Benutzer:Film enthusiast 2018/Lohner Carlson

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Lohner Carlson ist der Name des Künstlerduos Henning Lohner und Van Carlson, deren künstlerische Arbeit im Jahr 1989 begann. Seit Carlsons Tod 2011 wird sie von Lohner alleine fortgeführt. Bekannt ist das Duo vor allem durch die Werkreihe Active Images, die einen Grenzbereich zwischen Film und Fotografie markiert.

Arbeiten mit John Cage

Die künstlerische Zusammenarbeit des Filmkomponisten und Filmemachers Henning Lohner mit dem Kameramann und Fotografen Van Carlson begann 1989.[1] Prägend für die Kollaboration des Künstlerduos waren die gemeinsamen Arbeiten mit dem Komponisten John Cage. Zu diesen Arbeiten zählt der akribisch geplante Kunstfilm One11 and 103 aus dem Jahr 1992.[2] Das Werk, das Cages einziger Langfilm ist, hat keine Handlung und besteht aus schwarz-weiß-Bildern, die als Drehbuch einer komponierten Partitur zugrunde liegen und von Cages Stück 103 begleitet werden.[3] Der Film beschäftigt sich mit der Wirkung von Licht in einem leeren Raum und der Wahrnehmung dieser und gilt als „poetischer wie suggestiver filmischer Essay“.[4] In der Rezeption wurde die Einzigartigkeit des Werkes in der Film- und Musikgeschichte betont, wobei Kritiker ihn als „Meisterwerk“[5], „traumartig“[6] und „magisch“ bezeichneten.[7]

Im Jahr darauf setzten Lohner und Carlson mit der vollständig durchkomponierten Hommage Die Rache der toten Indianer (1993) Cage posthum ein filmisches Denkmal.[8] Zahlreiche Künstler treten darin auf, unter ihnen Dennis Hopper, Matt Groening, Heiner Müller und Yoko Ono, und sprechen über Cages Werk und seinen Einfluss.[9][10]

Active Images

1995 wurde erstmals Lohners und Carlsons audiovisuelle Installation Raw Material, Vol. 1–11 gezeigt.[11] Diese wurde unter anderem in Den Haag, Rom und Berlin ausgestellt.[12][13] Die Videokomposition entstand aus Lohners mehrere hundert Stunden umfassenden Rohmaterial-Archiv und zeigte auf elf Monitoren sowohl Interviews als auch Landschaften in einer gleichwertigen Koexistenz der Sprache, der Bilder und der Töne.[14]

Aus dieser Installation ging die Werkreihe Bewegte Bilder / Active Images hervor, die 2006 erstmals in der Galerie Springer in Berlin unter dem Titel raw material – portraits and landscapes zu sehen waren.[15] Die Idee entstand laut Lohner aus der „Liebe zur Videofotografie und der später aufkommenden Verzweiflung über den Verlust dieser Bilder, wenn aus ihnen ein Film geschnitten wurde.“[16] Lohner und Carlsons gerahmte Videobilder markieren den Grenzbereich zwischen Film und Fotografie; in statischen Kameraeinstellungen werden Filmausschnitte von Landschafts- und Porträtaufnahmen gezeigt.[17] Während der ausgewählte Ausschnitt der Welt sich bewegt, bleibt die Kamera regungslos.[18]

Seit Carlsons Tod im Jahr 2011 setzt Lohner das Werk alleine fort. Lohner selbst bezeichnet die Arbeiten auch als „visuelle Musik“.[19]

Lohner Carlsons Medienkunst wurde weltweit an zahlreichen Ausstellungsorten gezeigt, unter anderem am Centre Georges-Pompidou, San Francisco Museum of Modern Art, Solomon R. Guggenheim Museum in New York, Museu Calouste Gulbenkian in Lissabon, der Galleria Traghetto in Venedig und Rom, Kunsthalle in Emden, National Art Gallery in Kuala Lumpur und der Mira Art Collection in Tokyo.[20][21][22]

Rezeption

Der Kulturjournalist Detlef Wolff schrieb 1996, die Arbeit von Lohner Carlson erhebe sich „weit über die häufig so öden Niederungen der Videokunst. Sie kann einen Gipfel bilden, weil ihr Urheber die technischen Voraussetzungen für einen kreativen Umgang mit der Kamera perfekt beherrscht und keine nur wenig durchdachten Absichtserklärungen schon als Ergebnisse ausgibt. [...] Lohner weist sich mit seiner Arbeit als ein permanent neugieriger und zu genauem Hinsehen befähigter Künstler aus. Immer wieder gelingt es ihm, im scheinbar Normalen das Außerordentliche zu entdecken.“[23]

Tip Berlin schrieb über die „malerischen Videoszenen“, sie setzten „die Zeit außer Kraft. So kann man sich quasi endlos in Wasserspiegelungen verlieren, dem Verkehrsfluss auf der Istanbul Bridge folgen oder sich vom springenden Fisch im Märchenwaldsee bezaubern lassen.“[24]

Die Rheinische Post beschrieb eine Ausstellung im Jahr 2015 folgendermaßen: „Die sich sehr langsam bewegenden und Zeit einfordernden Film-Bilder sind von einer starken, wenn auch oft subtilen Rhythmik gekennzeichnet. Die Gondeln des Londoner Riesenrades bewegen sich wie Taktzeichen, die reflektierende Fassade am Canary Wharf weist eine rhythmische Gliederung auf. Die Bewegungen eines blühenden Busches wirken wie ein Tanz zu unhörbarer Musik.“[25]

Eine andere Rezension bemerkte, dass Lohner Carlson „die Grenze zwischen Stand- und bewegtem Bild auf faszinierende Weise verknüpfen“: „Die Grenze von Bild und Film wird fließend. […] Durch starke Lichtreflexe wird Bewegung assoziiert, die in starkem Kontrast zur ruhigen Stadtszenerie steht. Das Verweilen im Augenblick, getragen von der Idee, der uns gewohnten Bilderdichte zu entkommen, definieren das zentrale Thema.“[26]

Einzelnachweise

  1. Henning Lohner. Abgerufen am 12. November 2018.
  2. Medien Kunst Netz: Medien Kunst Netz | Cage, John: One11 and 103. 12. November 2018, abgerufen am 12. November 2018.
  3. Electronic Arts Intermix: One11 and 103, John Cage. Abgerufen am 12. November 2018.
  4. 100 Jahre, vier Minuten und 33 Sekunden - Musik in Dresden. In: Musik in Dresden. 30. September 2012 (musik-in-dresden.de [abgerufen am 12. November 2018]).
  5. The Sound of Eye: JOHN CAGE & HENNING LOHNER ONE11 WITH 103 (1992). In: The Sound of Eye. Abgerufen am 12. November 2018.
  6. Peter Dickinson: John Cage - One and 103. 9. Januar 2013, abgerufen am 12. November 2018 (englisch).
  7. John Cage’s Final Work: ONE¹¹ (1992) | The-Solute. Abgerufen am 12. November 2018 (amerikanisches Englisch).
  8. John Cage - The Revenge of the Dead Indians: In Memoriam John Cage. Abgerufen am 12. November 2018.
  9. Henning Lohner | Die Rache der toten Indianer | 1993 | ZKM. (zkm.de [abgerufen am 12. November 2018]).
  10. World Wide Video Festival Catalogue 1996, Stichting World Wide Video Centre (Hg.), Den Haag, S. 219
  11. artnet. Abgerufen am 12. November 2018 (englisch).
  12. https://www.galeriespringer.de/wp-content/uploads/Lohner-Carlson_VITA.pdf
  13. Mediated Materials | ArtSlant. Abgerufen am 12. November 2018.
  14. artnet. Abgerufen am 12. November 2018 (englisch).
  15. https://www.galeriespringer.de/wp-content/uploads/Text_Lohner_DE.pdf
  16. Exhibition RAW-MATERIAL - artist, news & exhibitions - photography-now.com. Abgerufen am 12. November 2018 (deutsch).
  17. https://www.galeriespringer.de/exhibition/lohner-carlson-silences/
  18. RP ONLINE: Mönchengladbach: Bilder, die sich in ihren Rahmen bewegen. In: RP ONLINE. (rp-online.de [abgerufen am 12. November 2018]).
  19. https://www.centrepompidou.fr/cpv/ressource.action?param.id=FR_R-85ac733a7cf97413dcbf66099ad1d42&param.idSource=FR_E-bfec90547ec782f91b161785ff55571&param.refStatus=nsr
  20. https://www.galeriespringer.de/wp-content/uploads/Lohner-Carlson_VITA.pdf
  21. Felix Ringel: Current | FELIX RINGEL GALERIE. Abgerufen am 12. November 2018 (englisch).
  22. Wolff, Detlef: Die Welt als permanentes Bildermosaik – Henning Lohner zeigt im Lichthaus seine Videokomposition „raw material“. Hrsg.: Weser-Kurier, 26. Juni 1996, S. 21.
  23. Kunstnotiz: Kurz und Kritisch - tip berlin. In: tip berlin. 18. März 2013 (tip-berlin.de [abgerufen am 12. November 2018]).
  24. RP ONLINE: Mönchengladbach: Bilder, die sich in ihren Rahmen bewegen. In: RP ONLINE. (rp-online.de [abgerufen am 12. November 2018]).
  25. Der Umgang mit Zeit und Raum. In: www.ovb-online.de. 9. April 2015, abgerufen am 12. November 2018.