Benutzer:Falten-Jura/Moirocaust

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bei Move --> Moirokaust (Opfer) Moirocaust (altgriechisch μοιρο–καυστος ‚Teilverbrennung‘)

Definition

Moirocaust ist ein Begriff der Wissenschaft und wurde im Jahr 2000 von Scott Scullion geprägt. Es bezeichnet ein griechisches Tieropfer, das einen überdurchschnittlichen Anteil für die Empfänger des Opfers enthält. Normalerweise wurden bei einem Opfer Oberschenkelknochen, Fett, Innereien und manchmal Zunge, Kinn oder Schwanz auf dem Altar verbrannt. Bei einem Moirocaust dagegen wurde ein ganzer Oberschenkel oder „der neunte Teil des Fleisches“ (

ἐνατεύειν

) geopfert.

Hintergrund

Ab den 90–er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden einige Studien veröffentlicht, um die Rituale für die chthonischen Empfänger und olympischen Götter neu zu definieren. Der Hintergrund bildete eine neu entdeckte Inschrift aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. aus Selinus,[1] aber auch neue Erkenntnisse aus den Opferkalendern, die viele Details über das griechische Opfer enthalten. Manche Wissenschaftler schlugen vor, das Modell der beiden Empfängergruppen ganz aufzuheben.

Im Zuge dieser Diskussion empfahl Scott Scullion, die Dualität zwischen chthonischen und olympischen Göttern mit einer abgestuften Polarität zu ersetzen. Bis anhin nahm man an, dass Opfer für chthonische Gottheiten vollständig verbrannt wurden. Seiner Meinung nach seien aber Kombinationen und Kompromisse von Ritualen für beide Gruppen vorgekommen. Charakteristisch sei der überdurchschnittliche Anteil des Opfers für die Götter, der verbrannt wurde, und das das Festmahl, das am Opferort (

ου Φωρα

) stattfand. Alle Gottheiten, die solche Opfer erhielten, gelten seiner Meinung nach als chthonisch und das vorgeschriebene Essen im Heiligtum eine Manifestation ihres chthonischen Charakters.

Rezeption

Literatur

  • Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period (= Kernos. Supplementband 12). Centre International d’Étude de la Religion Grecque Antique, Lüttich 2002. ISBN 2-87456-003-0, ISBN 2-8218-2900-0 (openedition.org).
  • Gunnel Ekroth: Burnt, cooked or raw? Divine and human culinary desires at Greek animal sacrifice. In: Eftychia Stavrianopoulou, Axel Michaels, Claus Ambos: Transformations in Sacrificial Practices: From Antiquity to Modern Times: Proceedings of an International Colloquium, Heidelberg, 12-14, July 2006. Münster 2008. S. 87–111.
  • Scott Scullion: Heroic and Chthonian Sacrifice: New Evidence from Selinous. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 132 2000, S. 163–171. Online

Einzelnachweise

  1. Michael H. Jameson, David R. Jordan, Roy David Kotansky: A Lex Sacra from Selinous (= Greek, Roman, and Byzantine Monographs. Band 11). Duke University, Durham 1993 (online); Review von Kevin Clinton: A New Lex Sacra from Selinus: Kindly Zeuses, Eumenides, Impure and Pure Tritopatores, and Elasteroi. In: Classical Philology. Band 91, Nummer 2, 1996. S. 159–179.