Benutzer:Felix Blum/Sundheimer

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Sundheimer
Sundheimer Hahn und Henne
Sundheimer Hahn und Henne
Herkunft Sundheim (Kehl)
Jahr 1886
Farbe Hell
Gewicht Hahn 3,0–3,5 kg
Henne 2,5–3,0 kg
Legeleistung pro Jahr 175 bis 200
Eierschalenfarbe Hell- bis dunkelbraun, auch punktiert
Eiergewicht 55 g
Ringgröße Hahn 22 mm
Henne 20 mm
Liste von Hühnerrassen

Das Sundheimer Huhn ist eine deutsche Hühnerrasse. Es gilt als ältestes Zwiehuhn und ist der einzige Hühnerschlag, der in Baden erzüchtet wurde. Durch die Lage des Zuchtzentrums Sundheim, einem Ortsteil von Kehl wurden die Zuchtziele je nach staatlicher Zugehörigkeit von Straßburg als zeitweiligem Hauptabsatzmarkt stark beeinflusst. Die zutraulichen Tiere sind gute Winterleger. Sundheimer sind selten und gelten als stark im Bestand gefährdet.

Herkunft und Entwicklung

Der Ursprung des Sundheimer Huhns liegt im Umkreis von Straßburg und Kehl, wobei davon auszugehen ist, dass die Bauern auf der deutschen Seite des Hanauerland bereits seit Anfang des 18. Jahrhunderts damit begonnen hatten, schwere Fleischhühner für den Straßburger Markt oder für Gaststätten dieses bedeutenden Zentrums im südlichen Oberrheintal zu erzeugen. Zur Zucht dieser schweren Hühner wurden Landrassen verwendet, in die gegen Ende des 18. Jahrhunderts wahrscheinlich Belgische oder Nordfranzösische Kämpfer eingekreuzt wurden. Ab 1855 wurden Brahma, später Dorking und nach 1870 Wantzenauer Hähne zur Zucht verwendet, die ihrerseits aus bodenständigen Masthühnern und Houdans entstanden waren. Diese sogenannten Wanzenauer, benannt nach dem elsässischen Ort Wanzenau, wurden in erster Linie zur Verfeinerung der Fleischstruktur eingesetzt, da sich nach dem 1871 erfolgten Anschluss des Elsass an das Deutsche Reich vor allem mit Straßburg ein Markt für qualitativ hochwertige Fleischhühner entstanden waren.

Um ein möglichst gleichbleibendes Produkt am Markt anbieten zu können, wurde 1886 in Sundheim eine bäuerliche Zuchtgenossenschaft, die "Vereinigung des Sundheimerhuhnes" gegründet, die auf einem separaten Grundstück eine Mastanstalt nach französischen Vorbild einrichtete. Die Küken wurden vielfach im Wohnbereich der Bauern im Winter unter der Ofenbank aufgezogen.[1]

Sundheimer Küken, 10 Wochen alt

Ziel war, die Rasse als DLG-geprüftes Markenzeichen, eben das "Sundheimerhuh", zu etablieren. Die hohe Qualität, die sich an französischen Ansprüchen orientierte, führte dazu, dass Sundheimer Mastgeflügel bald nicht nur in den Gasthäusern von Straßburg, sondern auch denen von Kehl, Offenburg, Baden-Baden und Karlsruhe hoch geschätzt wurde.

In Baden waren die bäuerlichen Zuchtgenossenschaften in Sundheim und Sand Zentren der Zucht des Sundheimerhuhnes, zudem bemühte sich der Geflügelzuchtverein Kork um die Entwicklung dieser Rasse. Aber auch in anderen Gegenden des damaligen Reiches gab es Interesse an dieser leicht mästbaren und widerstandsfähigen Hühnerrasse. 1898 hat die Landwirtschaftskammer Wiesbaden das Sundheimerhuhn in Hessen eingeführt und im benachbarten Elsaß haben Züchter diese Rasse genutzt.

Nachdem nach dem 1. Weltkrieg das Elsaß wieder an Frankreich kam, fiel mit Straßburg ein wesentlicher Absatzmarkt für das fleischbetonte Sundheimerhuhn weg. Unter anderem aus diesem Grund wurde die Rasse mit dem Ziel eines leicht mästbaren, mittelschweren und gut legenden Zwiehuhn weitergezüchtet.

Heute sind Sundheimer unter anderem bei Züchtern beliebt, die sich wirtschaftlich orientieren und Wert sowohl auf qualitativ hochwertiges Fleisch als auch auf Eier legen. Zudem werden derzeit vor allem Sundheimer Hennen von Menschen nachgefragt, die Hühner im eigenen Garten halten möchten. Zu dieser momentanen Entwicklung tragen Zutraulichkeit, geringes Flugvermögen und, sofern auch ein Hahn mitgehalten werden soll, dessen zurückhaltende Art zu krähen, bei.

Bestand und Gefährdung

Sundheimer zählen zu den seltenen Rassen Europas und gilt als gefährdete Haustierasse. Der BDRG sowie die GEH haben das Sundheimer Huhn in der "Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen 2013" in die zweithöchste Gefährdungsklasse II (stark gefährdet) eingestuft. Nach Bestandsermittlungen des von Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter und der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen wurden 2009 206 Sundheimer Hähne und 817 Hennen gehalten.[2]

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gibt für 2013 die Zahl von 865 Hennen und 234 Hähne an.[3]

Um die Pflege und Erhaltung des Sundheimer Huhns sowie seiner Zwergform bemüht sich der "Verein zur Erhaltung des Sundheimer- und des Zwerg-Sundheimer-Huhnes", dem Nachfolgeverein der 1886 in Sundheim gegründeten bäuerlichen Zuchtgenossenschaft.[4]

Eigenschaften und Leistung

Die Hähne werden 3 bis 3,5 kg schwer und die Hennen erreichen ein Gewicht von 2,5 bis 3 kg. Ihr feines Fleisch ist nicht nur von wirtschaftlich orientierten Züchtern geschätzt, zumal die Jungtiere bei entsprechender Versorgung relativ schnell heranwachsen. Gleichzeitig hat das Sundheimer Huhn, das als älteste deutsche Zwiehuhnrasse gilt eine hohe Legeleistung von etwa 175 bis 200 Eier, wobei sie als gute Winterleger gelten. Die Eier sind meist hellbraun. Die Hennen beginnen im Alter von etwa sechs Monaten zu legen.

Sundheimer Hühner gelten als zutraulich und ruhig, die Hähne krähen verhalten und nicht übermäßig häufig. Wegen ihrem Gewicht und den relativ kurzen Flügeln sind sie keine guten Flieger und somit auch für die Haltung in Kleingärten ohne besonders hohe Einfriedung geeignet. Sundheimer sind intensive Futtersucher und nutzen Grasausläufe oder dörfliche Gärten sehr gut. Sundheimer Hennen haben keinen besonders ausgeprägten Bruttrieb.

Rassenerkmale

Vorläufer

Wie andere Hühnerrassen auch hat das Sundheimerhuhn abhängig von den jeweiligen Bedürfnissen ganz unterschiedliche Stadien durchlaufen. So schreibt Jean Bungartz in seinem Buch "Hühnerrassen, illustrirtes Handbuch zur Beurtheilung der Rassen des Haushuhnes" 1893 über das Sundheimer Huhn: "Im badischen Kreis Offenburg wird seit Jahren ein besonderer Hühnerschlag gezüchtet, welcher nach dem Dorfe Sundheim den Namen "Sundheimer Huhn" führt. Dieser Landhuhnschlag soll sich ohne menschliche Eingriffe aus sich selbst herausgebildet haben und ein wirklich empfehlenswerther Nutzhuhnschlag sein. Die Figur des Sundheimer Huhns steht zwischen Cochin und Brahma, welche es wohl an Größe und Gewicht erreichen, aber eine mehr schlankere Form als diese zeigen. Die meist vorkommende Farbe ist hell- und dunkelgesperbert, dann einfarbig gelb, scheckig, grau und selten weiß. Gegen Witterungseinflüsse ist das Sundheimer Huhn ziemlich widerstandsfähig, zeigt rasches Wachsthum, leichte Aufzucht, große Fruchtbarkeit und schnelle Mast. Das Fleisch ist ausgezeichnet, dabei erreicht dieses Huhn ein ziemliches Gewicht und soll auch als Brüterin gute Dienste leisten."[5]

1905 wird dann berichtet, die Farbe sei "hell brahmafarbig, auch gelb, lachsfarbig, weiß, grau geperlt und gestrichelt, hie und da hell mit dunkler Sperberung auf Sattel und Schwanz". Dazu kam, dass in den jeweiligen Orten unterschiedliche Typen gezüchtet wurden. "Der Geflügelverein [[[Kork]] züchtet lachsfarbig mit Bart, die bäuerlichen Zuchtgenossenschaften aus Sand und Sundheim hell-brahmafarbig, ohne Bart mit kleinem Stehkamm" ist weiter in dem Bericht von 1905 zu lesen.[6]

Im Jahr 1912 wurde in Heilbronn eine Musterbeschreibung veröffentlicht, bei der unter anderem die Gefiederfärbung als "hell-brahmafarbig mit etwas mehr weiß" beschrieben wird und nach der die Läufe "leicht befiedert" sein sollen. Über die Rassenbeschreibung 1914 schreibt Copi (2002:44): "Es gibt nur einen Farbenschlag. REINWEISS!" Diese Festlegung der Farben besteht bis heute, auch wenn andere Merkmale in der Zwischenzeit durch Zucht verändert worden sind, etwa die Brutfreudigkeit, die von Bungartz noch besonders betont wird, während die Hennen heute nicht als besonders gute Brüterinnen gelten.

Noch drastischer war der Wechsel des Zuchtziels vom reinen Masthuhn zum Zwiehuhn, der um 1920 wegen des weitgehenden Wegfalls des Straßburger Marktes vorgenommen worden ist.

Aktuelle Kennzeichen

Der Kopf des Huhnes ist rein silberweiß, der Halsbehang hat einen breiten, tiefschwarzen, grünglänzendem Schaftstrich mit silberweißen Saum. Hahn und Henne sind fast übereinstimmend gezeichnet.

Die Rasse tritt ausschließlich im Farbschlag weiss-schwarzcolumbia auf, im Gegensatz zu den äußerlich ähnlichen Sussex ist jedoch kein Kragenschluss erforderlich.

Der waagerechte Rumpf ist voll, breit und tief, die vorgewölbte Brust verrät guten Fleischansatz. Auch der Rücken muss breit sein, wobei die Linie flach verläuft und der Sattel nur flach zum Schwanz hin verläuft. Der Schwanz selbst ist nicht lang, sondern wird sichelförmig getragen. Sundheimer haben nur wenig sichtbare Schenkel, die Läufe sind schwach, teilweise bis zu den Außenzehen befiedert.

Der Kopf soll breit sein und einen kleinen, einfach geschnittenen Kamm tragen. Auch die Hennen haben einen Stehkamm. Sundheimer haben rote, längliche Ohrlappen und kurze, mehr runde Kehllappen. Die Augen sind orangerot bis rot.

Zwergform

Mit dem Zwerg-Sundheimer existiert auch eine anerkannte Zwerghuhnrasse, die relativ gut verbreitet ist.

Erste Zwergformen des Sundheimer Huhns wurden um 1920 mit Zwerg-Sussex gekreuzt. Von diesen Tieren waren nach 1945 nur noch wenige Exemplare in Sundheim verblieben, mit denen der Fritz Walter weiter züchtete, ohne dass diese Zucht, die 1952 in Hannover ausgestellt wurde, offizielle Anerkennung fand. Nach Walters Tod 1961 verschwand die Rasse. Erst ab 1977 züchteten Johann Bilina, Günter Copi und Willi Wolf aus den Stammeltern Zwerg-Cochin, Deutsches Zwerg-Lachshuhn, Zwerg-Sussex und Großen Sundheimern eine neue Zwergrasse, die 1980 anerkannt wurde.

Zwerg-Sundheimer ähneln in zahlreichen Eigenschaften der großen Rasse: Sie sind zutraulich, legen eine beachtliche Zahl bräunlicher Eier, die auch punktiert sein können und sind gegen raue Witterung widerstandsfähig. Sie bewegen sich viel und sind gute Futtersucher.

Sundheimer-Zwerghühner sind mittelschwer, haben einen vollen, breiten und tiefen Rumpf in fast waagerechter Haltung. Sie haben knapp mittellange Schenkel und leicht befiederte Läufe. Der Kamm ist einfach und stehend, die Ohrlappen rot, die Kehllappen kurz und rundlich. Der Farbschlag ist wie bei der großen Rasse weiß-schwarzcolumbia.

Der Hahn hat erreicht ein Gewicht von ca. 1,2 kg, die Henne erzielt ein kg. Sundheimer Zwerg-Hennen legen ca. 160 Eier im Jahr, wobei die Eier ein Gewicht von etwa 45 g erreichen.[7]

Nachweise und weiterführende Literatur

Literatur

  • Horst Marks und Wolfgang Krebs: Unser Rassegeflügel: Hühner, Enten, Gänse, Puten, Perlhühner. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1968.
  • Horst Schmidt: Die Hühnerrassen. Band 1: Kämpfer und schwere Typen. Landbuch-Verlag, Hannover 1991. ISBN 3-7842-1305-7
  • Günter Copi: Das Huhn von Sundheim. 2002
  • Horst Schmidt und Rudi Proll: Taschenatlas Hühner und Zwerghühner, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-6418-9

Weblinks

Commons: Felix Blum/Sundheimer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bilder

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