Benutzer:Fairplay4u/Zipserdeutsche

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Als Zipserdeutsche bezeichnet man deutschstämmige Menschen, die in der naturräumlichen Einheit bzw. Landschaft der Zips ansässig sind. Die Zips liegt auf dem Gebiet der heutigen Slowakei.


Siedlungsgeschichte

vor 1241 (Pionierphase)

Erste Nachrichten über größere deutsche Besiedlungen stammen aus der Zeit Géza II. (1130-1162). Das Erstarken des deutschen Ansiedlungswesens zeigte sich in der Errichtung der Zipser Probstei (1202). Als Aufsiedlungsbereich innerhalb der Zips diente zunächst das Gebiet der Oberzips am Fuße der Hohen Tatra. Die deutschen Siedlungen erstreckten sich vorwiegend an den Flußläufen von Dunajez (sk.:Dunajec), Popper (sk.: Poprad) und Hernad (sk.: Hornád). Später wurde auch das Göllnitztal (sk.: Hnilec) in den Rahmen der Besiedlung einbezogen. Die deutschen Siedler müssen teilweise schon fremde Bewohner angetroffen, da sich manche Ortsnamen aus dem Keltischen erhalten haben. Gleichwohl wurde Rodungsarbeit geleistet und neue Orte gegründet. Als Herkunftsgebiete der Deutschen werden das westliche Erzgebirge und schlesische Sprachgebiete vermutet.


1241 - 1245 (Zerstörung)

Von 1241 bis 1245, unter der Zeit Bélas IV., fegte der sog. "Mongolensturm" - mit schweren Verwüstungen der Ortschaften - über die Zipser Ebene hinweg. Die Zipser verschanzten sich währenddessen auf einem Vorberg der Hohen Tatra. Noch heute trägt der Berg den Namen Lapis refugii ("Zufluchtsstein").


1245 - 1412 (Aufschwung und Blüte)

Nach dem Rückzug der Mongolen aus Europa erfolgte ein Wiederaufblühen der seinerzeit unter Kultur genommenen Landstriche der Zips. Unterstützt wurde dies durch neue Ansiedlerschaaren von Deutschen aus dem Rheinland. Unter den 24 königlichen Städten der Zipserdeutschen kristallisierten sich die Ortschaften Kesmark (sk.: Kežmarok) und Leutschau (sk.: Levoča) zu königlichen Freistädten heraus. Ab 1271 setzte unter Stephan V. die erste Phase der "Zipser Privilegien" ein, die als mittelalterliche Minderheitenrechte die Grundlage zur Selbstverwaltung der Zipser legten. Hierzu zählten die freie Wahl des Provinzgrafen, eine eigene Gerichtsbarkeit, Jagd-, Fischerei-, Rodungs- und Schürfrechte sowie die freie Pfarrwahl. In 1312/1328 wurden diese Privilegien von Karl I., als Anerkennung für Treue und Tapferkeit, bestätigt. Das deutsch geschriebene Privileg beinhaltete erstmals die namentliche Aufführung der damaligen 44 Siedlungen. Unter dem Aufschwung, den Ungarn unter den Anjous nahm und dem Schutz der Privilegien konnten sich die Zipser Städte frei entfalten. Dazu trug auch die günstige Verkehrslage zwischen den mährisch-böhmischen Gebieten, Schlesien und dem ungarischen Tiefland bei. Mit Stadt- und Marktrechten blühte der Transit- und Exporthandel. Im Jahre 1370 wurde das in der gesamten Zips geltende öffentliche Recht in 95 Artikeln niedergelegt ("Sachsenrecht" bzw. "Zipser Willkür").


1412 - 1772 (Verpfändung und Teilung)

Aus persönlicher Geldnot wurden am 08. November 1412 13 Zipser Städte durch den ungarischen König Sigismund für 37 000 böhmische Groschen an seinen Schwager Wladyslaw II. Jagiello zu Polen verpfändet.


Literatur

  • Birk, Erwin (1928): Die Deutschen in der Oberzips. - In: Brüning, Kurt (Hrsg.): Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft zu Hannover für das Jahr 1928; Hannover (Selbstverlag der Geographischen Gesellschaft).
  • Fausel, Erich (1927): Das Zipser Deutschtum - Geschichte und Geschicke einer deutschen Sprachinsel im Zeitalter des Nationalismus. - Schriften des Instituts für Grenz- und Auslandsdeutschtum an der Universität Marburg, Heft 6; Jena (Verlag Gustav Fischer).
  • Fochler-Hauke, Gustav (1937): Deutscher Volksboden und Deutsches Volkstum in der Tschechoslowakei - Eine geographisch-geopolitische Zusammenschau. - Heidelberg, Berlin (Kurt Vowinckel Verlag).