Benutzer:Felix von Gestern/Wilde Cliquen

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Als Wilde Cliquen bezeichneten sich in der Weimarer Republik informelle Gruppen Jugendlicher und junger Erwachsener, die zumeist dem Arbeitermilieu entstammten und sich an einem eigenen jugendkulturellen Stil orientierten. Auch während der Zeit des Nationalsozialismus und in den ersten Nachkriegsjahren gab es "wilde Cliquen”, die jedoch nur zum Teil in der Tradition der Weimarer Wilden Cliquen standen.

Hintergrund

Die Ursprünge der Wilden Cliquen liegen in der Situation Deutschlands während des Ersten Weltkriegs. Vor dem Hintergrund des Krieges galten in vielen deutschen Großstädten Freizeiteinschränkungen und strenge Jugendvorschriften. Zugleich verdienten viele Arbeiterjugendliche, die die Plätze ihrer Väter in den Fabriken einnahmen, in der Kriegswirtschaft relativ gutes Geld und hatten das Bedürfnis, ihren Verdienst in Vergnügen umzumünzen. Nach dem Vorbild der Wandervögel suchten und fanden sie Freiräume in der ländlichen Umgebung ihrer Heimatstädte.

In ihrer aufwendigen Wanderkluft, der Art auf Fahrten zu gehen und dem gemeinsamen Musizieren, ähnelten dabei die Wandercliquen der Arbeiterjugendlichen, die zu dieser Zeit meist "Wilde Wandervögel", "Wanderflegel" oder schlicht "Wilde" genannt wurden, anfangs stark ihren bürgerlichen Altersgenossen aus der Wandervogelbewegung. Andererseits kannten die Arbeiterjugendlichen auf ihren Wanderungen keine Geschlechtertrennung, konsumierten auch Alkohol auf den Fahrten und waren insgesamt etwas mehr am Vergnügen ausgerichtet als die traditionellen Wandervögel. Diese wiederum lehnten diese neuen Wandercliquen mit ihren "Wanderunsitten" meist strikt ab und wollten sie entweder verbieten lassen oder zu "besseren" Wanderern erziehen. Die Bezeichnung "Wilde (Wandervögel)" war jedoch weniger dem Verhalten der Jugendlichen geschuldet, als dem Umstand, dass diese im Gegensatz zu den Wandervögeln nicht (in Verbänden) organisiert, also wild waren.

Im Laufe der Jahre gingen immer mehr Jugendliche aus dem Arbeitermilieu in Städten wie Berlin, Frankfurt am Main, Bremen, Leipzig und den Ruhrstädten gemeinsam auf Vergnügungswanderungen. Dabei entstand aus einer Kombination von Elementen der Wandervogelbewegung, der großstädtischen Vergnügungskultur und dem proletarischen Milieu eine neue, eigenständige Gruppenkultur, die das Ende des Weltkrieges mit seinen Freizeitbeschränkungen überlebte.

Die spezifische Jugendkultur

Die Wilden Cliquen hatten einen eigenen jugendkulturellen Stil. Dieser bestand zum einen aus einer eigenen Tracht, die Rolf Lindner folgendermaßen beschreibt: "Wiewohl Mischformen vorherrschend sind, bestand die Kluft idealtypisch aus knielangen Lederhosen oder bestickten Stoffhosen, breiten, einem Kummet nicht unähnlichen Hosenträgern, Wadenstrümpfen und derben Wander- bzw. Arbeiterstiefeln. Außerdem trug man grün abgesetzte weiße Jerseyhemden oder Kuliblusen (erwähnt werden auch karierte Hemden, sog. Cowboyhemden), Schirmmützen mit weiß grün-weißer Kordel oder randlose Kappen aus Filz, an der häufig Münzen angebracht waren (...). Halstuch, Ohrringe und Tätowierungen rundeten bei einem Teil der Cliquenjugendlichen den Stil ab."[1] Typisch war auch das Tragen von Edelweißabzeichen, weswegen Zeitgenossen auch von den "sogenannten Edelweiß-Vereinen" sprachen.

Entwicklung der Wilden Cliquen bis 1933

Das Schicksal der Wilden Cliquen nach 1933

Anhang

Belege

  1. Rolf Lindner: Die Wilden Cliquen in Berlin. Ein Beitrag zur historischen Kulturanalyse. In: Historische Anthropologie. Kultur-Gesellschaft-Alltag. 1. Jahrgang, Heft 3 (1993), S. 454f.

Literatur

  • Rolf Lindner: Die Wilden Cliquen in Berlin. Ein Beitrag zur historischen Kulturanalyse. In: Historische Anthropologie. Kultur-Gesellschaft-Alltag. 1. Jahrgang, Heft 3 (1993), S. 451-467.