Benutzer:Florian Huber/Ablage

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Der Begriff ''Lombardisch'' bezieht sich auf eine Gruppe von verwandten Dialekten, die hauptsächlich in der südlichen [[Schweiz]] ([[Ticino]] und [[Graubünden]]) und Nord[[italien]] gesprochen werden. Es wird als Minderheitssprache bezeichnet und wird von [[Ethnologue]] und dem ''Roten Buch über gefährdete Sprachen der [[UNESCO]]'' als eigene Sprache anerkannt. Obwohl es manchmal fälschlicherweise als [[Italienische Sprache|italienischer]] Dialekt bezeichnet wird, ist das Lombardische mit dieser Sprache nicht eng verwandt, da das Lombardische und das Italienische zu verschwiedenen Zweigen der [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachfamilie]] gehören. Es steht jedoch fest, dass die lombardischsprachigen Gemeinschaften (oder genauer der winzige Prozentsatz ihrer Mitglieder, die lesen und schreiben konnten)  Jahrhunderte lang eine Form des Toskanischen (später als Italienisch bekannt) als Sprache der schriftlichen Kommunikation verwendet haben und keine schriftliche Standardvariante des Lombardischen entwickelten. Andererseits steht auch fest, dass das Lombardische im Gegensatz zum Italienischen eine [[Galloromanische Sprachen|galloromanische Sprache]] ist und daher näher mit dem Französischen als mit dem Italienischen verwandt ist.

Es gibt kein gegenseitiges Verständnis zwischen lombardischen [[Varietät (Linguistik)|Varietäten]] und dem Italienischen gibt, genausowenig wie zwischen weit entfernten Varitäten der lombardischen Sprache. 

Die lombardischen Varitetäten lassen sich ungefähr in diese zwei Gruppen einteilen: Westlombardisch (in [[Ticino]], [[Mailand]], [[Varese]], [[Como]] und  [[Lecco]]) und Ostlombardisch (in [[Bergamo]], [[Brescia]] und [[Crema]]. Die Varietäten des [[Veltlin]]s und [[Graubünden]]s sollten trotz ihrer eigenen Eigenschaften und Ähnlichkeiten mit den westlombardischen zu den ostlombardischen Varietäten gezählt werden.

== Eigenschaften ==
Im Gegensatz zu den meisten anderen romanischen Sprachen gibt es in vielen westlombardischen Dialekten [[Vokalquantität]], zum Beispiel ''paas'' [paːs] 'Frieden' vs. ''pass'' [pas] 'Schritt', ''ciapaa'' [ʧaˈpaː] 'genommen m.' vs. ''ciapá'' [ʧaˈpa] 'nehmen'. Eine weitere untypische Eigenschaft ist, die beträchtliche Verwendung von [[idiom]]atischen Phrasalverben (Verb-Partizip-Konstruktionen), zum Beispiel ''trá'' 'ziehen', ''trá via'' 'verschwenden, wegwerfen', ''trá sü'' 'sich übergeben', ''trá fö(ra)'' 'wegnehmen'; ''mangiá'' 'essen', ''mangiá fö(ra)'' 'verschwenden'.

== Verwendung ==
Das Italienische wird in lombardischsprachigen Gebieten häufig verwendet, doch der Status  des lombardischen in Italien und der Schweiz ist ziemlich unterschiedlich. Das erklärt, dass die lombardische Sprache hauptsächlich in den schweizer Gebieten (Lombardia svizzeria) gesprochen wird.

=== In der Scheiz ===
In der Schweiz werden die lokalen lombardischen Varietäten im Allgemeinen besser erhalten und sind lebendiger. Es werden keine negativen Gefühlen mit dem Gebrauch des Lombardischen im Alltag assoziiert, auch dann nicht, wenn vollkommen Fremden gesprochen wird. Einige Radio- und Fernsehprogramme, besonders Komödien, werden gelegentlich von [http://www.rtsi.ch/ RTSI] auf Lombardisch gesendet. Außderdem ist es nicht unüblich für Leute auf Lombardisch auf spontane Fragen zu antworten. Es gibt sogar Fernsehwerbung auf Lombardisch. Die wichtigste Forschungsinstution, die sich mit lombardischen Dialekten beschäftigt, (''CDE - Centro di dialettologia e di etnografia'', eine Einrichtung der (Kanton-)Regierung) liegt in [[Bellinzona]]. Im Dezember 2004 veröffentlichte das CDE das [http://www.ti.ch/decs/dc/cde/temi/lessico.asp?menu=11 LSI], ein fünfbändiges Wörterbuch für alle lombardischen Varietäten, die in der Schweiz gesprochen werden.

=== In Italien ===
Das Lombardische wird heutzutage eher selten in Italien verwendet. Das liegt an einigen historischen und sozialen Gründen: Eine nicht normgerechte Varietät zu sprechen wird für ein Zeichen schlechter Bildung oder niederen sozialen Status gehalten und italienische Politiker rieten von der Verwendung des Lombardischen ab, wahrscheinlich weil das als ein Hindernis für den Versuch eine nationale Identität zu kreieren.