Benutzer:EvaKatharinaB/Artikelarbeit (WS 2020)

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Hier entsteht Artikel Sachcomic im Rahmen eines universitären Kurses.

Sachcomic ist eine Bezeichnung für die Darstellung gesellschaftlich wichtiger Themen oder wissenschaftlicher Disziplinen in Form eines Comics. Diese sind zum größten Teil graphisch aufbereitet und in einfacher Sprache verfasst.[1] Sachcomics haben das Ziel ein besseres Verständnis der Welt zu schaffen, indem sie ein großes komplexes Thema in kleine Einheiten zerlegen.[2]

Sachcomic-typische Merkmale sind Humor, Übertreibungen, Spannung und Emotionen. Sachcomics sind Comics, welche nicht nur auf die Unterhaltung der Leser oder Leserinnen abzielten.[3]

Abgrenzung

Angesichts der zahlreichen Veröffentlichungen, die dem Genre Sachcomic zugeordnet werden können, ist es schwer eine einzige Definition des Begriffes Sachcomics zu bestimmen, so Jonas Engelmann. Wichtig ist zu differenzieren welche Form des Sachcomics in diesem Artikel thematisiert werden soll. Im Unterschied zu Comics, welche über den korrekten Gebrauch einer Zahnbürste oder den Schutzmaßnahmen im Falle eines Flugzeugabsturzes aufklären sollen, kommen klassische Einführungssachcomics und Künstlerbiografien Sachbüchern sehr nahe. Diese sollen den Schwerpunkt für diesen Beitrag bilden.[4]

Geschichte

Geht man in der Geschichte zurück, findet man mehrere mögliche Ursprünge des Sachcomics. Wird der Comic als ein Werk betrachtet, das man der Sequenziellen Bildenden Kunst zuordnen kann, lassen sich die Anfänge seiner Entwicklung bis in die Steinzeit zurückverfolgen.[5]

Ein Ursprung des Sachcomics führt ins 19.Jahrhundert. Orselli und Sohet verweisen auf die bildnerischen Kriegsreporter-Beispiele während dem ersten Weltkrieg als Frühform der heutigen Sachcomics. Die Comicserie Texas History Movies, welche das erste Mal im Oktober 1926 in der Zeitung The Dallas Morning News in den USA erschienen ist, wurde ebenfalls schon damals für ihre Wissensvermittlung gelobt. Etwa zeitgleich erkannte der französischen Soziologen Pierre Bourdieu das Potential der Wissensvermittlung durch Bilder in Europa. Seine Schule startetet ein Projekt namens Comic-Fanzine für die Soziologie und schuf so einen der ersten Sachcomics in Frankreich.[6]

Auffällig ist, dass am Beginn Sachcomics fast ausschließlich gesellschaftlich Relevante Ereignisse als Anlass hatten. So auch ein Sachbuch-Comic Martin Luther King and the Montgomery Story von 1957, ein 16-seitiges Comic-Buch über Martin Luther King Jr., Rosa Parks und den von der Fellowship of Reconciliation veröffentlichten Montgomery-Busboykott.[7]

Die Gilberton Company veröffentlichte zwischen 1946-1961 mehrere NonFiction Comic Reihen und verteidigte so die Spitze der Branche. Das erste Werk trug den Titel The Adventures of Marco Polo. Ein wichtiger Absatzmarkt war erstmals auch die Bildungsindustrie und die Schulen.[8]

Die Comic-Serie American Splendor, veröffentlicht von 1976 bis 2008 in den USA trug maßgeblich dazu bei, die Wertschätzung und Wahrnehmung der Graphic Novels und Non-fiction comics, der gezeichneten Memoiren und der autobiografischen Comic-Erzählung zu verändern und zu verbessern.[9]

In Deutschland, wo der Comic kein besonders hohes Ansehen genoss, findet man bis zur Jahrtausendwende nur vereinzelt Sachcomics für Erwachsene. Mit Ausnahme eines kleinen Booms in den späten Siebzigern, als der Rowohlt-Verlag mit seiner „… für Anfänger“-Reihe sechsstellige Verkaufszahlen erzielte, was jedoch weniger dem Medium Comic als den richtigen Inhalten zur richtigen (Friedensbewegungs-)Zeit zu verdanken war: Mao, Marx, Lenin, Atomkraft und Imperialismus für Anfänger lauteten einige der Toptitel.[10]

2010 erschien das erste Werk der Sachcomic-Reihe von TibiaPress. Als Vorlage für die deutsche Ausgaben dienten hier die englischsprachigen Bücher der Serie von Introducing, welche 1970 das erste Mal in den USA erschienen sind. Insgesamt erschienen bis dato 29 Werke der Sachcomic Reihe.

Sachcomics

Es gibt Sachcomics zu vielen verschiedenen gesellschaftlich wichtigen Themen. Ein Beispiel ist Neuland - Sachcomic zum Thema Stillen und Wochenbett von Kati Rickenbach für Schwangere und junge Eltern oder Gott höchstselbst von Marc-Antoine Mathieu. Auch der Springer Verlag veröffentlichte 2019 den Sachcomic Der Psycho-Comic: Die Klassiker der Psychologie. Er schildert eine Reise durch die Geschichte der Psychologie mit ihren zahlreichen Akteuren, den Theorien und den klassischen Experimenten.

Vor allem der Rowohlt Verlag und TibiaPress haben im deutschsprachigen Raum einen großen Stellenwert. Beide Verlage haben eine eigene Sachcomic Reihe hervorgebracht.

Rowohlt Verlag

Der Rowohlt Verlag wurde 1908 in Leipzig gegründet. In den Jahren 1979 bis 1987 sind mehrere Sachcomics der „… für Anfänger“-Reihe erschienen welche sechsstellige Verkaufszahlen erzielten.[11]

Titel

Titel ISBN Autor Jahr
Zen für Anfänger - Sachcomic 3-499-17554-1 Judith Blackstone, Zoran Josipovic 1987
Computer für Anfänger - Sachcomic 3-499-17550-9 Masoud Yazdani 1985
Frieden für Anfänger - Sachcomic 3-499-17545-2 Ian Kellas 1984
Das Kapital für Anfänger - Sachcomic 3-499-17547-9 David Smith 1983
Die Französische Revolution für Anfänger - Sachcomic 3-499-17546-0 Martin McCrory 1983
Ricardo, Marx, Keynes & Co. für Anfänger - Sachcomic 3-499-17538-X Bernd Canavan 1982
Trotzki für Anfänger - Sachcomic 3-499-17537-1 Tariq Ali 1980
Mao für Anfänger - Sachcomic 3-499-17536-3 Rius 1980
Freud für Anfänger - Sachcomic 3-499-17535-5 Richard Appignanesi 1980
Lenin für Anfänger - Sachcomic 3-499-17532-0 Richard Appignanesi 1979
Marx für Anfänger - Sachcomic 3-499-17531-2 Rius 1979
Atomkraft für Anfänger - Sachcomic 3-499-17533-9 Stephen Croall 1979

TibiaPress Verlag

Das Verlegerehepaar Annelie Löber-Stascheit und Wilfried Stascheit gründete TibiaPress im Sommer 2000 als ihren zweiten Verlag. Im Zeitraum 2010 bis 2019 sind insgesamt 29 Bänder der Sachcomic Reihe erschienen. Dabei wurden verschiedene Themen wie die Evolutionspsychologie, Sigmund Freud oder die Anthropologie behandelt. Wilfried Stascheit ist überzeugt jedes Thema kann auch einfach erklärt werden.[12]

Titel

Titel ISBN Autor Jahr
Soziologie. Ein Sachcomic 978-3-935254-55-7 John Nagle 2019
Spieltheorie. Ein Sachcomic 978-3-935254-54-0 Ivan & Tuvana Pastine 2018
Epigenetik. Ein Sachcomic 978-935254-53-3 Cath Ennis, Oliver Pugh 2018
Literaturtheorie. Ein Sachcomic 978-3-935254-50-2 Owen Holland & Piero 2017
Freud in der Diskussion. Ein Sachcomic 978-3-935254-49-6 Stephen Wilson & Oscar Zarate 2017
Evolutionspsychologie. Ein Sachcomic 978-3-935254-48-9 D. Evans & O. Zarate 2016
Wittgenstein. Ein Sachcomic 978-3-935254-47-2 John Heaton & Judy Groves 2016
Anthropologie. Ein Sachcomic 978-3-935254-46-5 M. W. Davies & Piero 2015
Machiavelli. Ein Sachcomic 978-3-935254-45-8 P. Curry & O. Zarate 2015
Teilchenphysik. Ein Sachcomic 978-3-935254-44-1 T. Whyntie & O. Pugh 2014
Nietzsche. Ein Sachcomic 978-3-935254-43-4 L. Gane & Piero 2014
Sprachlos. Eine Weltgeschichte ohne Worte 978-3-935254-42-7 Polyp 2014
Statistik. Ein Sachcomic 978-3-935254-39-7 E. Magnello, B. van Loon 2014
Unendlichkeit Ein Sachcomic 978-3-935254-40-3 B. Clegg, O. Pugh 2013
Kontinentale Philosophie Ein Sachcomic 978-3-935254-41-0 C. Kul-Want & Piero 2013
Zeit. Ein Sachcomic 978-3-935254-38-0 C. Callender, R. Edney 2013
Die Aufklärung Ein Sachcomic 978-3-935254-35-9 Lloyd Spencer, Andrzej Krauze 2012
Keynes Ein Sachcomic 978-3-935254-37-3 Peter Pugh, Chris Garratt 2012
Psychoanalyse Ein Sachcomic 978-3-935254-36-6 Ivan Ward, Oscar Zarate 2012
Relativitätstheorie Ein Sachcomic 978-3-935254-33-5 B. Bassett, R. Edney 2012
Slavoj Žižek Ein Sachcomic 978-3-935254-34-2 C. Kul-Want 2012
Quantentheorie Ein Sachcomic 978-3-935254-32-8 J.P. McEVOY 2011
Ökonomie Ein Sachcomic 978-3-935254-31-1 David Orrell, Borin Van Loon 2011
Marxismus Ein Sachcomic 978-3-935254-30-4 R. Woodfin, O. Zarate 2011
Psychologie Ein Sachcomic 978-3-935254-29-8 N. C. Benson 2011
Philosophie Ein Sachcomic 978-3-935254-28-1 D. Robinson, J. Groves 2011
Evolution Ein Sachcomic 978-3-935254-27-4 D. Evans, H. Selina 2011
Shakespeare Ein Sachcomic 978-3-935254-25-0 N. Groom, Piero 2011
Ethik Ein Sachcomic 978-3-935254-24-3 D. Robinson, C. Garratt 2011
Logik Ein Sachcomic 978-3-935254-23-6 D. Cryan, S. Shatil, B. Mayblin 2010
Kapitalismus Ein Sachcomic 978-3-935254-22-9 D. Cryan, S. Shatil, Piero 2010

Wissensvermittlung durch Sachcomics

Die hohen Potenziale der gesteigerten Wissensvermittlung zeigt sich vor allem durch die Überwindung des linearen Erzählens durch Comics. Das begründet Markus Prechtl in seiner Arbeit Comics und Bildergeschichten - Chancen für den Chemieunterricht durch eine positive affektive Bindung zum Lerngegenstand der Schüler und Schülerinnen. [13] Die visuellen Botschaften werden besser verstanden und können so Wissen auf attraktive Weise vermitteln. [14]

Die Website Comics in Education widmet sich des weiteren der Untersuchung der Verwendung von Comics im Klassenzimmer. Im Alltag beschränkt sich die Verwendung der visuellen Hilfestellungen häufig nur auf die Unterstützung von Leseanfänger*innen. Der Schwerpunkt von Comics in Education liegt darauf, zu zeigen, dass das Verstehen, Entschlüsseln und Bedeuten von visuellen Erzählungen für Lernende aller Altersgruppen und Fähigkeiten noch nie so wichtig war wie heute. Sachcomics sind besonders gut zum leichten Einstieg in eine neue Materie geeignet. Sie stellen ein Nachschlagewerk mit Spaßfaktor aufgrund der Informationseinbindung in guten Geschichten dar.[15]

Literatur

  • Urs Hangartner: Sachcomics. In: Comics und Graphic Novels: Eine Einführung. J.B. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-05443-2, S. 291–303, doi:10.1007/978-3-476-05443-2_17
  • Urs Hangartner, Felix Keller, Dorothea Oechslin: Wissen durch Bilder: Sachcomics als Medien von Bildung und Information. transcript Verlag, 2014, ISBN 978-3-8394-1983-0

Weblinks

TibiaPress Infocomics

Rowohlt Verlag

Comics in Education

Einzelnachweise

  1. Urs Hangartner: Sachcomics. In: Comics und Graphic Novels: Eine Einführung. J.B. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-05443-2, S. 291–303, doi:10.1007/978-3-476-05443-2_17 (DOI=10.1007/978-3-476-05443-2_17 [abgerufen am 22. Januar 2021]).
  2. Zita Bereuter: Es muss nicht alles kompliziert sein. Abgerufen am 4. Februar 2021.
  3. Urs Hangartner, Felix Keller, Dorothea Oechslin (Hrsg.): Sachcomic - Ein Manual für die Praxis. Hochschule Luzern.
  4. Von: Jonas Engelmann: Nicht nur für Anfänger – Comic.de. Abgerufen am 9. März 2021 (deutsch).
  5. Entwicklung des Comics. In: Wikipedia. 20. Februar 2021 (wikipedia.org [abgerufen am 17. März 2021]).
  6. Urs Hangartner, Felix Keller, Dorothea Oechslin: Wissen durch Bilder: Sachcomics als Medien von Bildung und Information. transcript Verlag, 2014, ISBN 978-3-8394-1983-0 (google.de [abgerufen am 1. Februar 2021]).
  7. Grace Bello: A Comic Book for Social Justice. Abgerufen am 9. März 2021.
  8. Randy Duncan, Michael Ray Taylor, David Stoddard: Creating Comics as Journalism, Memoir and Nonfiction. Routledge, 2015, ISBN 978-1-317-91319-1 (google.at [abgerufen am 17. März 2021]).
  9. JT Wald-man July 3, 2012: Graphic Memoir: The Legacy of Harvey Pekar | Jewish Book Council. 3. Juli 2012, abgerufen am 17. März 2021 (englisch).
  10. Von: Jonas Engelmann: Nicht nur für Anfänger – Comic.de. Abgerufen am 15. Februar 2021 (deutsch).
  11. Von: Jonas Engelmann: Nicht nur für Anfänger – Comic.de. Abgerufen am 17. März 2021 (deutsch).
  12. Es muss nicht alles kompliziert sein. Abgerufen am 29. Januar 2021.
  13. Sieve Bernhard, Prechtl Markus: Comics und Bildergeschichten - Chancen für den Chemieunterricht. DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Frankfurt am Main.
  14. Urs Hangartner, Felix Keller, Dorothea Oechslin (Hrsg.): Wissen durch Bilder: Sachcomics als Medien von Bildung und Information. transcript.
  15. Home. Abgerufen am 9. März 2021 (englisch).