Benutzer:Fitmitgrit/Essay
Ein Defizit besteht in sportpsychologischer Literatur und wie die Smartphones die Erfahrungen von Athleten beeinflussen. (Durand-Bush und DesClouds, 2018) In den Bereichen Gesundheit-, Psychologie-, Kommunikationspsychologie und Bildungsforschung gibt bereits verschiedene Studien zum Thema. Sportler müssen genauso wie die Allgemeinbevölkerung die Nutzung ihres Smartphones selbst bewältigen bzw. managen. Die Studie besagt, dass die „iGeneration“ (iGen; geboren in den 1990er Jahren) einen Zugang zu digitalen Medien seit der frühen Jugend besitzt. Diese Generation zeichnet sich aus durch:
- Medienkonsum,
- Social Media – Nutzung, - elektronische Kommunikation - Sozialisation, - Multitasking, - Angst etwas zu verpassen (FOM – Fear of Missing out) - digitale Ablenkung (in: Rosen et. al., 2013, Twenge 2017, Przybylski et. al.) -Angst, sich vom Handy zu trennen (Cheever et al. 2014)
Die meisten Nutzer der „iGeneration“ drehen sich in jeder freien Sekunde um und nutzen es bei Langeweile oder während sie auf etwas warten. Quelle: (zitiert aus: Bentley et al., 2015; Smith, 2015) in https://www.jou.ufl.edu/insights/smart-phones-have-significant-impact-on-sports-fans-behavior/
Langweile ist nicht immer für jeden Sportler zu ertragen. Feste Strukturen, Tagesabläufe wie bei einem Manager und Wettkämpfe in unterschiedlichen Ländern sind verbunden mit Reisezeit und Jetlag. Langeweile ist ein wichtiger Faktor für die mentale Gesundheit der Sportler, denn die Seele kommt zur Ruhe, die Gedanken lockern sich, kreative Elemente oder „Eingebungen“ können sich entwickeln. Die Mischung aus optimaler mentaler Gesundheit und mentaler Stärke beschreibt Keyes (2002) als flourishing (Aufblühen). Vermehrt kreisende Gedanken, Stress, Schlafstörungen, häufiger Smartphonegebrauch oder mögliche Smartphonesucht können das Kontinuum mentaler Gesundheit beeinträchtigen. Keyes bezeichnet diesen Unruhezustand als floundering (in einer Krise sein, haltlos bzw. unruhig.
Quelle: Corey L.M. Keyes, The mental health continuum: from languishing to flourishing in life - PubMed (nih.gov) (Abruf am 5.7.2021)
Langeweile ist gesellschaftlich weniger akzeptiert. Menschen knüpfen ihr Leben an feste Ziele oder Vorstellungen und möchten keine Zeit. Sie folgen einem ökonomischen Erfolgsprinzip mit „Höher, schneller, weiter!“ Wer nichts leistet, ist nichts wert. So fühlt es sich für die meisten an. Doch in der Ruhe liegt die Kraft! Besonders im Sport ist die Fähigkeit der inneren „Ruhefindung“ oder „Zentrierung“ (die Sinne zusammenhaltend, sich sammeln), eine wichtige Kompetenz in Sachen Regeneration, Selbstregulation und eine Vorrausetzung für mentale Stärke.Für Training und Wettkampf ist diese Fähigkeit von großer Bedeutung, um die Leistung oder sportliche Höchstleistung abzurufen. Wenn der Kopf klar und die Seele entspannt ist, kann die sportliche Leistung besser oder optimal abgerufen werden.
Im deutschsprachigen Raum gibt es seit 2020 nähere Studien zur Nutzung und Effekten von Smartphones im Sport und hinterfragt den Einfluss auf Sportler, Experten, Zuschauern und die eigentliche sportliche Leistung bzw. Höchstleistung.
In einer zusammenfassenden Studie von 2019 kam der Ph.D. Student Brett Ball, der Universität von Florida (College of Journalism and Communications) zu folgenden Ergebnissen:
Quelle: https://www.jou.ufl.edu/insights/smart-phones-have-significant-impact-on-sports-fans-behavior/
Zusammenfassung (Übersetzung aus dem amerik., lt. Link vom 30.6.2021, Abruf)
„An dieser Studie nahmen Hochschulstudenten, die auch gleichzeitig Hochleistungssportler waren, teil. Es wurde eine explorative und qualitative Studie durchgeführt, um die Erfahrungen der Hochschulstudenten im Umgang mit dem Smartphone zu prüfen und die Auswirkungen auf die sportliche Leistung herauszufinden. Es wurden insgesamt 21 Athleten aus neun verschiedenen Sportarten beteiligt und konnten in Diskussionen ihre Erfahrungen schildern. Danach wurde eine thematische Analyse durchgeführt und die Ergebnisse zeigen, dass Hochschulstudenten ihr Smartphone regelmäßig nutzen, um ihren verschiedenen Aufgaben und Anforderungen gerecht zu werden.(z.B. Schule, Sport, Zuhause) Weiterhin ergab die Studie, dass die Beziehung der Athleten eine komplexe Struktur der Nutzung ihres Smartphones aufweist. Negative Auswirkungen waren im Bereich Stress, Ablenkung und Rückzug zu verzeichnen. Positive Auswirkungen hingegen in den Bereichen Selbstregulation und soziale Verbundenheit. Im Allgemeinen scheint es unmöglich, die Nutzung des Smartphones im Sport als grundsätzlich schlecht oder gut einzuordnen. Smartphones ermöglichen es, mit der Welt verbunden zu sein. Smartphones können uns ablenken oder Frustrationen hervorrufen. Grit Moschke(Praxiswissen: „Aus meiner längjährigen Praxis in der angewandten Sportpsychologie weiß ich, dass der Vergleich mit Ergebnissen von konkurrierenden Sportlern situativ oder längerfristig durch ständiges „Checken“ mit dem Smartphone große Frustrationen, Zweifel an der eigenen Leistung und Motivationseinbrüche über kurz oder lang provoziert. Aus meiner Sicht ist ein Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt zu empfehlen, um eine Art Tendenz zu verspüren, und um realistische und persönliche Zielstellungen zu erreichen.“ (SMART – Ziele)
Hypothese: Es sieht so aus, dass die mentale Effektivität eines Sportlers durch ständiges Vergleichen generell eingeschränkt bzw. reduziert wird. Ich stelle diese Hypothese auf. Vermehrte Studien könnten diesen Sachverhalt hoffentlich bald nachweisen. (Hinweis: Eine vergleichende Betrachtung der Konkurrenz macht durchaus Sinn, um die Wettkampfbedingungen sowie Stärke, Schwäche bzw. Intentionen der Konkurrenten zu erfassen.)
Reflexionsfragen: Macht das Abrufen von Ergebnissen, Werten oder anderen Kennzahlen der sportlichen Konkurrenz kurz vor dem Wettkampf per Smartphone einen Sinn? Wie können sich Athleten in der Zukunft zu diesem Thema optimal verhalten? Im Allgemeinen werden in der zusammenfassenden Studie von Brett Ball positive und negative Effekte von Smartphonegebrauch und Social Media Nutzung beschrieben. Tabelle: (in Anlehnung an Brett Ball/lt. Übersetzung) Positive und negative Effekte der Smartphonenutzung Positive Effekte: Soziale Verbundenheit, Kommunikation,Soziale und emotionale Unterstützung,Wohlbefinden,Kognitive Kapazitäten (Aufmerksamkeit, Analytisches Denken, Arbeitsgedächtnis),Informationsverarbeitung, Produktivität und Effizienz, Lernen, Selbstregulierungsverhalten Negative Effekte: Stress und Angst,Psychische Probleme,Identitäts – und Bildmanagement,geistige Ermüdung (mental fatigue) Selbstoffenbarung,Kognitive Belastung, Isolation und Einsamkeit,Reduziertes Wohlbefinden,Schlafdefizite
Im Allgemeinen fassen (Marty-Dugas et.al.,2018, Elhai et.al.,2019) die Effekte wie folgt zusammen: Eine positive und förderliche Nutzung des Smartphones entsteht durch einen zielgerichteten und absichtlichen Gebrauch. Das Wichtigste ist demnach, die Absicht und den Umfang für die Nutzung im täglichen Leben zu bestimmen. Quelle: Jeremey John Marty – Dugas, Master Thesis: The Relation Between Smartphone Use and Everyday Inattention, University of Waterloo, 2017
Zitat: Grit Moschke – Der Vergleich mit einem Buffet „Wenn ich vor einem großen Buffet mit allerlei Auswahl an verschiedenen kulinarischen Spezialitäten stehe, wähle ich aus, was mir schmecken könnte und esse bis mir mein Magen ein gesundes Völlegefühl meldet. Falls ich immer mehr esse und alles probiere, könnte es zu Übelkeit und Unwohlsein kommen. Meine Gesundheit wäre in dem Moment gefährdet.“ ☹
Welche Auswirkungen haben die Smartphones auf die Leistung im Sport? Von den wenigen bisherigen Studien ist davon auszugehen, dass die Nutzung des Smartphones in verschiedenen Phasen vor der Erbringung der sportlichen Leistung, die Konzentration stört, die Entscheidungsfindung hemmt und geistige Ermüdung induziert wird. Die verstärkte Autonomie, Identitätsmanagement, Kommunikation und das öffentliche Teilen stellen auch gleichzeitig ein Risiko für die Leistungen und Erfahrungen des Athleten dar sowie für deren Image. Positive Effekte im Sport sind die mögliche Motivationssteigerung, der Teamgedanke, die Imagebildung und die soziale Bindung bzw. Verbindung zu Peers. Negative Aspekte wie Angst, Kritik und Verpflichtung können die sportliche Leistung hemmen. Nach den Ergebnissen von DesCloudes et. al (2018) nutzte eine Gruppe von kanadische Hochschulathleten ihre Telefone für durchschnittlich 32 Stunden pro Woche. Die Nutzung sozialer Medien stand im absoluten Vordergrund gegenüber anderen Anwendungen mit einem zeitlichen Plus von etwa 7 Stunden. Das Smartphone ist fast bei allen Gelegenheiten in Reichweite, außer in der Dusche. Während der Wettkämpfe in den Pausen oder wenn nichts zu tun ist, wird das Smartphone gerne für das Texten an Freunde und Bekannte genutzt, um in der freien Zeit beschäftigt zu sein. Einige Athleten nutzten selbst auferlegte Regeln, um sich mindestens 20 Minuten vor dem Wettkampf zu konzentrieren. Andere Athleten beschrieben eine natürliche Trennung von ihrem Smartphone durch den Einfluss von Kälte oder Wasser als äußere Trainingsbedingungen. Teilweise befand sich ihr Smartphone in einem Spind bzw. in der Sporttasche oder ging ganz aus. Diese „Trennungsmomente“ wurden teilweise als Erleichterung wahrgenommen, mit der Ausnahme, dass eine wichtige Nachricht erwartet wurde. Absturz oder Verlust konnte Panik bzw. Angst auslösen. Athleten, die Nachrichten oder Bestätigungsinformationen zu Wettkämpfen erhielten, nahmen dies als einen zusätzlichen Stressfaktor war. Ablenkungen durch Fotografieren oder durch das Anschauen von coolen Bildern waren Gründe, dass Abschlussarbeiten nicht pünktlich abgegeben werden konnten. ☹ Sportliche Höchstleistungen gehen meist einher mit dem Streben nach beruflichem Erfolg durch Disziplin, der Entwicklung von Selbstwertgefühl, Teamarbeit und Führung sowie mit der Partizipation in sozialen Netzwerken. Aus diesen erhöhten Anforderungen können Stress, Burnout und Krankheiten entstehen. Das Potenzial für Ablenkungen, Rückschläge und beeinträchtigendes Wohlbefinden ist hoch, wenn keine effektive Selbstregulation der Athleten erfolgt. Auch die teilnehmenden Zuschauer wurden von Athleten im Wettkampf durch die Nutzung der sozialen Medien als abwesend wahrgenommen. Der zielgerichtete Support von außen wurde als negativ bewertet. Selbst Athleten, die ständig in den Wettkampfpausen mit ihrem Smartphone beschäftigt waren, spekulierten, dass die Leistung bzw. Intensität durch diesen Rückzug in Training und Wettkampf nicht optimal war. Der Teamgedanke als situatives Geschehen konnte nicht adäquat wahrgenommen werden. Es entstand teilweise der Eindruck, dass Athleten oder Zuschauer nur zum Posten zum Wettkampf kommen. ☹ Das Smartphone ist ein „Multifunktionswerkzeug“. Die positiven Aspekte sind mit den vielfältigen Aufgaben in den Bereichen Organisation und Planung gegeben. Besonders für Athleten, die weltweit unterwegs sind, ist das Smartphone eine extreme Erleichterung. In der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung können Musik, Töne, Frequenzen oder andere Varianten zur Abschottung mit dem besten Begleiter genutzt werden. Die unmittelbare mentale Vorbereitung wird sehr stark davon beeinflusst und der Fokus wird verbessert bzw. optimal eingestellt. Reflexionsfragen: 1) Wie sieht deine effektive Selbstregulation in den Bereichen Smartphone – Gebrauch bzw. Nutzung von Social Media aus? Hast du einen Plan oder eine Struktur? 2)Setzt du eine präzise Musikliste ein, die du zum Aktivieren oder Motivieren vor dem Wettkampf hörst?