezeichnet, da sie nach dem Abbruch des Angriffs auf das Schlachtfeld zurückkehrte und Verwundete barg.
Der Krimkrieg in Ffordes Büchern erinnert, wie auch andere Elemente, an die Kriege in Orwells 1984. Der periphere und nie enden wollende Konflikt wird einerseits benutzt, um die Bevölkerung in einen ständigen Alarmzustand zu versetzen und so zu kontrollieren. Andererseits dient die Kriegserfahrung breiter Bevölkerungsschichten als verbindendes Element, um die Nation zusammenzuhalten und die Akzeptanz gegenüber den paramilitärischen SpecOps zu erhöhen. Ein Beispiel dafür ist Next’ Bruder Joffy, der obwohl Priester, ebenfalls an der Front war und dort als Militärgeistlicher diente. Bei Fforde wird die gleiche Begründung genannt, die einst England und Frankreich lieferten, als sie Russland den Krieg erklärten: Eindämmung des russischen Expansionsdranges. Ebenso werden die Proteste aufgegriffen, die es damals in Großbritannien gegen den Krimkrieg gab.
SpecOps
SpecOps ist die Abkürzung für das Special Operations Network. Dieses gliedert sich 1988 in mindestens 64 Teilbereiche, wobei die Aufgaben von Abteilung eins bis zwanzig strengster Geheimhaltung unterliegen. Finanziert werden sie offiziell alle direkt von der Regierung. Laut Gerüchte kommt das Geld von der Goliath Corporation. Jeder Bereich unterhält örtliche Vertreter, die aufmerksam jedwede Probleme in den einzelnen Regionen des Landes beobachten.
Nur wenig von der Arbeit der SpecOps wird öffentlich. Millon de Floss, der offizielle Stalker und Biograph von Thursday, kommt in seinem Standardwerk „A short History of the Special Operations Network" zu dem Schluss:
„Wie jede andere große Regierungsbehörde sieht es (das Netzwerk) auf dem Papier hervorragend aus, ist jedoch eigentlich ein heilloses Durcheinander. Kleinliche interne Streitigkeiten und politische Interessen, Arroganz und reine Sturheit garantieren geradezu, dass die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut.“
Gentechnik
Die Gentechnik ist unserer so weit voraus, dass frei verkäuflich home cloning kits klonen mit Küchenutensilien erlauben. Experimente mit genetischem Code sind ein fester Bestandteil der Ffordeschen Next-Reihe. Auch in diesem Punkt zeigt sich sein dystopischer Ansatz, scheinen doch all diese Versuche schief zu gehen. Sie führten zur Verbreitung von mangelhaften Dodos (dt. Dronte) und Tasmanischen Tigern als Haustiere. Thursdays Dodo, eine Version 1.2, zum Beispiel hat keine Flügel, andere schlüpften etwa mit pinkfarbenem Gefieder.
Auch wurden zu deren Leidwesen mittels in Knochen gefundener genetischer Reste Neandertaler wiederbelebt. Ursprünglich als „nichtmenschliche Versuchsobjekte“ für Medikamentenexperimente geplant, ließ die Goliath Corporation sie nach Protesten frei, zudem sie sich aufgrund vollständiger Friedfertigkeit auch nicht als Soldaten eigneten. Jedoch sind die Klone steril und zum erneuten Aussterben verurteilt.
Die Buchwelt
Die Buchwelt ist die Heimat fiktiver (in Bezug auf Thursdays Realität) Charaktere der Literatur und mündlichen Überlieferung. Sie existiert für jede Sprache als Große Bibliothek, die sämtliche Ausgaben aller Bücher enthält. Die Große Bibliothek hat ein Stockwerk für jeden Buchstaben. Dazu kommen 26 Tiefgeschosse, der Brunnen der Manuskripte, mit der Textsee zu unterst. Im Brunnen der Manuskripte befinden sich sämtliche unveröffentlichte Werke und die Produktion neuer statt. Unabhängig davon grenzen die Genre wie Länder aneinander.
Die Romane
Der Fall Jane Eyre
Der Fall Jane Eyre (The Eyre Affair, 2004) ist der erste Roman um die Agentin Thursday Next. In ihm jagt sie das Verbrechergenie Acheron Hades, kämpft gegen die kriminellen Pläne der allmächtigen Goliath Corporation, versucht, den Krimkrieg zu beenden und schreibt Charlotte Brontës Roman „Jane Eyre“ um.
Dies alles passiert in einem alternativen Großbritannien des Jahres 1985. Next arbeitet in London als LiteraturAgentin (LitAg) für die Abteilung SO-27 des Special Operation Networks. Da Literatur in ihrer Welt sehr ernst genommen wird, ist es ein schwerer Schlag, als das Original-Manuskript von Charles Dickens Erzählung „Martin Chuzzlewit“ gestohlen wird. Aufgrund der mysteriösen Umstände des Raubes wird der Erzverbrecher Acheron Hades als Täter verdächtigt.
Hades ist eine Verkörperung des wahren Bösen („Ich bin nicht verrückt, ich habe nur, nunja, eine etwas andere Moral, das ist alles.“). Außerdem ist er schwer zu töten, hat keinen Schatten und erscheint nicht auf Videobändern. Er kann sich in beliebiger Gestalt zeigen und besitzt die Fähigkeit, andere Menschen zu allem zu bringen. Next hatte ihm jedoch einmal widerstanden, als er als Lehrer eines Literaturseminars an der Uni versuchte, sie zu verführen. Und sie weiß daher auch, wie er aussieht. Eine wesentlich geheimere Einheit, SO-5, glaubt daher, sie könne bei der Suche nützlich sein und engagiert sie.
Die Jagd gerät zum Fiasko. Hades flieht und erschießt dabei mehrere SO-Agenten. Lediglich Next überlebt leicht verletzt. Im Krankenhaus begegnet ihr eine zukünftige Version von sich selbst, die ihr rät, in ihrem Heimatort Swindon nach Hades zu suchen. (Zeitreisen sind in dieser Welt möglich und werden von einer eigenen SO-Einheit, der ChronoGarde (SO 12), überwacht.) Dort begegnet sie nach langer Zeit ihrer Familie wieder, unter anderem auch ihrem Onkel Mycroft. Der geniale Wissenschaftler hat gerade eine Maschine erfunden, die dank Bücherwürmern in der Lage ist, ein Portal zu schaffen, das Menschen Zutritt zu Büchern ermöglicht.
Hades erfährt davon und stiehlt das Portal samt Erfinder und dessen Frau Polly. Mycroft wird gezwungen, ihm bei dem Plan zu helfen, Figuren aus den Romanen zu entführen und so die Regierung zu erpressen. Jedoch gelingt es Mycroft, das Manuskript von Dickens Martin Chuzzlewit zu zerstören, weshalb Hades ein anderes stehlen muss. Er raubt das Original von Charlotte Brontës Roman Jane Eyre und entführt die Hauptfigur. Nexts Versuch, dies zu verhindern, wird erschwert durch Jack Schitt von der Goliath Corporation, der das Portal besitzen will. Daneben taucht immer mal wieder ihr Vater aus dem Nirgendwo auf, um die Zeit anzuhalten, kryptische Dinge zu erzählen und wieder zu verschwinden; schmerzhafte Kriegserinnerungen müssen verarbeitet und die daran zerbrochene Beziehung zu ihrer alten Liebe Landen Parke-Laine (Anspielung auf die Park-Lane in Monopoly) gekittet werden.
Obwohl voller literarischer Anspielungen, liegt der Schwerpunkt des Buches auf den Thriller-Elementen und Spannungsbögen. Daher muss, wer es genießen will, nicht unbedingt „Jane Eyre“ gelesen haben. Die Geschichte lebt außerdem von Ffordes absurden Einfällen. Nicht alle von ihnen sind rasend komisch, einige jedoch haben durchaus die Qualität von denen Douglas Adams'. Zum Beispiel das Theater, das seit Jahren das Shakespeare-Stück „Richard III.“ allein mit Darstellern spielt, die aus dem Publikum rekrutiert werden. Wie in dem Genre üblich werden auch gesellschaftliche Entwicklungen – bei Fforde sind es unter anderem Medien – erfolgreich karikiert.
In einem anderen Buch
In einem anderen Buch (Lost in a Good Book) (2004) ist der zweite Roman aus der "Thursday Next"-Reihe.
Thursday muss diesmal wieder gegen die Goliath Corporation kämpfen, die Jack Schitt wieder haben wollen und um Thursday zu erpressen ihren Ehemann Landen Parke-Laine von der berüchtigten ChronoGarde haben nichten lassen . Obendrein geht am 12. Dezember die Welt unter, wenn sie und ihr zeitreisender Vater nicht herausfinden, warum sich plötzlich alles in rosa Soße verwandelt. Thursdays Fähigkeit, in Bücher „springen“ zu können, hat sich im ersten Band bereits angedeutet und wird nun mit Hilfe von Miss Havisham, der alten Jungfer aus Charles Dickens Roman „Große Erwartungen“, zur Perfektion gebracht.
Im Brunnen der Manuskripte
Im Brunnen der Manuskripte (The Well Of Lost Plots, 2005) ist der dritte Band um Thursday Next.
Während sich die alleinstehende Thursday (ihr Ehemann wurde im letzten Buch von der Goliath Corporation genichtet) auf Mutterschaftsurlaub auf einem Hausboot im Brunnen der Manuskripte befindet, bereitet sie sich doch auf die Große Dienstprüfung der Jurisfiktion vor und steht alsbald vor dem Problem, sich mit einem Mörder von Jurisfiktion-Agenten, der die Manipulation am neuen Buchbetriebssystem verdecken will, herumschlagen zu müssen.
Es ist was faul
Es ist was faul (Something Rotten, 2006) ist der vierte Band der Abenteuer von Thursday Next.
Der Romantitel spielt auf eine Zeile aus Shakespeares „Hamlet“ an (Es ist was faul im Staate Dänemark) und so nimmt es nicht Wunder, dass die Literaturbereinigungsagentin dieses Mal von Hamlet höchstpersönlich begleitet wird und sich einem geplanten atomaren Weltuntergang durch Yorrick Kaine von der Goliath Corporation entgegenstellen muss. Das letzte Kapitel enthält einige kuriose Zeitparadoxa in denen Thursday sowohl ihr zukünftiges Ich kennenlernt als auch ihre ungeborene Enkelin.
Irgendwo ganz anders
Irgendwo ganz anders (First among Sequels, Juli 2007) - Der Roman spielt 14 Jahre nach „Es ist was faul“. Thursday hat sich offiziell ins Privatleben zurückgezogen, arbeitet aber verdeckt weiterhin für die offiziell aufgelöste SpecOps und noch weniger Menschen wissen darüber Bescheid, dass sie auch noch für Jurisfiktion arbeitet. Im Wesentlichen geht es darum, dass Zeitreisen noch nicht erfunden sind und nur deshalb funktionieren, weil man davon ausgeht, dass sie einst erfunden werden. Nun scheint es aber so zu sein, dass diese Erfindung bis zum Ende der Zeit nicht gemacht wird, weshalb das gesamte System zusammenzubrechen droht. Einzig Lösung für das Problem stellt das Rezept von Onkel Mycroft dar, das Rührei wieder aufspalten kann. Thursday will das Rezept versteckt halten, die ChronoGarde sieht das freilich anders und Goliath mischt natürlich kräftig mit. Der Roman ist, wie der Originaltitel schon andeutet, als Cliffhanger konzipiert.
Das nächste Buch mit dem Titel „One of Our Thursdays is Missing“ ist für Sommer 2010 angekündigt.
Medien
Literatur
- Jasper Fforde: Der Fall Jane Eyre, Dtv - ISBN 3423243791
- Jasper Fforde: In einem anderen Buch, Dtv - ISBN 3423244305
- Jasper Fforde: Im Brunnen der Manuskripte, Dtv - ISBN 342324464X
- Jasper Fforde: Es ist was faul, Dtv - ISBN 3423245689
- Jasper Fforde: First Among Sequels, (noch nicht auf Deutsch erschienen) - ISBN 0340835753
Hörbuch
- Jasper Fforde: Der Fall Jane Eyre, 3 CDs, Patmos - ISBN 3491911915
- Jasper Fforde: In einem anderen Buch, 3 CDs, Patmos - ISBN 3491912075
Weblinks
- Offizielle Website zu Thursday Next (Englisch)
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