Benutzer:Franz Christoph/Amt Lauterstein

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Das Amt Lauterstein ist ein ehemaliges kurfürstlich-, später königlich-sächsisches Amt im oberen Erzgebirge, genannt nach dem Schloß Lauterstein (zerstört 1639).


Geografische Lage

Das Amt Lauterstein liegt im mittleren, oberen Erzgebirge an den Flüssen Flöha und der Pockau. Es ist eine waldreiche Mittelgebirgsregion in einer Höhe zwischen 500 und 800m, höchste Erhebung ist mit 817m Steinhübel. Zentraler Ort ist die heutige Kreisstadt Marienberg; die Region grenzt im Süden an Tschechien

Geschichtliches (Zeittafel)

Burg, Schloss und Herrschaft Lauenstein

vor/um 1200 Errichtung der Burg Lauterstein im Zuge der Besiedlung des oberen Erzgebirges. 1304 erste urkundliche Erwähnung, die Burg ist im Besitz von „Johannis in Lutirstein“ aus der reichsministerialischen Familie von Erdmannsdorf. Später geht die Burg in den Besitz der Reichsministerialen von Schellenberg über, die auch die nördlich angrenzende gleichnamige Herrschaft (später Augustusburg) innehatten. 1323 Lauterstein gelangt nach längeren Fehden in den Machtbereich der Markgrafen von Meißen, Burg und Herrschaft Lauterstein wird von Markgraf Friedrich (der Freidige)von Meißen an die Burggrafen Albrecht von Altenburg und Otto von Leisnig verlehnt. 1433 Otto und Albrecht von Leisnig verpfänden Schloss Lauterstein mit allen dazu gehörenden Dörfern und verkaufen 1434 Schloss und Herrschaft Lauterstein an den Freiberger Bürgermeister und Besitzer des Rittergutes Saida, Kaspar von Berbisdorf 1). Kurfürst Friedrich II. (der Sanftmütige) belehnt im selben Jahr Caspar von Berbisdorf mit der Herrschaft Lauterstein. Die Familie von Berbisdorf baut in den Folgejahren die Burg Lauterstein zu einem Schloss aus. 1497 teilen Bastian und Melchior von Berbisdorf die Herrschaft Lauterstein in Ober- und Unterlauterstein und trennen das Schloss durch eine Mauer („Schiedsmauer“) mit getrennten Eingängen – Obertor und Niedertor. 1530 (7. Februar) Schlossbrand, der 90-ährige Georg von Berbisdorf kommt bei einem Rettungsversuch ums Leben. Das Doppelschloss Lauterstein wird wieder aufgebaut.


1) Das markmeißnische Adelsgeschlecht ist zuerst mit dem Bürgermeister Caspar v. Berbisdorf in Freiberg nachweisbar. Er erwarb 1434 die Herrschaft Lauterstein, die bis 1559 in der Familie blieb. Im 17. und frühen 18. Jahrhundert besaßen die Berbisdorf u.a. das Rittergut Rückerswalde, mehrere Hammerwerke im Preßnitztal und im Raum Marienberg. Im 19. Jahrhundert erlosch das Geschlecht.


Amt Lauterstein

1559 Kurfürst August kauft das Schloss und die Herrschaft Lauterstein (Zwangsverkauf) für 107.784 fl. (Gulden) von der Familie von Berbisdorf und richtet 1560 das Amt Lauterstein ein, das Schloss wird Sitz des Amtsschössers → Kaufbrief vom 29. September 1559 "Wie und welcher gestallt das Amt Lauterstein dem Churfürsten zu Sachßen und Burggrafen zu Magdeburg ec. eigenthümlichen zukommen"). 1560 der Kurfürst bestätigt die bestehenden Rechte und Pflichten der Erbeinwohner und legt die Holznutzung und der Jagdfronen fest (Churfürst Augusts Holzordnung). 1639 wird Schloss Lauterstein von drei schwedischen Soldaten angezündet, der Schösser und das Amtspersonal sind zuvor nach Marienberg geflüchtet. Das Schloss wird nicht wieder aufgebaut und verfällt zur Ruine. 1539 wird Marienburg Sitz des Amtes Lauterstein. 1629 Federzeichnung von Schloss Lauterstein nach W. Dillich: Auf dieser Zeichnung erkennt man zwei mehrstöckige Gebäudeflügel, die einen kleinen Hof mit dem Bergfried östlich und westlich begrenzen. Unterhalb der bebauten Fläche umschließen Zwingermauern die Felsklippe. Am Fuße der Burg sind östlich wie westlich Häuser zusehen, die zur Burg gehört haben dürften.Die jenseits der Pockau liegenden Häuser sind mit dem Ostufer durch eine Brücke verbunden. 1684 erleidet die Stadt Marienberg durch eine Feuersbrunst erhebliche Schäden, dabei wird auch das kurfürstliche Amtshaus vernichtet. Der Amtssitz wird deshalb bis 1697 nach Zöblitz verlegt, danach für zwei Jahre wieder zurück nach Marienberg. Von 1699 bis 1752 ist Olbernhau Amtssitz, ab 1752 wieder Zöblitz. 1700 im Amt Lauterstein leben 13 Orten 2.904 Einwohner. 1834 das Amt Lauterstein hat eine Größe von 3.946 Quadratmeilen und 17.064 Einwohnern in 2.219 Häusern; zu dem Amt gehören die Stadt Zöblitz und 31 Dörfer, davon 13⅔ Amtsdörfer, die anderen zu 11 Rittergütern gehörig. Amtsdörfer (in Klammern die Einwohnerzahlen.): Pobershau, (1250), Rittersberg (180), Niederlauterstein mit dem Gut Neudeck und dem Schweizervorwerke (520), Lauta (420), Pockau (600), Görsdorf (460) Blumenau (380), Sorgau (400), Ansprung (630), Seifenbach (700 in zwei Gemeinden), Hirschberg (100); Rittergüter: Rübenau (1160), Ober- und Niedernanatzschkau (310), Einsiedel mit dem Hofe und dem Sensenhammer (300), Rotenthal (450), Grünthal (170), Olbernhau (2600), Wernsdorf (280) mit Nieder- und Neuhaselbach (380), Forchheim (1220) mit Oberhaselbach (280), Seida (1460), bestehend aus Ober-, Mittel- und Niedersaida, Lippersdorf (940). Die im Gebiet des Amtes Lauterstein liegende Stadt Marienberg, die zeitweise Sitz des Amtes war, gehörte als Stadt mit besonderen Rechten nicht zum Amt. 1786 wird die Verwaltung der Ämter geteilt, es wird je ein Rentamt und ein Justizamt eingerichtet. Ab 1832 wird die Verwaltung im Königreich Sachsen neu organisiert: 2.2.1832 Städteverordnung, 17.3.1832 Gesetz über Ablösungen und Gemeinheitsteilungen, 7.11.1838 Landgemeindeordnung. 1833 beginnt die Ablösung der Jagdfronen, 1846 die Ablösung der Lehnsgeldverpflichtungen , bis 1859 sind alle Reste feudaler Lasten zur Ablösung gebracht. 1856 treten im Königreich Sachsen an die Stelle der Ämter 14 Amtshauptmannschaften, 1874 gehört das frühere Amt Lauterstein zur Amtshauptmannschaft Marienberg.

Quellen


Geschichte des Sächsischen Hochlandes mit besonderer Beziehung auf das Amt Lauterstein und angrenzende Städte, Schlösser und Rittergüter, von Carl Wilhelm Hering, 1827. Beschreibung von Sachsen, Albert Schiffner, 1840. Die mittelalterlichen Burgen an der Pockau im Erzgebirge, Volkmar Geupel, in: Burgenforschung aus Sachsen, 576, 1995. Die Parochie Olberhau, O. Pinder, in: Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Marienberg, 1900. Die Parochie Zöblitz, P. Munde, in: Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Marienberg, 1900.