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Oskar Döll (* 1. März 1886 in Suhl; † 20. September 1914 in Fontenoy bei Paris) war ein deutscher Bildhauer und Maler, dessen vielversprechend begonnene Künstlerkarriere schon zu Beginn des I. Weltkriegs tragisch endete.

Leben

Döll wurde in Südthüringen als Sohn eines Graveurs geboren, der ihn für das Graveurhandwerk ausbildete und 1903 auf die Münchner Kunstgewerbeschule schickte. Zusammen mit seinem dortigen Lehrer, dem Bildhauer Ignatius Taschner, ging Döll dann nach Breslau, wo er 1905 sein Studium an der Kgl. Kunst- und Kunstgewerbeschule abschloss. Nach Ableistung seines Einjährig- Freiwilligen-Dienstes in Thüringen folgte er 1906 für ein Jahr Taschner nach Berlin, fühlte sich dort bald jedoch in seiner eigenen künstlerischen Entwicklung zu eingeschränkt.

Von 1907 bis Ende 1912 studierte er erneut, jetzt an der Kgl. Akademie der Bildenden Künste in Dresden als Mitglied der Meisterklasse von Georg Wrba. Zu Dölls dortigem engeren Freundeskreis gehörten der ebenfalls aus Suhl gebürtige Maler Alexander Gerbig, der Dresdner Maler und Komponist Paul Oberhoff und der Görlitzer Paul Pils. Für sie alle war der einige Jahre ältere Max Pechstein, der auch in Dresden ausgebildet wurde und in einem eigenem Atelier arbeitete, das Vorbild für einen Aufbruch zu einem neuen Kunstverständnis.

Schon während der Studienjahre entstand eine Vielzahl kunsthandwerklicher Arbeiten Dölls - wie Entwürfe für Schmuckstücke, Medaillen, Gewehrgravuren. Seine intensive Mitarbeit an Taschners Projekten belegte die Tiergruppe „Mädchen mit Falken auf einem Hirsch“ (1908) als Teil des Berliner „Kronprinzensilber“. Beteiligungen an Wettbewerben erbrachten Aufträge für Siegel, Gedenkmünzen u.a. – zumeist vermittelt von seinem in Dresden ansässigen Onkel und Berater Otto Keilpart. Als Fassadenschmuck entstandene Monumentalfiguren (besonders in Dresden und im sächsischen Umland) kosteten Döll viel Kraft und verzögerten die Weiterführung eigener Vorhaben.

1911/12 hatten Döll und Gerbig eine achtwöchige Studienreise nach Frankreich unternommen, ins „Land der Landschaftsmaler“, zu den gotischen Kathedralen – und in den Louvre, wo die jungen thüringer Künstler mit Begeisterung und kritischer Würdigung die Meisterwerke der europäischen Kunst studierten. Das „gewaltige Naturgefühl“ von Paul Cezannes Malerei, die Aufhebung tradierter nationaler Formen in den Plastiken von Auguste Rodin beeindruckten Döll besonders nachhaltig.

Vor allem aber prägte das überragende Vorbild Rodin das jahrelange Ringen von Oskar Döll um die plastische Bewältigung nackter Männerkörper, in traditioneller heroischer Anmutung, aber auch lebensverbunden - in einer kämpfenden Dreiergruppe oder beim Bergsteigen. Den Geheimnissen formgestalterischer Wahrhaftigkeit seiner Arbeitsprojekte blieb er in Unrast weiter auf der Spur. Die Gestalt eines Sackträgers zum Beispiel, durchaus mit lokalem Bezug zur Thüringer Heimat, hatte Döll schon in frühen Arbeiten beschäftigt, er hatte sie „unbekleidet“ und „angezogen“ erprobt, in Handzeichnungen und plastischen Variationen. Mit der Bronzefigur eines nackten antiken Kriegers gewann Döll 1912 einen Wettbewerb zu einem Denkmal der Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/ 71 für den Marktbrunnen in Dippoldiswalde.

Nach umfangreichen bauplastischen Arbeiten für das Dresdner Neue Schauspielhaus konnte sich Döll im Herbst 1913 eine zweiwöchentliche Italienreise zu den Kunstschätzen und Baudenkmälern von Florenz, Rom und Neapel leisten. „Das stärkste Erlebnis für den Bildhauer: Michelangelos unfertiger David.“ (Tagebuch vom 4.Oktober 1913).

Reisen in die thüringer Heimat, Wandern und Jagdpartien in der Sächsischen Schweiz und in Böhmen, öfters mit Malerfreunden aus Dresden, vorzugsweise mit Paul Oberhoff, brachten ihm Atempausen bei den sich häufenden Entwurfs- und Realisierungsarbeiten bauplastischer Aufträge.

Der Ausbruch des I. Weltkriegs beendete abrupt die Karriere des erst 28-jährigen Bildhauers, der in knapp zehn Jahren künstlerischer Entfaltung einen äußerst erfolgreichen Weg gegangen und dabei war, über Max Liebermann seine Aufnahme in die Berliner Sezession zu erreichen.

Am 2. August 1914 ereilte Döll die Einberufung zum Kriegsdienst; bereits am 2o.September 1914 wurde er getötet – bei einer Spähtrupp-Aktion nahe vor Paris, als befohlen worden war, eine verlorengegangene Regimentsfahne zurückzuholen. „Für Dresdens junge Kunst ist sein Tod ein unersetzlicher Verlust…“ schrieben Dölls Lehrer Georg Wrba und seine Freunde in einem Nachruf.


Ausstellungen

  • Gedächtnisausstellung anläßlich des 100. Geburtstags, Klub „Johannes R. Becher“ Suhl, 25. Oktober bis 10. November 1986
  • Ausstellung der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden 1986

Werke (Auswahl)

1897 Spielende Kinder, Aquarell

1906 Selbstbildnis mit Zigarre , Öl auf Leinwand 1906 Selbstbildnis, Aquarell

1908 Unbekleideter Sackträger, Gips

1908 Bekleideter Sackträger, Gips

1908 Porträtbüste Charlotte Dietze, Gips

1905-08 Mädchen mit Falken auf einem Hirsch, Silber ( Mitarbeit) 1909 Stehender unbekleideter alter Mann, Gips

1910 Prägestempel für Gedenkmedaille zur Einweihung des Neuen Rathauses in Dresden

1912/ 13 Brunnen mit Kriegerdenkmal („Antiker Krieger“) für den Marktplatz in Dippoldiswalde, Bronze (Undatiert) Muskelmann, Gips

1910/ 13 Gruppe „Kampf“, Bronze

1910/ 13 Gruppe „Bergsteiger“, Bronze

1910/ 13 Porträtbüste Paul Oberhoff, Bronze

1913 Knabe mit Maske und drei weitere Balustradenfiguren über der Königsvorfahrt der Neuen Schauspielhauses Dresden, Steinguß

1914 Porträtbüsten von Frau Nolden und der Tochter des Dresdner Stadtbaurats Erlwein, Gipsmodelle für Schlusssteine der Studienanstalt für Mädchen, Dresden-Neustadt

1913/ 14 Entwurf Preismedaille der Dresdner Kunstakademie

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise



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